Veranstaltungsarchiv
Ruedi Widmer hat sich als Cartoonist bei der WOZ und im Tagesanzeiger einen Namen gemacht. Seit zehn Jahren zeichnet und schreibt er zudem für den Winterthurer Landboten die Serie «Die letzten Geheimnisse einer rationalen Welt»: Überlegungen zu Stangeneiern, Tagesschau, Robidog, Designermöbeln, Ulrich Tilgner, Pfeffersprays, Ameisenstrassen oder zum Google-StreetView-Auto. Zweihundert Folgen sind jetzt in Buchform erschienen. Einige davon wird Ruedi Widmer an diesem Abend im Palace erläutern, mit Hilfe einer Projektion und Tom Combo. Letzterer wird diesen Abend auch noch als DJ explodieren.
Nach der Reggae-Reihe in der letzten Saison widmet sich die Nachtbar nun in unregelmässigen Abständen dem Soul, Funk und Rhythm&Blues. Um der Wärme des Souls gerecht zu werden, zügelt die Nachtbar zurück in den Saal. Was niemanden vom Tanzen abhalten soll. Denn das Motto der Resident DJs Novak und Wempe vom Helsinki Club Zürich, deren knisterndes Vinyl-Set nach dem Konzert von The Heavy noch heute für Schwärmereien sorgt, lautet klar: «Get dressed & put your dancin' shoes on!».
Die Wirtschaftskrise, Teil II: Das Ende des Bankgeheimnis und Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe. Keine Regulierung der Finanzmärkte, keine Gnade bei den Sozialwerken. Ein irrlichten- der Bundespräsident fliegt im Jet nach Libyen. Zum Schluss regiert der blanke Fremdenhass. Es war nicht ganz einfach, in diesem verwirrlichen Jahr alle Tassen im Schrank zu behalten. Wie soll, wie kann es weitergehen? Die Erfreuliche Universität lädt im Januar an drei Abenden zwei Personen zu je einem Thema ein. Das genaue Programm wird bis am Silvester bekanntgeben. Es wird so spannend wie das Zünden einer Tischbombe. Mindestens.
Die Nachtbar unter dem Motto «Via Chicago» geht in die vierte Runde; und wieder stöbert das Chicago-DJ-Team aus Rapperswil im musikalischen Archiv der Windy City. Aber nicht nur. Dem Motto gemäss erwartet Euch eine akustische Reise durch allerlei spannende Klanglandschaften, bei denen Chicago immer wichtige Durchgangsstation ist. Teils längst vergessene, aber chicago-affine Orte, die durch eine seltsame Schönheit bezaubern, sollen wiederentdeckt werden. Die beiden DJs Postomat und Somasmile liefern auch dieses Mal wieder die passenden Bilder zu den Sounds direkt auf die Leinwand.
Nicht viele junge Schweizer Bands können von sich behaupten, ausserhalb Europas Konzerte gespielt zu haben. Erst recht nicht in Afrika. Filewile sind soeben von dort zurückgekehrt. Der Trip kommt nicht von ungefähr, zumal Filewiles Sängerin Joy Frempong eine Afro-Schweizerin ist, und die von Dustbowl und Dejot produzierten Sounds unter anderem stark an Black Music verweisen. Zusammen mit dem Rapper RQM und Bassist Mago Flueck sind sie zu einer Band gewachsen. Mit ihrer popverliebten Mischung aus Dub-Reggae, Electro und Space-Funk sind Filewile der derzeit heisseste Schweizer Musikexport, und laufen als Heavy Rotation auf FM4. Angefangen haben die Berner als Duo und selbsternannte Laptop-Strassenmusikanten. Mit kostenlosen Veröffentlichungen übers Internet haben sie ihre Musik international rasch verbreitet. Remixes folgten, Kooperationen via Internet - Do It Yourself der Nuller Jahre as it‘s best, zweifelsohne eine der bedeutenderen Errungenschaften der Popkultur im letzten Jahrzehnt. Filewile geniessen hierbei Pionierstatus in der Schweiz. Mit dabei ist das Talen Bass System aus Winterthur, die mit ihrem frischen Dancehall/Ragga bis in die Vorzeige-Radioshow mit Mary Anne Hobbs auf BBC1 geschafft haben. Die in Kollaborationen mit den hier bestens bekannten Sensational und Oddateee entstandenen Tracks sind top!
Die Wirtschaftskrise, Teil II: Das Ende des Bankgeheimnis und Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe. Keine Regulierung der Finanzmärkte, keine Gnade bei den Sozialwerken. Ein irrlichten- der Bundespräsident fliegt im Jet nach Libyen. Zum Schluss regiert der blanke Fremdenhass. Es war nicht ganz einfach, in diesem verwirrlichen Jahr alle Tassen im Schrank zu behalten. Wie soll, wie kann es weitergehen? Die Erfreuliche Universität lädt im Januar an drei Abenden zwei Personen zu je einem Thema ein. Das genaue Programm wird bis am Silvester bekanntgeben. Es wird so spannend wie das Zünden einer Tischbombe. Mindestens.
Noch mehr Schweizer Bands! Sixties-Beat aus der Westschweiz, Noise-Rock aus dem Tessin und New-Wave aus der Innerschweiz, erstmals und erst noch an einem Abend in der Ostschweiz. Gut für den landesweiten Überblick, denn die drei Bands gehören zu den Interessantesten. Die weitsichtigen Mondrians behalten wir seit längerem im Auge, ihr neues Album sticht mit guten, dreckigen Rock’n’Roll-Songs hervor. Ganz anders die Les Yeux Sans Visage aus Luzern, welche Gefahr laufen, in die hundertste New-Wave Wiederholungsschleife zu geraten. Die junge Band macht ihr Ding aber so gut, dass sie sich getrost als Schweizer Ausgabe der Editors oder Interpol rühmen dürfen. Oder wie das Online-Magazin 78s meint: «Wer hats erfun- den? Die Schweizer sicher nicht, trotzdem ... hier dröhnt der ehrlichste Post-Punk Helvetiens.». Peter Kernel hingegen orientieren sich am Sound der späten Achtziger, frühen Neunziger und Grössen wie Pavement oder Sonic Youth. Ursprünglich wurde die Band gegründet, um den Videoproduktionen der Bassistin und Kanada-Schweizerin Barbara Lehnhoff ein musikalisches Gewand zu geben. Inzwischen sind die Tessiner eine der meistgefragten Schweizer Indie-Bands.
Die Wirtschaftskrise, Teil II: Das Ende des Bankgeheimnis und Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe. Keine Regulierung der Finanzmärkte, keine Gnade bei den Sozialwerken. Ein irrlichten- der Bundespräsident fliegt im Jet nach Libyen. Zum Schluss regiert der blanke Fremdenhass. Es war nicht ganz einfach, in diesem verwirrlichen Jahr alle Tassen im Schrank zu behalten. Wie soll, wie kann es weitergehen? Die Erfreuliche Universität lädt im Januar an drei Abenden zwei Personen zu je einem Thema ein. Das genaue Programm wird bis am Silvester bekanntgeben. Es wird so spannend wie das Zünden einer Tischbombe. Mindestens.
Halbzeit, die Seifenoper geht in die vierte Runde. Fussball und Weihnachten sind vorüber, was bringt das neue Jahr? Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Theater St.Gallen treffen sich einmal im Monat im Palace an einem Kebabstand, um die neusten Absonderheiten dieser Stadt zu verhandeln. Ein ungefähres Drehbuch, eine Probe, das bedeutet Stand-up, Kabarett, vielleicht auch Unfug und Scheitern. Und die Protagonisten werden sich verlieben und sterben wie im richtigen Leben im Fernsehen.
Würde man Bands einer Jahreszeit zuordnen, so hätten The Leisure Society im Winter ihren Platz. Ihr sehnsüchtiger Folk-Pop ist das Richtige für kurze Tage, wo die Herzen schwer wiegen und es draussen vorwiegend dunkel ist. Tatsächlich sind The Leisure Society ein Kind der Krise, einer ausgewachsenen Krise von Nick Hemming, dem Kopf des Kollektivs. Statt an dieser Stelle genauer darauf einzugehen, empfehlen wir den direkten Weg in den Plattenladen. Das hört sich dann bestimmt besser an. Das fast zehnköpfige Kollektiv sorgt in Grossbritannien derzeit für Begeisterungsstürme, was angesichts ihrer bis oben hin mit Pathos und Verzweiflung gefüllten Album nicht erstaunt. Brian Wilson, Nick Drake aber auch Ennio Morricone sind die wichtigsten Einflüsse für diese wunderschön sanft und doch opulent mit Glockenspiel, Ukulele, Banjo, Cello, Flöte und Klarinette arrangierten Musik. Die zu Deutsch «Freizeitgesellschaft», darf in einem Atemzug mit Sufjan Stevens, Magnetic Fields, Grizzly Bear oder den Fleet Foxes genannt werden. Selbst Brian Eno ist begeistert: «The only other thing I've been listening to lately with enthusiasm». Bereits zum dritten Mal im Vorprogramm mit dabei, Sebastian Bill, St. Gallens beste Ausgabe dieser Musikergattung.
Der in Berlin lebende Birminghamer Chris Clark ist zweifelsohne jener aktuelle Warp-Produzent, der das grosse Erbe von Aphex Twin, Boards Of Canada oder Autechre mit Würde weiterführen und im besten Fall einen Zacken oben drauf setzen kann. Über Jahre ist sein äusserst kreatives Schaffen abermals mit blossem Staunen zu beobachten. Ambient, Rave, Postrock, Hip Hop, Grime, Acid, Drum’n’Bass, alles kommt in den Fleischwolf, willkommen in der Genreschlachtmeisterei! Was dabei herauskommt, lässt sich kaum in Worte fassen, tönt aber wuchtig, klar und gradlinig, bei aller Unwahrscheinlichkeit in Betracht der Vorgehensweise. Clark kann einen fertig machen. Kaum hat man eine euphorische Melodie entdeckt, wird sie sogleich wieder bis zur Unkenntlichkeit verschwurbelt, nur damit kurz darauf wiederum ein eruptives Ravegewitter einsetzen wird. Ähnlich wie Otto von Schirach oder Tim Exile stellt Clark mit elektronischer Musik alle möglichen Experimente an, deren Resultat man nicht für möglich hielt. Ob er Dance Music nun auf den übernächsten Level hievt oder sie verarscht (beides wird oft behauptet), ist egal. Hier handelt es sich um eine visionäre Momentaufnahme, wie elektronische Musik aussehen kann, wenn man die inneren Grenzen aufbricht. Klar, das kann man nicht immer hören, das ist zuweilen anstrengend, kompliziert und macht nervös. Live aber (und damit ist keine Laptop-Show gemeint!), haut das rein wie nichts. De:Bug meinte kürzlich sogar: «Magische Melancholie, Endstation Grossartigkeit. Was soll hiernach noch kommen? ». Das wichtigste Konzert des Monats.
Gregor Sieböck ist zu Fuss um die halbe Welt gewandert, darüber berichtet er in einem Buch und an Vorträgen. Seine Interessen sind Pilgerwanderungen, Schauen und Staunen, Begegnungen. Ob er Rilkesätze liest und dabei Giacobbo getroffen hat, wissen wir leider nicht. Aber es scheint, als wäre der studierte Ökonom direkt aus Stahlbergers Jakobsweg-Lied gepurzelt. Und wenn da noch der Ex-Palace-Barchef Brüni, vor kurzem selber ab dur d Hintertür uf dä Jakobswäg und seit kurzem erfreulicherweise wieder zurück, durch den Abend führt, Rock’n’Roll und Country auflegt, dann kann nichts mehr falsch gehen.
Für gute Tanzmusik ging man in Westeuropa früher in auch in Dancings, heute bleibt oft nur noch Mainstream-Disco oder Bum Club Bum zur Wahl. Da klafft eine Lücke und wir schliessen sie: Die beiden DJs Novak und Wempe spielen Soul, Funk & R’n’B Klassiker nur ab Vinyl und werden aus dem Palace auch diesmal ein Dancing machen.
Grosses kommt: The Return Of The Magnificent Meister-Scheitel, der Verstärker von everything! Zur Vorfreude der Konzertbericht vom Dezember in Dornbirn, Spielboden: Jochen ist zurück, nicht mehr mit Blumfeld, sondern mit vierköpfiger namenloser Begleitcombo. Begrüssung mit Feedback und dem treibenden «Wohin mit dem Hass?». Haut uns schon mal um, und erst recht ein neuer Song: «Einfach so», eindringlich monoton, Anklänge von frühen Wire, mit sarkastischen Statements zur Zeit. «Wir beissen nicht», sagt er, es wird noch viel Liebe folgen. Jochen, im weissen Hemd und schwarzen Gilet, die Haare aus dem Gesicht gewischt wie seinerzeit Eugen-Ramming, freundlich dem Publikum zugeneigt. «Deutschland hat eine neue Regierung, Guido Westerwelle ist Aussenminister, er schaut auch gleich vorbei, das nächste Lied heisst: Eintragung ins Nichts.» Wow, klar ist das noch politisch gemeint; von da geht's nur aufwärts, immer dichter, und wir hellwach träumend verdistelmeyert. Seine Mitmusiker sind so gut, wie sie sein müssen, und Jochen ist in Hochform, mit Gitarre oder auch mal ohne, dafür im Tanz mit Zigarette: «Hiob» kommt als extended Dance-Monster, fantastisch, quasi Distelmeyers «Hit The North»; ja, dies ist auch für The-Fall-Fans, und Smiths, Prefab Sprout, Go-Betweens sind sowieso tonangebend. Old Nobody bringt New Wave auf den Punkt und zieht «Indie» nach vorne. Alle vor der Bühne in Bewegung. Schiere Verzückung, als drei Gitarren auf Feelies machen, dabei ist es Patti Smiths «Dancing Barefoot». Doch Jochen schraubt sich noch höher: «Pro Familia», aus dem Blumfeld-Frühwerk, ekstatisch-grandios. «Mein System kennt keine Grenzen», jeder begreift jetzt diesen Titel. Und zum Ende, nach vollen zwei Stunden, ist es mit «Murmel» selbstredend nur ein Song. Wir – hin und weg, berauscht und bereichert. Weltklasse, danke Jochen, heavy brillant! Dabei hat er den Überhit «Verstärker» nicht mal gespielt. Das Palace, hoffentlich prallvoll, darf sich auf eine Sternstunde gefasst machen.
Die Ideen der Beat-Generation erweiterten die Grenzen unserer Wahrnehmung und vergrösserten unsere Freiheit. Rapper Göldin, die Lesemeisterin Isla Ward und der St.Galler Aficionado Florian Vetsch erinnern daran in einer fulminanten, hochenergetischen Lesung. Sie feiert nicht nur die berühmten Namen der US-amerikanischen Beat Generation, sondern schlägt auch die Brücke zu den Beats deutscher Zunge. Zudem straft diese Lesung die Behauptung, die Beat-Literatur sei eine Männersache, Lügen, widmet sie sich doch nicht zuletzt dem Andenken der unlängst verstorbenen Lyrikerin Lenore Kandel, deren jahrelang verbotenes LOVE BOOK im Original vorgetragen wird. DJ Soulsonic legt vor, während und nach der Lesung Musik aus der Zeit – Pop & Be-Bop – sowie O-Ton-Aufnahmen auf. Burroughs-Filme flimmern über die Leinwand, Leitzitate hängen allüberall. Diese Lesung wird die Zuhörerschaft noch lange beschäftigen, denn: Die Geister der Toten werden hier zu neuem Leben erweckt, um die Geister der Lebenden zu inspirieren.
Mathias Modica alias Munk ist unangefochtene Disco-König von München und Label-Betreiber von Gomma, dem Zuhause von WhoMadeWho. Als sei das nicht genug ist, macht er selber auch Musik, beim letzten Munk-Album unter anderem zusammen mit James Murphy von LCD Soundsystem. Aktuell aber betätigte er sich als Produzent Hamburger Urgesteine Sterne und ihre neue EP «Der Riss». Am besten bekannt ist Munk aber als DJ und Taktgeber für eine gute Disco-Nacht, erstmals auch in St. Gallen.
25 Stunden, eine Kamera, ein Wort, ein Charakter, ein Gegenstand und ein Thema. Das sind die Vorgaben für die Wochenendbeschäftigung der Teilnehmer (alle können mitmachen) vom diesjährigen 25 Stunden Filmwettbewerb. Die Vorführung und Prämierung der Filme findet im Palace statt. Wir sind gespannt, was vor die Linse kommt.
DJ Badrockar präsentiert eine aktuelle Auswahl an nordischer Musik, mit bekannten Namen und neuen Künstlern, die es zu entdecken gilt. Mit vielen Musikvideos unter anderem von Björk, Emiliana Torrini, Efterklang, Sigur Rós oder Peter, Bjorn and John. Die perfekte Einstimmung zum Nordklang Festival.
Under Byen gehören zu den bekanntesten dänischen Bands. Mit vorwiegend klassischen Instrumenten kreiert die achtköpfige Gruppe eine eigensinnige Mischung aus Post-Rock, die vor allem an Islands Klanginstitution Sigur Ros erinnert, im Gesang, der Mystik und Experimentierfreudigkeit aber auch an Björk oder Portishead. Im Vorprogramm geht der Violinist der Band solo zu Werk. Warm anziehen!
Der erste, der die Idee gehabt hat, einen Zaun um ein Stück Land zu ziehen, hat das Privateigentum erfunden, schrieb Jean Jaques Rousseau vor 250 Jahren. Heute aber, nach der Finanzkrise, hat Frau Elinor Ostrom den Nobelpreis dafür bekommen, das sie sich mit der alten Idee der Allmende, des Gemeinbesitzes von Land zur gemeinsamen Nutzung, auseinander gesetzt hat. Zeit für die Erfreuliche Universität, sich mit verschiedenen Formen des Gemeingebrauchs zu beschäftigen.
Wie funktionieren Betriebe, die ihren Betreibern selbst gehören? Werner Portmann, Historiker und Publizist in Zürich, spricht über die Idee, den Versuch und die Schwierigkeit der Genossenschaft.
Regierungsrätin Karin Keller-Sutter und ihr reinrassiger Vallier sind mittlerweile die viel belachten Stargäste der Seifenoper. Mal schauen, ob sich die Hooliganjägerin mit dem Bombengurt um den Bauch auch im Februar in den Kebabstand traut. Die Ausgangslage bleibt auch in der fünften Ausgabe dieselbe: Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters St.Gallen treffen sich im Palacer Kebabstand, um das Neueste dieser Stadt zu verhandeln. Ein ungefähres Drehbuch, eine Probe, das bedeutet Stand-up, Kabarett, vielleicht aber auch Unfug und Scheitern.
Die entscheidende und beliebteste Frage der Ostrandzone stellt sich zum dritten Mal am grossen Pisa-Fest. Wieder warten steile Fragewand und lustige Bilderrätsel zum Weltgeschehen auf Wagemutige und Wissbegierige, die um Abermillionen Punkte und final um das unikate Palace-Generaljahresabo kämpfen - und die berühmt-berüchtigten Trostpreise (darunter eine Menge CDs und eine Maximo-Park-Film-DVD). Dieses Jahr mit den DJs Wolfman und Mean Sheep danach und einer neuen Quizkapelle mittendrin: Silvan Lassauer and his General Midi Orchestra!
Das neue Album vom Kammerflimmer Kollektief heisst «Wilding» und erscheint am Tag des Murmeltiers. Es ist die bislang stärkste und verletzlichste Platte dieses Karlsruher Trios, irgendwo zwischen Jazz, Krautrock, Pop und Hölle, wo es allein vor sich hinschwebt, sein eigener Himmel. Ein irdischer Himmel, in dem wir wohnen dürfen. Wenn wir nur hören können, mit unseren Ohren und unserem Kopf. Das Kammerflimmer Kollektief ist gefühlig und pathetisch, aber dabei so klar, wie jene Stimmungen klar sind, die Robert Musil, der der Romantik völlig unverdächtig ist, die «taghelle Mystik» nannte. Zusammen mit Dietmar Dath nahm das umtriebige Trio letztes Jahr ein Hörbuch auf. Welchen Namen Kammerflimmer Kollektief weit herum geniesst, ist auch an den Credits einer Remix-Zusammenstellung aus dem Jahr 2006 zu erkennen. Da geben sich das französische Elektro-Duo Noze, die Soul-Jazz Aushängeschilder Secondo und Sutekh und der Berner Musiker Lump 200 die Ehre. Für eines ihrer seltenen Konzerte kommt das Kammerflimmer Kollektief nach St. Gallen. Norbert Möslang wird den Abend an seinen experimentell-elektronischen Instrumenten eröffnen.
Was hat es auf sich mit Software, die gemeinsam entwickelt wird und kostenlos zur Verfügung steht? Daniel Stoni, Informatik-Berater in Krummenau, spannt den Bogen von der Technik zur gesellschaftlichen Bedeutung von Open Source.
Zum Dritten, und mit Namensänderung: Soul Gallen – weil wir als auch die Herren an den Plattenspieler hin und weg sind ab der hiesigen Soul-Begeisterung. Da bitten wir natürlich gerne wieder zum Tanz: get dressed & put your dancin' shoes on!
Der Erfolg kam mit der Einladung von Sigur Ros nach Island. Dort spielte der eigentlich aus dem sonnigen und hitzigen San Diego stammende Jimmy LaValle das für Aufsehen sorgende Album «In A Safe Place» ein. Mit dem nunmehr fünften Album eröffnen The Album Leaf kein neues Kapitel. Müssen sie auch nicht. Denn ab den wunderbaren Klanglandschaften kann man sich kaum satt hören. Nur selten wird die zwischen sphärische Post-Rock und Folktronica pendelnde Musik mit Gesang begleitet. Fans von Mogwai dürften gleichwohl angesprochen werden wie Freunde von Caribou oder The Books. Das LaValle aber nicht vollends in Traumlandschaften gefangen ist, bewies er mit seinen früheren Projekten Tristeza, Black Heart Procession und der Hochgeschwindigkeits-Hardcore Band The Locust. Ein spezielles und exklusives Vorhaben darf an dieser Stelle bereits angekündigt werden. Klappt alles, werden The Album Leaf von einem Streicher-Quartett begleitet, bestehend aus lokalen Musikern. Wir freuen uns auf ein exklusives musikalisches Erlebnis.
Wo kommt Bewegung ins Quartier? Dani Fels, Dozent für soziale Räume an der Fachhochschule in Rorschach und Palace-Fotograf, erklärt die Gemeinwesenarbeit von unten.
Wetten, es kommen einem spontan keine drei Bands aus Wales in den Sinn? Ok, da ist natürlich John Cale und die Super Furry Animals und ganz aktuell die Los Campesinos aus Cardiff. Bei der siebenköpfigen Indie-Pop Band ging alles sehr schnell: 2006 der erste Auftritt, kurz danach Toursupport für Broken Social Scene (damals unter anderen noch mit Feist), 2008 das Debutalbum, und Anfang dieses Jahres das zweite Album «Romance is boring». Darauf geht es in jugendlicher Unbekümmertheit temporeich und melodiös zu und her. Oder wie die TAZ meint: «War Album Nummer Eins ein Paradebeispiel des Glockenspiel-Gone-Wild-Genres, legt die neue Platte mehr Wert auf den Einsatz verzerrter Gitarren, ohne sich aber ansonsten hinsichtlich der Gleichzeitigkeit von allen denkbaren Instrumenten in irgendeiner Weise einschränken zu wollen.» Die junge Band aus dem Küstenstädtchen mit dem schönen Namen Stonehaven erinnert insbesondere an die Lockerheit und Schieflagen von Pavement. Im Vorprogramm spielen die vielversprechenden Copy Haho aus Schottland.
Das wichtigste neue Musikgenre befindet sich auf der Überholspur: Popsternchen bitten um Dubstep-Versionen ihrer Hits, Hyperdub gehört zu den interessantesten unabhängigen Plattenlabels überhaupt, junge Produzenten bilden unzählige Subgenres. Dubstep-Fotograf Georg Gatsas bringt das Neuste und Beste auf den Plattenspieler.
Die Band von Bon Iver ist eine der faszinierendsten US-Bands unserer Zeit: Drei bärtige Waldschrate aus North Carolina mit einem kühnen Hybrid aus Folk, Rock und Avantgarde. Das Banjo dominiert, dazu Geige, Akkordeon, Harmonika, Dobro, und betörender Harmoniegesang. Doch immer, wenn man an Fleet Foxes denkt, gibt es da eine eigenartige Wendung, und Megafaun öffnen ein neues Schatzkästlein. Natürlich, sie spielen mit Bon Iver, aber auch mit Akron/Family und dem New Yorker Minimal-Music-Komponisten Arnold Dreyblatt. «An ode to death, love, musical history (from blues to musique concrete), community, tradition, melody and experimentation». Denn wer Americana sagt, sollte auch ans zeitlupenhafte Wühlen in Traditionen denken, wie es Souled American pflegen, Dekonstruktion, Appalachian Gothic. Und im fulminanten Song «Kaufman's Ballad» geht es um den Mann, der den Leichnam von Gram Parsons stahl und ihn wunschgemäss in der Joshua-Tree-Wüste verbrannte. Solche Songs schreiben nur wenige Bands. Zauberhaft, mit einem Namen, der an Avatar und Hobbit-Land erinnert.
Hallo Leidenschaft, rufen Die Aeronauten auf ihrer soeben erschienenen neuen Hammerscheibe, und Adieu Bescheidenheit: Hahaha, von nun stecken wir unsere Zigarren mit grossen Scheinen an. Oh ja, allen Unkenrufen zum Trotz sind Die Aeronauten nach zwanzig Jahren so frisch wie eh und je, und stets ein bisschen weiser. Den Luftschiffern um Olifr M. GUZ sei im besten Sinne eine Werkschau des eigenen Universums gelungen, schreibt ihr Freund und Vorläufer Stephan Ramming (Eugen) in der NZZ am Sonntag: Soul, Blues, ein Hauch Jazz, eine Prise Morricone, die Melodik der Beatles, die Handgreiflichkeit des Punk. Und mit «Womunidure» eines der schönsten Mundart-Liebeslieder überhaupt. Für viele ist das zurecht die grösste Band hierzulande, die nun nach etlichen Deutschland-Gigs in St.Gallen ihre Schweiz-Tournee beginnt. Und als ob das nicht genug wäre, kehren Fingerpoke aus Zürich-Hottingen zurück: mit dem neuen Album «Neptune Street». Philippe Amrein wird mit seinen Landstreichern wieder das letzte Americana-Hemd hergeben, um mit froher Melancholie gebrochene Herzen zu besänftigen. Wer weiss, vielleicht singt GUZ als Gast mit, wenn sie «Secret Agent Man» von Devo bringen, oder sonst eine feine Zugabe. Ein wunderschönes Aufeinandertreffen, only for the lonely, at our very own Palace!
Woran erkennt man einen Liberalen? Daran, dass er sich selbst weder als links noch als rechts bezeichnet, alle anderen aber als Ideologen. Aber ist nicht vielmehr der Liberalismus selbst eine Ideologie? Was hat er noch mit der aufklärerischen Gründungskraft der Schweiz zu tun? Welche Ziele verfolgt der Neoliberalismus nach der von ihm verursachten Wirtschaftskrise?
Ausgehend von seinen Recherchen zum reaktionären Freistaat Avalon im Thurgau, mit dem auch zeitgenössische Kulturschaffende in Verbindung stehen, spricht der Bildhauer und Journalist Wolfgang Steiger über den Liberalismus.
Regierungsrätin Karin Keller-Sutter und ihr reinrassiger Vallier sind mittlerweile die viel belachten Stargäste der Seifenoper. Mal schauen, ob sich die Hooliganjägerin mit dem Bombengurt um den Bauch auch im März in den Kebabstand traut. Die Ausgangslage bleibt auch in der fünften Ausgabe dieselbe: Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters St.Gallen treffen sich im Palacer Kebabstand, um das Neueste dieser Stadt zu verhandeln. – Ein ungefähres Drehbuch, eine Probe, das bedeutet Stand-up, Kabarett, vielleicht aber auch Unfug und Scheitern.
Seit längerer Zeit wieder mal Bit-Tuner hinter dem DJ Pult. Es ist sein dritter Besuch im Palace nach dem Konzert mit Black Dice und dem bereits legendären Auftritt mit Göldin und Jari. Auf die Ohren gibt es herzhafte Beats, Bass und Strange Noise.
The Sad Riders sind zwar ein eher unbeschriebenes Blatt, ihr charismatische Sänger Chris Wicky ist mit seiner Hauptband Favez aber ein gerngesehener Gast in St. Gallen. Mit den zahlreichen Auftritten in der Grabenhalle hat er sich in die Herzen vieler Ostschweizer KonzertgängerInnen gespielt. Unvergesslich sind die improvisierten Songs, welche er bei Konzerten in St. Gallen dem Bro Records Betreiber Alex Spirig widmet. Das zweite Album seines Solo-Projekts The Sad Riders namens «In The End We Always Win» ist Ende Februar erschienen. Darauf ist ein vielseitiger Mix aus in Favez-Manier rockenden Songs und ruhigeren Stücken mit Americana- und Country-Anleihen zu finden. Beim Herzstück der Platte «Victoria» singt Wicky im Duett mit Heidi Happy. Solo auf dem Palace-Flügel spielt die talentierte Singer-Songwriterin Anna Aaron. Mit ihrer rauen und dunklen Stimme erinnert sie vor allem an PJ Harvey. Bekennende Förderin der Baslerin ist Sophie Hunger. Während jene nach zwei Konzerten im Palace den Schweizer Pophimmel erobert, gibt es mit Anna Aaron die vielleicht nächste grosse Schweizer Musikhoffnung zu entdecken.
Wie werden die Dogmen des Neoliberalismus in unseren Köpfen verankert? Dieser Frage geht Regisseur Richard Bouilette in seinem mehrfach preisgekrönten Dokfilm «L’Encerlement» (Die Einkesselung, Kanada, 2008) in Interviews nach.
Mittlerweile zu einem grossen Tanzfest etabliert. Die Herren Novak und Sanfilippo haben Kisten voll mit Soul!
JD Samson vom Feminist-Dance-Trio Men sagte mal: «Ich schätze an Wohnmobilen dieselbe Eigenschaft, die ich auch an Dancemusic mag. Mir gefällt die Idee, dass du mit anderen Leuten in einem Raum feststeckst und dich mit ihnen einfach vergnügen musst.» Und wenn man den zu Beginn gebrauchten Holperbegriff zur Band weglässt und einfach mal die Ohren spitzt, bleibt genau das übrig: verdammt vergnügte Dancemusic. Mit Keyboardgrooves, die einem in die Kniekehlen fitzen. JD Samson ist ein Kind der Riot-Grrrl-Bewegung, gehört der legendären New Yorker Elektropunk-Band Le Tigre an und stand mit Peaches auf der Bühne. Und um an diesem Abend den Kniescheiben vollends den Garaus zu machen, stehen im Vorprogramm die Schweizer Solange La Frange. Da letzthin einer bei Bier und Rauch mahnte, der Begriff Party sei ein bisschen zu verbannen, sei auch hier das altmodische von JD Samson in Spiel gebrachte Wort das passendste: Dancemusic! Und zwar in seinem ureigensten und besten Sinn.
Exemplar wurde vorgemerkt zur Abholung
Der Kantonsrat hat den ersten Budgetposten für eine neue Bibliothek in der St.Galler Hauptpost verschoben. Da nehmen wir das Thema doch gerne zügig in unser Programm auf: Im April beschäftigt sich die Erfreuliche Universität mit der Bibliothek. Was hat sie für eine Geschichte, was für eine Zukunft? Wer hat überhaupt Zutritt zu den Büchern und nach welchen Prinzipien können sie geordnet sein? Was hat es mit den beiden geheimnisvollen St.Galler Bibliotheken auf sich – jener im Stiftsbezirk und jener im Sitterwerk? Und schliesslich: Wie weiter in der Bibliotheksdebatte?
Die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste Bibliothek der Antike, hätte heute auf einem Computerchip Platz: Der Altphilologe Clemens Müller und der Historiker Peter Müller streifen durch 2000 Jahre Bibliotheksgeschichte.
An dieser Stelle zitieren wir die fast komplette Intro-Plattenkritik vom mehrfachen Palace-Referenten und Pop-Kritiker Martin Büsser. Treffender kann man sich zum Zauber dieser Band gar nicht äussern: «Es geht zurück in die frühen Achtziger, als Pop noch queer, pathetisch, romantisch, hysterisch, dandyesk sein durfte. Das unterscheidet die Wild Beasts deutlich von den meisten anderen britischen Hype-Bands, die fast ausschliesslich in der Tradition der «angry young men» der ausgehenden Siebziger stehen und oft deshalb so ins Leere laufen, weil sie im Gegensatz zu ihren Vorbildern wie Ian Curtis gar nicht wissen, welchen Grund sie überhaupt haben, «angry» zu sein. Die Wild Beasts sind dagegen weder wütend noch verzweifelt, sondern entrückt, flatterhaft, aufgedreht, eine grosse Pop-Inszenierung ohne zwingende Rückbindung an wie auch immer festgelegte Identitäten. Das Geschwelge verliert sich in seit Echo & The Bunymen so nicht mehr gehörten Melodiebögen, rhythmisch präzise bleiben die Songs in der Schwebe zwischen tanzbarem Disco-Wave und artifiziellem Vaudeville, veredelt von einem Schmelz unbestimmter Wehmut, die sich fast an Antony messen kann. Spätestens mit «Two Dancers» ist es manifest: Die Wild Beasts haben den Glam in den britischen Pop zurückgebracht, verzichten aber auf die zum Teil etwas unbeholfene Exzentrik ihres Debüts. Mit «Two Dancers» erst lässt sich ohne Einschränkungen sagen: vorbildlich!»
Nach der jetzt schon legendären Nacht mit 2Mex und Co. im Herbst, geht es endlich weiter mit der Hip-Hop-Reihe im Palace. Der Mann, B.Dolan, war König des Nuyorican Poets Cafe, als man den Slam-Poetry-Quatsch noch ernst nehmen konnte, hat als wütender und saulustiger Rapper zugleich bereits grossartige Platten gemacht und ist Mitgründer von knowmore.org. «Knowmore» ist so etwas wie die «Erklärung von Bern» auf amerikanisch, natürlich weniger seriös, weniger doktoriert und natürlich auch mit Neo-Punk-Anstrich. Das ist aber auch gar nicht schlimm, weil man ja, das machten schon Public Enemy mit «Fight the Power» klar, die Revolution auch tanzen muss. Das neue Album von B. Dolan erscheint am 2. März und und trägt den poetischen Namen «Fallen House, Sunken City». Es ist ein wildes, lautes Album zur Krise mit Affen-Cover. Anderswo mit Dan le Sac vs. Scroobius Pip oder dem Antipop Consortium zu sehen, gibt B.Dolan im Palace seine einzige Headliner-Show in der Schweiz, ein Platz der ihm auch zusteht, denn B.Dolan befindet sich auf den Spuren von Sage Francis. Mit von Partie ist Thesis Sahib, MC, Produzent und Maler. Der Kanadier erinnert mit seinem Hochgeschwindigkeits-Rap und als guter Show-Man an Buck 65 oder Busdriver. Für seine drei Soloalben arbeitete er mit klingenden Namen wie Alias, Bleubird oder Buck 65 zusammen. Ferocious 41 aus Genf eröffnen die Nacht mit ihrem düsteren Rap, stampfenden Beats und einem wilden, heulenden Saxophon.
Im Sitterwerk befindet sich eine Kunstbibliothek, die durch eine RFID-Leseautomatik erschlossen ist: Die Bibliothek passt sich dem Besucher an. In einem Werkstoffarchiv werden ausserdem Materialen der Kunst gesammelt. Treffpunkt für die Exkursion ist um 19.30 Uhr vor dem Palace, dann geht es mit dem Bus und zu Fuss ins Sitterwerk. Oder dann gleich um 20.15 Uhr im Sitterwerk.
Irgendwie sind die Royal Bangs noch nicht ganz dort angekommen, wo sie eigentlich hingehören. Mit ihren wuchtigen Dancefloor-Rock’n’Roll hätten sie sich durchaus einen Platz im Indie-Olymp verdient. Dorthin wünscht sich auch ihr Labelboss und Black-Keys (Blakroc) Schlagzeuger Patrick Carney, der grossen Gefallen an der Band gefunden hat. Noch wird die Band aber als Geheimtipp gehandelt. Die Royal Bangs tönen nach LCD Soundsystem mit Dreck im Getriebe, nach Death From Above 1979 im Spielsalon, nach frühen Wolf Parade und Les Savy Fav. Oder wie der NME meint: «Garage meets Gameboy». Das knallt, kommt zugleich leichtfüssig, gutgelaunt und mit grossen Melodien daher. Eigenschaften, welche diese Band von vielen anderen abhebt. Live pustet dich das weg und im hohen Bogen durch die ganze kommende Woche, Sonntagabendkonzert sei Dank.
Irgendwo zwischen Filzpantoffeln, katholischem Milieu und UNESCO-Weltkulturerbe muss die Wahrheit über die berühmte St.Galler Bibliothek zu finden sein: Der junge Historiker Manuel Kaiser, der dort selbst Führungen gibt, wagt einen unvoreingenommenen Blick auf die Stiftsbibliothek.
Mit seinen verspielten und zum grossen Teil improvisierten Live-Sets leistet der in Berlin lebende Brite Pionierarbeit in Sachen elektronischer Livemusik. Ein Höhepunkt seiner Show ist der wörtlich zu verstehende «Dick Stick», mit dem Exile Sounds und Stimme beliebig verändern kann. Zu seinen unterhaltsamen Konzerten meint Tim Exile: «Irgendwann war es eine richtige Show, einer Art Kabarett mit Breakcore, Gabba und allem, was mir in den Sinn kam.» Erstmals spielt Tim Exile in der Schweiz mit dem Saxophonisten André Vida, man darf gespannt sein. Allerdings macht Tim Exile nicht bloss mit seinen Live-Shows auf sich aufmerksam. Sein letztes, bei Warp erschienenes Album vereint auf spektakuläre Art und Weise Breakcore, IDM, Drum’n’Bass mit Depeche Mode mässigem 80er Pop. Auch grossartig; sein Live-Mashup von Obamas Präsidenten-Rede in Chicago, unbedingt youtuben! Den Auftakt machen Decon- structing Drumboys, eine Art Allstar-Projekt des Schweizer Vorzeigelabels Spezialmaterial. Mit zwei umgebauten Drumsets und zu siebt auf der Bühne ist eine Materialschlacht der besonderen Art zu erwarten. Mit dem Vorsatz, elektronische Musik wirklich live zu spielen, haben sie dasselbe im Sinn wie Tim Exile.
Welch Freude, Caribou sind zurück! Eine jener Bands, deren Konzert im Palace auch nach zweieinhalb Jahren nachhallt und für Schwärmereien sorgt. Mitte April erscheint das neue Album «Swim» von Dan Snaith, Kopf und Herz von Caribou, vormals Manitoba. Die Vorabsingle «Odessa» sorgt für Begeisterungsstürme seltener Art. Spex meint: «Caribou gelingt jene Hot Chip-Platte, die Hot Chip in diesem Jahr selbst nicht schreiben konnten oder nicht mehr schreiben wollten». Die Soundtüftlerei bleibt, der Popappeal auch, hinzu kommt mehr Beat, Anknüpfungen an House, Funk und Techno. Es verwundert nicht, ist Dan Snaith inzwischen so etwas wie Four Tets persönlicher DJ. An genialem Wahnsinn grenzt folgende Story: Für das letztjährige ATP Festival wurde Dan Snaith von den Flaming Lips (!) gebeten, ein spezielles Live-Projekt auf die Beine zu stellen. Beim 14-köpfigen «Caribou Vibration Ensemble» mit von Partie waren: Kieran Hebden (Four Tet) , Marshall Allen (Sun Ra Arkestra, vor einem Jahr zu Gast im Palace), Mitglieder von den Junior Boys und Born Ruffians und viele mehr. Viel verspricht auch der mitgebrachte Tour-Support. Gold Panda wurde anfangs Jahr von BBC auf die vielgeachtet Newcomer-Liste «Sound of 2010» gesetzt, Seite an Seite mit Ellie Goulding oder Joy Orbison. Er liefert den perfekten Soundtrack für warme Sommerabende. Für das Konzert im Palace lässt die Band übrigens einen geplanten freien Tag fallen und kommt von Lausanne nach St. Gallen, um am nächsten Tag wieder hinunter nach Mailand zu fahren. «Ja, aber nicht am Sonntag, ist daher keine Ausrede». Pflichttermin!
Ein Gespräch zum aktuellen Stand der St.Galler Bibliotheksplanung, mit u.a. Katrin Meier, der Leiterin des kantonalen Amtes für Kultur.
Regierungsrätin Karin Keller-Sutter und ihr reinrassiger Vallier sind mittlerweile die viel belachten Stargäste der Seifenoper. Mal schauen, ob sich die Hooliganjägerin mit dem Bombengurt um den Bauch auch im April in den Kebabstand traut. Die Ausgangslage bleibt auch in der siebten Ausgabe dieselbe: Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters St.Gallen treffen sich im Palacer Kebabstand, um das Neueste dieser Stadt zu verhandeln. – Ein ungefähres Drehbuch, eine Probe, das bedeutet Stand-up, Kabarett, vielleicht aber auch Unfug und Scheitern.
Ausnahmsweise zum zweiten Mal in einem Monat: Weil bald Saisonschluss ist und weil uns das Heineken-Beizenfest nicht tangiert. Die Herren Novak, Sanfilippo & Wempe haben noch mehr Kisten voll mit Soul!
Nach den zahlreichen Schweizer Abenden, stellen wir erstmals ein kleines Schweizer Label vor. Rowboat mag ein unbeschriebenes Blatt sein, doch entdeckenswert ist das kleine Independent-Label aus Leysin allemal. Mit viel Liebe und Herzblut kreieren die beiden Musikerfreunde Pat.V und Buvette im kleinen Skiort auf 1‘200 MüM Mix-CDs befreundeter Band und machen allem voran selber Musik, die ganz und gar nicht an Bergdorftristesse und öde Provinz tönt. Buvette, nebebei auch Schlagzeuger von den Mondrians, ist so was wie der Panda Bear der Schweiz, ähnlich verschroben, mit Weitsinn und dem Gespür für schräge Hymnen. Schweizweit einmalig! Ihr schottischer Freund Dam Mantle passt da bestens ins Programm und zu einer jungen Tradition Glasgower Soundtüftler. Nach Hudson Mohawke und Rustie dürfte ihm als nächstes der Durchbruch gelingen. Ghostape lässt derweil die Wartefrist bis zur nächsten Platten von El Guincho oder Matias Aguayo kürzer erscheinen. Er gehört zu den interessantesten Electronica-Produzenten hierzulande und gilt auch im US-Underground seit längerer Zeit als Geheimtipp.
Die Schweiz im Jahr 2020: Ein rücksichtsloser Steuerwettbewerb verunmöglicht die politische Gestaltung. Die EinwohnerInnen des Landes sind zu einer Ansammlung von KonsumentInnenprofilen verschmolzen. Riesige Kapitalströme suchen in der noch stabilen Schweiz nach Anlagemöglichkeiten und trocknen den hiesigen Liegenschaftsmarkt aus. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage ist angespannt. In dieser Zukunft hat sich eine Vielzahl von Genossenschaften zum teilautonomen «Zeitgenossenschafts-Bund» (ZGB) zusammengeschlossen. Dieser betreibt seine Wirtschafts- und Innenpolitik unabhängig von der Eidgenossenschaft und sorgt in seinen Reihen für sozialen Ausgleich. Doch in der kleinen Kooperativbäckerei «B-Waren», die sich in einer Industriebrache etabliert hat, diskutieren die Mitglieder hitzig. Ihre Vorstellungen vom Geschäft und der Rolle des Genossenschaftsgedankens driften auseinander. Mit der Geschäftserweiterung zur Bierbrauerei und der Neuaufnahme eines Mitglieds bringt die «B-Waren» dann ein empfindliches Gleichgewicht zum Kippen. Der Text von Tim Zulauf orientiert sich – vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise – am aktuellen Diskussionsstand der Genossenschaftsbewegung. Er stellt die Frage: Kann genossenschaftliches Handeln die Gleichschaltung von KonsumentIn und BürgerIn überwinden, oder vertieft es diese systemische Kontrollfigur? Im März hat sich die Erfreuliche Universität Palace mit der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen beschäftigt: Im Betrieb, auf dem Computer, im Quartier. «Das coole, kluge Sitztheater von Genossenschaft jetzt! hat eine Härte, die ganz ohne Hübschheiten auskommt», schreibt der Tages-Anzeiger.
«Wer viel und oft im Ausland arbeitet, weiss, dass man sich in politischen Dingen zurückhalten und auf seine beruflichen Aufgaben konzentrieren muss.»
Hans-Rudolf Merz
Vom 11. Juni bis zum 11. Juli findet in Südafrika die 19. Fussball-WM statt – die erste auf dem schwarzen Kontinent. Auch die Schweiz kickt mit. Grund genug, im Vorfeld nach den Beziehungen zwischen der Schweiz und Südafrika zu fragen. Bis fast 1994 hat die Schweiz sämtliche internationalen Boykotte unterlaufen und das rassistische Apartheid-Regime gestützt. Alusuisse, Brown Boveri, Bühler, Ciba-Geigy, Oerlikon, Nestlé, Roche, Sandoz, Schindler, Schmidheiny – sie alle haben mit Südafrika industrielle Geschäfte gemacht. Die Hälfte des Diamantenhandels lief über den Zürcher Finanzplatz – die Grossbanken verdienten kräftig mit. Hinzu kamen illegale Kriegswaffenexporte und die Unterstützung des Atomwaffenprogramms. Von späteren Bundesräten wie Hans-Rudolf Merz oder Christoph Blocher, als Präsident der Arbeitsgruppe südliches Afrika, wurde all dies politisch legitimiert. Gleichzeitig gab es in der Schweiz und nicht zuletzt in St.Gallen eine starke Anti-Apartheid-Bewegung, die sich immer auch mit Konzerten von schwarzen MusikerInnen gegen das Regime und seine Nutzniesser wehrte. Im Mai beschäftigt sich die Erfreuliche Universität Palace in Zusammenarbeit mit dem Kulturmagazin Saiten mit diesen Beziehungen: Unsere Reihe soll den historischen und ökonomischen Hintergrund liefern – im Juni-Heft von Saiten folgen dann konkrete Ostschweizer Beispiele und Stimmen aus Südafrika. Die genauen Daten der Referate werden auf der Palace-Website veröffentlicht.
P.S. Wenn alles klappt, zeigt das Palace im Juni auch die Fussball-WM. Mit den beiden Toxic-Adrenalin-Kommentatoren Lukas Bollhalder und Jaan Schaller. Und mit Grill im Garten.
Podiumsdiskussion zum Thema «Hunger zur Vorspeise, Elend zum Nachtisch: Wer schreibt die Rezepte des täglichen Massakers?» Podiumsteilnehmer: Franziska Teuscher (Grüne, Be), Ulrich Hoffmann (United Nations Conference on Trade and Development), François Meienberg (Erklärung von Bern), Al Imfeld (Schriftsteller und Journalist), Moderation: Oliver Fahrni.
Mit Gitarre, Banjo, Mandoline, Dobro, Lapsteel, Klavier, Quetschkommode, Cello, Bass, Trommeln und Rasseln hat sich Marius mit seiner Jagdkapelle einen Winter lang in der Jägerhütte verschanzt und es wuchern lassen in der durchgeknallten Jagdkapellen-Welt. Auf dem breiten Grat zwischen schelmischer Flunkerei und faustdicker Lüge haben die Jagdgenossen fünfzehn neu ausgeheckte Lieder, unsägliche Hymnen und kuriose Geschichten ins Leben gerufen und auf CD gebannt. Dabei wird Mamis Handy lustvoll zum Feindbild aller Knirpse erklärt und aus Eifersucht das Klo hinunter gespült; Mayonaise fressende Eisbären pochen auf ihr Bleiberecht in Schweizer Kühlschränken; zwei Schnecken philosophieren über ihre Schönheit, die sie ihrer Regenresistenz verdanken, oder die hyperaktiven Kinder Rita und Linus retten aufgrund ihrer Talente in Sachen Geschwindigkeit und Lautstärke Haus und Maus vor dem Feuertod eines ausgeweiteten Christbaum-Brandes. «Marius & die Jagdkapelle» bedienen sich weiterhin hemmungslos im grossen Universum der Musikstile: Country-Fäger wechseln sich mit Balkan-Folklore, auf stampfende Rhythmen und coole Beats folgen Reggae-Nummern oder herzzereissenden Balladen. Was sich als Konzert anschleicht, entpuppt sich spätestens als hochdramatisches Klamauk-Theater, wenn Tombär seine unsäglichen Tänze vorführt, Ratzfatz sich grundsätzlich gegen den Jägerchef auflehnt und unangebracht auf der Bühne herumtelefoniert, Bärechrüseler sich ständig als Vorzeigejäger hervortut, Peter mit dem Wolf punkige Banjo-Solos in altbewährter Rocker-Pose reisst oder die Schwerhörigkeit von Supertreffer dazu führt, dass die Kinder sich zu seiner Freude die Seele aus dem Leib singen. Kurz und gut: ein Fest für die ganze Familie.
Sympathisiert Obama mit einem «Terroristen»? Das zumindest unterstellte Sarah Palin im Wahlkampf 2008 dem jetzigen US-Präsidenten. Ihr Vorwurf: Obama hat Kontakt zu Bill Ayers, ehemals Aktivist der «Weathermenn». In seiner im Ventil Verlag / Quiet Books erschienen Autobiographie «Flüchtige Tage» erzählt Bill Ayers von der Zeit des Kriegs in Vietnam, vom Kampf der Schwarzen gegen Rassendiskriminierung und von dem eigenen Versuch, eine neue politische Praxis zu begründen. Er schildert sehr persönlich seine ersten Gehversuche in der US-Bürgerrechtsbewegung und sein Abtauchen in den Untergrund, von dem aus die «Weathermen» mit spektakulären aber unblutigen Bombenattentaten die Gesellschaft wachrütteln wollte. Bill Ayers, der heute Pädagogik in Chicago lehrt, verzichtet hierbei auf jegliche Nostalgie und gibt dem «anderen» Amerika eine neue Stimme. Begleitet wird Ayers von Daniel Ryser (Übersetzung, Einführung) und Goran, der für Bilder, Musik und Geräusche sorgt. Ein wilder und schmerzhafter Ritt durch die grausamen Jahre der späten Sechziger.
Jüngst feierte Hyperdub, eines der momentan wichtigsten unabhängigen britischen Labels, seinen fünften Geburtstag. Das vom Professor für sonische Kultur und Produzenten Kode9 gegründete Label, welches auch die letzten beiden Alben von Produzenten-Wunderkind Burial veröffentlicht hat, wartet dabei immer wieder mit Überraschungen auf. Anstatt auf den gängigen und Testosteron-geladenen Dubstep zu setzen, weist das Label mit seinen aktuellen Veröffentlichungen stets den Weg für neue Sounds. So auch bei Joker und King Midas Sound, die an zwei Abenden diesen Monat im Palace spielen werden. Hinter King Midas Sound steckt Kevin Martin aka The Bug, Hitomi und Roger Robinson und geben auf ihrer Festival-Tour im Palace ihr einziges Club-Konzert. Freunden von The XX sei dieses Konzert schwer ans Herzen gelegt, denn niemandem gelingt es besser, Grossstadtmelancholie, Nachtschwärmerei und ein Stück afrikanisches Bewusstsein musikalisch so gekonnt umzusetzen wie King Midas Sound aus London.
Zum letzten Mai in dieser Saison. Kommt in Scharen, die Herren Novak und Sanfilippo bringen wiederum Kisten voll mit Soul!
Kiwi-Pop-Animals, einziges Konzert in der Schweiz! Neuseeländer haben im Palace noch gefehlt, aber das Warten hat sich gelohnt: Mit dem schon seit Kindheitstagen neuseeländisch inspirierten und 2003 nach Auckland ausgewanderten Kalifornier Ryan McPhun und seiner Band kommt eine der derzeit besten Kiwi-Bands ins Hause. Auf ihrem dritten Album «Fight Softly» (Sub Pop) klingen sie wie ein elegantes Best-of-2009er-Mixtape, wie der Guardian schwärmt: Pop-Electronica vermischt mit afrikanischen und karibischen Klängen, sanften Gesängen und einem zauberhaften Gespür für dankbar entrückende Schlaufen und Zwirbel. Manchmal ist das den New Yorker Vorstreitern vom Animal Collective (und namentlich Panda Bear) zum Verwechseln ähnlich, und auch FreundInnen von Vampire Weekend, Grizzly Bear, The Very Best oder Hidden Cameras dürfen schon mal den Atem anhalten. Pop-Juwelen voller sonniger, herzlicher Glückseligkeit, angerichtet mit einer weltumspannenden Rhythmik und verspielten psychedelischen Fantasie, wie der NZZ-Kritiker anerkennend meint. Wir laden also zu einem Hochgenuss ein – und wäre es nicht so fürchterlich verboten, man müsste hier mal wieder zur grossen Haschisch-Sause aufrufen.
Regierungsrätin Karin Keller-Sutter und ihr reinrassiger Vallier sind mittlerweile die viel belachten Stargäste der Seifenoper. Mal schauen, ob sich die Hooliganjägerin mit dem Bombengurt um den Bauch auch im Mai in den Kebabstand traut. Die Ausgangslage bleibt auch in der siebten Ausgabe dieselbe: Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters St.Gallen treffen sich im Palacer Kebabstand, um das Neueste dieser Stadt zu verhandeln. - Ein ungefähres Drehbuch, eine Probe, das bedeutet Stand-up, Kabarett, vielleicht aber auch Unfug und Scheitern.
Jüngst feierte Hyperdub, eines der momentan wichtigsten unabhängigen britischen Labels, sei- nen fünften Geburtstag. Das vom Professor für sonische Kultur und Produzenten Kode9 gegründeten Label, welches auch die letzten beiden Alben von Produzenten-Wunderkind Burial veröffentlicht hat, wartet dabei immer mit Überraschungen auf. Anstatt auf den mittlerwei- le gängigen und Testosteron-geladenen Dubstep zu setzen, weist das Label mit seinen aktuel- len Veröffentlichungen stets den Weg für neue und zukünftige Sounds. So auch bei Joker und King Midas Sound, die an zwei Abenden diesen Monat im Palace spielen werden. Joker aus Bristol, gerade erst 20 Jahre alt und mit knapp einem Dutzend 12"-Singles auf dem Markt, ist in aller Munde: Mit seinem «Purple»-Sound gelingt es ihm, eigenwillige Interpretationen von R'n'B-Bruchstücken in das Dubstep-Genre einfliessen zu lassen. Dies macht er so gut, dass sogar Hip-Hop-Gigant Jay-Z sein Debütalbum veröffentlichen will.
Cold Cave aus Philadelphia (USA) sind Wesley Eisold (Some Girls, Give up the Ghost), Caralee McElroy (Xiu Xiu) und Dominick Fernow. Doch anstelle von Eisolds früheren Hardcore-Gitarrengewittern sind Synthies und Casio-Keyboards getreten. Geblieben ist der Nu-New-Wave-Einschlag und vor allem die Haltung. Ein Youtube-Kommentar zur ersten Videoauskopplung besagt: «They are the evil twins of the XX». Mit den bösen Zwillingen liegt man nicht ganz falsch. Cold Cave sind jedoch vor allem das Aushängeschild einer neuen, primär in New York tätigen Szene, die rund um das junge Label Wierd angesiedelt ist und sich minimalem 80er-Synth-Cold-Wave verschrieben hat. Das ist nicht neu, hört sich im Vergleich zu anderen vorgängigen Retro-Strömungen jedoch anders an: schräger, krachiger, sexier, überaus tanzbar (nicht unähnlich den Sachen von Slumberland Records, also Crystal Stilts und Pains Of Being Pure At Heart). Ihr erstes Album «Love Comes Close» wurde auf Matador Records veröffentlicht. Die Spex meint: «Als würde Fad Gadget über einem frühen Demo von Human League seine Stimme in den Hall erheben. Frühes Demo deshalb, weil das Schöne an Cold Cave auch in ihrer Haltung liegt. Man meint hier Musikern beim neugierigen Austesten, beim spielerischen Staunen über neue Möglichkeiten zuzuhören - nicht beim abgebrühten Recyceln altbewährter Muster.»
Der gelernte Friseur aus St. Pauli war letztmals am Eröffnungswochenende im Palace zu Gast . Dabei entzückte er mit minimalem Lo-Fi-Folk und wundersamen Bildern, welche eine umgebaute Plattenspielermaschine an die Leinwand projizierte. Nun kehrt Digger Barnes für ein kleines Konzert zurück nach St. Gallen. Mit dabei ist Schwester Tyler Barnes am Piano. Wie und wo die beiden im Palace spielen werden ist noch unklar. Im Voraus meinte er: «Publikum mit auf die Bühne setzen, im Getränkelager auftreten, alles schon gemacht!». Und da wäre ja noch der Palace-Flüge, der geradezu geschaffen für Konzerte wie dieses.
Vorhang auf zum grossen Finale – und was für ein Paukenschlag zum Ende der Saison! Mit Wolf Parade kommt eine der wohl besten Live-Bands der letzten Jahre nach St.Gallen. Live, wie auch auf CD, lebt Wolf Parade vom Zusammenspiel und Genie der zwei Songschreiber Dan Boeckner und Spencer Krug, die beide für sich Talent für mehrere Bands haben, aber zusammen dank ihren unterschiedlichen Charakteren noch so viel besser sind. Zusammengefunden haben Boeckner und Krug durch einen glücklichen Zufall und einen wohlwissenden Konzertveranstalter in Montreal, der eine Vorband für die damals noch gänzlich unbekannten Arcade Fire brauchte. Zahlreiche weitere gemeinsame Konzerte und zwei Alben folgten. Ende Juli erscheint das dritte Album Expo 86, welches auf der vorhergehenden Europa-Tour vorgestellt wird. Wenn das mal nicht Grosses erwarten lässt. Mit dem Besuch von Wolf Parade in der Ostschweiz schliesst sich nun ein Kreis, den die Auftritte der personell verbandelten Frog Eyes im Palace, Sunset Rubdown im Mariaberg und Arcade Fire am Openair geöffnet haben.
Wir passieren die vergangene Palace-Saison nochmals Revue, spielen Palace-Bands und deren Anschlüsse, bauen musikalische Brücken und lassen die Saisonhöhepunkte ab Konserve nochmals aufleben.
Mit den Rumpel-Mundart-Folker Thomaten und Beeren und Noise-Tüftler Augenwasser, der erstmals live auftritt.
Das letzte Konzert der Saison ist das i-Tüpfchen auf der Konzertreihe mit The Very Best, BLK JKS oder The Ruby Suns und schlägt zugleich die Brücke zur geplanten Übertragung der WM in Südafrika im Palace. Es ist die grosse Schlusssause einer afrikanisch angehauchten Palace-Saison und die alternative WM-Eröffnungsfeier zugleich! Afrikan Boy ist in London als Kind illegaler nigerianischer Einwanderer geboren. Der kaum 20-Jährige hat zwar bald ein Soziologiestudium im Sack, von Ladendiebstahl, Gesichtskontrollen und Visa-Problemen ansonsten aber eine 1A Klischee-Immigranten-Karriere hingelegt. Um missratenes Shoplifting handelt auch sein witziger Hit «One Day I went to Lidl», mit dem Afrikan Boy via myspace den Durchbruch geschafft hat. Afrikan Boy kombiniert Grime mit Afro Beat, seine Texte sind stets politisch, aber nie ohne eine grosse Portion Humor. Queen of Clash of Civilisation MIA ist nebst Prince (sic!) seine grösste Verehrerin. Mit beiden ist er schon aufgetreten, bei MIAs Hymne «Hussle» rappt der selbsternannte Captain Afrika und Hoffnungsträger einer neuen Weltmusik an deren Seite. Afrikan Boy veröffentlicht in Kürze sein Debutalbum namens «Musik 1444», eine Anspielung auf den ersten europäischen Sklavenmarkt im portugiesischen Lagos, der 1444 eröffnet wurde. Als Vorbote dafür gibt’s jetzt schon den Video zum Gute Laune-Dance-Song «Lagos Town», der in einem Reisebüro spielt und von Visa-freien Reisen erzählt. «Mr. International, I don’t need a visa!». Währenddessen sind von weitem bereits die Vuvuzelas in den Fussballstadien Süfafrikas zu hören.
Roll Bus Roll ... Kaum ein Song lag uns in den letzten Jahren so oft auf den Lippen wie Jeffrey Lewis' melancholisch rollende New-York- City-Busfahrt. Zweifellos ein Held unseres Hauses, kommt er diesmal – laut irre dichtem Tourplan – direkt aus Moskau zum bereits vierten «Heimspiel» nach St.Gallen. Sein punk-getriebener, schlauer Folk-Art-Pop und die fantastischen Erzählungen von Hirnen und Ausserirdischen begeistern jedes Mal aufs Neue. Ganz zu schweigen von den grossformatigen Comics und Abhandlungen etwa über die Geschichte des Kommunismus oder der New Yorker Musikszene. Es wird wieder freundschaftlichen Streit geben um Jeffreys Tischset-Zeichnung (letztes Mal wars ein Tintenfischmonster), und spät in der Nacht wird er dem DJ tanzend zuflüstern, dass er im Fall manchmal Yo La Tengo noch mehr möge als The Fall.
Von der anderen Küste der USA kommt Slow-Dance-Dandy Jeremy Jay: Als Sohn einer Schweizerin wuchs er in Los Angeles auf, wo er massgeblich von der französischen Nouvelle Vague beeinflusst wurde. Seine Musik bewegt sich zwischen dem Lo-Fi-Rock'n'Roll von Bands wie den Talking Heads, französischem Chanson und dem Glam-Pop David Bowies. Nach seinem begeisternden ersten Palace-Konzert 2009 ist Jeremy Jay nun mit seiner dritten Platte «Splash» erneut zu Gast. Die «Spex» schwärmt von einem «unverschämt kurzen und unverschämt guten Album»
Der gebürtige Russe zündete vor zehn Jahren in Berlin eine fette Rakete: die «Russendisko». An Bord waren ein Buch mit Kurzgeschichten, Compilations mit russischen Hits und Soul, eine Veranstaltungsreihe, Radiosendungen und vieles mehr. Seither leuchtet die für den Westler dunkle russische Seele heller und verständlicher. Kaminer kündet den Abend im Palace so an: «Eine lustige Lesung in drei Teilen mit Tanzen zur Russendisko Musik.»
Das Trio PVT (bislang Pivot, nur hiess so dummerweise auch eine ältere Prog-Metalband) gilt als australische Kreuzung aus Tortoise und Battles. Ihr melodramatisches Musikgemisch aus Prog-Rock und Elektronik überzeugte das Qualitätslabel Warp, mit der Band einen Vertrag für sage und schreibe 16 Alben abzuschliessen. Den Anfang machte das epische, von John McEntire (Tortoise) abgemischte Album «O Soundtrack My Heart». Pivot sind eine rare Kombination aus Emotion und Verstand, deren rohe Energie sich sowohl bei intensiven Studioaufnahmen wie bei explosiven Liveauftritten ihre Bahn bricht. Als Einflüsse nennen sie die 70er-Synthesizer-Legenden Vangelis und Jean-Michel Jarre, ihre Warp-Kollegen Autechre sowie die Talking Heads. Pivot tourten bereits mit Battles, Four Tet, Deerhoof oder erst kürzlich mit Yellow Magic Orchestra & Sigur Ros in England.
Das Palace-Programmteam an den Plattentellern: von New Wave über Dub bis Soul & Afro, gespickt mit Saisonvorschau.
Das Palace präsentiert neu die Rap History in St.Gallen: Die Veranstaltungsserie für Musikinteressierte, -liebhaber und Fans. Jedes letzte Wochenende im Monat wird fortan in chronologischer Folge ein Jahr Rap in Bild und Ton behandelt. Los gehts mit dem Prequel. Die DJs Reezm, Paul Neumann und MathK spielen Funk, Soul, Jazz und Disco, also Musik, aus der Rap enstanden ist, oder die Rap beeinflusst hat, und nur Songs, die vor 1979 eingespielt wurden. Weiter gehts dann im Oktober mit dem Jahr 1979
«Links aufmarschieren»: So heisst das eben erschienene Buch des Historikers Louis Specker zur Ostschweizer Arbeiterbewegung. Stefan Keller, ebenfalls Historiker und WOZ-Redaktor, spricht mit ihm über die Eigenheiten und Schwierigkeiten der gewerkschaftlichen Organisation in der Ostschweiz.
Endlich klappt der Besuch der jungen Sängerin und Gitarristin Julie Campbell alias Lonelady, die sich ganz dem 80er-Sound ihrer Heimatstadt Manchester verschrieben hat – namentlich Joy Division, The Passage und The Fall (von denen sie «Hotel Bloedel» covert). Ihr Debüt «Nerve Up» ist eine minimalistische Hommage an ihre Vorstreiter (u.a. auch Wire und PIL), aber mit durchaus eigenen Akzenten und einer erfrischenden Zugluft. FreundInnen von The XX werden begeistert sein!
Von der deutsch-britischen Band The Chap kursieren die skurrilsten Geschichten. Angefangen vom Sänger Johannes von Weizsäcker, der aus Bonn stammt und tatsächlich der Enkel von Carl Friedrich von Weizsäcker ist, bis zum angeblichen Motto, man wolle «falsch klingen». Leichtfüssig verweigern sich die Londoner allen Schubladen und tanzen auf einem schillernden Elektro-Rock-Parkett mit Einflüssen von R'n'B bis New Wave und, ja, sogar Zappa. Ihr neuestes Album heisst «Well Done Europe» - wir werden sehen, was das im EU-fernen St.Gallen bedeuten kann
In kurzer Zeit mauserte sich die Reihe zum beliebtesten Tanzabend der Stadt. Auch in dieser Saison gastieren die Herren Novak, Sanfilippo und Wempe einmal im Monat im Palace: Get dressed and put your dancin’ shoes on!
ERFREULICHE UNIVERSITÄT PALACE UND CULTURESCAPES: CHINA – EINE ENTDECKUNGSREISE
Das Festival «Culturescapes» präsentiert seit 2003 jährlich eine Kulturregion in ihren verschiedenen Kunst- und Wissenschaftsformen. Ursprünglich in Basel gegründet, finden heute Veranstaltungen in der ganzen Schweiz statt. Das Land, das dieses Jahr erkundet wird, ist China. «Entwicklungen, die im Westen Jahrhunderte dauerten, scheinen das Land der Mitte regelrecht zu überrollen: Tradition, Moderne und Postmoderne, Kapitalismus, Kommunismus und Postkommunismus, Subkultur, Kulturindustrie und Propaganda existieren nebeneinander und machen klare Grenzziehungen unmöglich», schreiben die VeranstalterInnen. Die Erfreuliche Universität Palace freut sich, drei Abende zu präsentieren, die einen kleinen Einblick in den grossen Umbruch erlauben.
Im humorvollen Roman «Taschendiebe» des Erfolgsautors Liu Zhenyun legt sich ein einfacher Bürger mit der Machtelite Beijings an: Als Liu Yuejin, einem gutmütig-treuherzigen Koch auf einer Pekinger Grossbaustelle, seine Geldtasche gestohlen wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. Darin waren Bargeld und ein Schuldschein, um sich mit einem kleinen Restaurant selbständig zu machen. Der Bestohlene begibt sich auf die Jagd nach seiner Tasche – eine Jagd, die ihn immer tiefer in die örtliche Unterwelt verschlägt. Statt an seine eigene gerät er an eine andere gestohlene Tasche, die einem vormals milliardenschweren, nun schwer verschuldeten Bau-Unternehmer gehört und einen Memorystick mit hochbrisantem Material enthält...
Jazz, Jump, Jive & Vintage Rock'n'Roll.
Der Rapper, Slamer und Journalist Sage Francis, der weisse Held des Battle- und Underground-Hip-Hops, knallte den Medien mal schnell die Analyse des neuen Jahrtausends um die Ohren: Man solle aufhören, die Leute darüber zu definieren, was sie nicht sind. Kein Fleischesser in seinem Fall. Oder Nichtraucher. Für seine neueste Platte «Li(f)e» arbeitete Francis mit einigen Indie-Ikonen zusammen: Jason Lytle (Grandaddy), Chris Walla (Death Cab For Cutie), Mark Linkous (Sparklehorse) u.a. schrieben dem Rapper die Musik auf den Leib. – Fein komponierte Gitarrensongs für die gescheite Auseinandersetzung mit Politik, Gott und der Welt: «I've learned: Life is a cliché.» B. Dolan, eine weitere Perle des amerikanischen Underground-Raps, war bereits letztes Jahr im Palace auf Besuch. Das wütende und auch lustige Schwergewicht war an jenem Abend gesundheitlich leider nicht ganz auf der Höhe – alles wird besser und dieser Abend ein ganz grosser, word!
Die guten neuen alten Zeiten! Für einmal grosszügiger, tanzbarer und geradezu fröhlicher Synth-Pop vom wagemutigen Label aus Chicago. Die Band aus Baltimore mache alles gemäss der «reinen Lehre» des englischen New-Wave-Pop der 80er – und alles richtig, schreibt «De:Bug» über ihr Album «In Evening Air»: «Ein paar Synths, Bassgitarre, bollerndes Schlagzeug und alles kulminiert in grossen Popsongs. Hier wurde nichts zwanghaft modernisiert. Einfach drauflos! Samuel T. Herrings, der Sänger, hat aber noch andere Leidenschaften, wagt mehr auf seinen Spuren, klingt mitunter wie Tom Waits, der mit der New-Wave-Disco nicht klar kommt, brüllt sich die Seele aus dem Leib, nur um an Ende wieder voll und ganz in der Euphorie der kleinen Terz aufzugehen. Und ja, auch die Indie-Kultur der vergangenen Jahre schwingt hier mit, klar, genau wie Joy Divisions leise Töne und am Ende ist das Album einfach nur zu schnell vorbei. Eine absolute Offenbarung, diese Platte, mitreissend und gütig.
Ma Yasong ist der Star einer jungen Architektengeneration, die raffinierte Wege gefunden hat, die hergebrachte Kultur Chinas mit heutiger Architektur zu verbinden. Damit feiert der Leiter des Architekturbüros MAD auch im Ausland Erfolg, etwa als Erbauer des Absolute Tower in Toronto. Ma Yasong sagt: «Als chinesischer Architekt sollte man seine Identität aus dem Land heraus finden, aus der Geschichte. Zum Beispiel die Tradition der Gärten, die Beziehung zur Natur und die Schönheit von Gärten und Landschaft. Und genau das ist es, woran ich interessiert bin, wenn ich Hochhäuser und dichte Städte entwerfe.»
Neue berndeutsche Geschichten über Schaukelpferd reitende Pandabären und wild kopulierende Elfen mit zwielichtiger Vergangenheit, hochverwöhnte Meerschweinchen, die sich als verzweifelte Fashion-Blogger versuchen, und nichtige Zwerge, die sich mit über rissenen Boniforderungen wichtig machen wollen. Sicher ist allerdings noch nichts. Aber es werden noch nie gesehene Dias gezeigt. Versprochen
PD Williams (Caravan Disco) & Pimp The System (Abbruchhaus) spielen Disco und House.
Ihr letzter Auftritt war atemberaubend, rasend, brachial und doch präzis verspielt: The Nightingales aus Birmingham sind alles, was man sich von einer gegenwärtigen Rockband mit Punkwurzeln wünschen kann. John Peel liebte sie wie kaum eine andere, sogar Mark E. Smith lobt die «excellent lyrics». Charlie Feathers trifft Luis Bunuel und Faust, rotzig-besoffener englischer Klassenkampf paart sich mit Beefheart-Experimentierlust und einem sarkastischen Aberwitz des Alltags. Und wer bitte hat einen Texter und Sänger wie Robert Lloyd? Und wer diese Gitarrenkaskaden und das manisch treibende Schlagzeug? Im Herbst 2010 kommen die Nightingales zu siebt mit drei Gitarren – mit dabei wieder «Teenage Guitar Sensation» Matt Wood – und mit Wurlitzer. Zwar fehlt Schlagzeuger Daren Garratt (Ex-Pram), doch Felicity «Fliss» Kitson von Violet Violet ist ein spannender Ersatz. Den freundschaftlichen Support macht erneut das feine Brooklyner Duo Christy & Emily, einerseits typisch New York, andererseits grenzenlos frei zwischen Pop- Harmonien und Avantgarde-Dissonanzen
Jutta Lietsch studierte von 1978 bis 1980 in China und arbeitet seither als Asien-Korrespondentin, unter anderem für die TAZ und die Basler Zeitung. Zusammen mit Andreas Lorenz hat sie das Buch «Das andere China. Begegnungen in Zeiten des Umbruchs» verfasst. Darin kommen zahlreiche Menschen zu Wort, die hinter der schönen Fassade leben: Wanderarbeiter, Aidsaktivisten, Untergrundchristen, Studenten und Rechtsanwälte. Auch KP-Funktionäre und Angehörige der Mittelschicht berichten.
So grossartig ihr Bandname, so umstritten ist ihr Ruf: All Ship Shape haben sich quer durch alle Ostschweizer Festivals gespielt, doch wann immer sie auftraten, hat es geregnet. Mit ihrem ganz eigenen Rock’n’Roll-Verständnis, irgendwo zwischen ernsthaft bemühtem Startum und überdrehter, absurder Ekstase, haben sie es bis in den Gaskessel nach Biel und ins Palais Xtra nach Zürich geschafft. Nun wollen All Ship Shape noch weiter fort: Wenn sie im Herbst im Palace spielen, wo mittlerweile übrigens die halbe Band arbeitet, kehren sie direkt von einer England-Tour (London, Newcastle, Yorkshire) zurück. Im Frühling ziehen sie nach Berlin. So, wie sich die geographischen Wege ändern, wandelt sich auch der Sound: Vom Indie mit Synthie zur Psychedelik. Da passt es gut, spielen an diesem Abend auch Monophon: Ihr futuristischer Elektro-Pop, mit spezieller Lichtshow, führt erst recht out of space.
«Recherchieren, darstellen, verändern: Zur Aktualität dokumentarischer Kunst»
Die Dokumentation gilt als zuverlässige Methode, um Realität abzubilden. Ist die Vermischung von Dokumentation mit Kunst, wie sie etwa im Begriff der «Dokufiction» manifest wird, die Abkehr vom Realitätsprinzip, oder ist sie ein Versuch, der immer verzwickteren Realität auf die Schliche zu kommen?
Jakob Tanner ist Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich. Mit Publikationen wie: «Geschichte der Konsumgesellschaft» oder einer kritischen Analyse des Kriminalisierungsdiskurses in «Kriminalisieren, Entkriminalisieren, Normalisieren» hat sich Tanner einen Namen gemacht als Historiker mit einem spezifischen Zugriff auf politisch brisante Themen. Als Mitglied der Bergier-Kommission hat er die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet.
Im Palace spielten schon MusikerInnen aus so fernen Destinationen wie Island oder Neuseeland. Aber ob schon jemals ein Inder dabei war? Erst noch einer, der verspricht, mit seiner Musik «den Geist in einen Zustand purer spiritueller Erfahrung zu heben»? Der Weltenbummler Pandit Shalil Shankar wurde 1947 in Shilong (Indien) geboren und entdeckte bereits in jungen Jahren seine Passion für die indische Musik. Er wurde Schüler von Ravi Shankar, des im Westen wohl bekanntesten indischen Musikers. Im Jahr 1972 wurde Shalil selbst als bester indischer Musiker ausgezeichnet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebt der Star-Musiker in der Schweiz und setzt sich ein für eine Verständigung zwischen den Menschen – über alle kulturellen, politischen und religiösen Grenzen hinweg. Der Maestro wird auf atemberaubende Weise von dem in England lebenden Mohinder Singh an der Tabla und von seinem Schüler Roger Odermatt aus Zofingen an der Sitar begleitet.
Mitte der Nullerjahre pressen Hey-O-Hansen ein Elixier aus Magenboxbässen und alpinem Humor auf sechs Singles. Die einen Songs preschen ungestüm auf den Dancefloor, andere verharren in einer tief wummernden Andächtigkeit – eine Symbiose aus freudigen Melodicas und bösen Bässen. Es ist Alpine Dub! Auf ihrer neuesten Platte «We So Horny – Serious Pleasure Riddims» geben sich Hey-O-Hansen zurückgelehnt und setzen dem Dubstepgerüst wunderbare Roots-Hörner auf.
Nur noch ganz wenig fassbare Vergangenheit trifft bei Africa Hitech auf Electrogegenwart: Techno-Tausendsassa und Legende Mark Pritchard und Soulsänger Steve Spacek fahren mit harten Beats und Ragga-Vocals voll nach vorn, gar in die Zukunft. Das Duo veröffentlicht dieses Jahr auf Warp seine erste Platte.
Mit den ersten Rapsongs auf Vinyl gelangte Rap aus den Hinterhöfen New Yorks innert kürzerster Zeit auf die Plattenteller der Radio- DJs in aller Welt. 1979 war dabei auch der Startschuss für Künstler wie Kurtis Blow, Sugarhill Gang, Grandmaster Flash & the Furious Five, Funky 4+1 und weitere Grössen der frühen Rap- und Disco-Ära. Wir starten den Abend mit einem Film, der im Jahr 1979 erschienen ist. Danach spielen DJ Reezm und Paul Neumann Vinyl-Scheiben, die allesamt im selben Jahr veröffentlicht wurden. Nun ist die Rap History-Reihe richtig lanciert.
Die Schriftstellerin Kathrin Röggla ist mit ihren brillanten dokumentarisch-politischen Texten und Theaterstücken zum Medienkonsum und zum Geplapper der New Economy bekannt geworden («Die Alarmbereiten», «Wir schlafen nicht»). Der Soziologe Wolfgang Engler ist Rektor der Schauspielhochschule Ernst Busch, Berlin. Sein vieldiskutiertes Buch «Lüge als Prinzip» befragt die Gegenwart des Kapitalismus anhand der Begriffe Anstand und Aufrichtigkeit. Beide sind auf Einladung der HSG und der Haniel-Stiftung in St.Gallen, um mit StudentInnen den Stellenwert von «Anstand» zu untersuchen. Im Palace lesen Röggla und Engler aus ihren jüngsten Texten. Im Anschluss diskutieren sie die Bedingungen und Möglichkeiten anständigen Verhaltens in Zeiten des steten medialen Katastrophenalarms und der Lüge als Treibstoff der kapitalistischen Spekulation.
Die Stadt St.Gallen vergibt jährlich sechs Werkbeiträge in der Höhe von je Fr. 10'000 an St.Galler Künstler und Künstlerinnen. Die Preisfeier ist öffentlich und findet alljährlich im Palace statt.
Beim letzten Mal haben die Herren vom Helsinki Soulstew Gast-DJ Henning Boogaloo mitgebracht und österreichische Schlager gespielt. Es liegt auf der Hand, die Soul- & Funk-Nacht im Palace ist auch für Überraschungen gut. Nach bald einem Jahr Soul Gallen und dem Start der Rap Histroy, welche nahtlos an den musikalischen Anschlüsse von Soul Gallen gilt: Get dressed and put on your dancing shoes, over and over again.
Dubstep-Freestyle, Postdubstep, Ambistep oder Wobble Wobble plus Ambience. Es wird einem fast trümmlig: In den Pop-Zeitschriften hat die Begriffssuche für das, was nach Dubstep folgt, begonnen. Mittlerweile fällt es der Dancecrowd ja nicht mehr schwer, zu den Subbässen des Dubstep zu tanzen, Stars und Sternchen lassen sich die Bässe ihrer Hits tieferlegen und deren Tempo drosseln, und Plattenläden werden mit Vinyl überflutet. Künstler wie James Blake oder Joy Orbison (am 18. Dezember im Palace!) und ebendiese Mount Kimbie sorgen nun für Aufregung und Hufgescharre quer die Szenen mit ihrem Weiterdenken von Dubstep. Mount Kimbie veröffentlichten diesen Sommer ihr Debüt «Crooks & Lovers». Der wummernde Bass wurde nicht ganz verbannt, jedoch rauschen nun ebenfalls Gitarrenakkorde über dem Dancefloor, es werden Vocals zerhackt und in den sphärischen Raum gestellt, zusammen mit hallenden Dubs. Mount Kimbie und ihre Kollegen läuten definitiv die Zehnerjahre ein – der gescheite Soundtrack für ..., tja, nach der Krise ist vor der Krise.
Jean-Stephane Bron ist mit der Politdokumentation «Mais im Bundeshus» bekannt geworden. Diesen Herbst sorgte sein Film über die Ursachen und Folgen der Finanzkrise in den USA für Gesprächsstoff. «Cleveland versus Wallstreet» ist ein inszenierter und doch sehr realer Prozess um die Schuld an den Tausenden von Privatkonkursen von Hausbesitzern. Dokumentiert wird die legitime, aber aussichtslose Klage einer Stadt gegen 21 Wallstreet Banken um Schadenersatz. Nach der Filmvorführung diskutiert Milo Rau mit Jean-Stephane Bron über seine Arbeit.
Schon als vor fünf Jahren am ersten Palace-Programm geschmiedet wurde, war die Synth-Art-Pop Band Xiu Xiu immer ein Thema. Diesen Herbst klappt es endlich mit einem Konzert im Palace. Im Frühjahr hat die Band um Jamie Steward ihr bereits siebtes Studioalbum «Dear God, I Hate Myself» veröffentlicht. Dabei bleiben sie ihrem in der Haltung stets radikalen und musikalisch schonungslosen Weg treu. 2005 schrieb Martin Büsser in der WOZ: «Mal haucht er nur, dann schreit er auf, kiekst, die Stimme bricht ab. Auf stille Momente folgen oft schwere, schmerzhafte Kollisionen. Nur wenige Musiker machen queere Ästhetik im Sinne demonstrativer Normabweichung derzeit so radikal hörbar wie Jamie Stewart…so schmerzhaft intensiv wie die Arrangements mit ihrem weitgehenden Verzicht auf konventionelle Songstrukturen sind auch Stewarts Texte, die schwules Begehren in all seinen Facetten wiedergeben – auch dort, wo es unangenehm wird, wo es um Erniedrigung und sexuellen Missbrauch geht.» Ganz besonders freuen wir uns über den Support von Zola Jesus. Kaum 20 Jahre alt, hat sie einen beindruckenden Karrierestart vorgelegt: Nebst dem Toursupport in den USA für The XX und Fever Ray (auch eine der deutlichsten musikalische Referenzen), schreibt elbst die italienische Vogue über die klassisch geschulte Sängerin. Und der Guardian fragt sich, ob Zola Jesus der Vorbote fürs nächste Goth-Comeback sei. Die Konzerte werden übrigens zu einem kleinen Familienfest: Zola Jesus spielt live bei Former Ghosts mit, während Jamie von Xiu Xiu bei Zola Jesus mitspielt.
Spielt Hip-Hop, Dubstep und Electronica und ist vermutlich der einzige DJ weit und breit, der innert drei Songs von Gang Starr via Ahpex Twin zu Animal Collective gelangen.
Nur wenige Schweden finden den Weg ins Palace. Dieser hier hat es ganz schön dick hinter den Ohren, verrät sein Künstlername doch einiges über das Selbstvertrauen des jungen Schweden. Kein anderes Konzert im Palace in diesem Herbst hat so früh so zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Mit seinem zweiten Album «The Wild Hunt» hat sich Kristian Matsson die Gunst zahlreicher Kritiker und Fans ergriffen. In den USA durfte er Bon Iver auf Tournee begleitet, es geht schnell und steil bergauf. Mit seinem eigenwilligen Gitarrenspiel, der näselnden Stimme und dem herausragendem Songwriting wird ihm eine enge musikalische Verwandtschaft zu Bob Dylan nachgesagt. Tatsächlich lassen die rauen Folk-Songs klare Schlüsse zu, doch nicht nur Folk dient ihm als Inspirationsquelle: «Ich habe immer versucht, die Gitare wie alte Bluesmusiker zu spielen. Wie Skip James, Son House oder Booka White.» Wir sind gespannt und auch der Palace-Flügel dürfte an diesem Abend wieder einmal zum Einsatz kommen.
Schier unglaublich: Dan Treacy, genius, back for good. Kurt Cobain verehrte sie, Robbie Willams liebt sie, MGMT singen aktuell eine schöne Hommage an sie, respektive an Dan Treacy, TVP- Mastermind und Miterfinder von dem, was heute gemeinhin Indiepop genannt wird: «He’s a poet he’s a lark.» Eine Lärche, die aus den verschrobensten Ecken der Seele singt; die 2006 nach zwölf Jahren im Irgendwo (man redet u.a. auch von einem Knastboot vor der Küste Englands), die wunderbar verstörende und rumpelnde Platte «My Dark Places» herausbrachte. Was für eine Ansage! Die ironischen Art-Pop- Könige, traurigen Neo-Mod-Bettler und schlauen Punk-Sarkasten («Part Time Punks») der ersten Stunde kehren zurück – ältere Ostschweizer erinnern sich mit wohligem Schauern an ihre legendären Konzerte in den Achtzigern in St.Gallen, Schaan oder Konstanz. They could have been bigger than the Beatles! Yeah, für manche sind sie das tatsächlich.
The Warlocks fallen durch fast alle von der professionalisierten Musikindustrie vorgesehen Register. Die 1999 in Los Angeles ins Leben gerufene Band hat neben Bandleader, Sänger und Gitarrist Bobby Hecksher schon viele Mitglieder gesehen. Selbst Sonic Boom von Spacemen 3 und diverse Bandmitglieder von The Brian Jonestown Massacre haben schon mitgetan. Ein Kommen und Gehen in der Bandbesetzung. Mögliche Gelegenheiten zum kommerziellen Durchbruch, etwa bei der Tour als Support von Black Rebel Motorcycle Club, wurden scheinbar immer wieder im Drogenrausch vergeigt. So bleiben The Warlocks ein ewiger Geheimtipp für Freunde von psychedelischem Rock’n’Roll und wir freuen uns, spielt die Band auf ihrem kurzen Europa-Trip auch im Palace. Wie gross und treu die Fangemeinschaft der Band allerdings ist, zeigen die zahlreichen Support-Anfragen für das Konzert. So kommt es auch nicht von ungefähr, dass mit White Noise Sound und Moloko Velocet ausnahmsweise zwei Supportbands auf der Bühne stehen. Wir freuen uns auf eine lange Nacht der guten Gitarren. Und tags darauf fahren wir gemeinsam zum Konzert von The Fall in Bern.
Noch ist es relativ ruhig um den jungen Kanadier, aber es ist zu ahnen, was da noch folgt. Mit dem dritten und selbstbenannten Album ist Tayor Kirk nämlich eine ganz besondere Platte gelungen. Im Grunde genommen ein waschechte Blues-Album, durchdrungen mit einer dunklen aber herzhaften Atmosphäre. Die aufs minimale reduzierte Instrumentalisierung lässt dem Gesang und der Wahnsinnsstimme Taylors den nötigen Raum. Es lohnt sich, denn die Vergleiche reichen von Elvis Presley über Bill Callahan bis zu Antony. Wir sind derselben Meinung, wenn im Rec Rec-Newletter zur Lobeshymne angestimmt wird: «Ein phänomenales Album, ein Hauptereignis der Saison, welches zu unzähligen Assoziationen Anlass gibt und in der Melancholie angenehm kühlend wirkt. Es gibt Legionen von Singer/Songwritern seit dem Wiederaufkommen der Welle um 1995, aber Timber Timbre sticht eindeutig als Meilenstein heraus.» Wir freuen uns ausserordentlich, das einzige Timber Timbre Konzert weit und breit anzukündigen. Ach ja, ausdrücklich nicht erwünscht sind bei dem Konzert alle Schwatzbesen. Derweil stimmen wir uns ein, denn die Zeilen gehen nimmer aus dem Kopf: «I get low low low low low low on my own».
Freunde der Nacht, das ist unser Ausruf, wenn wir alle meinen, die ins Palace kommen und noch kommen könnten. Freunde der Nacht ist eine Haltung gegen Ruhe und Ordnung, für ein freies, wildes, gemeinsames Leben. Freunde der Nacht ist deshalb auch der Titel dieser Zusammenkunft gegen die Ausschaffungsinitiative und den Gegenvorschlag – niemand geht, alle bleiben, weitere können kommen: Zu Musik, Reden, Essen. Das genaue Programm folgt auf der Website. 2 mal Nein am 28. November!
Auf gehts zur dritten Lektion «Rap History» in St.Gallen. Die beiden Musikhistoriker DJ Reezm und Paul Neumann behandeln das Jahr 1980, assistiert von MathK und Captaine Zwerg. 1980 ergattert Kurtis Blow als erster Rapper einen Major Deal und fährt mit seiner Single «The Breaks» Gold ein. Zur gleichen Zeit veröffentlicht Afrika Bambaataa, der «Godfather of Hip Hop» mit «Zulu Nation Throw Down» seine erste 12-inch und unzählige Mikrophondebutanten aber auch gestandene Aktivisten der 70-er Jahre Blockparty-Ära tun es ihm gleich. Als Backingtracks dienen den meisten Releases live nachgespielte Versionen damals aktueller Disco- und Funk-Stücke. Eine weitere Lektion mit hohem Hüftstimulationsfaktor wird somit für diesen Abend garantiert.
Jürg Jegge wurde mit seinem Buch «Dummheit ist lernbar» bekannt. Wie hat sich die Schule seither verändert? Dieser Frage geht der Lehrer und Institutionsleiter von Märtplatz einen in seinem neuen Werk «Fit und Fertig» nach. Seine Einschätzung: Die Schule ist das Fitnesszentrum für die Arbeitsesel des Neoliberalismus. Er zeigt auf wie sich die neoliberale Ideologie in den pädagogischen Alltag einschleicht. Er analysiert die Segnungen des Neoliberalismus und erstellt ein Sündenregister. Jürg Jegge entwirft eine Alternative zum Schicksal der «realexistierenden Erfülleresel» und redet der «Anstiftung zum störrisch sein» das Wort.
Daniel Hauser und Marc Frischknecht sind das Duo Junes. Mit ihren letzten beiden Platten haben sie selbst auf den grossen Schweizer Radiostationen für Aufsehen gesorgt und sich den Ruf als St.Gallens Colplay erspielt. Ihr drittes Album «Don’t Leave Me In Autumn» wird diese Tage erscheinen. Mit traditionellen Instrumenten wie Cello und Violine und Elektronika erweitern sie dabei ihr Spektrum an eingängigen und melancholischen Popsongs. Live wachsen Junes auf die Grösse einer Band an. Und fürs Konzert im Palace ist ein ganz besonderes und stimmungsvolles Lichtspektakel geplant, mehr sei an dieser Stelle aber noch nicht verraten. Hinter dem geheimnisvollen Bandnamen der Vorband steckt das Duo Dominik Kesseli und Marie Malou, bekannt aus zahlreichen anderen musikalischen Projekten.
Harr-harr, auf dem grossen Trendradar ist das goldene Piratenschiff der Berlinerin Theresa Strötges noch nicht aufgetaucht. Aber die Kanonen sind mit schwarzen Pailletten geladen, die Flagge gehisst und der Schnaps im Anschlag, falls es mal soweit kommen sollte, mit dem Trend. Auf Deck des Golden Diskó Ship ist ein bisschen ein Puff, dort liegt ein afrikanisches Daumenklavier, da ein Örgeli, über allem hängt eine Gitarre und aus den Boxen knarzts und knatterts entgegen dem Namen nicht so ganz Dancefloor-kompatibel. – Feiner Sound, feine Kapitänin, keinesfalls verpassen. Das andere Schnellboot an diesem Abend sind Tim & Puma Mimi; die direkte Verbindung Zürich–Japan. Und nicht zum ersten Mal im Palace. Vor zwei Jahren sitzt Mimi in ihrem Tokyoter Appartement, über Skype dazugeschaltet, Tim und der Schlagzeuger Captain Maceo sind auf der Bühne. Heute wird Mimi live hüpfen: Aus DJ Bobos «Everybody» machen die drei einen mordstiefen Headbangerdancefloorstampfer und zu «Aquarium» tanzte das Publikum schon am Paleo-Festival und diesen Sommer am Sonar in Barclelona. Äxgüsi, aber einer vom heisseren, ähm, Golden-Disco-Shit zurzeit.
Bei Soul Gallen geht’s wieder quer durch die letzten 50 Jahre schwarzer Musik. Diesmal werfen die Herren Wempe, Novak und Sanfilippo auch einen Blick auf weisse Bands aus den Staaten und Europa, die vor allem in den 60ern von schwarzer Musik beeinflusst wurden. Zu hören gibt’s The Rolling Stones, The Who, The Animals, The Troggs, um nur die Bekanntesten zu nennen. Get dressed and put on your dancing shoes. Freakbeat, Baby!
In seinem Referat zeigt der Sozialwissenschaftler Erich O. Graf von der Uni Zürich auf, wie sich der Diskurs im sozialen und pädagogischen Feld verändert hat. Er analysiert die zentralen Konzepte im Sozialbereich. Wie schlagen sich darin der Abbau der sozialen Rechte, Integrations- und Ausgrenzungsprozesse, zunehmende Bürokratisierungs- und Kontrolle nieder? Kann von einer Infiltration der Sozialarbeit in Theorie und Praxis durch die neoliberale Ideologie gesprochen werden?
Poetry Slam St.Gallen feiert das 10-jährige Bestehen. Aus diesem Anlass werden die besten Slammerinnen und Slammer der letzten zehn Jahre mit ihren besten Texten gegeneinander antreten. Eines der beiden Halbfinals im Kampf um den begehrten Titel des St. Galler Grandmaster Slam Champs wird im Palace ausgetragen. Das Programm verspricht eine Vielzahl an Schwergewichten der deutschsprachigen Slamszene, wie es sonst nur an den europäischen Slammeisterschaften zu sehen ist. Mit dabei sind unter anderen: Florian Cieslik, Franziska Holzheimer, Lara Stoll, Lasse Samström, Micha Ebeling, Micha El Goehre, Renate Leukert, Renato Kaiser, Stefan Abermann, Sven Kamin, Tobi Kunze, Frank Klötgen, Richi Küttel, Etrit Hasler, Mathi Frei, Sam Hofacher und Simon Chen.
Wo sonst genau hingehört wird, bleibt es diesmal still. Die Gestik gibt den Ton an: Wer applaudiert, winkt mit beiden Händen hoch über dem Kopf, und wer sich mit jemandem an der Bar unterhält oder ein Bier bestellt, macht dies ebenfalls in Gebärdensprache. Als Höhepunkt der bereits vierten Visual Night wird ein Auftritt des Gehörlosentheaters Davanti aus Berlin angekündigt. Im Stück «Amor Junior» dreht sich alles um den kleinen Gott der Liebe. Der traditionelle Deaf Slam darf natürlich auch dieses Jahr nicht fehlen, sowie das Projekt «Mix!t mit Live Visuals», eine Verschmelzung aus Musik, Rap, Gebärdensprache und Live-Visuals. Für alle die (noch) keine Gebärdensprache beherrschen: das Programm wird teilweise in die deutsche Sprache übersetzt!
Wer sehnt sich in diesen Zeiten flauer Gitarren nicht manchmal nach jenem Konzert, das einen umhaut, alles wegbläst, die Ohren ins Hirn pustet, bis alles schmilzt? Hier kommt die Band, die das garantiert: Die Noiserocker A Place To Bury Strangers gelten als lauteste Band New Yorks und als legitime Nachfolger ihrer erklärten Vorbilder The Jesus And Mary Chain und My Bloody Valentine. Wenn Oliver Ackermann, der in Brooklyn auch die Gitarren-Effektgerätfirma Death By Audio betreibt, mit seinem Trio loslegt, kann man sich nur ergeben - einem Sound-Tsunami mit Feedbackgewitter, der seinesgleichen sucht. Einschlägige Konzertberichte erzählen stets ungläubig von Rausch, Trance und Wahnsinn, von gefühlten Millionen Gitarrenwänden und zigtausenden Verstärkern und Verzerrern, von weit aufgerissenen Augen im Rauchmaschinen-Nebel und Stroboblitz-Wald. Und immer noch eins oben drauf, bis alles hell und klar wird. Wir versprechen: Hardcore-Shoegaze bis einen vor Schönheit alle Sinne schmerzen. Im Grunde die logische Fortsetzung von New-York-Gastspielen im Palace von Martin Rev (Suicide) bis Crystal Stilts.
Michael Gemperle, Soziologe, Thomas Greusing, Soziologe, Fabiola Huber, Sozialarbeiterin, Franz Schibli, Theologe, André Wetzel, Ingenieur und Student, Marina Widmer, Soziologin
Ziel dieser Diskussionsrunde ist die Schaffung eines kollektiven Denkraumes als Alternative zur Expertenabhängigkeit. Die Diskussionsrunde auf dem Podium soll Anstoss geben, um die Auswirkungen von Sparmassnahmen in der Praxis der Sozialarbeit, das Krisenmanagement von Finanzinstitutionen oder die Rettung des FC St.Gallens zusammenzudenken. Die Diskussion soll an die beiden ersten Abende anknüpfen: Was sind Mittel zur Verteidigung des Sozialstaates, welches sind die zentralen Elemente einer Gegenideologie zum Neoliberalismus? Was sind Alternativen zum individualistischen Denken und zum partiellen Handeln – was heisst «gemeinsam im Widerstand»?
Plüschsessel in Reihen und Galadinner in einem – das verspricht euch dieser Abend im Palace. Neben verschiedenen Darbietungen aus der Welt des Variététheaters nimmt die Küche von Martin Kappenthuler einen zentralen Platz ein: Pfannen, Stihl und Späne kochen für euch auf und neben der Bühne. In galoppierender Kadenz laufen sich kulinarische Gänge und exquisite Nummern den Rang ab. Die Compagnie Buffpapier und ihre Gäste haben einen Cocktail mit Ungewohntem und Altbekanntem zusammengemixt: Léon Schaetti entrückt mit sülzigen, salzigen aber auch pikanten Einlagen am Akkordeon. Manuel Stahlberger, der Rohkostinterpret par excellence bietet Gemüse vom feinsten. Süsser Abgang und Höhepunkt zugleich ist die Diva Elisabeth, der Hausstar des Palais Mascotte in Genf, mit ihrem scharfen und rührenden Auftritt. Die Compagnie Buffpapier zeigt zudem eine eingekochte Version ihres Programms: Le Petit Cabaret Grotesque. Und welche Küche verzichtet schon auf natürliche Bindemittel: Hannes Perkmann führt durch den Abend mit seinen Text-Delikatessen.
Seine Musik wird als wegweisende Weiterentwicklung gefeiert, welche House, Two-Step, Jungle, Techno und Dubstep auf zuvor nie dagewesen Art und Weise zusammenbringt. Dabei bewegt der 22-jährige im selben Umfeld wie Mount Kimbie, James Blake oder Martyn. Mit seiner ersten Single «Hyph Mngo» feierte er Ende 2009 einen Underground-Hit, der seinesgleichen sucht. Sehr typisch dabei sind unter anderem das Hymnenhafte und die glasklare Produktion. Zwei weitere Singles und Remixes für Four Tet und José James machten aus ihm schnell den jüngsten Dubstep-Superstar. Es ist also kaum auszudenken, was passiert, wenn dieser Goldjunge sein Debutalbum veröffentlicht. Dabei kommt sein Talent nicht von ungefähr: Joy Orbison alias Peter O’Grady ist der Neffe von Ray «Terrorist» Keith, Breakbeat- und Drum&Bass-Legende der ersten Stunde. Die Spex schrieb vor kurzem: «Sein DJ-Set gestaltete sich wie seine Eigenproduktionen: Stimmungsgeladen, spielerisch aber druckvoll, reich angefüllt mit Vocal-Samples und satten Tiefschlägen im Bassbereich.» Als massgebliche Einflüsse nennt der Londoner übrigens die Shoegaze-Götter My Bloody Valentine und die schottische Post-Punk Band Josef K. Das ist musikalische Weitsicht und Verkoppelung, wie wir sie uns selber auf die Fahne geschrieben haben. Erstmals in der Schweiz!
Low-profile-Christmas-Sounds! «No Dancing» singt Smog und die Silver Jews «Sleeping Is The Only Love», bei Jeffrey Lewis rollt der Bus aber bereits und Fennesz haben das richtige Parfüm für den Winter. – Eine eher ruhige Nachtbar
Rappin' Ain't No Thang, We Want To Rock. 1981 verdichtet sich die Menge an Rap Veröffentlichungen und erstmals füllen sich die Aufnahmekabinen auch ausserhalb von New York mit hungrigen Talenten. Die New Yorker Downtown Szene entdeckt die Vitalität und den DIY Charakter der Hip Hop Kultur. Gruppen wie der Tom Tom Club, ESG, Blondie, Liquid Liquid und selbst Punkrocker wie The Clash präsentieren ihre eigenen Entwürfe von Rap, die dann wiederum die originäre Uptown Szene nachhaltig beeinflussen. Grandmaster Flash begründet mit seinem DJ Cut-Up Track «The Adventures Of Grandmaster Flash On The Wheels Of Steel» (einer Soundcollage aus Klassikern der Block Party Ära und gängigen Rap und Discohits) quasi das «Cut and Paste»-Genre und lässt uns erahnen wie sich eine Block Party Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre angehört hat. Weitere bekannte Vinyl-Debütanten mit ihren Erstveröffentlichungen sind The Boogie Boys, Busy Bee, The Crash Crew und Lovebug Starski. 1981 – ein prägendes Jahr für die Entwicklung der Rap Musik. Durch den Unterricht führen wie gewohnt die Professoren DJ Reezm und DJ Paul Neumann, assistiert von MathK und Captaine Zwerg. Come down and have a ball y'all!