Mit Ruhe und Gelassenheit setzen sich The Necks mitten in den Topf zwischen Avant-Garde, Minimal, Jazz und Ambient. Hie und da krautet es auch und alles hat einen ziemlichen Drang nach vorne. Die langzeit Improvisationsgruppe The Necks spielt seit 1987 frei auf und haben sich in den bald vierzig Jahren zu einer der grossen Kult-Band der Jazzszene gespielt. Das liegt auch an der Gleichzeitigkeit von Simplizität und Komplexität, oder wie es The Wire sagt: «Tonal, accessible, and yet profoundly challenging.» Mit viel Geduld und Ruhe bauen Pianist Chris Abrahams, Schlagzeuger Tony Buck und Bassist Lloyd Swanton ihre Improvisation zu einem grossen Ganzen. Ihre Konzerte bedienen sich keinen Songstrukturen und bleiben improvisiert. Das Trio verständigt sich ganz ohne Wort und Zeichen, sondern nach jahrzehntelangem Zusammenspiel nur über ihre Musik. Wir versuchen uns, wie fast immer, mit Superlativen zurückzuhalten und überlassen das hier deshalb gerne The New York Times, die The Necks als “the greatest trio on Earth” hochgelobt haben.
Auch dem Experiment aus Bariton Gitarre, Schlagzeug, Kassette und Gesang von Able Noise erliegen zur Zeit Musiknerds und -kritiker*innen. Zwischen Den Haag und Athen haben George Knegtel (Baritone Gitarre) und Alex Andropoulos (Drums) während knapp zwei Jahren intensiver Arbeit und Detailversessenheit an ihre Debüt LP «High Tide» gearbeitet und diese im November 2024 auf dem geschätzten Label World Of Echo veröffentlicht. Entstanden ist eine weite musikalische Reise, die Wegbegleiter*innen von caroline featured und sich am ehestens als eine freie Art Postpostrock kategorisieren lässt – ganz ohne Wegweiser und Scheuklappen. Kennengelernt haben sich während ihrem Studium an der Royal Academy of Arts in Den Haag. Nachdem sie in einer gemeinsamen Punk Band gespielt haben, gründeten sie das experimentelle Duo Able Noise, das sich in erster Linie auf Live-Konzerte konzentriert, bei denen ihre Musik von der Körperlichkeit ihres Spiels geprägt ist. Seither versuchen sie sich an neuen Spielweisen ihrer Instrumente: Da kann die Baritone Gitarre schon mal mehr wie eine Harfe klingen oder wie im Song Providence mit Feedback die Schlagzeugfelle als Synthie entfremdet werden. Doch wird nichts nur dem Experiment zuliebe gemacht, sondern hat stets ein musikalisches und kompositorisches Ganzes im Blick.