Veranstaltungsarchiv
Lautsprecherorchester sind eigentlich etwas ziemlich Nischenhaftes. Es erschliesst sich auf den ersten Blick auch nicht ganz, wie das denn funktionieren soll. Doch ist es einem St.Galler Palace Publikum unerwartet bekannt, denn das seit einigen Jahren im Palace residierende Chuchchepati Orchestra arbeitet aktiv an der Bekanntwerdung eben dieser Orchester. Nun gibt es nicht nur dieses eine Lautsprecherorchester, sondern es handelt sich um ein ganzes Feld mit eigener Geschichte, Standardwerken und Akusmonien (wie Lautsprecherorchester auch heissen) aus verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Ideen. Für dieses erste Januar-Wochenende laden wir, gemeinsam mit dem Chuchchepati Orchestra, das Wiener Akusmonium und das Freiburger Lautsprecherorchester zum ersten grossen Gipfeltreffen der Lautsprecherorchester ein. Während vier Tagen wird das Palace zum akustischen Objekt umgestaltet: Die unzähligen Lautsprecher der jeweiligen Lautsprecherorchester werden verkabelt, im Raum verortet und auf ihre Eigenheiten geprüft. Mit historischen akusmatischen Konzerten, Echtzeit-Kompositionen von Gastmusiker*innen, installativen Stücken und Vorträgen zur Geschichte des Akusmoniums öffnet das ehemalige Kino seine Türen für ein zweitägiges Festival. Wir können euch versprechen: so viele eingesetzte Lautsprecher auf so kleinem Raum gab es selten.
Programm
Beginn 20:30
Ludwig Berger (FR / DE) | Interspecies Fusion Frequency | 2022 | Einlass Loop
Anestis Logothetis, (UK / AT) | Untitled: Coloured Noise | 1962/67 | 5:40 min.
Mariana Vieira (PRT) | The Unexpected Encounter with Diversity | 2021 | 8:01 min.
Lino Schilling (CH) | Step Two | 2022 | 6:47
Manolo Müller (CH) | mubtuuukbbunh | 2021 | 6:14
Beatriz Ferreyra (ARG/ F) | Echos 1978 | 8:33 min.
Ludwig Berger (FR / DE) | 1959 | 2012 | 19:59 min.
PAUSE (21:30 - 22:00)
Annette Vande Gorne (BEL) | Vox Alia II : Cathédrales | Format: 16.4 | 2021 | 10:56 min.
Thomas Gorbach (AT) | Modulated Resonances | 2021/22 | 8:12 min. | fixed media | stereo
Intermezzo I: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Horacio Vaggione Nodal (ARG / FR) | 1997 | 12’57“ | fixed media | stereo
Anwesende Musiker*innen
Martina Claussen (AT), live electronics, voice, fixed media, spatialisation
Dieb13 (AT), turntables
Patrick Kessler (CH), double bass
Ludwig Berger (FR / DE), field recordings, spatialisation
Thomas Gorbach (AT), sound projection, interpretation/spatialisation
Bernhard Zitz (CH), live electronics, spatialisation
Beteiligte Lautsprecherorchester
Chuchchepati Orchestra, St.Gallen (Orchesterwart, Patrick Kessler)
Das Wiener Akusmonium von The Acousmatic Project, Wien (Leitung, Thomas Gorbach)
Freiburger Lautsprecherorchester, Fribourg (Leitung, Bernhard Zitz)
Zürcher Lautsprecherorchester ZLO, Zürich (Leitung Gary Berger, Dozent für Elektroakustische Musik ZHdK (Round Table))
Programmgestaltung
Thomas Gorbach, Patrick Kessler, Palace St. Gallen
Organisation
Palace St. Gallen und Chuchchepati Orchestra
Sound projection
Thomas Gorbach (Leitung), Ludwig Berger, Bernhard Zitz
Lautsprecherorchester sind eigentlich etwas ziemlich Nischenhaftes. Es erschliesst sich auf den ersten Blick auch nicht ganz, wie das denn funktionieren soll. Doch ist es einem St.Galler Palace Publikum unerwartet bekannt, denn das seit einigen Jahren im Palace residierende Chuchchepati Orchestra arbeitet aktiv an der Bekanntwerdung eben dieser Orchester. Nun gibt es nicht nur dieses eine Lautsprecherorchester, sondern es handelt sich um ein ganzes Feld mit eigener Geschichte, Standardwerken und Akusmonien (wie Lautsprecherorchester auch heissen) aus verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Ideen. Für dieses erste Januar-Wochenende laden wir, gemeinsam mit dem Chuchchepati Orchestra, das Wiener Akusmonium und das Freiburger Lautsprecherorchester zum ersten grossen Gipfeltreffen der Lautsprecherorchester ein. Während vier Tagen wird das Palace zum akustischen Objekt umgestaltet: Die unzähligen Lautsprecher der jeweiligen Lautsprecherorchester werden verkabelt, im Raum verortet und auf ihre Eigenheiten geprüft. Mit historischen akusmatischen Konzerten, Echtzeit-Kompositionen von Gastmusiker*innen, installativen Stücken und Vorträgen zur Geschichte des Akusmoniums öffnet das ehemalige Kino seine Türen für ein zweitägiges Festival. Wir können euch versprechen: so viele eingesetzte Lautsprecher auf so kleinem Raum gab es selten.
Programm
Ludwig Berger (FR /DE) | Interspecies Fusion Frequency | 2022 | Loop zum Einlass
Vortrag | Was ist Akusmatik? | Thomas Gorbach (AT) | 30 min
İlhan Mimaroğlu (TUR / USA) | Agony | Visual Study No. 4 | After Arshile Gorky 1964 | 9:30 min.
Edgar Varèse (USA) | Poème électronique 1958 | 8:12 min.
Anestis Logothetis (GRE / AT) | Wellenformen 1981 | 13:30 min.
Ingrid Drese (FR) | Cri de Merlin 2013/2016 | 17:32 min.
PAUSE (18:00 - 18:30)
Intermezzo I: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Martina Claussen (AT) | Lisa | 2017 | 9.15 min. | fixed media | stereo
Intermezzo II: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
PAUSE (19:15 - 20:00)
Round Table | Konzepte zum Akusmoniumsbau | Thomas Gorbach (Das Wiener Akusmonium/The Acousmatic Project), Ludwig Berger, Patrick Kessler (Chuchchepati Orchestra) Benu Zitz (Freiburger Lautsprecherorchester), Gary Berger (Zürcher Lautsprecherorchester ZLO) | 30 min
Chuchchepati Orchestra | Bumblebee Flight II – Takt # 008 | 2021/.. | 30 min.
PAUSE (21:00 - 21:15)
Intermezzo III: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Thomas Gorbach (AT) | Impact from Mars | 2020/21 | 11:45 min. | fixed media | stereo
Intermezzo IV: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Åke Parmerud (SWE) | Growl | 2014/15 | 12:43 | fixed media | stereo
PAUSE (22:15 - 22:45)
Intermezzo V: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Chuchchepati Orchestra | Gletscherzungen | 2020/.. | 35 min.
Intermezzo VI: Echtzeitkomposition mit den anwesenden Musiker*innen
Anwesende Musiker*innen (Intermezzi und Kompositionen)
Martina Claussen (AT), live electronics, voice, fixed media, spatialisation
Dieb13 (AT), turntables
Julian Sartorius (CH), drums
Martina Berther (CH) bass
Patrick Kessler (CH) double bass
Ludwig Berger (FR / DE), field recordings, spatialisation
Thomas Gorbach (AT), sound projection, interpretation/spatialisation
Bernhard Zitz (CH), live electronics, spatialisation
Beteiligte Lautsprecherorchester
Chuchchepati Orchestra, St.Gallen (Orchesterwart, Patrick Kessler)
Das Wiener Akusmonium von The Acousmatic Project, Wien (Leitung, Thomas Gorbach)
Freiburger Lautsprecherorchester, Fribourg (Leitung, Bernhard Zitz)
Zürcher Lautsprecherorchester ZLO, Zürich (Leitung Gary Berger, Dozent für Elektroakustische Musik ZHdK (Round Table))
Programmgestaltung
Thomas Gorbach, Patrick Kessler, Palace St. Gallen
Organisation
Palace, St. Gallen und Chuchchepati Orchestra
Sound projection
Thomas Gorbach (Leitung), Ludwig Berger, Bernhard Zitz
Es klingt wie ein neuartiges, merkwürdiges Rezept für Glühwein à la maison. Passend zur Winterzeit kann man es sich bei Suppe, Seife und Seelenheil im roten Plüschsessel bequem machen. Suppe Seife Seelenheil - dies der Titel des neuen Buchs von Matto Kämpf, Schriftsteller aus Bern, bekannt für seine ausgelassene Art, existenziellen Fragen des Lebens auf den Grund zu gehen. Die musikalische Würze bringt Evelinn Trouble, Musikerin und Künstlerin aus Zürich. Sie spielt dabei Songs aus ihrem neuen Album Longing Fever, welches mit dem Indie-Suisse Album of The Year Award ausgezeichnet wurde und die Zuhörer*innen in ein düsteres Klanguniversum entführt, ganz im Sinne von «Unfamiliar Things».
In der ambivalenten und sagenumwobenen Stadt Turin ist das aufstrebende Label Early Reflex beheimatet. Es ist im Leftfield Techno verankert, treibt die Grenzen der Musik voran und kommt mit einer Auswahl von Künstler*innen für diesen Januar Abend nach St.Gallen ins Palace angereist. Alec Pace, der das Label betreibt, entwirft elektronische Tracks für den Club, die synkopierte Beats, Feldaufnahmen und Synthesizer kombinieren. Sein neuestes Werk Future Now?, das vom dystopischen Einfluss von KI und Technologien inspiriert ist, wurde im März 2022 auf dem eigenen Label veröffentlicht. Stenny, aus den industriellen Vororten von Turin, ist ein Mitglied von Ilian Tape. Seine Arbeit basiert auf der Clubkultur und der Avantgarde-Elektronik, wobei er Elemente von Techno, IDM und Bassmusik kombiniert. Er liefert oft abenteuerliche und vielseitige DJ-Sets, bei denen er Genregrenzen durch eine präzise und intuitive Technik umgeht. Bladeblanc ist eine in Mailand ansässige Produzentin und 3D-Künstlerin, die mit ihrem Projekt Ultracare auf dem Gebiet der digitalen Kunst arbeitet. Ihre Klangschimären können als eine Mischung aus Bassmusik und Post-Club beschrieben werden. Inspiriert von der britischen Underground-Szene, kombiniert sie Bass und Jungle, eine Spur Post-Internet-Exploration und scharfe Drumline-Patterns für den Dancefloor. Der Produzent, Komponist und Klangkünstler Ikävä Pii erforscht die Interaktion von Organischem und Digitalem. Diese genreübergreifende Forschung, ob solo oder in Zusammenarbeit, nimmt die Form von clubnahen Tracks und abstrakten Kompositionen an, die auf Early Reflex und Too Much Information veröffentlicht wurden. Too Much Information? Ja dann, am besten in diese Nacht kommen!
Die Schule hat es nie leicht. Alle sind betroffen. Alle reden mit. Zu selten tun sie es allerdings zusammen. Dieses Podium bringt unterschiedliche Akteur*innen an einen Tisch. Nebst der allgemeinen Frage nach der guten Schule und dem Mass, das an sie gelegt wird, stehen folgende Spannungsfelder zur Diskussion: Ist die Schule heute mehr Hoffnungsträgerin für einen globalen Wettbewerbsvorteil oder Verstärkerin sozialer Ungleichheit? Ist die Schule mehr ein Hort unhinterfragter Glaubenssätze oder ein wissenschaftliches Forschungslaboratorium? Bietet die Schule noch Nestwärme oder nur noch Förderpläne? Und wer soll eigentlich bestimmen, wie die Schule sein soll und was die Lehrer*innen können müssen?
Mit Elina Engler (Schülerin), Marius Hehli (PHSG-Student), Nathalie Meier (Präsidentin Verband Oberstufenlehrpersonen Kanton St.Gallen), Raphael Frei (Schulleiter und Kantonsrat) und Bernhard Hauser (PHSG-Dozent und Kantonsrat). In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule St. Gallen.
Moderation: Rolf Bossart
Das zähe Dinieren mit angenehmer und unangenehmer Verwandtschaft ist durchgekaut, die Strassen fegen sich langsam leer von Leuchtschmuck und Neujahr-Pathos, das Foyer wird Flurry, die Besuchsfreund*innen, die sich schon lange in andere Städte gestürzt haben, sind wieder weg und die Dagebliebenen und die Leuchtgans verstoffwechseln sich zusammen zu einem Prosecco.
Die Sängerin und Saz-Spezialistin und ihre (zum Tanz) hinreissende Band werden schon mal als anatolische Psych-Pop-Sensation angekündigt. Aber wie können Musiker*innen, die althergebrachte musikalische Traditionen sorgfältig und nicht minder melancholisch als deren Vorlagen in die Zukunft überliefern, als Sensation bezeichnet werden? Nichts ist grell an diesem emphatischen Sound und vor allem hat er Bestand. Die anatolische Zuschreibung trifft ins Schwarze: Die Hamburger und Berliner Musik-Zusammenhänge, in denen sich die Sängerin bewegt, ein grenzenloser Zugang zu Sound und die aktuelle politische Lage in der Türkei dürften ebenfalls stark zum packenden, der Repetition nicht abgeneigten Sound und den shaky Grooves beitragen, der die Songs von Derya Yıldırım beharrlich vorwärts treibt: Ihre Band besteht zu Dreiviertel aus dem international besetzten Orchestre Du Montplaisant, das schon auf deren erstem Album 2011 oder auf der Single für den Pudel Club alle Register gezogen und die psychedelischen Örgelitasten gedrückt hat. Das Schlagzeug spielt Greta Eacott. Tanzen, weinen, lieben, tanzen, weinen, lieben, tanzen – Derya Yıldırım und die Grup Şimşek werden uns prächtigst aus dem Winterloch treiben.
VERSCHOBEN AUF DEN 1. FEBRUAR
Seit Langem dreht sich politisch ein Spiel zwischen Berücksichtigung und Begehren. Was daraus folgt, ist oft die Identifizierung der Subjekte. Mit der Vorstellung: Wenn wir eure Grenzen kennen, können wir euch bestens verstehen. Ob in der Musik, Literatur oder auch in der bildenden Kunst, wir befinden uns plötzlich wieder in einem engen Raster einer Sprache der Verortung. Früher hiess es, dass gewisse Lesarten einer fremden Welt zu einer identitätsstiftenden Erfahrung führen können. Heute ist es nur noch bei sich zu finden, jederzeit und möglichst sofort. Die eigene Identität festlegen, damit der Staat und die eigenen Eltern mit uns richtig umgehen können. Lange ist es her, seit wir etwas anderes sein wollten – oder etwas anstössig gesagt, der Wunsch, nicht selber sein zu dürfen.
In der Erfreulichen Uni liest Lorik Visoka einen essayistischen Briefwechsel zwischen zwei Bekannten, die beim Schreiben immer wieder das Weite suchen und dabei auch versagen.
Lorik Visoka arbeitet unter anderem selbst im Palace Bureau. Er wohnt in Zürich und beschäftigt sich, wenn die Dringlichkeit erlaubt, mit Migration, Repression und Distanz.
Wie wird es diesmal sein? Wer wird länger glänzen? Wir, die Lichter oder der Boden? Wann sind wir aufgewärmt? Das zumindest wissen wir: Spätestens wenn Dee Dee Sharp aus den Plattenspielern singt, befinden wir uns mehr als nur in einem Januar. Willkommen zum 13. Geburtstag von Soul Gallen - der wahrscheinlich langanhaltendstend Tanzreihe der Schweiz.
Ein Spagat will geübt sein! Gutes Training gibt es am 28. Januar: Verteilt in der Stadt, am ersten gemeinsamen Fest von talhof, flon, Grabenhalle und Palace, am Spagatklubfestival. Mit Lev Tigrovich und Kessler in der Hütte. Lev Tigrovich, ursprünglich als Oper über die 80er Jahre im Sowjetischen Ungarn geplant, ist nun die Musik mit viel Synthies und russischem Drama Pop übrig geblieben. Lev Tigrovich sind Xenia Wiener und Janos Mijnssen. Letzterer ist dem St.Galler Publikum aus verschiedenen Bands und Projekten (Panda Lux, Faber) kein Unbekannter. Xenia Wiener ist eine in verschiedenen Bereichen tätige Komponistin und Pianistin aus Basel. Der Produzent und DJ Kessler bringt seine Mischung aus Jungle, Breakbeats und Garage auf das Parkett. Er wurde in den Klubs von Belfast mit elektronischer Musik sozialisiert, hatte aber in frühen Jahren auch ein Faible für Rock, Metal und Heavy Metal. Und diesen Heavy-Touch merkt man seinen DJ-Sets irgendwie noch immer an. Das ganze Programm des Spagatklubfestivals gibt es auf der Webseite spagatklub.ch.
wegen gesundheitlichen Gründen bis auf Weiteres verschoben
Seit Langem dreht sich politisch ein Spiel zwischen Berücksichtigung und Begehren. Was daraus folgt, ist oft die Identifizierung der Subjekte. Mit der Vorstellung: Wenn wir eure Grenzen kennen, können wir euch bestens verstehen. Ob in der Musik, Literatur oder auch in der bildenden Kunst, wir befinden uns plötzlich wieder in einem engen Raster einer Sprache der Verortung. Früher hiess es, dass gewisse Lesarten einer fremden Welt zu einer identitätsstiftenden Erfahrung führen können. Heute ist es nur noch bei sich zu finden, jederzeit und möglichst sofort. Die eigene Identität festlegen, damit der Staat und die eigenen Eltern mit uns richtig umgehen können. Lange ist es her, seit wir etwas anderes sein wollten – oder etwas anstössig gesagt, der Wunsch, nicht selber sein zu dürfen.
In der Erfreulichen Uni liest Lorik Visoka einen essayistischen Briefwechsel zwischen zwei Bekannten, die beim Schreiben immer wieder das Weite suchen und dabei auch versagen.
Lorik Visoka arbeitet unter anderem selbst im Palace Bureau. Er wohnt in Zürich und beschäftigt sich, wenn die Dringlichkeit erlaubt, mit Migration, Repression und Distanz.
«Sometimes you wanna go mad / Sometimes you wanna go crazy / Get on up, get on your feet / Take a chance and don′t be lazy / Everything you need to know / Stand up and take control / Let the music heal your soul» Von wem ist das schon wieder? Platon? DJ Bobo? Olivia Newton? Es ist manchmal schwer, geordnet zu denken, wenn der Körper sich zu fröhlich-zuckender Masse amalgamiert. Wie auch immer. Tanzen ist schön und in der Hey Hey Bar möglich, weit hinaus über jegliche treue Zitate.
Die Musik erzeugt sofort Bilder: Eine windige Gestalt, die etwas von einem sich drehenden Karussell herunter singt. Verstrickte Leute in einer Bar, die längst vergessen haben, welches Jahrzehnt es ist, oder welcher Tag. Zuckerbäcker-Hinterhöfe. Eine Friedhofskapelle, die auf einem nassen Feld vor sich hin spielt, ohne dass da jemand wäre, der sichtbar begraben würde. Und natürlich ganz viele Gassen, in und um Wien, jetzt und vor 50 Jahren. Räume der Fantasie und der Erinnerung vermischen sich in Gesängen mit Träumen und Erzählungen. Und dazwischen hängen sich sperrige Dialekt-Worte ins Gedächtnis. Voodoo Jürgens erfindet auf seinem neuen Album Wie die Nocht noch jung wor einmal mehr die Stadt als Wunderland voller Verlierer, Tschocherl und Praterbahnen neu, und die Band Ansa Panier liefert dazu den passenden Sound: Schaurig, scheppernd und schön, mit gespenstischen Geigen und theatralischen Tom Waits-Momenten. Herzlich hinein again, ins schummrige Palace-Tschocherl!
Palinstar fallen die Melodien wie Sternschnuppen zu, die Gitarre open D, den Schlüssel zum Herz am Hosenbund - and if needed some drums. Irgendwo zwischen einem Surfspot in Australien, einem Schwefelbad im Aargau und einer kellerlosen Landhütte in Florida erklingt am Himmel der Planet Palin.
Wer das Wort Thurgau hört, denkt wohl zuerst an Apfelbäume und den Bodensee. An eine Landschaft, die unveränderlich scheint. Das Wort «Klassenverhältnisse» jedenfalls würde einem nicht als erstes in den Sinn kommen. So ergeht es auch Ariane Andereggen, als sie nach Ermatingen zurückkehrt, wo sie aufgewachsen ist. «In meiner Familie will keiner mit mir über soziale Klassen sprechen. Fast alle glauben an den sozialen Aufstieg durch Fleiss und Geschick und Höflichkeit», sagt sie zu Beginn ihres eindringlichen Filmessays.
Aber Andereggen fragt nach: In der Familie, bei Freund*innen, in der eigenen Biografie. Wer hat eine Lehre gemacht? Wer ging ans Gymnasium? Und warum war das so? Mit Beharrlichkeit und ihrem eigenen Schalk arbeitet Andereggen die «Klassenverhältnisse am Bodensee» heraus, wie es im Filmtitel heisst. Eine industrialisierte Geschichte wird sichtbar, eine migrantische Gesellschaft. Wie konnte es dann eigentlich passieren, dass heute vor allem Reiche steuergünstig am See wohnen?
Unterstützt wird Andereggen, die als Schauspielerin und Performerin in Basel lebt, bei ihrer Suche von Ted Gaier. Selbst in Ulm in Bodenseenähe aufgewachsen, ist er als Sänger und Texter der Goldenen Zitronen bekannt. Nach der Vorführung des Filmes – der ersten nach der Premiere an den Solothurner Festspielen – sprechen die beiden mit dem Journalisten Kaspar Surber über ihre Arbeit.
Grossstadtgefühle in der Provinz bekommt man vielleicht mit dem Blick auf den Silberturm. Aber noch bestimmter an einem langen Rave, der sich nach Geheimtipp anfühlt. Mother Earth Took Poison In Her Soil heisst Belia Winnewissers neueste EP. Durchdringende Beats, sakrale Chorelemente, abstrakte Elektronik und Pop verstricken sich und legen einen glitchigen Boden, auf dem sich Assoziationsketten wie Brausetabletten auflösen. Die Künstlerin bewegte sich früher in der Indie-, Wave- und Popszene in Luzern, studierte dann Soundart in Bern. Die zwei Welten kollabierten ineinander und es entstand die musikalische Sprache, die Winnewissers Arbeit heute prägt. Ein stetes Ausloten zwischen Sperrigem und Zugänglichem. Casanora bewegt sich an Abgründen vorbei, düster, relatable. Man möchte hinschauen und mitgehen. Die Bernerin fing mit sieben an, Klavier zu spielen. Mit 16 produzierte sie ihre eigene Musik. Die Klangästhetik der Sounddesignerin und Multimedia-Künstlerin ist synthetisch doch nicht unnahbar. Es wird ein mystischer Abriss im ClubKlub.
Aus allen Rohren schiesst das dänische Elektro-Rap-Duo Ravi Kuma Beats und Rhymes dem Publikum entgegen. Derber Humor und Ironie sind das Rezept von MC Sharon Kumaraswamy und DJ Aske Knudsen gegen soziale Missstände, kapitalistische Dekadenz und das Patriarchat. Dabei prallen auch Trap und brasilianischer Karneval aufeinander. Ravi Kuma sind hemmungslos direkt, wild und unverfroren. Jenný Kragesteen alias Frum schafft sich ihr eigenes Universum. Bei ihr verschmelzen Musik, Film und Körper. Ihr frischer nordischer Electro-Pop handelt von persönlichen Erlebnissen, von ihrer Heimat, den Färöern, wo schäumende Wellen auf grüne Berge treffen. Musik am Rand der Genregrenzen: Das schreibt Pitchfork über die schwedische Band Makthaverskan. Das Quintett schwankt zwischen glückseligem Dream-Pop, dramatischer Teenage Angst und dunklem Post Punk. Der Bandname beschreibt eine starke Frau, die sich in Szene setzen will. Zweifelsohne ist das Sängerin Maja Milner, die ihre vier Kameradinnen und Kameraden stets weiter drängt, neue Grenzen auszuloten. Tarjei Nygård ist Co-Betreiber des norwegischen Labels Untz Untz Records. Als DJ bringt er aus seiner Plattensammlung rare Hip-Hop-, Funk-, Disco- und House-Perlen auf den Plattenteller.
Mit dem Rücktritt von Paul Rechsteiner aus dem Ständerat ist das Rennen um seine Nachfolge knapp ein Jahr vor den Erneuerungswahlen eröffnet. Die Wahl verspricht spannend wie schon lange nicht mehr zu werden. Mit Barbara Gysi (SP), Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP), Franziska Ryser (GP) und Esther Friedli (SVP) bewerben sich erstmals in der Geschichte des Kantons St.Gallen vier Frauen um das einflussreiche Amt. Im ersten Wahlgang stellt sich gerade aus linker Sicht die Frage, ob das für St.Gallen erfolgreiche Modell der «geteilten Standesstimme» mit je einer linken und einer bürgerlichen Vertretung an der Urne verteidigt werden kann. Was klar ist: Wie in den Jahren zuvor wird die Wahl im «schwierigen Kanton St.Gallen» in den Städten entschieden werden. Am grossen Palace-Podium zu den Ständeratswahlen stellen wir die Kandidatinnen auf die Probe: Was sind ihre Haltungen beim Thema Migration und Flucht, in der Europa-Frage, beim Umgang mit der Klimakrise oder der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich?
Welche Fähigkeiten brauchen wir, um die Zukunft kreativ, mutig und mit Zuversicht anzugehen? Gibt es Geschichten des Gelingens, Mythen oder neue Ideen, die uns dabei inspirieren können? Und wie können wir andere inspirieren? Das Künstler*innentandem Arwen Burmeister (Regie) und Enrico Lenzin (Musik) arbeitet mit einer Klasse des Berufsvorbereitungsjahres zum Thema „Future Skills". Nach zehn Tagen Recherche- und Probearbeit präsentieren sie ihre Entdeckungen dem Publikum. Alle interessierten Freund*innen, Familien, Zukunftsforschenden, Kulturaffinen und Gegenwartsbefragenden sind herzlich willkommen!
DAS KONZERT VON TIMBER TIMBRE IST RESTLOS AUSVERKAUFT. ES GIBT KEINE ABENDKASSE.
Es gibt diese Songs, die einen beim ersten Anhören sofort in Bann ziehen und dann nie mehr nicht loslassen. Die kanadische Band Timber Timbre hat gleich mehrere davon, sie heissen «Demon Host», «Black Water» oder «Magic Arrow» und entfalten einen unheimlichen Sog und Zauber, der nicht von dieser Welt scheint und an die filmischen Welten von David Lynch erinnert. Von Geister-Folk und Skelett-Blues war die Rede, als Taylor Kirk, der Kopf hinter Timber Timbre, auf Deutsch soviel wie «Klangfarbe von Holz», vor eineinhalb Jahrzehnten mit seinen düsteren, karg instrumentierten und verhallt gesungenen Songs antrat; er selber nannte das Genrekonstrukt Gothic Rockabilly Blues, manche zogen grosse Vergleiche mit Elvis Presley oder Roy Orbison. Die aufrichtigste Musik finde, wer an den Rand der Dunkelheit vorstosse, hielt es Kirk einfach und schwärmte vom Leben in den Wäldern; dorthin, respektive «an freundliche, etwas surreale, aber ungeschützte Orte» wolle er sein Publikum mitnehmen. Das liess sich nicht zweimal bitten: Als Timber Timbre 2011 mit ihrem vierten Album «Creep On Creepin’ On» erstmals in der Schweiz gastierten, waren alle Konzerte rasch ausverkauft, auch in St.Gallen, wo nach einer Einhorn-Ansage im schummrigen Dunkelrot eine fast sakrale Stille herrschte, wie ein Kritiker schrieb. «Timber Timbre schufen eine knisternde Spannung, die nie abriss, und verwandelten das Palace in einen Tempel der Seelenwärmung.» Nun dürfte es wieder ähnlich toll knistern, wenn Kirks Trio nach einem fantastischen Ausflug in den synthetisch aufgemotzten Dark-Pop («Sincerely, Future Pollution», 2017) ins Palace zurückkehrt und eine Vorschau auf sein im Frühling 2023 erscheinendes neues Album «Lovage» spielt: Das verspricht «pervertierte Pianoballaden mit spirituellen Jazz-Intermezzi auf exotischen Inseln und Psych-Prog mit Girl-Group-Cabaret à la Phil Spector zu vermählen», wenn wir das mal frei übersetzen wollen. In welche Richtung Timber Timbre auch immer gehen, unheimlich bezaubernd bleiben sie gewiss.
Der Italo-Amerikaner Joseph Martone hat eine tiefe Stimme, die Johnny Cash fast wie Jimmy Somerville klingen lässt. Sein erstes Album mit Kompositionen, die an Soundtracks zu Sergio Leone-Filmen erinnern, klingt wie ein Treffen zwischen Lee Hazlewood, Nick Cave und Ennio Morricone: Bariton-Gitarren im Western-Stil, Frauenchöre ("Firefly") und bewegte Texte ("Working On Me"). Joseph Martone ist auch Weinbauer in der Gegend von Neapel. Es heißt, dass in alten Fässern der beste Wein gemacht wird. Ein Sprichwort, das auch für dieses betörende Album im Cinemascope-Format gilt.
Mit einer Mischung aus punklastigem Dancehall, Jungle, RnB, Bass und Breakbeat durchstreift die Produzent*in und Sänger*in Grove wuchtig alle Register des afrokaribischen Erbes. In der musikalisch nie erschöpfenden Stadt Bristol ansässig schmeisst Grove eine Kombination aus scharfen Hooks und zersplitterten Beats, die in alle Richtungen gehen. Eine grosse Bejahung des queeren Raves, der Umsturz der Edward-Colston-Statue und ein Fuck You an die Immobilienhändler*innen sind in den Lyrics zu hören. Die EP Queer + Black wurde unter anderem von Resident Advisor, CRACK, Them, The Times und Bandcamp Daily gelobt und von Mixmag als eine der besten EPs des Jahres ausgezeichnet.
Leider muss Soukey ihr Konzert aus gesundheitlichen Gründen absagen!
Die junge Bernerin Soukey macht eingängigen Queer-Emo-Rap und zeigt sich dabei von ehrlicher und verletzlicher Seite, wobei die Musik als eine Art Ventil für starke Gefühle fungiert. Die Tracks handeln von Ausgrenzung, Ausbruch und Entfremdung, machen aber trotz der ernsten Message Spass.
Das Chuchchepati Orchestra hat sich vor mehreren Jahren monatlich im Palace eingenistet und seine nepalesisch-schweizerische Improvisationen mit den acht grossen Lautsprechern aus Kathmandu entfaltet. Die Wechselwirkungen im kollektiven Soundlabor zwischen Orchester, Lautsprechern, Samowar-Teekocher und Publikum werden wieder einmal auf die Spitze getrieben. Und wie gesagt, für alle die es bislang noch nicht in das Chuchchepati-Palace geschafft haben: Die Soundinstallation ist offen begehbar und kommunikativ; die Zuhörer*innenschaft kann am Teekocher aktiv mitwirken – und wird auf jeden Fall reich belohnt und beglückt.
«Everything Is On The One» - Der Spruch war eigentlich eine Instruktion von James Brown. Bootsy Collins und George Clinton machten im Jahre 1976 daraus einen Song. Es hiess, du darfst alles dazwischen spielen, aber immer auf diesen Punkt zurückkommen. Also übersetzen wir: Dazwischen darf viel geschehen, aber zusammen sollen wir regelmässig tanzen. «One Fun At A Time» hiess es später bei George Clinton.
Vor gut elf Jahren begannen die Pamplöner ihre Reise in den musikalischen Osten. Sie kannten sich flüchtig, sie wollten eine Band sein, gemeinsam Musik machen und ihr grösster gemeinsamer Nenner war die Klezmer-Musik. Diese spielten sie – von Beginn an mit dem nötigen Wissen – mitreissend, das Publikum hüpfte im Kreis, die Dielen knackten. Aber sie spielten nie klischiert auf, schmückten sich nicht mit den falschen Federn, schlugen lange, bevor es kitschig und absehbar wurde, einen Haken, forderten sich und ihre Gegenüber immer wieder heraus.
Ob dieser Freude an der Interaktion verwundert es gar nicht, dass sie ihre Musik nicht so oft auf Platte pressen, dass es die Pamplona Grup eigentlich nur in echt, nur zu acht gibt, sie nicht in Abwesenheit ihrer selbst funktionieren wollen. Das verdeutlichen sie schön mit dem neuesten Youtube-Beitrag: Da spielt die Grup im Museum Stemmler in Schaffhausen, mitten zwischen zig präparierten Tieren. Diese Musiker*innen haben ihren Sound nicht mumifiziert, er schaukelt noch immer schief durch den Raum und ist mit ein bisschen Mut auch tanzbar. Die Viecher wirken auf einmal sehr lebendig. Aber ab und zu funkt eine Interferenz rein und, huch, ist da eine Ahnung von Post Rock und fast schon danceflooriger Repetition zu vernehmen? Ob all der feinen Veränderungen schwant uns leider was: Nach den vielen unvergessenen Silvester-Auftritten im Palace spielt die Pamplona Grup nun zum letzten Mal im Plüschkino und es soll eines ihrer letzten Konzerte überhaupt sein. Das wird ein grosses Abschiedsfest, tschau.
Der Bass gräbt sich tief in die Magengrube, die Hi-Hats kicken, verzerrte elektronische Sounds stehen im Kontrast zu bittersüssen Melodien und dem geisterhaften Sprechgesang von Baby Volcano aka Lorena Stadelmann. Zärtlichkeit und Zorn, Hyper-Pop, Trap und Tropical breiten sich in seismischen Wellen aus. Jeder Track ihrer 2021 erschienenen EP Síndrome Premenstrual bezieht sich auf einen Körperteil, von C wie Coeur bis U wie Uterus. Die energiegeladenen Auftritte der Musikerin, Tänzerin und Performance-Künstlerin mit Wurzeln in Guatemala und in der Schweiz haben sich schnell herumgesprochen. Höchste Zeit für eine Eruption in der dunkelsten Ecke des Palace-Dancefloors. Nathalie Froehlich ist keine Schwyzer Skirennfahrerin, wie ihr Name vermuten lässt, nein, sie ist Rapperin aus Lausanne. Auf ihrer 2022 veröffentlichten EP Système demonstriert sie einen deutlichen Hang zu hartem französischen Hip Hop, ultratanzbarem Reggaeton und jeglicher Art von Bass Music, die unmissverständlich auf eins hinweist: Die Zeichen stehen auf Abriss.
Es ist schon so, dass sie gehört haben, dass die anderen gesagt haben, sie hätten gesehen, wie sie letztes Mal eigentlich wirklich tanzten, auch wenn das sehr spät in der Nacht passierte und wir leider in dieser Stunde irgendwie sehr überzeugt waren, die Digitalität der Situationistischen Internationalen beweisen zu können, aber ihr dachtet, wir rappen. Wo warst du eigentlich? Die Musik war gut, viel besser als die DJ-Namen.
Sehr fein kann sie sein, diese Linie zwischen Fiktion und Realität. Fein ist der Unterschied zwischen dem, wie die Welt nunmal einfach ist, und dem, wie sich ein Weltuntergang anfühlt. Noch viel schwieriger wird alles im Moment kurz vor dem Einschlafen. Berceuses (was auf Deutsch so viel wie Schlaflied heisst) widmen sich genau diesem Moment: Auf Englisch, Französisch, Armenisch und Japanisch singt
und spielt das achtköpfige Kollektiv und manchmal verschwimmen acht Stimmen zu einer einzigen. Zum Einschlafen wird es aber auf keinen Fall. Das Kollektiv kann etwa als Westschweizer Supergroup bezeichnet werden: mit Aurélie Emery, Delia Meshlir, Emilie Zoé, Gael Kyriakidis, Laure Betris, Melissa Kassab, Perrine Berger und Sara Oswald stehen acht Musiker*innen auf der Bühne, die die Musikszene änet dem Röstigraben grad richtig fest prägen. Ilajan eröffnet den Abend mit ihrem Folk. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Schwester Indiana an der Gitarre und ihr Debutsong Mad weckt Erwartungen für ihre im Frühjahr erscheinende EP. Zurück zur Begrabung des Röstigrabens: das Konzert findet in Zusammenarbeit mit Lead Sisters statt, eine Initiative um FINTA Künstler*innen über die Sprachgrenzen breiter bekannt zu machen.
Wie treffen sich Gedanken zusammen, die einerseits über ein seltsames, militärisches Funksignal (UVB-76) in der Nähe von Moskau kreisen und andererseits die zentralafrikanische Fang-Sprache suchen? NZE NZE ist eine junge Kooperation, die aus zwei Musikprojekten aus Frankreich entstanden ist, Sacred Lodge (Matthieu Ruben N'Dongo) und UVB76 (Tioma Tchoulanov und Gaëtan Bizien). Auf dem Album-Cover ist eine Pflanze aus Zinn im Vordergrund zu sehen. Es glänzt, aber es könnte auch etwas Verbranntes sein. Spuren und Gegensätzliches zu hinterlassen ist durchaus französisch, aber hier handelt es sich tatsächlich um ein grosses Unterfangen: Matthieu Ruben N’Dongo performt Kriegerrituale der Fang – eine Sprache, der er sich durch frühe Erinnerungen mit seinem abwesenden Vater und durch Studien in Frankreich annähert. Wir hören auf dem Album Adzi Akal (übersetzt etwa «Iss Metall») am Anfang und am Schluss die Mvet, die durch Federhallpedale und Bandhallgeräte weitergesponnen wird. Die Industrial- und Post-Punk-Codes ziehen sich durch und mit Matthieus Kehle dringt ein brachialer Dub immer wieder hervor. Sie schreiben, dass der Sound aus der Arbeit mit den Flussschlingen der kolonialen Vergangenheit entstanden ist. Endlich kehrt Unruhe wieder ein.
Bekanntlich unruhig ist auch der Sound von Bit-Tuner, der in dieser Nacht mit einem Liveset zurückkehren wird. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Rom berichtet er von seinen musikalischen Eindrücken aus der italienischen Hauptstadt. Die sind viel härter und dreckiger, als es die vagen touristischen Erinnerungen an Kapellen und Mausoleen vermuten lassen. Alles ist infused vom analogen Synthesizer TB-303, was auch mit der Techno-Geschichte dieser Hauptstadt zu tun hat - wie das wohl klingt?
Auf dieser Bühne wird es mehrfach brennen.
Von Euphorie kann derzeit in Europa und anderswo auf der Welt keine Rede sein und doch darf diese Ankündigung euphorisch klingen: Die Sterne beehren mit ihrem im Herbst erschienenen, verblüffend grossartigen 13. Album Hallo Euphoria endlich auch und wieder einmal St.Gallen, und gleichzeitig erscheint im März ihr bahnbrechendes Debütalbum Wichtig von 1993, neu ergänzt mit den Tracks der nicht minder legendären EP Fickt das System (1992). Nach über drei Jahrzehnten haben Frank Spilker und seine frisch aufgestellte Band, unter anderem mit der Rhythmussektion von Urlaub in Polen und Von Spar, nichts von ihrem unvergleichlichen Flow und intelligenten Witz verloren. Die Sterne singen «Lieder, die dich dazu bringen/ Huf und Arsch und Hirn zu schwingen», wie Spilker in Die Welt wird knusprig propagiert, «Nicht dafür und nicht dagegen/ Sondern über und deswegen», die Musik liebäugelt unverfroren mit The Clash und Talking Heads. Schlaue Tanzmusik war schon immer der Anspruch und das Können einer Band, die wie keine andere deutsche Combo locker flockig Funk und Disco mit New Wave, Indie-Rock und Elektro-Pop verbindet. Und natürlich Krautrock, erst recht im Titelstück Hallo Euphoria, einem knalligen Monstertrack, der gleich anschliesst an Gleich hinter Krefeld, dem auch in manchen Ostschweizer Wohnungen meistgehörten Song dieses Winters. Oder war das doch das abgrundtief schöne Schlusslied Wir wissen nichts, das an die besten Existenz-Verdichtungen von unserem Stahlberger erinnert – dabei war das Vorbild unter anderem der Universe Song von Monty Python. Um Dissidenz und Distinktion geht es Spilker in seinen klugen hoch ironischen Texten noch immer, aber schon klar, mit der Beschreibung der alten Missstände wie Kapitalismus, Überbeanspruchung von Ressourcen und Postkolonialismus ist es nicht getan, wie er im Interview mit der «taz» sagt: «All das begleitet uns schon seit Jahrzehnten. Vielleicht drückt das Stück (Die Welt wird knusprig) auch meine Probleme mit Identitätspolitik aus, denn für mich geht es nicht um Jung gegen Alt, um Schwarz gegen Weiss, um Queer gegen Hetero, sondern darum, bestimmte Systeme in Frage zu stellen.» «All Together Now», hiess das 1969 bei den Beatles, nicht umsonst posiert der Hamburger heute wie damals die Liverpooler im (künstlichen) Pelzmantel. Der wiederum steht auch Angela Aux alias Florian (Flo) Kreier gut, dem bayerischen Weird-Folk-Singer-Songwriter im Vorprogramm: Der Musiker, Dichter und Journalist, Bandmitglied von Aloa Input, Sepalot Quartett und Midnight Embassy, bezirze mit sanften Songs am Rande des Nervenzusammenbruchs mit einer Eigenwilligkeit, der man sich schwer entziehen könne, schwärmt die «Süddeutsche». Angela Aux verheisst einen Künstler der Gegensätze und des Spiels mit der Identität, einen Shapeshifter, der zwischen Wu-Tang-Shirt und Mädchen-Perücke, Haiku und Dostojewski balanciert. Ein Anflug von Euphorie ist also, trotz allem, rundum angebracht.
Ein genauer Beobachter der Überlagerungen von Rap und Techno ist Brodinski. Anfang 2010er Jahren prägt er die Pariser Elektro Szene wie kaum ein anderer: Er spielt im wichtigen Social Club, ist Mitbegründer des Labels Bromance, produziert mit Kanye West und ist viel gesehener Gast auf den Bühnen dieser Welt. Nach dem Aus für Bromance entscheidet er sich die Hälfte der Zeit in Atlanta zu verbringen, um mit Rapper*innen von der anderen Seite des Atlantiks an neuer Musik zu arbeiten. In den letzten Jahren hat er sich nun zum Ziel gesetzt, mit jungen Künstler*innen an der Zukunft der Clubmusik zu forschen. So veröffentlichte er mit den wichtigen und zukunftsweisenden Slikback, Safety Trance oder Louisahhh. Und seit er sich für unkomerzionellere Musik interessiert, hat diese massiv gewonnen. Safety Trance aka Cardopusher produziert seit Jahren eine breite Variation intensiver Klubmusik. Der geborene Venezolaner Luis Garbàn mischt Pan-Latin Clubmusik mit Techno, Trance und Gabber. Eine hässige Antwort auf eine unsichere Welt ist Safety Trances Debut EP Noches de Terror — vier Songs zwischen Industrial und Leftfield Reggaeton. Die Liste der Kollaborateur*innen ist lang, wild und geht von Arca über Rosalía und Boys Noize hin zu Planningtorock und eben Brodinski. Mit Letzterem hat er gerade Mitte Dezember die sensationelle EP Cruel Intention veröffentlicht. Wie wir hören, freuen sich die beiden an diesem Abend gemeinsam in den ClubKlub zu kommen. Und wie wir uns erst freuen!
An alle Füsse und Finger der Nacht, der Soul Flight gelangt auf unseren Floor mit Herr Wempe und David Haffner diesmal. Haffner, aus Arcata neben Eureka, zwischen Portland und San Francisco, ist ein vernetzter Soul-Archivist, der mit der Compilation Disco With A Feeling Höhenflüge findet, die wir erst noch entdecken werden. Wir sehen uns auf der Tanzfläche!
Abdullah Öcalan, geboren 1949, gründete 1978 die kurdische Arbeiterpartei (PKK) mit. 1999 in die Türkei verschleppt, verurteilte ihn der Staatliche Gerichtshof zum Tode und wandelte dann das Urteil wegen einer gesetzlichen Reform in eine lebenslange Gefängnisstrafe zu verschärften Bedingungen um. Öcalan lebt seither isoliert auf der Insel Imrali. Dort studiert er eingehend geschichtliche, kulturanthropologische, philosophische, sozialwissenschaftliche, sozialökologische
und öko-feministische Theorien. In den letzten Jahren sind von ihm gut zehn Bücher erschienen. Sie überraschen mit interessanten, unkonventionellen und teilweise recht selbstkritischen Gedanken dazu, wie sich eine friedlichere Zukunft gestalten liesse.
Der Soziologe Ueli Mäder berichtet darüber.
Eine Veranstaltung in
Kooperation mit der CaBi-Solidaritätsgruppe Syrien/Kurdistan.
Was war eigentlich zuerst da? Die Musik oder der Tanz? Bestimmen Klang und Rhythmus die Bewegungen oder ist es vielleicht doch umgekehrt? Das weiss niemand so genau, nicht einmal die Künstler*innen selbst. Die Musiker*innen Patrick Kessler (unter anderem auch Kopf vom Chuchchepati Orchestra), Sandra Weiss, Beat Keller sowie Tänzer und Performancekünstler Tobias Spori improvisieren synchron, inspiriert durch das, was ihr Gegenüber gerade macht. Mal physisch und kraftvoll, mal ruhig und sanft. Bienvenu au laboratoire artistique!
Christoph Drexler und Lollo Pichler, kurz Christoph & Lollo, haben sich viele Jahre mit leichten Menschen beschäftigt, die mit übergrossen Skiern eine Schanze herunterfahren, um möglichst weit zu fliegen. Sie erfanden dabei ein eigenes Genre und veröffentlichten gleich drei Alben hintereinander mit Schispringerliedern. Das Erstaunliche war, dass die beiden Wiener dafür zahlreiche Fans fanden, die sich ansonsten kaum für Haltungsnoten oder die Telemarklandung interessierten. Der Grund lag wohl darin, dass die melancholischen Songs über Horst Bulau oder Espen Bredesen vom Bemühen und Scheitern im alltäglichen Leben handeln. Oder wie es im Lied über Jane Ahonen heisst: «Es gibt gar nichts zu lachen, man muss nicht ständig fröhlich sein/ Schliesslich holen uns die Probleme und der Frust gleich wieder ein/ Ja, es gibt gar nichts zu lachen, man kann auch ernst durchs Leben gehen/ Genau wie Janne Ahonen.» Gelacht wurde trotzdem viel, als Christoph & Lollo ihre Songs in den frühen Nullerjahren regelmässig auch in St.Gallen vortrugen. Die Konzerte dauerten jeweils stundenlang, was auch an der Endloshymne über den einzigen grossen Gewinner Kazuyoshi Funaki lag. Irgendwann hatten Christoph & Lollo genug, hängten die Schispringerlieder an den Nagel und wurden seriöse Kabarettisten. Nun sind sie zurück mit einer Schispringerlieder-Tour. Wir freuen uns sehr, machen sie dafür im Rahmen des Wortlaut-Literaturfestivals im Palace wieder einen Halt.
Programm:
13.00 Uhr, Comic
Michael Furler - Bark Bark Girl
Jola flucht, prokrastiniert, hat einen Hund und täuscht Krisen vor, um ihre Faulheit zu verstecken. Am Montag steht der Gymnasiastin die letzte Matheprüfung des Jahres bevor, die über Promotion oder Repetition entscheidet. Doch, welch’ Zufall, ihr Hund geht verloren: Sie bekommt Mitleid und ein paar Tage mehr. Aber jetzt muss sie sich damit abfinden, dass sie so ist, wie sie ist. Eine fluktuierende Ästhetik spiegelt das dramatische Innenleben in einem langweiligen Alltag. Die Protagonistin fühlt sich überwältigt, was auf die Seite übergreift. Linien wackeln und Bilder schmelzen in der emotionalen Achterbahn einer beschissenen Woche. «Bark Bark Girl» ist auf Englisch im Peow Studio (Schweden) erschienen. Die Lesung ist auf Deutsch.
Moderation: Wanja Harb & Lea Frei
15.00 Uhr, Comic
Julia Trachsel - Ein bisschen weniger Sterben
Das Menschliche ist manchmal schön, manchmal hässlich, oft aber ziemlich banal.
Julia Trachsels Zeichnungen sind Widerstand gegen den Perfektionismus und das Makellose. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf das alltägliche Leben und den damit verbundenen Herausforderungen. In der Ruhe und scheinbaren Ereignislosigkeit findet sie authentische Motive der menschlichen Existenz. Ihr Buchprojekt «Ein bisschen weniger Sterben» erzählt von der diffusen Gefühlswelt nach einem Schicksalsschlag.
Die Ostschweizerin lebt und arbeitet seit ihrem Studium an der HSLU als Comiczeichnerin und Illustratorin in Luzern und ist nebst ihrem Comicdebut mit der Herausgabe des Comicmagazins «Die Notbremse» und anderen alltäglichen Dingen beschäftigt.
Moderation: Wanja Harb & Lea Frei
17.00 Uhr, Bild, Fokus
Nino Bulling mit Bär Kittelmann - Abfackeln
Eigentlich ist alles okay. Ingken ist mit Lily zusammen, die mit sich und ihrem Leben im Reinen zu sein scheint. Ingken hingegen hat zu kämpfen, vor allem mit sich selbst. Vor dem Hintergrund globaler Klimaveränderungen ist sie auf der Suche nach einer selbstbestimmten Identität, einem neuen Namen, nach den Dingen, die bleiben dürfen, und solchen, die verschwinden sollen.
Nino Bullings Arbeiten bewegen sich im Grenzbereich zwischen Dokumentarismus und spekulativer Fiktion und erkunden die Möglichkeiten realitätsbasierter Bilderzählung jenseits realistischer Darstellungsweisen. Bär Kittelmann stellt als interdisziplinärer Künstler im eigenen Arbeitsprozess Spass radikal an erste Stelle und ist wenig interessiert an Regeln und Grenzen. Ein spielerischer genreübergreifender Stil spiegelt die Herangehensweise an die gelebten Erfahrungen als Schwarze, queere Trans-Person wider.
Moderation: Wanja Harb & Lea Frei
20.00 Uhr, Bühne
Ariane Koch & Nadja Zela - Die Aufdrängung
«Die Aufdrängung» ist ein wunderbar eigensinnig erzählter Roman, der Fragen nach dem Bekannten und Unbekannten, nach Herkunft und Heimat, nach Assimilation und Integration, nach Privatsphäre und Gastfreundlichkeit stellt. Ein Debüt, dessen Lust am Fabulieren und Fantasieren mitreißt.
Ariane Koch steht mit Musikerin und Songschreiberin Nadja Zela auf der Bühne. Gemeinsam lesen und singen sie Nadjas sinnlich-bluesige Songs und Arianes Roman «Die Aufdrängung» – mithilfe von Mikrophonen, Gitarren, einem E-Piano, Diktiergerät und Harmonium. Eine Verschränkung zwischen Lesung und Konzert, eine feine Show, in welcher die Begegnung zwischen zwei unterschiedlichen Künstlerinnen und ihren schweren und leichten Werken zugleich im Vordergrund steht.
Moderation: Rosie Hörler
Im Anschluss an die Veranstaltung wird das Palace zur Wortlaut-Bar: Publikum, Autor*innen und Künstler*innen können hier eintreffen und den vielfältigen Festivaltag bei einem Drink ausklingen lassen.
Vor 30 Jahren heuerten Andy Turner und Ed Handley (damals noch im Trio mit Ken Downie) beim britischen Kult- und Qualitätslabel Warp Records an. Dort gehören sie mittlerweile zum Inventar und auf den über den Globus verstreuten Dancefloors können sie zu den verlässlichsten Eckpfeilern gezählt werden — sehr agile Stützen der Community, muss ergänzt werden, denn sie verharren in keinem Schema: War die letzte Platte noch düster, flirren die Melodien auf dem aktuellen Werk warm und menschlich aus den Lautsprechern und füllen den Raum. Die Bässe brummeln noch immer deep, stampfen aber nicht grad alles kurz und klein und auch wenn der Sound einen melancholischen und nostalgischen Anstrich hat, manövrieren die beiden ihre IDM-Maschine immer am Puls der Zeit durch die Musiklandschaft. War vor vielen Jahren eine begeisterte Björk an ihrer Seite, holen sie sich nun Beistand bei einer künstlichen Intelligenz für die Gestaltung des Plattencovers und der Bandfotos. Unterstützt werden Plaid mit einem Live-Set von Doludo, mit DJ Sets von Shelter12 und Pa-Tee im Keller und von PBeat & Exitazo im Saal. In Zusammenarbeit mit unseren Nachbar*innen von der Analog Bar.
Wir müssen etwas feststellen. Dies ist keine leerstehende Fabrikhalle. Es stimmt schon, die Bar und die Kinosesselreihen sind sehr symmetrisch. Die grosse Ordnung ist aber da draussen. Hier sind deine Leber und das drehende Karusselllicht auf der rechten Seite reiner Zufall. Das Glas zwischen den Sesseln ein objet trouvé, die Menschen hinter dem Plattenteller copains trouvés, die Erinnerung nach zwei Stunden ein Cut-Up und die Musiksammlung unser metaborizumu. Ein Geheimnis, das wir auch vergessen dürfen.
Die Veranstlatung musste kurzfristig leider abgesagt werden. Wir bemühen uns, ein neues Datum zu finden.
Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey ergründen in ihrem Buch Gekränkte Freiheit die Motive von «Querdenker*innen» und erlangen Einblicke in die Weltanschauung der unterschiedlichsten Protagonist*innen der Querdenker*innenszene. Dabei entwickeln sie den Typus des «libertären Autoritären», welcher in Abgrenzung zum «autoritären Charakter» bei Adorno keiner Identifikation mit einer Führerfigur anhängt. Stattdessen wird ein radikal libertäres Freiheitsideal vertreten.
Der libertäre Autoritarismus, so Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, ist eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich. Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend macht- und einflusslos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit.
Moderation: Judith Grosse
Die Sängerin Noémie Griess aus Genf fing 2019 solo mit Barrio Colette an und schnell kamen Anissa, Luca und Stanley dazu, «totalement né dans la pandémie». Es heisst, sie klingen wie, wenn Dua Lipa mit Les Parisiennes singen würde oder Mariah Carey mit Françoise Hardy verkehrte, irgendwo in einem spanischen Viertel einer mythischen Katze. Was wir hören, ist 60s Beat mit Variété, wie zum Beispiel Le Tigre auch auf ihre eigene Weise gemacht haben, aber schon auch anders. Es sei jetzt ein Anfang und es wird weitergehen. Derzeit touren sie in vielen Lieblingsclubs der Deutschschweiz.
Ziemlich deutscher klingen Karl Kave & Durian. Das dritte Album Auf der Suche nach der verlorenen Night verlässt den 80er Synth-Industrial und nähert sich dem 90er Rave. Es wird stets mit Anzug hantiert, zwischen Archiv und Klischee. Ist es eine Verballhornung oder nur eine melancholische Frage? Jaja, schon beides, aber anders.
Es gibt diese Momente auf der Autobahn, wo man (im besten Fall als beifahrende Person) alles um sich nur noch als Rhythmus wahrnimmt: vorbeiziehende Mittelstreifen, andere Autos, Scheibenwischer, Schilder, Landschaft. Eine Form von Trance, im besten Fall eine Roadtrip-Euphorie-artige, im schlimmsten Fall eine lähmende, wo langsam alle Synapsen abstumpfen. Giftland erzählt vom Schlagzeuger Sämi, der mit seiner Band durch die USA tourt. Zwischen Rückbank, Diners, Motels, Bühnen und Backstages wird dem jungen Musiker das lang ersehnte «On the Road» zur schalen Routine. Doch dann beginnt Sämi, den vorwärts rasenden Touralltag mit einer Gegenbewegung herauszufordern – und kommt plötzlich vom Fleck. Nach acht schtumpfo züri empfernt (2018) ist Giftland das zweite Buch von Dominic Oppliger. Es ist ebenfalls in Mundart geschrieben, einer Mundart, die nah an der gesprochenen Sprache ist – und die das getaktete Autobahngefühl auch formal sehr gut zum Ausdruck bringt. Man wird förmlich hineingezogen in den Roadtripmovie, so sehr, dass man die Tankstellen riechen und die Soundchecks hören kann. Die Lesung wird begleitet vom Basler Musiker Papiro.
Von einem noch nie gehörten und lange nachhallenden Klangflussbad, einer transzendentalen Erfahrung und hypnotischen Offenbarung schwärmte das Palace-Publikum nach den Konzerten von Lubomyr Melnyk. Zweimal schon, 2013 und 2016, gastierte der ukrainische Komponist und Pianist am Blumenbergplatz und begeisterte Klassik-, Jazz- oder auch Techno-Freund*innen mit seiner schwindelerregend schnell gespielten «continuous music». Die erfand Melnyk in den 1970er-Jahren, als er Joseph Haydn und Terry Riley verband und das Klavier in ununterbrochenen Klangwellen selber sprechen liess. Ein Klavier läuft ab Band, das andere live, «es ist der Klang selbst, durch den sich Melnyk fast wie einer Endlosschleife forttragen lässt», schrieb der «Tagblatt»-Kritiker. Für Melnyks Klavierkunst treffe das inflationär verwendete Wort Flow perfekt zu: «Körper, Geist und Klang werden zu einer Einheit», und die fliessenden, extrem polyrhythmischen Kompositionen gingen über die Minimal-Music-Technik hinaus: «Melnyk schafft ganz neuartige Klangwolken, quasi pianistische Clouds, in denen die Harmonien wie die Melodien geheimnisvoll verwoben aufgehoben sind.» Konzertbesucher*innen berichten oft, während seiner Auftritte aus dem Klavier Trompeten, Hörner oder ganze Streichorchester gehört zu haben. Selber vergleicht Melnyk, der die Weltrekorde als schnellster Pianist (19,5 Noten pro Sekunde) und für die meisten Noten per Stunde hält, seine Technik mit asiatischen Kampfsportarten wie Kung-Fu. Als selbsternannter Hippie-Komponist glaubt er an eine Jugend, die sich wieder vermehrt der Poesie und der Kunst zuwende. 1948 als Sohn ukrainischer Eltern in einem Flüchtlingslager in München geboren und in Winnipeg (Kanada) aufgewachsen, lebt Lubomyr Melnik heute in Schweden. Die Schönheit seiner Musik, die das Piano und den Pianisten befreit, versteht er seit jeher auch politisch und spielt sie derzeit auch gegen die Bosheit des russischen Tyrannen Putin, der «wie Sauron seinen Schatten aus dem Osten verbreitet». Zwar gebe es keinen Ton, der die Tragödie in der Ukraine ausdrücken könne, sagte Melnyk. Doch kann seine Musik die Herzen europäischer Hörer*innen berühren und sie zur Solidarität und zu Spenden animieren – auch an diesem Palace-Abend. Mit dem Eintrittspreis bitten wir daher freundlich um eine Spende an Solidarity Collectives. Das antiautoritäre Freiwilligennetzwerk sammelt Geld für die Unterstützung der ukrainischen Widerstandsbewegung und für Menschen, die von der russischen Invasion betroffen sind.
Das Duo Animistic Beliefs festigen ihren Platz im globalen Underground seit 2018 stetig weiter. Beeinflusst von kulturellen Konzepten wie Abstammung, Animismus und Mythologie sowie den Sprachen von politischem Techno, Punk, Bubbling und IDM, setzen Linh Luu und Marvin Lalihatu ihre Visionen konsequent in sensible Produktionen und Live-Performances um. Auf ihrem letzten Album Merdeka erforschen und umarmen die Künstler*innen ihr kulturelles Erbe in all seinem Stolz, Schmerz und seiner Komplexität. Die Platte überdenkt Kindheitserinnerungen, konfrontiert mit dem Generationentrauma, das der (Post-)Kolonialismus hinterlassen hat, und verbindet Linh und Marvin - vietnamesisch-chinesischer bzw. niederländisch-indonesischer Abstammung - wieder mit ihren prägenden Kulturen. Für ihren Sound schöpfen Animistic Beliefs einmal mehr aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der globalen Clubmusik und schaffen einen Klangraum, in dem schneller Techno, verzerrte Breakbeats und Ambient-Soundscapes dem Einfluss (südostasiatischer) Stammesmusik Platz machen. Die Platte ist gespickt mit indonesischer Tonleiter und Aufnahmen der Tahuri (ein Blasinstrument aus einer Muschelschale), Totobuang (Gamelan-ähnliche Gongs) und Tifa-Trommeln.
Die gemeinsame Annäherung an Tanzmusik als junge Besucher*innen der Rotterdamer Clubszenen und die Leidenschaft für analoges Equipment waren die Anfänge für die Zusammenarbeit von Linh und Marvin. Schon früh trafen sie sich regelmässig in einer Gruppe für Hardware-Enthusiast*innen, wo sie ihre eigene Hardware von Grund auf zusammenlöteten. Techno, Elektro, Gabber und Punk bildeten anfangs das Rückgrat ihres Sounds. Animistic Beliefs teilen sich mittlerweile die Bühne locker mit Techno-Grössen wie DJ Stingray und Helena Hauff, wie auch mit Künstler*innen wie Lotic, Nazar und Jlin.
Es war eine der denkwürdigsten Medienkonferenzen, die der Bundesrat in der jüngeren Vergangenheit gab: Am Sonntag, 19. März 2023 gab er die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bekannt. Die gigantische Summe von 259 Milliarden Franken stellten der Bund und die Nationalbank als Sicherung zur Verfügung. Es war nach der Finanzkrise die zweite Bankenrettung. Und dennoch sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter: «Vielen Dank an die UBS, vielen Dank auch an die Credit Suisse». Vielen Dank wofür?
An diesem Abend im Palace wollen wir diskutieren, wie es zum Untergang der Credit Suisse gekommen ist, weshalb die «Too-Big-To-Fail»-Rettungspläne nicht griffen und was die neue Megabank für die Schweizer Demokratie und Gesellschaft bedeutet. Wir wollen aber – nur wenige Tage nach der CS-Sondersession des Parlamentes – auch die Frage stellen, wie stark der Lobbyismus der Grossbanken in Bern ist. Ob nun endlich Aufklärung folgt mit einer parlamentarischen Untersuchungskommission PUK. Und schliesslich interessiert uns auch, was die kolonialen Bezüge der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) waren und was der Ruin der Credit Suisse mit der Ausbeutung des globalen Südens zu tun hat, wofür beispielhaft der Schmiergeldskandal in Mocambique steht.
Es diskutieren: Barbara Gysi, SP-Ständeratskandidatin. Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizer Gewerkschaftsbundes. Hans Fässler, Sklavereihistoriker und Alfred-Escher-Kenner. Moderation: Kaspar Surber, WOZ-Redaktor.
The Robots zelebrieren «improvised electronic Dance Music» – angeführt von einem selbst entwickelten Algorithmus Arrangement. Improvisierte Live-Sessions mit Keys (Kafi-D), Bass (Marc Jenny), Schlagzeug (Carlo Lorenzi) und einiges an Electronics rundherum. Als vernetzter Gesamtorganismus bringen sie experimentelle Elektronik, Improvisation, Conducting-Concepts und viel Groove zusammen mit Sounds from Outerspace und allen four on the floor. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren. Angelegt als ständige Entwicklung und immer überraschend. Eigentlich geht es gar nicht anders: eng, roh, mono und vollständig aus dem Moment heraus. The Robots sind ein Restrisiko für die Dancefloors dieser Welt. Auf die Bemerkung, dass das Projekt am Anfang steht, antwortet Marc Jenny im Interview: «Es wird auch nie fertig sein, wir bleiben gewissermassen immer im Beta-Status, weil es sich ja ständig verändern soll.»
Wenn Soul eine Formel wäre, gäbe es Käfige dafür, wie Büros, Ateliers und Fabrikhallen, aber Soul ist keine Formel, sondern eine grosse Fläche.
Aber enough Preaching - wir sehen uns auf der Tanzfläche!
Auf den oft gelesenen und ein bisschen abgeschmackten Trick, Begriffe aus der Kulinarik für das Beschreiben von Musik zu verwursten, soll hier nicht zurückgegriffen werden, haarscharf nicht, denn: Das kongeniale Zusammentreffen dieser beiden Künstler beweist einmal mehr, dass die Verständigung über fatalerweise immer strikter gezogene Völker- und Kulturgrenzen oft durch den Magen geht. Oder was hat den kenianischen Rapper Ziller Bas sonst geritten, als er in seinem Heimatort Kilifi mit ein paar sponti Punchlines die Bühne des welschen Produzenten FlexFab geentert hat, der auf seiner musikalischen Pilgerreise einen Zwischenstopp einlegte? Es sind fein ziselierte Banger, mit denen FlexFab alle Register der zeitgenössischen afrikanischen Clubmusik, der europäischen Bassmusik und des lateinamerikanischen Dancefloors zieht. Verspielt vorwärts peitschend: Dazu passen Ziller Bas' «Sweng Flows» – eine Mischung aus Swahili, Englisch und seiner Bantu-Heimatsprache Giriama – dermassen, wie die Faust aufs Auge, als ob die beiden Musiker schon immer gemeinsam diese fröhlich leuchtenden und neonfarbenen Schweiss versprühenden Tanzraketen in den Nachthimmel geschossen hätten. Mugogo!
Nochmals zurück nach Kenia: Zehn Stunden Fahrt entfernt von Kilifi ist Coco Em in Nairobi wohnhaft. Mit ihren DJ-Sets sorgt sie gerade in ihren weltweiten Touren für grosse Ohren. Kuduro, Afro House, Amapiano und Techno werden derart smooth eingeschmolzen, dass Vibes nicht mehr auseinanderzuhalten sind. Die vernetzte Dokumentarfilmerin hat letztes Jahr ihre erste EP herausgebracht. Followed!
In der Ukraine sind die Rechte der Arbeitnehmenden zunehmend unter Druck. Im Schatten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verabschiedete das Parlament in Kyjiw ein einschneidendes Deregulierungspaket, das die Rechte der Arbeitnehmenden im Kern angreift. Zusammen mit Witali Dudin (Arbeitsrechtler und Vorsitzender der linken ukrainischen Organisation Sozialnyi Ruch) und WOZ-Redaktorin Anna Jikhareva fragen wir bei der Erfreulichen Universität zum 1. Mai: Welche Fragen beschäftigen die ukrainischen Arbeiter*innen – ob in der Pflege oder bei der Eisenbahn – derzeit am meisten? Und wo sehen sie Unterstützungsmöglichkeiten für die europäische Linke und Gewerkschaften in der aktuell schwierigen Lage? Moderation: Marcel Elsener, Redaktor beim "Tagblatt"
Wichtiger Hinweis: Ein Teil der Veranstaltung findet in englischer Sprache statt (ohne Übersetzung).
Während beim klassischen Plattenspieler eine Nadel in der Rille gleitet und Schwingungen in hörbare Töne übersetzt, tastet beim Makrograph ein Laserstrahl die Oberfläche des Tonträgers ab. Das Grundprinzip des Makrographen ist die Übersetzung von Form in Musik. Für den Kompositionsprozess bedeutet dies, dass die «Übersetzung» der Daten in Musik nach frei definierbaren Parametern bestimmt werden kann und auch nichtmusikalische Topologien in musikalische Ergebnisse übersetzt werden können. Mit der Volume II - Schnelle Antwort vertonen Orchesterwart und Kontrabassist Patrick Kessler und Dieb13 an den Plattenspielern das Internet. Die Schallplatte im Überformat ist mit einem QR Code geprägt, der über diesen Link wiederum auf den Makrograph verweist. Die mit der Laserabtastung erfassten Daten bilden die Basis für die Komposition - ob der inhaltliche Zirkelbezug zu Feedback führt? Die Türen stehen jedenfalls offen für eine Erkundung der digitalen Selbstreferenz.
Die Musik von HENGE zu beschreiben ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Wer es dennoch wagte, würde die Songs von HENGE vielleicht irgendwo zwischen Rave und subversivem Prog-Rock einordnen. Mit ihren vor Energie strotzenden, herrlich amüsanten und bizarren Liveshows zeigen uns HENGE, die Ausserirdischen, den Zugang zu einem bisher völlig unbekannten, fantastischen und schrägen Kosmos voller Absurditäten. Ein bisher schlummernder Ort, wo noch niemand zuvor war und der die nach der neuesten Single benamste Wanderlust unmittelbar auslöst.
Public Display Of Affection (PDOA) - ein Muss für alle akustischen Voyeur*innen da draussen! PDOA’s Musik ist gleichzeitig unheimlich und fremd, aber auch fesselnd – es ist schlicht unmöglich, nicht hinzuhören. Ende April machen PDOA Halt im Palace und stellen ihr neues Album I Still Care vor. Songs wie Exit (2022) oder Spring (2021) erinnern an die furchtlose Exzentrik der Berliner Kollektive in Performance, Kunst und Musik der 1980er Jahre. Ihre Musik wankt zwischen Jazz und Post-Punk und wirkt, nach PDOA, wie ein Akt zenartiger Nicht-Dualität, den goldenen Schnitt zwischen Seelenvollem und Sündhaftem treffend.
Mit Wyldjune & Bonzara an den Tellern und dem Drink in den Händen, bei feinstem Psychedelic Fuzz und glühenden Rock’n’Roll Hymnen, da glitzert die Nacht und alles wird unendlich.
Eigentlich ist es gar nicht so nötig Christoph Linder alias DJ Fett vorzustellen, er ist ein gern und regelmässig gesehener Gast im Palace. Mit seiner Agentur Planet Rock (damit ist eine breite Hingabe für das Erbe der Popmusik gemeint) haben wir seit eh und je immer wieder Konzerte veranstaltet, die für St.Gallen unvorstellbar waren - nicht zuletzt auch der Planet Rock Gastrechtabend zum 10-jährigen Palace-Jubiläum mit Hailu Mergia und der Mark Ernestus’ Ndagga Rhythm Force. Seine eigene Linie hat bis heute einen Schnitt zwischen genauer Pop-Archäologie und herzerwärmender Gelegenheit. Er kommt wieder mit seinen «nicht so sehr seltenen, knisternden Vinyl-Singles» und einigen Dias, die er kürzlich auf der Strasse gefunden hat - Berliner Street Treats! Alle Freund*innen von Soul Gallen sind auch eingeladen. Bei dem ganzen Soul Credibility kann es schon mal vorkommen, dass wir Shouts zwischen den Singles hören. Es ist halt so, DJ Fett war auch immer DJ Fan, wie wir alle auch.
Ob in Wohnungsinseraten, kunsttheoretischen Texten, Schauspielschulen oder bei schwierigen Beziehungsgesprächen: Immer geht es um Raum. Raum und Zeit. Sich Raum nehmen, sich Zeit nehmen, Zeitraum, Wohnraum, Raumfahrt, Weltraum, Körper im Raum, Raum in der Zeit, den Raum spüren, den Raum füllen, Raum lassen, Raum geben. Förmlich um sich geworfen wird andauernd mit Raum und Zeit und deren Verteilungsansprüchen. Aber egal was man macht: Zeit und Raum entkommt man nicht, solange man lebt. Das ist zwar eine diffuse lebensphilosophische Basis, aber vielleicht auch eine tröstliche. Auf jeden Fall: Gute Räume, um sich Zeit zu nehmen, sind solche mit Musik. Und dann wieder auch möglich, gute Zeit, um sich Raum zu nehmen. Musik aus verschiedenen Zeiten und Räumen für das Jetzt und den Ort: den konkreten Zeitraum Hey Hey Bar.
E-F-U-A Born On A Friday ist überall und nirgends zu finden. Sie hält sich selbst für ein heisses Durcheinander und so ist auch ihr Sound. Heiss und versaut, ruft sie dich zum Tanzen auf. E-F-U-A versteht sich verankert in Afrobeat, Bashment und Amapiano. Sie teilt sonische Erfahrungen, die nicht an bestimmte Genres gebunden sind.
Unser Haus-DJ Wayne Champagne kennen wir als die stabile Figur hinter den Tellern. So bleibt er wie gewohnt ungewohnt in seinem Set: Bastardvibes zwischen Nord und Süd mit Remixes around the globe.
Bereits seit 25 Jahren gibt es Disco Doom. Anita Rufer und Gabriele De Mario mit Mathias Vetter am Bass und Mario Kummer am Schlagzeug bilden den ewigen Geheimtipp aus Zürich. Ihre Musik wirkt fremd in der Deutschschweiz. Nicht so in Nordamerika: Die Band hat womöglich durch viele Konzerttouren ihre Sozialisation unterwegs entwickelt. So nahmen sie ihr Album Numerals von 2014 in Seattle und New York auf. Sie sind befreundet mit Built To Spill – es heisst auch, The Breeders hätten «Swiss Indie Rock» gegoogelt und sind dabei so auf sie gestossen. Disco Doom teilen wahrscheinlich die gleiche Lust an Gitarren, wie Dinosaur Jr, Grandaddy, Stephen Malkmus, Yo La Tengo oder Deerhunter. Mit Mt. Surreal vom letzten Jahr ist ein sattes Album erschienen, mit dekonstruierten Songstrukturen und prozessierten Gitarren, begleitet von einem Dream Pop Gesang. Das Album ist so einnehmend, dass auf dem langgezogenen, letzten Titel die Verzögerung nur noch schöner wird. In ihren Interviews sind dagegen Understatement, Pragmatik und sehr viel Erfahrung zu hören.
Das in Amsterdam ansässige Trio Housepainters bewegt sich hingegen auf einem Mittelweg zwischen Wave, Kraut und Dub, die zu schummrigen und doch beschwingten Melodien verschmelzen. Hypnotische elektronische Rhythmen, wellenförmige Vocals und mit vielen Echos. Mit Fixed Position veröffentlichten sie ihre erste Single auf dem Schweizer Label Bongo Joe Records.
Laurent Aeberli und Max Kämmerling machen Musik für Kinder, die Erwachsenen nicht auf die Nerven geht. Keine biederen Verniedlichungen, kein Sauglattismus. Auf eine entspannte Art und Weise und auf Augenhöhe erzählen sie meist fröhliche Geschichten aus dem Alltag von Kindern im Kindergarten- und Primarschulalter. Von der Qual des Aufräumens, von der Anziehungskraft eines Mayo-Brötli, vom Panini-Bild-Sammeln und davon, dass der Sommer garantiert nichts Besseres zu bieten hat, als in der Badi abzuhängen. Das Beste daran? Laurent an der Gitarre und Max am Cajon arrangieren gekonnt Klassiker der Popgeschichte (Rolling Stones, Skorpions, u.v.m.) genauso wie moderne Hits von Faber, Stereo Luchs, Black Sea Dahu und Lo & Leduc neu. Ein Palace-Nachmittag, der die Jüngsten unter uns begeistern und allen anderen das eine oder andere Lächeln entlocken wird.
«Keep music evil», hat jemand unter das Video zum Song Cocaine Cat geschrieben und vermutlich befürchtet, dass Tess Parks mit der Zeit auch dem neuen Biedermeier anheimfällt. Braucht man einer aber nicht zuzurufen, die so lange mit Anton Newcombe von The Brian Jonestown Massacre zusammengearbeitet hat und die mal gesagt hat, die Stimme, die aus ihr singe, komme von einem traurigen Ort. Ganz abgesehen davon, dass sie Oasis verehrt und selber wiederum von The Jesus And Mary Chain und von My Bloody Valentine sehr geschätzt wird. Nicht umsonst ist die Kanadierin, die wahlweise in Toronto oder London lebt, schon als Teenagerin von Alan McGee, Creation-Labelchef und Entdecker fast aller wegweisenden englischen Indiebands, unter Vertrag genommen worden. Inzwischen hat die vielseitig begabte «Göttin der Coolness», die auch fotografiert, malt und angeblich schon 70 Gedichtbände geschrieben hat, mit dem pandemie-getriebenen Album And Those Who Were Seen Dancing (2022) auf eine beileibe nicht nur dunkle «Seelenreise» (wie ein Songtitel heisst) begeben. Die Musikpostillen schwärmen von einer «verwunschen-verhuschten Art von bluesig-psychedelischer Americana, wie sie so schön sonst nur Mazzy Star hinbekommt». Das Genre? Lassen wir es mal bei Psych Rock.
Ebenso hinreissend der Support, den spielt Jarrod Mahon, Australier in Berlin, der sich mit The Creases aus der Go-Betweens-Stadt Brisbane und später als Emerson Snowe einen Namen als Songwriter mit Vorliebe für Romantic Freak Pop (eigener Stilbeschrieb) machte. Auch ihn muss man den rauschhaft-wilden, mitunter gefährlichen Rock’n’Roll-Lifestyle nicht lehren, tourte er doch unter anderem mit Fat White Family und Viagra Boys. In Berlin ist er etwas zur Ruhe gekommen, schreibt immer noch umwerfend schöne Songs und hört weiterhin am liebsten Patti Smith, Sufjan Stevens oder Half Japanese.
Jeder Stadt sein*e sehr deutsche Liedermacher*in – und hat St.Gallen mit Simon Hotz auch gleich ein durchaus explizites Exemplar in petto. Mit Klavier, Gitarre und seinem Bariton ist er an so manch einer Demonstration anzutreffen und gibt dabei seine Protestsongs zum Besten. Für sein neues Album SAND, das er an diesem Freitagabend im Palace tauft, wird Simon Hotz erfreulicherweise mit seiner Band «Das grössere Übel» in erweiterter Besetzung anzutreffen sein. Mit Schlagzeug, Bass und elektronischer Gitarre werden Simon Hotz und das grössere Übel ihre Songs zum ersten Mal vollständig in grosser Formation aufführen. Den Abend einläuten, beziehungsweise in diesem Fall müsste man korrekterweise einreden sagen, wird Julia Kubik. Die Comiczeichnerin, Autorin und Internet-Alltagsbeschreiberin zeigt an diesem Abend Sachen aus ihrem unterhaltsamen Fundus. Zum Abschluss spielt DJ Naurasta Selecta seine fröhliche Mischung aus Breakbeats, Dub, Surfrock und Cumbia.
Auf einem weiten Spektrum aus Gabber, Techno, Ambient und Drone dreht Osheyack seine musikalischen Runden. Komplexes Sound Design trifft auf destabilisierende Perkussion und heavy Bässe: Osheyack produziert Tracks am roughen Ende der Clubmusik! In den USA geboren ist er seit Jahren integraler Bestandteil der Shanghaier Untergrund Klubszene rund um dem ALL Club und veröffentlicht seine Musik auf dem tollen Label SVBKVLT (auf dem auch Slikback, ABADIR, Hyph11E oder Gabber Modus Operandi ihre Musik released haben).
Das Künstlerduo schreibt gemeinsam Hörspiele, Drehbücher und Förderanträge. Ihr erstes Fanzine-Schreibprojekt Das Homestory Magazin erschien im Dezember 2013 bei Nebula Fünf Enterprises Int. und wurde im April 2015 beim Independent-Label Audiolith als Hörbuch veröffentlicht. Im März 2016 erschien das erste gemeinsame Buch Ein Tag Hagel und immer was zu essen da im Ventil Verlag. Es handelt sich um ein Rumänien-Tagebuch, für das die beiden den Winter 2014/15 im siebenbürgischen Dorf Alma Vii verbrachten und Tagebuch über den jeweils anderen führten. Es wurden zwei Fortsetzungen im Abstand von je zwanzig Jahren angekündigt. Nun erschien das neueste Werk Kritik am Mitmensch - Gesammeltes aus dem Titanic-Magazin in edler Aufmachung. Oder wie es Stefanie Schrank von den Locas in Love sagt: «Zwei Menschen, privat so putzig und bezaubernd wie Streifenhörnchen, schrauben sich hoch in ein absurdes Geschimpfekontinuum von Resignation bis Explosion.»
Wer das allmonatliche Soul Gallen kennt, ist sich einig: Hier werden wir eins mit dem Beat und dem Bass. Im Mai mit Herrn Wempe und Neal Sugarman durch die Nacht tanzen und in ein paradiesisches Universum abtauchen ohne jeglichen Kummer, sondern nur wohltuenden Klangfetzen, die uns einlullen und deren gute Vibes uns auch die Tage danach nicht mehr loslassen. Was gibt es Angenehmeres in einer Frühlingsnacht?
L.A. Witch dürfte vielen Fans amerikanischen Garage-Psych-Rocks ein Begriff sein. In ihrer bereits 12-jährigen Musikkarriere haben sich die drei Frauen aus Los Angeles weltweit einen Namen gemacht. Nun kommen sie erneut nach Europa und machen in der Schweiz Halt und zwar an zwei eher ungewöhnlichen Nebenschauplätzen – Vevey und St. Gallen –, ganz nach dem Motto ihres Songs True Believers. Ihre Musik erinnert an endlose Roadtrips entlang der US-Westküste, an Super 8 Videos von düsteren, aber irgendwie charmanten Gegenden sowie an durchzechte Nächte, rote Marlboro und Bloody Mary. Songs wie Fire Starter, Motorcycle Boy oder Dark Horse vom Album Play With Fire (2020) erzählen die Geschichten verirrter Seelen, wie wir sie aus den legendären Filmen Lucky (David Lynch), Zabriskie Point (Michelangelo Antonioni) oder Easy Rider (Dennis Hopper) kennen. L.A. Witch scheinen eines zu beherrschen: Das Spiel mit der Gefahr, ohne dieser jemals ernsthaft ausgesetzt zu sein oder wie der Albumtitel verrät, Play With Fire.
Abrunden tut den Abend das DJ-Dream-Team Unholy Joly & Hairy Barry, die mit ihren Schatzkisten voller Vinyl-Perlen schon einige Nächte bespielt haben - einst bekannt als die Erfinder*innen der legendären Reihe Hit or Shit, mit der sie schon in verschiedensten Clubs und Bars schweizweit zu Gast waren, - drehen sie dieses Mal die Teller bis zum Schluss!
Die Schweiz ist ein Land mit einer sehr hohen Bankendichte. Banken gehören zum Selbstverständnis des Landes. Gleichzeitig stehen Bankgeheimnis und Kapitalflucht andauernd in der Kritik. Wie ist dieser Bankensektor entstanden? Welche Spannungsmomente gibt es zwischen dem Kapitalismus, für den die international aufgestellten Grossbanken stehen, und der Demokratie, die sich immer wieder mit dem Kreditwesen, der Geldversorgung und der Bankenregulierung zu befassen hatte. Der Vortrag spannt einen grossen Bogen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und arbeitet wichtige Entwicklungslinien und Umbrüche im Bankensystem und im Finanzsektor heraus.
Ein Vortrag von Prof. em. Jakob Tanner (FSW, UZH)
Moderation: Judith Grosse
Es ist wieder Zeit, zwischen den Konzerthäusern dieser Stadt zu hüpfen, um lokale Bands zu entdecken und darunter vielleicht auch Freund*innen auf der Bühne zu bejubeln. Diesmal haben wir Lo-Fi, Highway Folk Rock & etwas, was aus einem Gesamtkunstwerk kommt. Wohnung Of Love sind Rémy Sax & Tober, die sich nicht ganz erklären werden. Mit Lo-Fi Aufnahmen, skurrilen Samplings und dahinwehend dramatischem Gesang scheint alles noch im Prozess zu sein. Irgendwie aus Winterthur oder irgendwo in Thurgau. Worries And Other Plants machen einen soliden amerikanischen Folk Rock und könnten Bekannte von The Woods und Kevin Morby sein. Mit Dionys Müller, Chris Niederberger, Fabian Sieber, Daniel Aemisegger, Sebastian Huarte und Femi Fokkens stehen gleich sechs Musiker*innen auf der Bühne, eine üppige Band-Besetzung also – straight aus St.Gallen. Livia Rita, eigentlich Liva Heim, ist als Künstlerin in unterschiedlichen Sparten auch ausserhalb der Schweiz ruhelos. Die Designerin, Tänzerin und Sängerin beansprucht mit ihrem Debutalbum Fuga Futura ein Gesamtkunstwerk. Wir hören einen reifen Electronic Pop. Eindeutig Toggenburg.
Ende Mai reist eine Delegation aus St. Gallen, Zürich und Luzern in die Türkei. In Ankara und Diyarbarkir/Amed trifft sich die Gruppe mit Vertreter*innen von Parteien, der Anwaltskammer und verschiedenen NGOs und besucht das Schweizerische Generalkonsulat in Ankara. Fokus des Austausches sind die Menschenrechtslage in der Türkei, insbesondere die Zustände in den Gefängnissen, die Verhaftungen von Medienschaffenden und die Flüchtlingspolitik in der Türkei. Zudem wird die Delegation in Diyarbarkir/Amed die Stichwahl zur Präsidentschaft am 28. Mai beobachten. Im Gespräch berichten die Teilnehmer*innen von ihren Eindrücken und Beobachtungen. Organisiert wird die Reise von der CaBi-Solidaritätsgruppe Syrien/Kurdistan.
Podium mit Pinar Resitoglu (Anwältin, Luzern), Corinne Riedener (Redakteurin Saiten), Franziska Ryser (Nationalrätin Grüne), Florian Wick (Anwalt, Zürich)
Moderation: Marina Widmer
KT Gorique gibt nach fünf Jahren wieder ein Konzert im Palace. Stabile Beats, wütende Lyrics, Kriegsbemalung und maximaler Energie-Output zeichnen ihren Stil aus. Ihre Musik zieht und beherrscht alle Tricks, sich kompromisslos fortzubewegen, egal wie uneben und unzugänglich das Gelände ist. Ein musikalischer Parcourslauf über asphaltierte Städte und Walliser Steilhänge, mit Vergangenheit in der Elfenbeinküste und Gegenwart in Martigny, Wallis. 2012 gewann sie mit 21 Jahren als erste Frau die Weltmeisterschaften im Freestyle-Rap in New York. 2014 spielte sie die Hauptrolle im Film Brooklyn und gewann dabei auch den Preis für «Best Actress». 2019 folgt der Schweizer Musikpreis. Sie wurde auf Bühnen weltweit bejubelt, bevor sie hier in der Schweiz entdeckt wurde. Die Rapperin, Schauspielerin und Tänzerin sagt, improvisieren sei wie Schachspielen für die Nervenzellen und dass man sowieso schon weiss, was man sagen will, bevor es ausgesprochen wird.
Mit Alwa Alibi eröffnet eine vielversprechende Künstler*in des queer feministischen Labels Forcefield Records den Abend. Alwa Alibi bewegt sich zwischen Müdigkeit und Weltschmerz, zwischen PMS-Pop und Piano-Talk. Nach dem Debutalbum Vo müede Fische und stiue Ching (2022) werden Alwa Alibi und Simo Sasters an diesem Abend ihr neues Album POOL vorstellen, welches einen Schritt weiter weg vom Sprechgesang und den Kopfsprung näher an hohe Töne, Harmonien und Mehrstimmigkeit wagt.
Über die Jahre sammelt sich in einer Konzerthütte eine kleine Plattensammlung an: von liegen gebliebenen, zu vergessenen und ganzen Sammlungen die den Weg in den Keller gefunden haben. Neue und alte, gute und schlechte, Stangenware und Raritäten. Nun brauchen wir Platz und machen eine grosse Versteigerung der Platten! Schnäppchenjäger*innen ahoi! Was nicht ersteigert wird geht in den Ofen und wird zu Früchteschalen und Vinylkunst verschmolzen und geht so nochmals in die Versteigerungsrunde. Dein ganz eigenes Palace Saisonüberbrückungs-Saisonpause-Verziererli für Zuhause. Dazwischen und danach legen yours truly Palace DJs die grössten Sommerhits aller Zeiten auf. So lange bis die letzte Platte der Saison ausgetrunken ist. Und gebacken wird gleich doppelt: Im Garten dreht unser Haus- und Hofbäcker Flavio den Pizzateller. Herein in die Hütte, wir trinken die Saison 2022 / 2023 aus!
Höchste Eisenbahn für das Parkplatzfest. Dort wo sonst die Motoren röhren, gibts am 17. Juni das gemütlichste Stadtfest in Town. Ein Fest für gross und klein, mit Musik, Tombola, Kinderprogramm und Essensständen. Schaut vorbei!
ab 15 Uhr: Kinderprogramm, Tombola, Jukebox, Essen & Trinken
ab 18 Uhr: Konzerte auf der Aussenbühne
ab 23 Uhr: Rave in der Grabenhalle
Raus aus dem Palast, rein in die nächste Hütte: Die Kunsthalle St.Gallen feiert ein Sommerfest und das Palace mit ihnen.
NOI NOI ist eine Neugier aus perkussiven Collagen, Field-Recordings, Vocal-Samples, Shout-Out-Melodies und allerlei süss-groben Hardwares auf einem Tisch verteilt. Gess Zinni (Taimashoe) und Beni Fritz (Plouk Label) bespielen diese Puzzle-Kiste seit einigen Jahren, ohne den Druck, alle Ecken fertig zu zeichnen. Let’s call it «The agitation of the small things»
Im Gaiser Hochmoor werden in diesem Jahr die Schopfe wieder mit Kunstinstallationen und spielerisch-interaktiven Audioproduktionen versehen: Das Klang Moor Schopfe ist ein biennales Festival für audiovisuelle Kunst und findet vom 31. August bis zum 10. September statt.
Dank eines Freipasses dürfen wir Junge Eko und ihre elektronisch-organische Musik für ein Konzert im Schopfen begrüssen. Im Anschluss laden wir zu einer Klub Night mit unserem DJ-Team ein – jede Menge Gründe, um mit uns ins Appenzell auszufliegen!
Es ist Fünfliber vor Zwölf, die guten Zeiten wieder rollen zu lassen und die Bar mit einem Hey hier und einem Hey da einzuweihen. Wir eröffnen die Saison mit ordentlich Groove und Musik aus allen Ecken der Welt und tanzen, bis die Nacht so reif wie der Morgen jung ist.
Sanfter Wahn berührt von der ersten Zeile an: «Schade, dass du weg bist. Ich hätte dir gerne noch öfter zugehört. Die Straßen sind immer noch dieselben, aber der Rest ist ziemlich ramponiert.» Psychoanalyse Vol.2 ist das erste Soloalbum von Brezel Göring nach dem Tod von Francoise Cactus. Mit ihr ist auch die gemeinsame Band Stereo Total verschwunden. Die 10 Lieder berichten von Höhen und Tiefen des Alltags, zerbrechlich und schön, manchmal auch spröde und selbstironisch. Es geht um soziale Devianz, Drogen, Trauer, allgegenwärtige Vermissung, sexuelle Psychopathologie und, eben, den «sanften Wahn». Eine Chanson-Dada-Wortspiel-Galerie voller kruder Gestalten und ambivalenten Gefühlen, durch die man staunend wandelt. Und im Titelsong Psychoanalyse hört man Francoise noch ein letztes Mal selbst singen. Wunderschön und furchtbar traurig, das alles. Dieses Konzert wird Brezel Göring im Trio zusammen mit Lilith Stangenberg und Thien-Kun Lai («Ensemble Psychoanalyse») spielen. Eröffnet wird der Abend von Hundefutter, einem neuen translokalen Minimal-Punk-Duo bestehend aus Schlagzeug und Bass Line Synthie (Raoul Doré), Stimme und Saxofon (Julia Kubik). Die Texte sind eine Mischung aus kaputten Gedichten, verschlungenen Slogans und unglaubwürdigen Alltagsberichten.
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde das Recht auf Abtreibung in den USA auf nationaler Ebene aufgehoben. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass die Lage in Polen, Malta, Jemen und weiteren Staaten schon jahrelang ebenfalls düster aussieht. Wie ist die Situation in der Schweiz? Am Podiumsgespräch zum „safe abortion day“ eröffnen Fachpersonen, die hierzulande im Bereich Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung tätig sind, den Blick auf dieses immer noch tabuiisierte Thema.
Sie verursachen bei Fast-Fashion-, Apple- und Schöner-Wohnen-Freaks ein vermutlich mittleres bis schwerwiegendes Herzrasen. Ein afrofuturistischer Tritt in den Arsch der ungelenken Wegwerfgesellschaft. Fulu Miziki ist eine mordmusikalische Truppe, bei der ab und zu der Repetition-Knopf böse klemmt und die in ihren Bühnenkostümen aussieht, wie eine Trashmetal-Band à la Gwar, aber mit Sinn für Humor und für richtig gute Mode. Oder aber wie seriöse und super konzentrierte Superheld*innen mit der Superkraft «Dancefloor». Die Musiker*innen finden das Material für ihre selbst gebauten Instrumente und Bühnenkleider auf den Strassen Kinshasas. Ein Drumset aus Eimern an einem Rahmen aus schiefen Kanthölzern befestigt und der Korpus des Basses sieht aus … wie eine Giesskanne? Im Palace erinnern die abenteuerlichen Konstruktionen aber vielleicht schon wieder an etwas ganz anderes, denn der Fulu-Miziki-Kosmos ist ständiger Modifikation unterworfen. Nur der unbeschreibliche Sound – irgendwo zwischen Punk (Haltung), kongolesischem Rumba (Melodien) und Elektro (Beats) – zieht einen mit immer gleicher Wucht in eine zuversichtlich stimmende Zukunft aus der Fulu Miziki zurückgekehrt sind, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Verglitscht, performt, anregend: Glitch ist ein dreitägiges audiovisuelles Festival für Pleasure und versieht das Haus einen Tag lang mit Kunstinstallationen, Deko und lädt zu Performances, einem Workshop und einem Talk ein. Zur selben Zeit und über die drei Tage verteilt werden in der Grabenhalle Filmblöcke gezeigt.
Tanz und Bewegung auf der einen Seite, Entspannung und Faszination auf der anderen. Unter der Leitung von Stella Waldvogel lernen wir in einem Workshop mehr über Sensory Toys, Jeffi Lou bejubelt singend die Macht des Körperdufts, missactiv bewegt sich sinnlich über die Bühne und S_WITCHES erzählen tanzend von dämonischen Gelüsten. Dazwischen machen Co Riedener und Shantala Hummler einen Exkurs in die Literatur und sprechen über deren Verhältnis zur Pornografie. Viel mehr über die Künstler*innen wissen wir nicht, und genau darum geht es auch: die Überraschung, das Störmoment, den Glitch. Das Festival-OK verspricht Normbruch, Inklusion und eine queerfeministische Auseinandersetzung mit der Sexualität. Also, Vergnügung durch Verklemmung in den roten Samtsessel ist angesagt. Ein Hoch auf die Pleasure!
Programm:
13:30 Workshop 1: Sensory Toys und Workshop 2: Körper- und Lustwahrnehmung
19:00 Performance 1: Jeffi Lou
19:30 Performance 2: missactiv
20:30 Talk mit Co Riedener und Shantala Hummler über Pornografie in der Literatur
22:30 Performance 3: S_WITCHES
Am 22. Oktober geht auch medial eine umtriebige Legislatur zu Ende – und eine zunehmend schrille. Während die «Klima-« bzw. «Frauenwahl» 2019, die Covid-Pandemie, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Reform der Altersvorsorge oder immer stärker steigende Gesundheitskosten eigentlich genug zu berichten gäben, dominierten zwischenzeitlich kulturkämpferische Debatten die Berichterstattung, wie sie bisher nur aus den USA bekannt waren.
Wie nehmen Journalist*innen von Tagblatt, NZZ und WOZ die politischen Entwicklungen in Bern wahr? Welche Parlamentarier*innen fielen auf, welche ab? Und welche Themen fielen unter den Tisch? Wie beurteilen die Medienschaffenden selbst die Entwicklung der Berichterstattung über die Politik? Es diskutieren Christina Neuhaus, Leiterin der NZZ Inlandredaktion, Kaspar Surber, Co-Redaktionsleiter WoZ, und Stefan Schmid, Chefredaktor St.Galler Tagblatt.
«Aus dem Pariser Untergrund aufkommend, steigt ihr Ansehen wahrlich», heisst es irgendwo in der tiefen Verworrenheit des Internets, wenn man nach Tatyana Jane sucht. Neben regelmässigen Auftritten bei Rinse durfte die Pariserin mit kamerunischen Wurzeln bereits vor Grössen wie Pharrell Williams, Skrillex und als Ersatz für Sherelle spielen. Trotz dieses starbesetzten Netzwerks sind es wohl die Lautsprecherpyramiden auf den Titelbildern sämtlicher Tracks auf Soundcloud, die bezeichnend für Tatyana Jane sind. Ganz genau: für diese wuchtigen Töne sind entweder gute Kopfhörer und Boxen zuhause oder ein Abend im Palace nötig, um sie richtig geniessen zu können. Ihre eigenen Produktionen sind Afro-Latin-infused Klubtracks, während an den Decks House, Breakbeat, zwischendurch Juke und immer eine gute Portion Bass zu erwarten sind. Das Set könnte aber auch in Techno und IDM enden, je nachdem, was die Musikerin aus ihrer digitalen Sammlung auswählt. Bei Dari Ferrari und pasci geht auch einiges: Breakbeat, harter Techno, Ghetto House, Hauptsache groovy. Dari Ferrari eröffnet den Abend und grüsst den Blumenbergplatz mit herzlichem Getöse und mit pasci verschwenden wir uns bis zum letzten Schweisstropfen. Für die erste Klubnacht der Saison wird also gleich richtig eingeheizt. Willkommen zurück im ClubKlub!
Nach dem Sommer ist vor dem Training unter einer diskokugelklaren Nacht, denn Herr Wempe zeigt gemeinsam mit Xmona und Pfaff Cäsi, dass man nicht nur das Tanzbein, sondern auch den Tanzarm, ja sogar das Ohr schwingen kann. Alle Muskeln gedehnt und ordentlich eingewärmt? Das Soul-Workout kann beginnen.
Am 22. Oktober 2023 finden die eidgenössischen Wahlen statt und damit die Gesamterneuerung des Ständerats. Die St.Galler Vertretung ist seit dem vergangenen Frühling nach über einem Jahrzehnt wieder rein bürgerlich zusammengesetzt. Wie wirkt sich diese neue Konstellation konkret aus, etwa im Sozialbereich oder beim Thema Migration? Die Erfreuliche Universität Palace unterzieht die bisherigen Ständerät*innen Benedikt Würth und Esther Friedli einem Leistungscheck. Gleichzeitig möchten wir von den neu Antretenden wissen, mit welchen Themen und Schwerpunkten sie den Sprung nach Bern schaffen wollen. Mit den Ständeratskandidat*innen Benedikt Würth (Die Mitte), Esther Friedli (SVP), Arbër Bullakaj (SP), Oskar Seger (FDP), Meret Grob (Grüne) und Andrin Monstein (GLP). Moderation: Corinne Riedener, Saiten.
Prügeltempo und Judgement Calling, revolte for the sake of revolte. Der Kopf von Humus Records aus Neuchâtel, Jonathan Nido, hat fürs Roadburn Festival 2022 vor nicht Langem die Musiker*innengruppe TROUNCE zusammengestellt, die bereits beim erwähnten Plattenlabel veröffentlichen, wie Yrre, Etienne Machine, Svarts oder Coilguns. Daraus ist ein Metal-Panoptikum geworden, das mit vielen Geschwindigkeiten rast. Godspeed Wohlbefinden!
Neu und jünger sind Beurre, gegründet von Chadi Messmer, Elischa Heller und Philip Meienhofer, die auch bei Humus Records veröffentlichen. Unter ihrer Stoner-Hall-Dampfwalze werden unsere Kinoplüschsessel so richtig wegbuttern.
Fünfmal beehrten The Nightingales schon das Palace, nun kehren sie erstmals seit 2018 zurück nach Europa inklusive St.Gallen. Seither ist vieles passiert: Dank dem gefeierten Rockumentary King Rocker, dem ungemein witzigen Film von Stewart Lee über Robert Lloyds unermüdliche Band, erreichten sie in England ein grosses Kino- und TV-Publikum, zuletzt lief der Film gar am Glastonbury-Festival. Diesen Frühling tourten sie ihrem neuen Album The Last Laugh (2022) als Support von The Damned und bestätigten ihren Ruf als eine der besten Live-Bands aus der Postpunk-Zeit. «Eine absolute Offenbarung», schwärmt Captain Sensible. «Fabelhaft kompromissloser, geradezu heroischer Stoff.» Wenn jetzt ihr Debutalbum Pigs On Purpose (1982) wieder aufgelegt wird, gilt John Peels Verehrung erst recht: Wie grandios die Nightingales sind, meinte der BBC-DJ, werde sich erst weit nach den 1980ern zeigen, wenn man mit der nötigen Distanz auf diese Zeit zurückschaue und sich andere, viel bekanntere Bands als Scharlatane herausstellten. Sänger Lloyd, auf einer Stufe mit Mark E. Smith oder Nick Cave, Drummerin Fliss Kitson, Gitarrist Jim Smith und Bassist Andreas Schmid bieten eine atemberaubende Show mit ständigen Stilwechseln von Punk und Rock’n’Roll bis Krautrock.
Den Abend eröffnet die Basler Gitarristin, Sängerin und Keyboarderin Taranja Wu mit ihrem mitreissenden Elektro-Pop-Punk. Früher mit Naked In English Class (RIP GUZ), heute solo unterwegs und demnächst mit einem neuen Album, haut sie ihre Slogans in einem räudig-eleganten und trashig-glamourösen Soundmantel raus, direkt aus der Sci-Fi-Surf-Garage, schön laut und ohne Umschweife. Kling ungemütlich? Ist es auch, aber höllisch tanzbar.
Do u ever fantasize about being killed?
Freund*innen der Reizüberflutung: Es wird angenehm unangenehm. LustSickPuppy wirft nämlich alles in einen Mixer und spuckt uns, in meist selbstgemachten Kostümen, eine harte Mischung aus Gabber, Queerculture und Hardcore ins Gesicht. Eine Performance, die sich bei niemandem entschuldigt, laut, sassy und voller Ernsthaftigkeit ist, die vor allem dort hinzielt, wo sich queere Aussenseiter*innen tummeln. Optisch wird es auch ein guter Abend für alle, die ihre Nase schon einmal in einem fruitsmagazine hatten oder einen Softspot für 80ies Horror, Glam oder Tank Girl hegen. LustSickPuppy kommt aus Brooklyn, tourte mit Machine Girl und Dorian Electra, eine anarchische Krönung im Palast. Prison Religion dröhnt schonungslos in alle Ritzen unserer lächerlichen Existenzen. Ein blutiges Sezieren von Rhythmen und Genres. Warren Jones und Parker Black collagieren verstörende Klänge und Industrial-Beats hin zu melodischen, aber dennoch düsteren Soundlandschaften. Hard Industrial B.O.P ist ernster als frühere Alben des Duos, durchdringend, gänsehauterregend. Weg von etablierten musikalischen Abläufen richtet Prison Religion mit dem neuen Album den Blick weg vom Outerspace hin zu weniger weit entfernten schwarzen Löchern. Also: let's zusammen auf den Palast Boden traumadumpen und uns die letzten Synapsen verhauen lassen.
The Young Gods mit ihrem einzigartigen Post-Industrial besuchen uns in diesem Herbst zum ersten Mal im Palace. Ihre Gestik zur Avantgarde war schon immer da. Mit der modularen Komposition In C aus den 60ern des Minimal Musikers Terry Rileys knüpfen sie an die wichtigste musikalische Verwandtschaft der Avantgarde. Die drei erprobten Fribourger bzw. Genfer nähern sich dieser Sache mit einem konstanten Tempo und allerlei elektronischen Instrumenten an. In der Tour vom letzten Jahr hiess es in der Kritik: «Sie verdienen den allergrössten Respekt!», «Zu selbstbewusst!», «Ein tonales Gewitter!»
Die grosse Feier der grenzenlosen Musik – die Hey Hey Bar-DJs verführen mit Klängen aus allen Himmelsrichtungen zum Tanz an der langen Bar und zeigen einmal mehr die Schnittmengen zwischen Dancehall, House und Afro mit viel Bass. As usual für einen läppischen Fünfliber.
Es ist wieder höchste Zeit, sich die Seele mal wieder so richtig aus dem Leib zu weinen und das Gemüt von Sorgen und Druck zu reinigen. Am effektivsten geht das in Gemeinschaft und zu richtig traurigen Songs, wenn die Tränen die Drinks nachsalzen und den roten Samt benässen. Saddest Songs, Anti-Bangers, Tränenkatalysatoren – ein Fest der Tristesse!
Was erscheint ist gut, was gut ist, erscheint - Die Tournee
In Prenzlauer Berg steht das Headquarter der gut gelaunten Widerborstigkeit: Vor 20 Jahren gründeten Maurice Summen und Markus Göres das Indie-Label Staatsakt. Summens Band Die Türen wollten ihre erste Platte Das Herz war Nihilismus herausgeben, stiessen bei den Labels jedoch auf taube Ohren. So machte er sein eigenes auf. Die Türen hatten und haben mit ihrem krautigen, postpunkigen Sound und den deutschen Texten mit klarer Kante – so ist bei den meisten Staatsaktbands bis heute – immer ihre Fans bei den Kritiker*innen und Kenner*innen. Für den «kommerziellen» Durchbruch waren bis anhin andere zuständig. Wie die Hausband zeichnen sich Staatsaktbands nicht durch musikalische Einigkeit, jedoch durch eine linke, nicht parteipolitisch adressierte Haltung aus. In allen Facetten flackernde Signallampen, die den Kampf gegen die galoppierende Gentrifikation und den gelebten Widerstand gegen die Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt besoundtracken. Die Türen (nebst Summen mit Ramin Bijan, Chris Imler, Gunther Osburg und Andreas Spechtl) präsentieren auf der Geburtstagstour des Labels ihr neues Album; gefeiert wird in Konzertlokalen, «die ihnen etwas bedeuten», das freut und ehrt uns sehr. In St.Gallen werden Die Türen begleitet von Stefanie Schrank, Bassistin der Band Locas In Love, mit ihrem ersten Solo-Album Unter der Haut eine überhitzte Fabrik. Dieses handelt von untergründigen Ebenen und bewegt sich klanglich irgendwo zwischen Synthie Pop, Ambient und Post-Punk und erzeugt eine Durch-den-Nebel-Fahren Stimmung.
Rolf Blumig mussten das Konzert aus terminlichen Gründen leider absagen.
Ein Albumaufgang am Ostschweizer Horizont: Skiba Shapiro kommt nach einer zweijährigen Pause zurück mit neuen Songs in der Tasche. Letztes Jahr noch als Support die Platte von Elio Ricca im Palace getauft, feiert sie dieses Jahr auf derselben Bühne ihr eigenes Debütalbum Zueflucht, das am 27. Oktober erscheint. Nahöstliche Melodien kombiniert mit dämmernden elektronischen Beats zeichnen ihre Musik jenseits von Genrenormen aus. Dreamy, aber nicht einfach einer dieser schönen Träume, sondern vielmehr ein Mischtraum mit ganz vielen schaurigen und undefinierten Phasen. Mit Mundart-Texten, philosophischen und zugleich alltäglichen Themen sprechen die Songs das Publikum direkt an. Und damit nicht genug mit der Paradoxie: Im Albumtitel wird klar, dass es um Widersprüchlichkeiten geht, die irgendwie zusammengebracht werden können. Wohin wir mit Skiba Shapiro «zufliehen» werden, ist unbekannt und damit umso spannender. Also: auf die Träume, fertig, los zur Albumtaufe! Melicious und Marie Louon gesellen sich ebenfalls zur Feierlichkeit dazu – das Dreigespann ist perfekt.
Don’t you know that it’s time to get on board? Wenn der Palast zum monatlichen Reigen einlädt, gibt es statt Polonaise eher einen Love Train. Also, join hands und verliert euch unter der musikalischen Betreuung durch Herrn Wempe und Senor Pantichrist (US) in der nächtlichen Gleichgesinnung.
Es können keine Tickets für das Konzert von Marius und die Jagdkapelle gekauft werden, alle Tickets sind ausverkauft. Kinder unter 6 Jahren erhalten weiterhin ohne Ticket Eintritt ins Palace.
Klein und Gross erliegen dem Charme und der Musikalität dieser nimmermüden St.Galler Kapelle, die Pop, Polka, Country-Rock und 70er-Disco locker zusammenbringt. Neu tanzen und spielen sie auch noch den Tango, den Jägertango! Uiuiui, das gibt dann eine fröhliche Sache, wenn alle zusammen im Kreis den Tango tanzen. Nun seit mehr als 18 Jahren unterwegs sind ihre ersten Fans bald auch schon Mamis und Papis. Und so packen Marius & die Jagdkapelle auch ihre alten Hits aus, circle of life sozusagen. Die «Punks unter den Kinderbands» (Schweizer Illustrierte) begeistern auf dem breiten Grat zwischen schelmischer Flunkerei und faustdicker Lüge aber nicht nur die kleinen Zuhörer*innen, sondern auch deren erwachsene Begleiter*innen. Raus aus dem Wald, rein in die Ohren und rauf auf die Palace-Bühne. Willkommen zurück.
St. Gallen ist schon lange von Migration geprägt. Gleichzeitig gelten aber Menschen mit Migrationsgeschichte immer noch nicht als gleichwertige Bürger*innen. Im Rahmen dieser Veranstaltung möchte INES (Institut Neue Schweiz) darum zusammen mit lokalen Partner*innen an vergangene und gegenwärtige Orte, Bewegungen, Initiativen, aber auch Gegenstände und Musikstücke migrantischer Bemühungen um Rechte und Teilhabe in der Ostschweiz erinnern. Der Abend beginnt mit einer Ortsbegehung durch das postmigrantische St.Gallen und endet im Palace. Aufgrund der limitierten Platzanzahl ist eine Anmeldung für die Ortsbegehung erwünscht: m.arvanitis@nouvelle-suisse.ch. Es wird diskutiert, ob die Geschichten von Menschen mit Migrationsbiografien in den Schweizer Geschichtsbüchern zu finden sind und wie ihre Erinnerungen Eingang ins kollektive Gedächtnis finden. Ein reichhaltiger Abend mit verschiedenen Stimmen, Sound und Food.
Mit Era Shemsedini (Aktion Vierviertel), Fausto Tisato (Präsident Ver- ein Ricordi e Stima), Hoseyn A. Zadeh (Projektleiter Peer-Campaigns), Maria Pappa (Stadtpräsidentin St. Gallen), Marina Widmer (Archivs für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz), Thuraya Abass (Klimaaktivistin).
Azadeh Jassemi, iranische Aktivistin für Menschenrechte im Gespräch mit Jeannette Losa, Kantonsrätin.
«Die Regierung führt Krieg gegen das eigene Volk. Ein asymmetrischer Krieg, denn das Volk ist nicht bewaffnet und nicht im Kampf ausgebildet», meint Azadeh Jassemi. Sie spricht auf Einladung von Amnesty International über Hintergründe und die aktuelle Situation im Iran. «Es ist es die erste feministische Revolution, die wir erfahren und sie ist nicht mehr aufzuhalten. Ob sie nun dieses Jahr zum Ziel kommt, oder nächstes Jahr oder in fünf Jahren – das spielt keine Rolle. Das Volk im Iran kann nicht mehr vergessen, was geschehen ist. Es gab und gibt zu viele Opfer, zu viele Verbrechen.» Im Gespräch mit Kantonsrätin Losa wird die Politikwissenschaftlerin über Zusammenhänge und über die Proteste im Iran berichten. Der Eintritt ist kostenlos; es wird eine Kollekte für die sichere medizinische Versorgung von Protestierenden erhoben.
Wir bewegen uns mit unseren ClubKlub Hosts weiter gen Süden und erwarten freudig Amantra, die aus Venezuela stammende und vielfach in Barcelona aktive DJ und Producerin. Terrazzza, Boiler Room, KUBO – Amantra hat sie alle samt abgeklappert und dem Publikum keine Zeit für Intros oder fürs Einwärmen gegeben, die Sets steigen oben ein und halten den Energiepegel hoch. Als HUMA releaste sie bereits die EP «Memorias que encontré», die gespickt ist mit sphärischen, persönlichen Tracks und die Musikerin ihren Eltern gewidmet hat. Ein Spagat zwischen zarten Inhalten bei der Produktion und harten Tracks bei Auftritten.
Val Clipp, einst an der Tür, auf der Bühne oder in der Programmgruppe im Palace aktiv, kommt für diesen Abend zurück nach St. Gallen und gesellt sich zu Amantra hinter unseren Leuchtring dazu. Ein Spezialist im Vermischen von Genres: Hip Hop into Experimental, Ambient zu Breakbeat und zurück.
Lange Nächte, Fünfliberrollen und Musik von überall — es sind ungeschriebene heyheysche Regeln, die seit Jahren gelten. Gemeinsame Entdeckungsreisen und Überraschungen stehen an der Nachtordnung, im November mit dem St. Galler Kollektiv WELLE 9000 vom Kunstkiosk: DJ Tr11sh, marielouon, DJ Uludag, DJ Frizzante, pätscht und DJ Lunis stehen an den Desks!
only swiss show
Der 1990 verstorbene US-amerikanische Öl-Magnat Armand Hammer war Besitzer von dreizehn Fabergé-Eiern. Ein Superkapitalist auf der einen Seite, auf der anderen geschäftete er mit kommunistischen Führern der Sowjetunion. Das hat natürlich direkt nichts mit Hip-Hop zu tun, aber mit dem Selbstverständnis von Elucid und Billy Woods sehr wohl. Denn wenn die beiden New Yorker Rapper ihr Duo wie einen fiesen weissen Industrie-Opportunisten nennen, ist auch soundmässig kein fröhlich vor sich hin tanzendes Fabergé-Ei zu erwarten. Kopfnicken liegt schwer drin, aber das Tempo wechselt gerne mal unverhofft. Der Dancefloor wird mit delirierenden düsteren Sounds geflutet. Und auch wenn sich mal eine vor Jazz surrende Snare durchsetzt, bleibt immer alles leicht bedrohlich und instabil. Oder das Ganze nimmt richtig Tempo auf und das Haus brennt. Über dieser eindrücklich diversen Sound-Kulisse breiten Elucid und Woods ziemlich gelassen ihre eindringlichen Lyrics aus. Vor zehn Jahren starteten die beiden ihr gemeinsames Armand-Hammer-Projekt und sorgten in den zehn Jahren auch mit ihren Soloalben immer wieder für Furore – Zusammenarbeiten mit Szene-Grössen wie Earl Sweatshirt, Pink Sifuu, Moor Mother, Junglepussy, JPEGMAFIA, The Alchemist und anderen zeugen von ihrem Ruf – und hervorragendem Geschmack. Alle kommen, denn das ist zwischen Berlin und Paris der nächste Ortstermin!
An diesem Gesprächsabend werden Strategien gegen rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen diskutiert: Nach dem Zweiten Weltkrieg fand nicht nur ein Wandel des Rassismus, sondern auch des rechtsradikalen Spektrums statt. Projekte und Ideen rechter Initiativen dringen ebenfalls in der Ostschweiz bis in die Mitte der Gesellschaft vor. Welche Strategien helfen, antidemokratischen Kräften den Wind aus den Segeln zu nehmen? Dies wird am Beispiel eines Projektes des Eritreischen Medienbundes diskutiert, der ein strategisches Rechtsverfahren gegen ein Wahlkampfvideo einreichte.
Mit Cenk Akdoganbulut (Historiker), Anna Jikhareva ( Journalistin), Eritreischer Medienbund, Hans Stutz (Chronologie «Rassismus in der Schweiz»), Forum für kritische soziale Arbeit (KRISO), Marina Widmer (Soziologin).
Es rappelt, rasselt und scheppert und vor allem basst es wieder aus allen Rohren! Aus allen acht konischen und einem Bassrohr, um genau zu sein, denn so viele Lautsprecher werden für die monatliche Ladung Improvisation benötigt. Das Chuchchepati Orchestra unter der Leitung von Patrick Kessler trudelt mit der Trompeterin Liz Allbee ein, die als Komponistin tätig ist und selbst Instrumente baut. Geschöpft wird ebenfalls, wenn alles Klangfähige im Palace vielleicht gleichzeitig, vielleicht einzeln und aufbauend oder aber zunächst disharmonisch ertönt und dann doch einen gemeinsamen Rhythmus findet. Probieren geht über Studieren und beim Chuchchepati Orchestra geht Improvisieren über Einstudieren!
Wenn alle Bandnamen die Musik ihrer Band repräsentieren würden, würden wir das wohl Mischgewebifizierung nennen. Sei es Melanie Danusers traumhafte Stimme über heftige Bässe oder Bill Bühlers Set-up: mischgewebe vereinen verschiedene musikalische Stile und Werkzeuge nicht nur, sie veredeln sie. Das Resultat sind sphärische Melodien, elektrisierende Synths und treibende Rhythmen, die die Chemie des Duos von der Bühne ins Publikum übertragen. Wir danken also den Menschen, die Mel an jenem Tag im Jahr 2018 nicht über die Voraussetzung, elektronische Musik zu spielen, informiert haben — so kam Bill mit seinen Kenntnissen und dem nötigen Equipment ins Spiel und die beiden wurden zu einem Duo vermengt. Wer bereits vor zwei Jahren bei der Albumtaufe verzaubert wurde, darf sich auf den Tourabschluss in St. Gallen freuen, denn sie bringen neues Material für dieses Heimspiel mit! Supportet wird mischgewebe von SWIMS, dem Soloprojekt von Arthur Hnatek. Viele Synthies, noch mehr Drums und ganz viel Electronica.
only show in switzerland
Bar Italia, das ist neuerdings nicht mehr nur die italienische Kultcafébar im Londoner Soho, die seit 1949 von der Familie Polledri betrieben und von Cappuccino-Bohemians wie Modfather Paul Weller geschätzt wird. Und deren Legendenstatus die Kulturszene vielfach inspirierte, wie Pulp zu ihrem gleichnamigen Song auf dem Album Different Class (1995). Nein, bar italia, nunmehr kleingeschrieben, ist der Name einer vielversprechenden, wenn auch öffentlichkeitsscheuen Londoner Band aus dem Umfeld von Dean Blunt. Das Trio Nina Cristante, Sam Fenton und Jezmi Fehmi, das live meist zum Quintett wächst, hat seit 2020 mit zwei Alben und einer EP eine eigenwillige Spur zwischen Shoegaze, Postpunk und Lo-Fi-Bedroom-Pop gelegt und findet sich nun mit dem 2023er-Album Tracey Denim auf dem famosen US-Indielabel Matador unter Grössen wie Belle & Sebastian, Pavement oder Yo La Tengo. Die verhuschten Songs von bar italia wie Nurse! oder Missus Morality versprühen einen spröden Charme und doppelbödigen Witz; sie bewegen sich stimmungsvoll und mysteriös auf der Kippe zum Abgrund, der oft genug im alltäglichen Leben lauert. Wer die frühen Cure, Slowdive oder The Pastels liebt, wird diese schlau verspielte Band sofort ins Herz schliessen. Und sollte dringend ihr erstes Gastspiel in der Schweiz besuchen – gut möglich, dass sie bald nur noch in grösseren Clubs und Hallen spielt.
Die Stadt St.Gallen lädt zur öffentlichen Kulturpreisverleihung ein. Mit Anerkennungs- und Förderpreisen werden St.Galler Kulturschaffende aus unterschiedlichen Bereichen ausgezeichnet. Manuel Stahlberger erhält den Anerkennungspreis. Julia Kubik, Raoul Doré, Imelda Natter und der Verein Amboss & Steigbügel erhalten den Förderpreis der Stadt St. Gallen.
einziges konzert in der schweiz
Ready in eine surreale Welt einzutauchen? «End of Everything» ist das siebte Album von Mega Bog, dem Moniker der amerikanischen Musikerin, Songschreiberin, Autorin und Künstlerin Erin Elizabeth Birgy; eine wilde und unberechenbare Platte. Sie beschäftigt darauf sich mit Themen persönlicher und universeller Veränderung, Aufruhr und Unbeständigkeit: Sie beschloss, Greifbares greifbar werden zu lassen und produzierte – unter anderem mit James Krivchenia (Big Thief), Meg Duffy (Hand Habits), Zach Burba (ij) und Westerman – ein Album, das von Hingabe und Trauer singt und nach Unterstützung klingt. Mega Bogs ungewöhnliche und eklektische Mischung aus Klängen, die vielleicht von Thin Lizzy bis zu 90er-Jahre-House-Klassikern wie Haddaways «What is Love» reichen, schafft miteinander ein theatralisches Album – mit kühnen Hooks und wilder Energie für den Dancefloor. Schwere Grooves, quietschende Metal-Gitarren, Italo-Disco-Basslinien, bruchstückhafte Synthesizer-Schichten, üppige und erotische Melodien, dissonante und abstrakte Akkorde und riesige Refrains kommen zusammen. Is it Pop oder Experiment? Sicher ist: Die Zeit ist reif, Neues zu entdecken beim einzigen Konzert in der Schweiz von Mega Bog.
Pet Owner reist derweil grafisch durch plastische Wüsten- und Unterwasserwelten und untermalt diese mit Alt Pop Songs, deren Töne und Klänge mit der farbenfrohen Erscheinung ihrer Videos übereinstimmen sollen.
Der Palacesaal hat in seinem bald 100-jährigen Bestehen zwei unterschiedliche Gesichter gezeigt: jenes als Kino und das aktuelle als Konzerthaus. Nachdem das Lateinamerikanische Filmfestival Pantalla Latina in den letzten Jahren die good old Palace-Kino-Seele erweckt hat, wird es bei der diesjährigen Ausgabe das aktuelle Gesicht mit einem Konzert der Gruppe Mi Tumbao zeigen. Ob Boleros, Son Cubano, Salsa, Cha Cha Cha, Bachata oder Merengue – die Musiker des Quartetts haben eines gemeinsam: Sie haben die Musik Lateinamerikas im Blut und wollen ihre Leidenschaft mit so vielen Menschen wie möglich teilen.
Mit dem Bistum und dem Kinderheim St. Iddaheim in Lütisburg steht der Kanton St.Gallen im Fokus der kürzlich erschienenen Pilotstudie zu den Missbrauchsfällen im Umfeld der katholischen Kirche. Erstmals haben unabhängige Historiker*innen Zugang zu den kirchlichen Archiven erhalten und zusammengetragen, wie katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl an sexuellen Übergriffen begangen haben. Wer war betroffen, wer beging die Taten? Wie ergiebig sind die kirchlichen Archivquellen? Und wie sollte es mit der Aufarbeitung nun weitergehen? An diesem Abend stellen die Studienautor*innen Lucas Federer, Monika Dommann und Marietta Meier ihren Bericht vor und beleuchten die Missbrauchskonstellationen in St.Gallen.
Seelenfriedensuchende aufgepasst: 33 ist eine magische Zahl in der Musik, denn die beste Therapie dreht sich mit 33 Umdrehungen pro Minute. Herr Wempe aka Soulsonic hat seine Koffer voller Platten dabei und beschallen das Haus mit viel Herz, funktastischen Tunes und rhythmischen Songs. Soul wandert nicht nur zwischen Seelen, sondern bewegt auch die Füsse — vor allem unter hellem Diskokugelschein.
Nicht diejenigen mit den Masken aus Schweden, auch nicht die auf dem asiatischen Inselstaat invasive Ziegenrasse. Sondern die schwierig zu googlenden Goat, die aus Osaka stammende Avantgarde Band. Eine Blast. Intensive Liveshows, ob die Musiker*innen wirklich so ungerade zählen können? Vier zu Sieben ist hier kein Fussballresultat aus der B-Jugend. Sie sind Goats im Polyrhythmus. Unerwartete Wendungen, linksrum, rechtsrum. Frontal nicht vergessen! Goat stellen mit ihrer einzigartigen, komplexen Herangehensweise an den Minimalismus das typische Rockband-Setup in Frage, indem sie dem reinen perkussiven Klang den Vorrang vor dem melodischen Inhalt geben. Ihre Kompositionen erforschen rhythmische Aspekte weiter, indem sie sich auf ineinandergreifende Muster von sich wiederholenden Rhythmen konzentrieren und das Publikum in eine tranceartige Fatigue versetzen. Trance vom Schlagzeug aus. Beziehungsweise zwei Drums und dazu Gitarre, Bass, Saxophon und japanische Flöten. Und durch den Einsatz von Obertönen ausserhalb der unseren Gehörgängen gewohnten Tonalität und krasser Genauigkeit schaffen Goat treibende Kompositionen, die gleichzeitig tribal und radikal sind. Auch wenn über diese Band, die Japans experimentelle Musikszene so stark beeinflusst, nichts in der Zeitung stehen wird: Let's believe in Goat.
Konträr in den Abend einsteigen wird möf, das Solo-Klarinetten-Projekt von Fabian Mösch. Die lang gedehnten Melodien, Obertöne und Vibrationen hat er auf seiner Debut EP The Good Thing About Bad Sleep Is im September veröffentlicht. Damit hat er 2023 nicht nur in unserer imaginären Kategorie Der besten EP Titel den ersten Preis abgeräumt, sondern Musik geschaffen, die bei schlechtem Schlaf Hilfe leistet.
WORK ist ein Sisyphuswerk der Compagnie Buffpapier, welches die Arbeit zum Hauptthema hat und sich damit auf abstrakte, skurrile und humorvolle Art auseinandersetzt. Die Körper der Schauspieler sind in polymorphen Kostümen versteckt und suchen verzweifelt nach einer funktionalen Form, um sich zu organisieren. Das Wechselspiel zwischen Körper und Arbeit sowie deren Evolution ist Inspirationsquelle für diese Kreation. Begleitet wird das Stück von electro-industrial-glitch-Musik, welche live von Marcel Gschwend aka Bit-Tuner performt wird.
WORK ist ein Sisyphuswerk der Compagnie Buffpapier, welches die Arbeit zum Hauptthema hat und sich damit auf abstrakte, skurrile und humorvolle Art auseinandersetzt. Die Körper der Schauspieler sind in polymorphen Kostümen versteckt und suchen verzweifelt nach einer funktionalen Form, um sich zu organisieren. Das Wechselspiel zwischen Körper und Arbeit sowie deren Evolution ist Inspirationsquelle für diese Kreation. Begleitet wird das Stück von electro-industrial-glitch-Musik, welche live von Marcel Gschwend aka Bit-Tuner performt wird.
WORK ist ein Sisyphuswerk der Compagnie Buffpapier, welches die Arbeit zum Hauptthema hat und sich damit auf abstrakte, skurrile und humorvolle Art auseinandersetzt. Die Körper der Schauspieler sind in polymorphen Kostümen versteckt und suchen verzweifelt nach einer funktionalen Form, um sich zu organisieren. Das Wechselspiel zwischen Körper und Arbeit sowie deren Evolution ist Inspirationsquelle für diese Kreation. Begleitet wird das Stück von electro-industrial-glitch-Musik, welche live von Marcel Gschwend aka Bit-Tuner performt wird.
Diversity und Antirassismus – same same but different?
Immer öfter begegnen wir im Alltag Diversity-Bestrebungen. Diversity ist «trendy» und vielerorts längst Teil von Marketingstrategien. Kantonale Behörden sind verpflichtet, den Diskriminierungsschutz umzusetzen, was nicht immer gleich gut gelingt. Unter welchen Umständen tragen Diversity-Strategien zu Veränderungen im Sinne von Chancengleichheit für Minderheiten bei? Und wo überschneiden sich Diversity und Antirassismus?
Im Palace St.Gallen diskutieren Tatiana Pinto Cardoso (Gesellschaftsfragen Stadt St. Gallen und Co-Präsidentin Institut Neue Schweiz), Prof. Lorenz Narku Laing (Sozialwissenschaften und Rassismusforschung) unter der Leitung von AnjaNunyola Glover (Soziologin und Autorin) genau diese Fragen.
Das improvisierende Orchester ist zurück! Patrick Kessler holt sich Unterstützung von der Künstlerin und Musikerin Paula Sanchez und dem Perkussionisten Julian Sartorius, die beide die Felder der experimentellen Musik durchforsten und immer nah an ihrer Bildlichkeit arbeiten. Mit einem Cello eine knirschende Tür imitieren? Check. In Bern gegen Fenstergitter trommeln? Auch check. Die Musiker*innen improvisieren synchron, inspiriert durch das, was ihr Gegenüber gerade macht. Mal physisch und kraftvoll, mal ruhig und sanft. Bienvenu au laboratoire artistique!
Stand im letzten Album Control noch die Beziehung Mensch-Maschine im Zentrum, wird Pyrit aka Thomas Kuratli mit seinem neuen Album Totentanz persönlich. Es geht um Auslösung oder Aufspaltung, um Dekonstruktion durch Expression. Es sind Lieder über Chaos, endlose Schlaflosigkeit, den Kampf mit Depression, das Entschwinden und das ewige Spiel mit dem Nicht-Sein, das Ausreizen von Erträglichem und vom ständigen Kreisen, Schweben und Fallen, dem Oszillieren, bis zum Riss. Ein Walzer mit der Sterblichkeit, ein Ballett des Verfalls, der Verwesung, Zerkluft! In einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst hat Thomas Kuratli Totentanz in den letzten vier Jahren geschaffen. Die Grenzen zwischen der Kunstfigur und des Selbst sind in dieser Zeit zunehmend verschwommen. Pyrit bittet auf zum letzten Tanz, vor dem Untergang.
Ebenfalls alleine auf der Bühne und in Paris wohnend ist Lila Ehjä. Mit ihrem Cold Wave, den repetitiven Songstrukturen und der Distanz, sind ihre Songs eine Hommage an die Härte und Kälte einer klirrenden Winternacht. Und an der einen oder anderen Stelle blitzt auch ihre Vergangenheit als Death Metal Bassistin durch.
Ohne Kraftmeierei und Geschrei eilt Nappy Nina den Beats entlang. Ihr Flow erinnert stark an Homeboy Sandman, der wie die Rapperin in Brooklyn wohnt und wie sie durch einen unaufgeregt-oldschooligen und immer leicht melancholischen Stil auffällt. Nur verzichtet Nappy Nina im Gegensatz zu ihrem Kollegen auf Witze und Pointen; mit ihrer nur minimal über dem Flüsterton vorgetragenen Poesie erzählt sie vom Leben als schwarze queere Person. Sie berichtet vom alltäglichen Stürcheln und Überleben. Die Kombi von leicht verpennten, aber harten Beats und hallenden Melodien trägt die schüchtern, aber temporeich vorgetragenen Struggle-Raps bar jedem Bass-und-Snare-Drum-Geballers sicher und mit einer funkelnden Spannung durch das aktuelle Album Mourning Due. Nappy Nina ist beim noch jungen Label Lucidhaus untergekommen, das sich «timeless, post-genre black music» angenommen hat und diese Bezeichnung könnte gerade bei Nappy Nina bezeichnender nicht sein.
Fama und Fake News: Das St. Galler Stadtgespräch um 1530
Worüber sprachen St. Galler*innen vor rund 500 Jahren? Wie begegneten sie den medialen und politischen Umwälzungen ihrer Zeit? Und wie gingen sie mit unsicheren Informationen und Gerüchten um? In ihrem Vortrag geht Carla Roth diesen Fragen anhand der Notizbücher des St. Gallers Johannes Rütiner (1501-1556/7) nach. In diesen dokumentierte Rütiner über 10 Jahre hinweg seine Gespräche und lässt unter anderem Hebammen und Weber*innen, Bürgermeister*innen und Scharfrichter*innen, Dienstmägde und Täufer*innen zu Wort kommen. Rütiners Notizbücher geben uns damit einen einzigartigen Einblick in den sozialen und kommunikativen Mikrokosmos einer frühneuzeitlichen Stadt - und regen gleichzeitig zum Nachdenken über die Kommunikationsrevolution der Gegenwart an.
Pro Helvetia hat dieses Jahr zusammen mit TheArtists acht Künstler*innenbücher, gestaltet und herausgegeben vom St. Galler Verlag Jungle Books, realisiert. Nun touren sie gewissermassen durch die Schweiz mit verschiedenen Book Launches, Performances, Lesungen und Screenings, um die Cahiers zu präsentieren. Im Palace macht Maria Guta aus Bukarest Halt und stellt Loneliness Beside The Swimming Pool vor, einer Art Fanbuch für die Kunstfigur und Protagonistin Lola Jane. Maria Guta wird als Lola Jane performen und gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Fabienne Radi ihren Text vorlesen.
Love’n’Joy beschreiben ihre Musik als eine Reise durch das «kollektive Unterbewusstsein», geprägt vom goldenen Zeitalter der 60er und 70er Jahre, rauen satten Gitarrensounds, britischem Pop und trippiger Psychedelia. Die ukrainische Band tourt seit 2016 durch ganz Europa und überzeugte bereits als Support von Kikagaku Moyo, Boogarins oder Swedish Death Candy. Nun sind die drei Ukrainer erneut unterwegs, diesmal mit dabei das neue Album Half Home (2022) welches just drei Tage vor der russischen Invasion in die Ukraine veröffentlicht wurde. Ein Besuch im Palace lohnt sich gleich doppelt: Das Konzert ist auch Teil einer Charity-Tour, mit der sich Love’n’Joy für Musiker*innen in der Ukraine einsetzen. Jedes Konzert bietet die Möglichkeit, die Spendenkampagne Musicians Defend Ukraine durch verschiedene Eintrittspreise, den Kauf von Merch-Artikeln oder direkten Spenden zu finanzieren. Der Transparenz halber wird die Verwendung der Spendengelder regelmässig auf der Website (https://musiciansdefendukraine.com/en) und in den sozialen Medien veröffentlicht. Musicians Defend Ukraine ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, Musiker*innen zu unterstützen, die freiwillig in den gefährlichsten Gebieten der Ukraine im Einsatz sind. Sie wurde von drei Organisationen initiiert: Love'n'Joy, Shpytal Records Studio und kontrabass promo agency.
Wenn die Discokugel sich zu drehen beginnt, der Doppelmond im Palace aufgeht und tausende Punkte durch den Raum schwirren, dann ist es wieder soweit und Soul Gallen geht in die nächste Runde. Gastgeber Herr Wempe wird für das vorweihnachtliche Soul Gallen von Herrn Albrecht begleitet, um seine funky Tunes zu teilen.
Warme hütte
Wir haben mit Stahlbergers etwas Neues ausgetüftelt! Sie laden an drei Abenden Gleichgesinnte für Konzerte ein und setzen selbst jeden Abend zu einem neuen Set an. Grossvorweihnachtlicheumarmungen inklusive, versprochen! Wir freuen uns sehr, Stella Sommer (Sängerin der uns gut bekannten Band Die Heiterkeit), die Singer-Songwriterin Anna B Savage, die Londoner Band Butch Kassidy mit ihrem heavy Post-Rock, die Post-Punker*innen M(h)aol und nicht zuletzt Stahlberger zu begrüssen.
Neben den eigenen Konzerten erarbeiten die eingeladenen Bands mit Stahlberger gemeinsame neue Musik, die sie an den Abenden spielen werden. Musikalische Geburtsstunden also. Während es draussen auf verschiedene Art und Weise kalt ist, scharen wir uns zusammen ums Feuer und geben einander Wärme. Geschenke (weg)packen und Guetzli verbrennen lassen, sonst gibts was zu verpassen!
Manchmal fallen uns Ideen zu und manchmal verwerfen wir sie in jenem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden. Denn wir merken erst dann, dass es sich nicht richtig anfühlt. Aus diesem Anlass also: wir taufen das «Fest Oh Fest» zu «Warme Hütte» um. Oder um es in Manuel Stahlbergers Worten sagt: «Draussen in der Welt ist es kalt, kommt in unsere warme Hütte, da sind wir geschützt und scharen uns zusammen ums Feuer. ‘Fest Oh Fest’ dünkt uns irgendwie kühl und oberflächlich. Man kann doch nicht sagen: Die Welt dreht durch, aber wir feiern hier halt. ‘Warme Hütte’ ist die unbedingt nötige Umarmung».
Anna B Savage
Am ersten Abend freuen wir uns, die Londoner Singer-Songwriterin Anna B Savage auf der Bühne zu begrüssen. Noch mehr baut sich die Spannung aber auf, sie zu hören. Denn Anna B Savage ist zwar Gitarristin, bringt mit ihrer Stimme allerdings eine Range an die Tagesordnung, die von Güterbahnhof bis St. Fiden reicht. Sie macht Frequenzen sichtbar, manchmal schwingen sie mehrere Sekunden lang und dann berühren sie auf einer emotionalen Ebene. Zwischendurch scheinen auch kompositorische Skills durch, beispielsweise im Titelsong des Albums inFlux, wenn der Beat einsetzt und dem Song eine überraschende Wendung gibt. So ist ihre Musik mit literarischen, popkulturellen und örtlichen Verweisen gespickt, was den Texten mehrere Ebenen verleiht und sie wiederum mit der Musik verbindet. Father John Misty und Jenny Hval hat sie bereits so überzeugt, dass sie mit beiden auf Tournee gehen durfte – wir sind darauf gespannt, wie ihre Stimme die beiden Stockwerke des alten Kinos erfüllen wird.
Stella sommer
Der Norddeutsche Rundfunk NDR nennt Stella Sommer «die vielleicht gefragteste Singer-Songwriterin der deutschen Indie-Szene» und auch wir haben sie gefragt, nämlich für eine Rückkehr ins Palace. Nachdem sie bereits mehrmals mit ihrer Band Die Heiterkeit über Tristesse und Weltschmerz im Palace berichtet hat (beispielsweise 2016 mit der grossartigen Weyes Blood im Vorprogramm), wird sie diesmal solo auftreten. Ihre Stimme bleibt bestechend klar und die Popsongs, die Stella Sommer komponiert, hoffnungslos schön und attitüdlos. Mit dem Beschreiben von Düsternis und Traurigkeit kennt sich Sommer aus. Etwas, das vor lauter Krisen und Zukunftsängsten, so scheint es, umso wichtiger geworden ist. Eine beruhigende Nachricht hat sie, wie sie im oben genannten NDR Interview anmerkt: «Selbst ein einer Phase der Trauer muss man sagen: ein kleines bisschen Heiterkeit muss schon drinstecken, ansonsten hält man es ja gar nicht aus.» Amen.
stahlberger
Sammler*innen und Touristiker*innen aufgepasst! Es gibt eine Postkartenserie der Band Stahlberger, die es, wir glauben es kaum, nicht in den Papeterien, Kiosks und Souvenirläden dieser Stadt zu kaufen gibt. Falls hier die Marketing verantwortliche Person von Bodenseetourismus mitliest, aufgepasst: Die erste Karte ist ein Schwarz-Weiss Foto der Band Stahlberger, kurz vor einem Konzert. Ebenfalls in Grautönen gehalten ist die zweite, mit fünf abstrakten Aquarell-Porträts der Band – Manuel Stahlberger original drawing versteht sich. Numero Drei: Die Touristik-Karte “Grüsse aus St.Gallen” – ein Kassenschlager für alle Souvenir-Shops. Und auf der vierten Postkarte zieren die grimmigen Gesichter von Michael Gallusser, Marcel Gschwend, Dominik Kesseli, Christian Kesseli und Manuel Stahlberger als Christbaumkugeln getarnt den Tannenbaum: Merry Christmas! Viel mehr Neues über Stahlberger können wir nicht berichten, was wir hier nicht bereits über sie gesagt haben. Die fünf gehören zu den Menschen, die wohl am meisten auf den langen Brettern der Palace Bühne gestanden haben – und dabei haben sie über die Jahre immer wieder ihr aktuelles Album vor voll versammelten Rängen gespielt. Speziell für diese drei Abende haben sich Stahlberger einige Tage mit ihren Instrumenten zurückgezogen, mit den eingeladenen Bands telefoniert und gemeinsame Pläne ausgeheckt. Und vor allem ihr mittlerweile über 50 Song starkes Repertoire gesichtet, aufgefrischt und einstudiert. Denn an jedem der drei Abende wollen sie andere Songs spielen. Die grosse Stahlberger-Song-Schau!
Warme Hütte wird unterstützt durch Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Warme hütte
Wir haben mit Stahlbergers etwas Neues ausgetüftelt! Sie laden an drei Abenden Gleichgesinnte für Konzerte ein und setzen selbst jeden Abend zu einem neuen Set an. Grossvorweihnachtlicheumarmungen inklusive, versprochen! Wir freuen uns sehr, Stella Sommer (Sängerin der uns gut bekannten Band Die Heiterkeit), die Singer-Songwriterin Anna B Savage, die Londoner Band Butch Kassidy mit ihrem heavy Post-Rock, die Post-Punker*innen M(h)aol und nicht zuletzt Stahlberger zu begrüssen.
Neben den eigenen Konzerten erarbeiten die eingeladenen Bands mit Stahlberger gemeinsame neue Musik, die sie an den Abenden spielen werden. Musikalische Geburtsstunden also. Während es draussen auf verschiedene Art und Weise kalt ist, scharen wir uns zusammen ums Feuer und geben einander Wärme. Geschenke (weg)packen und Guetzli verbrennen lassen, sonst gibts was zu verpassen!
Manchmal fallen uns Ideen zu und manchmal verwerfen wir sie in jenem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden. Denn wir merken erst dann, dass es sich nicht richtig anfühlt. Aus diesem Anlass also: wir taufen das «Fest Oh Fest» zu «Warme Hütte» um. Oder um es in Manuel Stahlbergers Worten sagt: «Draussen in der Welt ist es kalt, kommt in unsere warme Hütte, da sind wir geschützt und scharen uns zusammen ums Feuer. ‘Fest Oh Fest’ dünkt uns irgendwie kühl und oberflächlich. Man kann doch nicht sagen: Die Welt dreht durch, aber wir feiern hier halt. ‘Warme Hütte’ ist die unbedingt nötige Umarmung».
M(h)aol
Maol, Mahaol, Meol oder Mejl wie «Mail»? Nein, eher wie «male», aber abgeändert, anders, fast schon parodiert. Eigentlich stammt der Name von Gráinne O’Malley – im irischen Folk auch unter Gráinne Mhaol bekannt –, die einst anstatt ihres Bruders die Lordschaft des Vaters übernahm. Eine Geschichte des Reichtums, der matriarchalen Struktur und irischem Underdog-Verständnisses. Die Bedeutung des Bandnamens erschliesst sich damit immer besser: Denn die Post-Punker*innen aus Dublin beleuchten in ihren Texten feministische Themen und setzen da an, wo es für einige Menschen unangenehm wird. «If this song makes you feel uncomfortable, you should ask yourself, why?», heisst es etwa im Musikvideo zum Song Period Sex. Einmal gezielt in your patriarchal, men-dominated face ohne Zurückhaltung: Ihre Musik ist gespickt mit gitarrenlastigen Verzerrungen, ein Protest in sich, und zwischendurch sind im Hintergrund Kirchen- oder Kuhglocken zu hören. M(H)AOL tourten bereits als Vorband von Squid oder Gilla Band und haben anfangs Jahr ihr Debütalbum Attachment Styles herausgebracht. Es ist eine Auseinandersetzung mit Themen wie sexuellem Missbrauch, intersektionalem Feminismus und Ermächtigung im weiten Sinne. Wir schützen unsere Fenster und hoffen, dass die Gläser bei so viel Energie nicht zerspringen.
stahlberger
Sammler*innen und Touristiker*innen aufgepasst! Es gibt eine Postkartenserie der Band Stahlberger, die es, wir glauben es kaum, nicht in den Papeterien, Kiosks und Souvenirläden dieser Stadt zu kaufen gibt. Falls hier die Marketing verantwortliche Person von Bodenseetourismus mitliest, aufgepasst: Die erste Karte ist ein Schwarz-Weiss Foto der Band Stahlberger, kurz vor einem Konzert. Ebenfalls in Grautönen gehalten ist die zweite, mit fünf abstrakten Aquarell-Porträts der Band – Manuel Stahlberger original drawing versteht sich. Numero Drei: Die Touristik-Karte “Grüsse aus St.Gallen” – ein Kassenschlager für alle Souvenir-Shops. Und auf der vierten Postkarte zieren die grimmigen Gesichter von Michael Gallusser, Marcel Gschwend, Dominik Kesseli, Christian Kesseli und Manuel Stahlberger als Christbaumkugeln getarnt den Tannenbaum: Merry Christmas! Viel mehr Neues über Stahlberger können wir nicht berichten, was wir hier nicht bereits über sie gesagt haben. Die fünf gehören zu den Menschen, die wohl am meisten auf den langen Brettern der Palace Bühne gestanden haben – und dabei haben sie über die Jahre immer wieder ihr aktuelles Album vor voll versammelten Rängen gespielt. Speziell für diese drei Abende haben sich Stahlberger einige Tage mit ihren Instrumenten zurückgezogen, mit den eingeladenen Bands telefoniert und gemeinsame Pläne ausgeheckt. Und vor allem ihr mittlerweile über 50 Song starkes Repertoire gesichtet, aufgefrischt und einstudiert. Denn an jedem der drei Abende wollen sie andere Songs spielen. Die grosse Stahlberger-Song-Schau!
Warme Hütte wird unterstützt durch Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Warme hütte
Wir haben mit Stahlbergers etwas Neues ausgetüftelt! Sie laden an drei Abenden Gleichgesinnte für Konzerte ein und setzen selbst jeden Abend zu einem neuen Set an. Grossvorweihnachtlicheumarmungen inklusive, versprochen! Wir freuen uns sehr, Stella Sommer (Sängerin der uns gut bekannten Band Die Heiterkeit), die Singer-Songwriterin Anna B Savage, die Londoner Band Butch Kassidy mit ihrem heavy Post-Rock, die Post-Punker*innen M(h)aol und nicht zuletzt Stahlberger zu begrüssen.
Neben den eigenen Konzerten erarbeiten die eingeladenen Bands mit Stahlberger gemeinsame neue Musik, die sie an den Abenden spielen werden. Musikalische Geburtsstunden also. Während es draussen auf verschiedene Art und Weise kalt ist, scharen wir uns zusammen ums Feuer und geben einander Wärme. Geschenke (weg)packen und Guetzli verbrennen lassen, sonst gibts was zu verpassen!
Manchmal fallen uns Ideen zu und manchmal verwerfen wir sie in jenem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden. Denn wir merken erst dann, dass es sich nicht richtig anfühlt. Aus diesem Anlass also: wir taufen das «Fest Oh Fest» zu «Warme Hütte» um. Oder um es in Manuel Stahlbergers Worten sagt: «Draussen in der Welt ist es kalt, kommt in unsere warme Hütte, da sind wir geschützt und scharen uns zusammen ums Feuer. ‘Fest Oh Fest’ dünkt uns irgendwie kühl und oberflächlich. Man kann doch nicht sagen: Die Welt dreht durch, aber wir feiern hier halt. ‘Warme Hütte’ ist die unbedingt nötige Umarmung».
butch kassidy
Butch Kassidy gelten gerade noch so als Hype aus der Londoner Szene, fünf vor nicht mehr Underground. Ganz unszenig und sehr herzlich haben sich Stahlbergers und Butch Kassidy im Backstage vom Sur Le Lac Festival in Eggersriet kennengelernt. Wir hören, Manuel sei als Nick Cave der Schweiz beschmeichelt worden. Und in der gemeinsamen Busfahrt zurück in die Stadt seien sie sich bei ohrenbetäubendem Lärm von AC/DC in den Armen gelegen, hätten die Schiebetüre im Takt geschwungen und lauthals mitgesungen. Was Butch Kassidy auf die Bühne bringt, ordnet sich zwischen Post-Rock, Punk und Doom ein, mit einem Hang zu Metal. Ihre bislang einzige veröffentlichte Single Health ist ein aufregender zehn-minütiger Trip, mit dem sie schon ziemlich weit durch Europa getourt sind und für ihre Spielfreude gefeiert werden. Wenn wir wünschen dürfen, dann soll die gemeinsame Musik von Butch Kassidy und Stahlberger bitte nicht nach AC/DC klingen, denn genug von diesen Bells aus der Hell gibt es in der Weihnachtszeit eh schon. Und wenn es doch so ist, dann freuen wir uns, wie dies dann klingen wird.
stahlberger
Sammler*innen und Touristiker*innen aufgepasst! Es gibt eine Postkartenserie der Band Stahlberger, die es, wir glauben es kaum, nicht in den Papeterien, Kiosks und Souvenirläden dieser Stadt zu kaufen gibt. Falls hier die Marketing verantwortliche Person von Bodenseetourismus mitliest, aufgepasst: Die erste Karte ist ein Schwarz-Weiss Foto der Band Stahlberger, kurz vor einem Konzert. Ebenfalls in Grautönen gehalten ist die zweite, mit fünf abstrakten Aquarell-Porträts der Band – Manuel Stahlberger original drawing versteht sich. Numero Drei: Die Touristik-Karte “Grüsse aus St.Gallen” – ein Kassenschlager für alle Souvenir-Shops. Und auf der vierten Postkarte zieren die grimmigen Gesichter von Michael Gallusser, Marcel Gschwend, Dominik Kesseli, Christian Kesseli und Manuel Stahlberger als Christbaumkugeln getarnt den Tannenbaum: Merry Christmas! Viel mehr Neues über Stahlberger können wir nicht berichten, was wir hier nicht bereits über sie gesagt haben. Die fünf gehören zu den Menschen, die wohl am meisten auf den langen Brettern der Palace Bühne gestanden haben – und dabei haben sie über die Jahre immer wieder ihr aktuelles Album vor voll versammelten Rängen gespielt. Speziell für diese drei Abende haben sich Stahlberger einige Tage mit ihren Instrumenten zurückgezogen, mit den eingeladenen Bands telefoniert und gemeinsame Pläne ausgeheckt. Und vor allem ihr mittlerweile über 50 Song starkes Repertoire gesichtet, aufgefrischt und einstudiert. Denn an jedem der drei Abende wollen sie andere Songs spielen. Die grosse Stahlberger-Song-Schau!
Warme Hütte wird unterstützt durch Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Wenn alle Bäuche vollgeschlagen sind, die Tante geknuddelt und das Grünzeug besungen wurde, dann treffen sich Daheimgebliebene und Rückkehrer*innen im Palace zu ein paar steilen Drinks und auserlesenen Tunes von DJ Playlist. Unter der einzig wahren Christbaumkugel dieser Stadt.
Zum Tanzen unter das Zeltdach, wo wir uns bei der Hey Hey Bar mit kurlig-kauzigen Dancemoves auf den Füssen rumtreten, während die Bar im Takt die Drinks ausschüttet. Befüllt wird das Hey Hey-Zelt mit weitreichenden Klängen der Hey-Mista-DJs, turn the music up. Stay untuned, bis die globalen Sounds die Herzen vibrieren lassen.
Wusstet ihr, dass es einen Wikipedia-Eintrag zum jeweils laufenden Jahr gibt? Erste zwei Informationen auf der Seite: «Das Jahr 2023 ist das laufende Jahr. Es begann an einem Sonntag und endet als Gemeinjahr ebenfalls an einem Sonntag.» Good to know. Fehlende Information: Das Jahr 2023 begann für einige an einem Sonntag im Palace und endet an einem Sonntag im Palace. Denn sie touren wieder, die am 31. Dezember 2022 gegründeten Palace Bands. Wir würden gerne behaupten, dass sie sich das ganze Jahr über nur für diesen Abend vorbereitet und in irgendwelchen unterirdischen Bandräumen an neuer Musik getüftelt und gewerkelt haben. Wir geben zu: Wahrscheinlich ist dem nicht so. Wir können aber auch vorwegnehmen: Neue Bands, neue Schöpfungen und das organisierte Chaos werden wieder von yourstruly Palace-Crew arrangiert und fürs grosse-dann-doch-gar-nicht-so-gross-tamtamige-Hinunterzählen der letzten Sekunden des Jahres versammelt. Und gemeinsam starten wir dann gleich neue Countdowns oder Countups und begrüssen das Schaltjahr 2024. Allez hop!