Veranstaltungsarchiv
Das Januarloch ist allbekannt und die Versuche zur Überbrückung sind vielfältig: Kandersteg macht die «Belle-Epoque Woche», Wengen veranstaltet das Lauberhornrennen und Betty Bossi bastelt verzweifelt irgendein neues Küchengadget. Wir bleiben stoisch und eröffnen den Januar wie jeden Monat mit einer Discounterbar. Lioplio spielt ab Konserve und die Gestaltung von Luca Schenardi und Lina Müller des Schaukastens feiert Vernissage.
Hello 2019, with another blast from the past! Zum vierten Mal wärmt die Dream-Pop-Disconacht zum Jahresauftakt die Plüschpalasthütte mit Initialzündungen aus der Indie-History. Nach C86, Schotten und New Wave setzen die DJs Mighty Mess, Slump und Boiled Stanley den Schwerpunkt diesmal auf die Mod-Bewegung der Sixties und speziell das von Punk befeuerte Mod Revival Ende der 70er. Dreh- und Angelpunkt sind The Jam, die mit ihren Alben «This Is The Modern World» und «All Mod Cons» (1978) einen Haufen junger Bands mit knalligen Namen inspirieren, wie die Purple Hearts, Lambrettas, Merton Parkas. Gleichzeitig frischen The Who mit dem Spielfilm «Quadrophenia» (1979) ihre eigene Mod-Legende auf und beflügeln das Comeback der Bewegung. London, Brighton und einige andere Städte werden mit «Maximum Speed» (Mod-Fanzine-Titel) von der neuen alten Szene erfasst, doch der furiose Spirit dieser zweiten «Time For Action» für Scooters, Parkas, Pillen und Parties ist ebenso flüchtig wie gebrochen. Für eine gute Tanznacht reicht die musikalische Ausbeute an flotten One-Hit-Wonders und versteckten Schätzen aber alleweil – und wie gewohnt geht es in der Dreampop-Indiedisco alles andere als sektierisch zu und her. Zwar werden die (Northern)Soulklassiker den Kollegen von Soulgallen überlassen, doch an den Ufern des Mod-Flusses tanzt vieles mit: das heavy Ska-Revival, der Celtic-Soul von Dexy’s Midnight Runners, Garage-Psychobilly von den Sting-Rays, Meteors und Konsorten oder die Whaaam!-Welle mit TVP, The Times & Co. sowieso. Nur ein paar Beispiele einer Wurzelfindungsreise, die auf der Tanzfläche des Palace endet – wiederum untermalt mit Foto- und Filmszenen. Phil Daniels in «Quadrophenia» ist umwerfend! Und sein Album mit The Cross ein zeitloser Triumph… Okay Modgallen, genug gesagt, aber dies noch: Vinyl ist Trumpf, Retro nur ein halber Strumpf, oder wie schon Karl Valentin wusste: «Früher war die Zukunft auch besser.»
19.30 Doors // 20.00 Matangi/Maya/M.I.A. (Film, SRI/UK/US) // 22.00 The Goodiepal Equation (Film, FI) // 23.15 Goodiepal & Pals (LIVE, DK/SRB)
M.I.A., die in London aufgewachsene Tochter eines tamilischen Widerstandskämpfers, engagierte sich als Aktivistin gegen Krieg, Rassismus und Ignoranz. Heute ist sie für Jugendliche aus dem globalen Süden und viele junge Frauen mit Migrationshintergrund ein Idol. Im Dokumentarfilm «Matangi / Maya / M.I.A.» wird die Pop-Ikone von ganz nah betrachtet. Zu seinen Auftritten fährt der färöisch-dänische Künstler und Theoretiker Goodiepal, der die Idee der «Radical Computer Music» in die Welt gesetzt hat, mit seinem selbstgebauten Fahrrad. Sein gesamter Besitz ist im dänischen Nationalmuseum ausgestellt und seine bekannteste Platte enthält keine Musik. Geistreich und provokativ, ein undurchsichtiges Paradox, dem der zweite Film des Abends «The Goodiepal Equation» näher kommen will. Im Anschluss spielt er mit seiner Band Goodiepal & Pals, einer politischen Truppe, die durch Europa tourt und sich zu einer Ansammlung von Menschenschmugglern, Anstiftenden von Aufständen und Actiongamerinnen entwickelte. Jetzt scheint es, Goodiepal kämpfe für die Rettung der Welt. Was er uns serviert? Wir sind gespannt.
Ein Abend in Kooperation mit dem Norient Musikfilm Festival, das bereits zum vierten Mal im Palace zu Gast ist.
Hey Hey, herein an die Wärme und hin zu der langen Bar. Die DJs Das Zebra und Die Lücke schieben Musik aus der ganzen Welt über die Plattenteller und tanzen uns den Frost aus den Füssen, die Arthrose aus den Knochen und Freude in die Köpfe. Wie immer bis spät in die Nacht und für einen Fünfliber.
So richtig funky im triefenden, Kondenswasser-treibenden Sinn ist Klaus Johann Grobes Disco-Entwurf noch immer nicht. Ohne billige Avancen aus dem jetzigen Chaos zurück an die Discotempel und ihre Gottheiten. Keine ramschige Zeitmaschine wird gestartet und das muss man ihnen schon mal nachmachen, denn: Daniel Bachmann und Sevi Landolt drängen ihre Beats, Örgeli-Melodien und allem voran ihre fidelen Basslines noch unzweideutiger mitreissend Richtung Dancefloor als auf ihren beiden vorherigen Alben, die weniger hierzulande und vielmehr im nahen Ausland für Furore sorgten. Aber wie gesagt, keine falschen Grüsse aus dem Jenseits: Die Lo-Fi-Kraut-Disco, die hier gezimmert wird, ist ein bisschen zugig und nicht schwül, hier kreisen die Hüften zwischen intelligenten Büchern und Weinflaschen, stampfen keine Plateaustiefel den Rhythmus. Über dem ganzen Treiben eine Stimme wie aus dem Off, leicht distanziert, deren Stärke das Wort und nicht ein sexy Gegurgel ist. Melancholie und Lakonie eng umschlungen, wie schon lange nicht mehr zwischen New York und Tösstal! International Music aus dem Ruhrpott haben mit ihrem Debütalbum «Die besten Jahre» eines der gewitztesten deutschsprachigen Alben des Jahres 2018 vorgelegt. Wir stehen hier in einer Kneipe, nicht in einer Disco und trotzdem hat diese schummrige «Ba-Ba-Bar» klebrigen Groove und wir freuen uns auf ihre an Rio Reiser und Ja, Panik erinnernden Texte über die Banalitäten des Lebens: «Schau mir ins Gesicht, mein Daddy is rich», «Da gibt es Zimmer, die beleg ich von time to time» und «Knie kaputt / Frisur ist scheisse / Die besten Jahre sind vorbei».
Wie geht es zu in Betrieben, die sich selber verwalten, in denen die Arbeitenden die wichtigen Fragen möglichst demokratisch entscheiden? Sind das kleine Paradiese, wo es sichere Arbeitsplätze, gute Löhne und viel Spass gibt? Oder stehen sich in der Chefetage alle bloss auf den Füssen rum? Kommt man überhaupt vorwärts? Gibt es keine Nachteile in der Konkurrenz mit straff geführten Unternehmen? Wie geht man mit Konflikten um? Wie steht es um die Zukunft der betrieblichen Selbstverwaltung? Die Erfreuliche Universität diskutiert diese Fragen zum Jahresauftakt mit Exponent_innen aus selbstverwalteten Betrieben wie Intercomestibles Zürich, WOZ Die Wochenzeitung und anderen.
Tür: 12:13 / 17:23 / 20:02
Auch im neuen Jahr wird in der offen begehbaren Klanginstallation des Chuchchepati Orchestra weiter nach ungehörten, flexiblen Tönen im Raum geforscht und die T-Dur Komposition für Samowar, Publikum und Orchester wird von Klangtüftler und Kontrabassist Patrick Kessler, seinen Mitmusikern Benjamin Pogonatos (Elektronik), Vincent Glanzmann (Drums), Marc Jenny (Kontrabass) und allen Gästen weitergesponnen. Während drei Stunden kommunizieren alle Besuchenden mit dem sibirischen Teekocher durch die acht im Raum verteilten Lautsprecher und sind aktiv Teil der Entstehung dieser einmaligen Klangkomposition.
Chuchchepati Orchestra feat. Vincent Glanzmann, Drums / Benjamin Pogonatos, Elektronik / Marc Jenny, Kontrabass / Patrick Kessler, Kontrabass & Orchesterwart
Neun Jahre Soul Gallen wollen ausgiebig gefeiert werden. Gastgeber Herr Wempe und seine beiden Gast-DJs Herr Sigrist aus Biel und Herr Eugster aka Vinylist Sir Dancealot greifen zum Jubiläum tief in ihre Plattenkoffer und spielen das Beste aus der weiten Welt des Soul und Funks, wie immer «strictly vinyl».
KT Gorique ist der scharfkantige Fels, der im seichten Gewässer der hundertmal repetierten, (post-)zeitgeistigen Hustensirup-Rapästhetik aufragt. Stabile Beats, wütende Lyrics, Kriegsbemalung und maximaler Energie-Output zeichnen ihren Stil aus. Ihre Musik zieht und beherrscht alle Tricks, sich kompromisslos fortzubewegen, egal wie uneben und unzugänglich das Gelände ist. Ein musikalischer Parcourslauf über asphaltierte Städte und Walliser Steilhänge, mit Vergangenheit in der Elfenbeinküste und Gegenwart rund um Sion. 2012 gewann sie mit 21 Jahren als erste Frau die Weltmeisterschaften im Freestyle-Rap in New York. Sie selbst sagt, improvisieren sei wie Schachspielen für die Nervenzellen und dass man sowieso schon weiss, was man sagen will, bevor es ausgesprochen wird. Harte Bässe und eine wütende Attitüde bringt auch die Rapperin und Soulsängerin Ivorrie zur Eröffnung des Abends auf die Bühne. Wie sie in ihrer aktuellen Single klar macht: «Straight in your face».
Im deutschsprachigen Alltag werden Erzählungen von sogenannten Worst Case Szenarios häufig mit «Im schlimmsten Fall...» begonnen und enden dann mit: «schlafen wir draussen», «trennen wir uns», «hat es keine mehr», «machen wir es ohne Beamer», «beginnen wir nochmal von vorne», «essen wir es kalt» oder «ist es schon abgelaufen». Auf der Bühne, von Storm und Störmer präsentiert, sind keine Mutmassungen mehr möglich, denn die Ergebnisse liegen vor: absolut, endgültig und furchtbar. An diesem Abend zu schlechten Kochbüchern lernen wir unter anderem die schrecklichsten Gerichte der Bundeswehrkantine kennen, wie kochen mit einem Serienkiller geht und wie man einen überfahren Igel zubereitet.
Paula Irmschler schreibt für Titanic, Musikexpress, Intro und Neues Deutschland, gleichzeitig arbeitet sie an einem ominösen Buch, das bald fertig werden soll. Wegen un- oder missverstandenen feministischen Statements wurde sie 2018 mehrmals von Facebook gesperrt, liess sich davon aber weder stoppen noch besänftigen. Von Kulturrezensionen über Anarcholyrik bis zu Erfahrungsberichten schreibt sie alles weg. Zum Beispiel fuhr sie neulich für Titanic durch ganz Deutschland, um in zwei Tagen alle Lounges der Deutschen Bahn zu testen und schaffte es dabei, Humor und Ernsthaftigkeit mit einer Selbstverständlichkeit zu vereinen. Benjamin Weissinger füllt mehrere Internetportale mit Inhalten, unter anderem einen Soundcloud-Blog mit Monologen (mit absurden Titeln wie «Reflektionen zu allem und dann plötzlich wieder Thema Wikipedia») oder Rezensionen zu exotischen Limonaden und TV-Zeitschriften. Auf seiner Seite «Die Saftpresse der Leute vom Ort und der Junge» findet man Ideen, Gedichte, Rezepte und 13 weitere Kategorien von Texten, die sich immer wieder neu in die sonderbarsten Synapsen des Menschen und des Mantikor einfügen. Kennengelernt haben sich die beiden auf Facebook, wo beide viel schreiben. Zusammen haben sie schon mehrmals in deutschen Städten gelesen und an diesem Abend tun sie es zum ersten Mal auch in der Schweiz.
Die Reihe «Saddest Songs in the World» sondiert ein weiteres Mal das heulende Elend aus Beziehungsstress, Einsamkeit, Armut und dem einen oder anderen Klumpen Moll – auf der Suche nach den allertraurigsten Popsongs. An kleinen Tischen sitzend, wie damals in den Fünfzigern in der Datingbar, begleiten wir schwelgend die DJs DJ Set hinter ihrem nahe am Wasser gebauten Pult und verstehen vielleicht nicht immer auf Anhieb die Schwermut jedes Tracks: Die Traurigkeit ist nämlich ein listiges Vieh und legt nicht jede mit der gleichen Textzeile, jeden mit der gleichen Akkordfolge lahm. Herzlichst willkommen im Club der öffentlichen Melancholiker_innen!
Früher galt ein Handel als gerecht, wenn Waren beziehungsweise Ware und Geld gleichen Werts getauscht wurden. Und heute? Ist das neuste Smartphone wirklich 800 Franken wert? Oder das T-Shirt «Made in Bangladesh» bloss fünf? In seinem neuen Buch «Nehmen ist seliger als geben» unternimmt Christoph Fleischmann einen höchst aufschlussreichen und unterhaltsamen Gang durch die Geschichte der Tauschgerechtigkeit: von Aristoteles über die Scholastiker des Mittelalters und der frühen Neuzeit zu Thomas Hobbes und den neoliberalen Ökonomen. Dabei stellt er viele Selbstverständlichkeiten der europäischen Moderne infrage und denkt pointiert darüber nach, wie unsere Wirtschaft wieder fairer werden könnte. Christoph Fleischmann hat evangelische Theologie studiert und arbeitet als freier Journalist, unter anderem für das WDR-Religionsmagazin «Diesseits von Eden». Im Palace liest er aus seinem Buch und spricht mit dem Theologen und Publizisten Rolf Bossart darüber.
Obwohl sie es kulturell immer behauptet, ist die Stadt St. Gallen topografisch gesehen überhaupt keine Wurst. Eher das Gegenteil, ein teilwurstförmiges Negativ: eine Senke, eine Kerbe, eine Schneise. Aber weder erhabenes Plateau noch rundes Becken. Dafür viele Hänge und Treppen, oft in Kombination. Wer also könnte eine solche Stadt besser beschallen als ein DJ namens Hills’n’Valley Sounds? Niemand! Und darum wird er pünktlich zum ersten Donnerstagabend des Februar in der talhügeligsten aller Wurststädte spielen, während die Bar einen neuen Sonderdrink offenbart.
Bassekou Kouyaté ist einer, der ohne Zögern mit musikalischen Traditionen bricht. Er war es, der die Ngoni auf die Konzertbühnen ausserhalb Afrikas gebracht hat, indem er das westafrikanische Saiteninstrument mit dem bootsförmigen Korpus elektronisch verstärkte. Und weil er bei einem Konzert vor einiger Zeit kurzerhand eine Art Gitarrengurt aus einem alten Veloschlauch anfertigte, wird das Instrument heute auch im Stehen gespielt. Ein moderner Klang trifft auf traditionelle Instrumente – dafür steht die Musik des Mannes aus Mali, der gerne als «Master der Ngoni» und Erneuerer der Griot-Musik bezeichnet wird. Seine Band Ngoni Ba hat er zur «family affair» erklärt, zu der seit jeher seine Frau Amy Secko gehört, sowie sein Sohn Mamadou Kouyaté und aktuell auch sein Neffe Moctar Kouyaté. Das soeben erschienene Album «Miri» versammelt elf unaufdringliche und persönliche Songs, die von Liebe, Freundschaft und Familie in Krisenzeiten handeln. Ohne jemals anzubiedern und mit unverkennbaren Wurzeln in der Musik der Griot, reichen die musikalischen Einflüsse von Salsa bis Bluegrass. Schmackhaft macht einem das Ganze das wunderbare Münchner Label Outhere Records, seit Jahren ein zuverlässiger Bote für das musikalische Afrika von Morgen.
16 Uhr Türöffnung / 16:30 Uhr Usé / 17:30 Uhr Beak>
Im Spätherbst 2016 rauschte ihr hypnotischer Klangfluss erstmals durchs Palace – und begeisterte ein gemischtes Publikum von Jazzer_innen bis Postpunks und Elektrofreaks auf Anhieb. Nun kehrt das Trio von Portishead-Mastermind Geoff Barrow, Billy Fuller (Robert Plant) und Will Young (Moon Gangs) mit dem Material ihres dritten Albums zurück. Und wieder wird man sich wünschen, dass das Konzert nie aufhöre, zumal das Album «>>>» heisst, was wir frei interpretieren als: weiter, weiter, weiter! Wir dürfen uns wiederholen: Im ausufernd fliessenden, Grenzen sprengenden Klanguniversum von Beak> klingen Can und Neu! ebenso an wie Wire und This Heat. Oder um andere Vergleiche zu bemühen: Freund_innen von Kraftwerk, Mogwai oder Tortoise kriegen hier Traumvögel. Das Trio erzeugt eine unerhört treibende Melancholie-Soundwalze, die in ihren düstereren Momenten an den Dark Ambient von John Carpenter erinnert. Mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboards und intuitivem Gesang erzeugen die drei Bristoler repetitive Klangmuster, die sich hervorragend als Filmmusik eignen, wie ihr Soundtrack zu «Couple In A Hole» bezeugte, dem Film über ein schottisches Paar, das in einem Erdloch in den französischen Pyrenäen lebt. Nun führen Barrow & Co. auf «>>>» fort, was die beiden Vorgängeralben ausmachte, wie die (ab 2019 leider nur noch als Online-Magazin erscheinende) «Spex» schwärmt: «Treibender Kraut mit rumorenden Bässen, knackigem Schlagzeug und spacigen Synthesizerflächen. Das driftet mal in Spätsiebziger-Progrock ab wie in ‹Allé Sauvage›, oder imitiert in ‹When We Fall› kurz einen klassischen Sechziger-Cut inklusive Flanger-Gitarren und Tamburin. Hauptsache es folgt dem in ‹Brean Down› vorgegebenen Motto: ‹You don’t like our music cause it ain’t up on the radio›». Genau darum brauchen wir weiterhin Beak> – und auch Spex.
Wir klären, was der «Male Gaze» ist und wie Femporn definiert werden kann. Morena Barra (Regisseurin) und Alice Weniger (Teil des Bertha*-Kollektivs) diskutieren über das Potenzial des Femporns, die Kraft der Kamera und die Wut eines Orgasmus. Gezeigt wird an diesem Abend Morena Barras erster Erotikfilm «Mach mich fliegen», in dem es darum geht, selbst über die eigene Lust und Sexualität zu bestimmen. Das Palace verwandelt sich für einen Abend wieder in ein Schmuddelkino und dieser Begriff wird gleichzeitig neu besetzt.
Kurz vor Weihnachten hat der Stadtrat beschlossen, eine Subventionserhöhung ans Palace St.Gallen und ans Sitterwerk zu streichen. Hintergrund der Sparmassnahme ist eine Senkung des städtischen Steuerfusses. Für seinen Entscheid erntete der Stadtrat breiten Protest. So unterschrieben mehr als 800 Personen eine Online-Petition und die SP Stadt St.Gallen stellte einen Antrag, dass die Subventionen dennoch gewährt werden. Im Palace laden wir nun zu einer Diskussion über die Kultur- und Finanzpolitik der Stadt St.Gallen. Kommt und bringt euch ein!
Es diskutieren: Thomas Scheitlin (Stadtpräsident), Daniel Kehl (SP), Karin Winter-Dubs (SVP), Angela Kuratli (visarte.ost), Patricia Hartmann (Sitterwerk) und Johannes Rickli (Palace). Moderation: Peter Surber (Saiten).
Südafrikas lebhafte Musikszene geniesst im Palace-Programm seit Jahren besondere Aufmerksamkeit. Zum nun zweiten Mal findet die «South African Club Night» in Zusammenarbeit mit dem Genfer Festival Antigel und der Organisation SHAP SHAP statt. Nach zwei unvergessenen Konzerten von Faka und Manthe Ribane im Vorjahr gibt es auch bei der diesjährigen Ausgabe einiges zu entdecken. Allen voran Moonchild Sanelly, die aus dem Underground der Johannesburger Musik- und Kunstszene nicht mehr wegzudenken ist. Sie beschreibt ihre Musik als Ghetto Funk und ist berüchtigt für energiegeladene Performances. Angel-Ho ist eine der Gründerinnen des Musiklabels und -kollektivs Non Worldwide, das in Afrika lebende Künstler_innen mit solchen in der Diaspora vernetzt. Auf ihrem Debütalbum rappt und singt sie zu elektronischer Popmusik, die sowohl die Beine als auch den Kopf mit packenden Impulsen versorgt. Ebenfalls einen Platz im Programm hat der Rapper Gyre aus Johannesburg, der mit seiner Musik die archaischen Darstellungen von schwarzen, queeren Körpern herausfordern will. Hinter dem DJ-Pult steht in dieser Nacht Maïte Chénière und fordert von Afrofuturismus inspiriert, den Dancefloor als eine spezielle Plattform für Ausdrucksformen und das Zusammensein zurück. Kuratiert wird das Programm vom aufstrebenden, transdisziplinären Künstler_innenkollektiv CUSS Group.
Zum 13. Mal wird in der Ostschweiz Europas Norden hörbar, so auch im Palace: Die in Dänemark und Island beheimatete Sängerin Kajsa Vala und ihre Band bespielen sanfte Landschaften zwischen Folk, Pop und Americana. Nach einem intensiven Herbst auf dänischen Landstrassen beginnen sie mit diesem Konzert die Tour zu ihrem neuen Album «Tomorrow is not lost». Hinter dem mysteriösen und unerklärt-referenziellen Bandnamen «The White Album» steckt ein bärtiges Trio aus Dänemark, das verträumten Folk produziert. Intime und humorvolle Texte, gebaut aus Alltagsanekdoten und Sehnsüchten, harmonischen Gitarren und fröhlicher Melancholie. Amanda Tenfjord kommt aus einem Dorf im Westen Norwegens, lebt mittlerweile in Trondheim, ist 21 Jahre alt, studiert Medizin und macht Musik. Beides, weil sie vielseitig begabt, schlecht im Entscheiden und/oder hart im Nehmen ist. In ihren Songs treffen präzise Pop-Beats auf eine helle Stimme und ergeben gemeinsam lebendige Melodien, die schon jetzt weit über Trondheim hinausragen.
Let’s take up space! Der Ruf nach Frauenrechten und Gleichberechtigung ist laut und spürbar. Gerade das Medium des Manifestes steht als politisches und künstlerisches Mittel dafür ein. Wir zeigen hierzu die Videoarbeit «WE TAKE UP SPACE_» (2017) der Künstlerin Alizé Rose-May Monod. In Form einer Neuinszenierung eines Videos der Regisseurinnen Carole Roussopoulos und Delphine Seyrig von 1976, dem Solanas S.C.U.M Manifesto als Grundlage dient, knüpft sie darin an vergangene feministische Positionen an und führt diese in eigenen Statements selbstbewusst weiter.
Worst Case Szenarios goes Science Fiction: Storm und Störmer versuchen in dieser Ausgabe der Zukunft auf die Spur zu kommen. Sie analysieren den ersten Film, der komplett vom Textergänzungsprogramm eines Handys geschrieben wurde und teilen ihre Analysen über versagende Roboter, bizarre Sci-Fi-Bücher und andere Perlen aus den unendlichen Weiten der Raumfahrtstories, fremden Zivilisationsgeschichten und misslungenen Spekulationen.
Wenn die Discokugel sich zu drehen beginnt, der Doppelmond im Palace aufgeht und tausende Punkte durch den Raum schwirren, dann es ist wieder soweit und Soul Gallen geht in die nächste Runde. Gastgeber Herr Wempe wird von den Herren Cardozo und Rojas begleitet, die vom Aargau aus die Schweiz bereisen, um ihre funky Tunes zu teilen.
Vor gut sechs Jahren veröffentlichten der Münchner Theaterschaffende, Künstler und Musiker Bülent Kullukcu zusammen mit dem Berliner Autor und Kanak-Attak-Mitbegründer Imran Ayata die «Songs Of Gastarbeiter Vol. 1», eine Sammlung von so emotionalen wie aufrüttelnd groovenden Liedern der ersten deutschen Gastarbeitergeneration. Die beiden graben aber nicht nur im musikalischen Gedächtnis: Live werden die Songs zum Soundtrack ihrer Kindheit und einer teilweise sehr lustigen, aber immer eindrücklichen Geschichtsschreibung des, es ist kaum vorzustellen, Prä-AFD-Zeitalters: «Das Interessante an der ganzen Sache ist, dass plötzlich die deutsche Kultur sagt: ‹He, das ist unsere Geschichte, das ist unser Ding, irgendwie, also das Denkmal der deutschen Geschichte etc.› Wir haben aber da etwas hervorgegraben, was die ganze Zeit existiert hat», sagt Kullukcu. Tun wir nicht so, als sei alles geradlinig und unter Kontrolle zu halten, die «Songs of Gastarbeiter» feiern die Brüchigkeit. Sie waren bereits vor fünf Jahren im Palace zu Gast. In der Zwischenzeit haben sie weiter recherchiert und bringen einen Gastmusiker mit.
Franziska Schutzbach stellt ihr neues Buch «Die Rhetorik der Rechten. Rechtspopulistische Diskursstrategien im Überblick» vor und erklärt, inwiefern Antifeminismus und Anti-Gender zentrale Elemente dieser Rhetorik sind. Die Geschlechterforscherin und Soziologin beschäftigt sich seit 2013 mit Anti-Gender-Mobilisierungen. Sie zeigt, dass diese als ein gemeinsamer und verbindender Nenner für sehr unterschiedliche Akteur_innen – sowohl aus dem liberalen als auch christlich-fundamentalistischen und rechts-konservativen Spektrum – dienen.
Tür: 12:13 / 17:23 / 20:02
Die Quelle im Wald blubbert, der Wind weht. Im Dickicht pfeifen Buchfinken von allen Seiten, der Specht klopft. In der Hauptrolle: Die Quelle, ein sibirischer Teekocher und der Wald, bestehend aus acht nepalesischen Lautsprechern. Die überraschenden Zwitschervögel sind an diesem Tag Christoph Schiller am Spinett, Tassos Tataroglou mit seiner Microtone-Duplex Trumpet, Patrick Kessler am Kontrabass und als Orchesterwart. Der Wind, der ihre Klänge um die Bäume schlägt, ist Benjamin Pogonatos am elektronischen Surround-Blasebalg. Und der Specht wird durch das Publikum vertont, das Gläser, mit warmem Cassis-Assam-Tee gefüllt, über den Holztisch bewegt. Weg vom Märchenwald, rein in die Weiterentwicklung der einmaligen T-Dur Komposition für Samowar, Publikum und Orchester.
Chuchchepati Orchestra feat. Christoph Schiller, Spinett / Tassos Tataroglou, Microtone-Duplex Trumpet / Benjamin Pogonatos, Live-Elektronik / Patrick Kessler, Kontrabass & Orchesterwart
Das Fest «Wurst & Tanz» der SOSA St.Gallen kommt mit neuem Programm zum zweiten Mal ins Palace. Fest heisst, dass alle Luhmann-, Habermas- und Thiersch-Bücher guten Gewissens zu Hause gelassen werden können und der Abend ganz der kollektiven Freude gehört. Eröffnet wird das Ganze von Kuba: Ihre Themen sind aus dem Leben gegriffen, geschüttelt, gerührt und mit einer Cocktailkirsche angerichtet. Mit tiefer Stimme und Vocoder-Chören singen Rainer Ammann und Andi Spring über Frisuren, Daiquiris und Sonnencrème. Der Name des Duos rührt daher, dass die beiden ihr komplettes Debütalbum «Crèmeschnitte» in Havanna produziert haben. B77 ist ein Elektropop-Duo aus Fribourg. Nach der Veröffentlichung ihrer ersten EP «L L 8» im Oktober 2017 wurden sie in diversen Radiostationen der Schweiz und in Frankreich gespielt, durften unter anderem am Montreux Jazz Festival auftreten und waren am letztjährigen Sur Le Lac mit dabei. Inspiration für ihren psychedelisch-melancholischen Sound nehmen sie aus Träumen, Filmen und Gefühlen, welche einem der Alltag in einer Kleinstadt bietet. Vorher, zwischendurch und nachher wird Sozi-DJ Fmaj7 den Raum füllen. Er teilt sich die Plattenteller mit dem DJ-Duo Sōma, die mit funky Beats, harten Bässen und melodiösen Parts aufwarten.
«Sie gehören schon jetzt zum Allerbesten, was die zeitgenössische Jazz-Szene hierzulande zu bieten hat», schrieb Pirmin Bossart bereits 2015 im «Jazz’n’More» über das Trio Heinz Herbert. Nun hat das Trio auf ihrem neuesten Album «Yes» ihre eigene, unvergleichbare Klangsprache weiterentwickelt und verdichtet: Elektronische Clubmusik, Noise, Post-Industrial, avantgardistische Tanzmusik und Psychedelik aus dem freien Jazz der Siebzigerjahre weben in kollektiven Improvisationsergüssen zusammen und legen sich wie im Meer treibende Eisschollen hin. Gewaltig, vorwärtstreibend und beeindruckend. Das Trio könnte dieser eine Eisberg sein, der damals die Titanic versenkt hat. In blinder Vertrautheit packen die drei Musiker Grenzüberschreitendes und Unkonventionelles in unterschiedliche Aggregatzustände und verschachteln, verästeln und verwurzeln. Obwohl man sich nicht mehr sicher ist, ob das nun wirklich in der Schublade «Jazz» eingeräumt werden darf, schreibt Tobi Müller in «Die Wochenzeitung – WOZ», dass unter anderem Dank dem Trio der Jazz zurück sei. Und noch mehr: «Jazz erlebt zurzeit eine Art kollektiven Orgasmus.» Mittlerweile sind die drei umtriebigen Musiker in Zürich daheim, Gitarrist Dominic und sein Bruder Ramon Landolt am Piano und den Synthesizern stammen aus Flawil, Drummer Mario Hänni aus Beinwil am See: Aus ruhigen Käffern sozusagen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, hört man nun viel Krach in ihren Kompositionen. Im Video zur Single «J» schwebt man zu sphärischen Soundfrickeleien, verwobenen Rhythmen und ver- letzlichen Melodiefetzen durch eine morphende, dystopische und bunte 3D-Digitallandschaft. Vorbei an Smartphones, neben einem riesigen, kaleidoskopischen Leguan durch einen Palmenwald und wird umgeben von Buckelwalen direkt auf Bergspitzen geschleudert. Und auch live wirft einem das Trio Heinz Herbert vom einen ins nächste Wasser, lässt nie locker, zieht den Boden unter den Füssen weg und hält einem fest im Arm. Und dann steht man mit Gänsehaut, aufgestellten Nackenhaaren und mit ausgezogenen Schuhen da, aus der Kehle dringt ein heiser-gejohltes «Yes». Auch REA, das Soloprojekt der Bieler Sängerin und Gitarristin Rea Dubach beschäftigt sich musikalisch wie visuell mit ihrer Weltwahrnehmung und schmelzt die Natur zusammen. Manchmal erinnert dies an eisblumenartige Gewebe, manchmal an treibende, sich ewig drehende Derwische oder an eisigen Wind und unendliche Weiten. Zum Abschluss des Abends lassen Karl Kave & Dead Kommander alias Carlo Onda und Sandro Heule elektronische Musik mit Einflüssen von Techno, Noise, Minimal Wave und Drone erklingen.
Trio Heinz Herbert: Dominic Landolt: guitar, effects / Ramon Landolt: keys, synth, samples / Mario Hänni: drums
Rea: Rea Dubach: vocals, synths, guitar, electronics
Im Care-Bereich machen Frauen den Grossteil der Erwerbstätigen aus. Keine Frage, dass auch hier vieles zum Stillstand kommt, wenn im Juni die Frauen ihre Arbeit niederlegen. Für die Philosophin Tove Soiland ist klar: Der Care-Sektor ist zum Battleground neoliberaler Restrukturierungen geworden, was Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen hunderttausender Beschäftigter hat. An diesem Abend stellt sie ein Manifest zum Frauenstreik 2019 vor, das als Gemeinschaftswerk vieler im Care-Bereich tätiger Frauen aus dem Feministischen Leseseminar der Gewerkschaft VPOD in Zürich entstanden ist. Darin formulieren sie ihre Kritik an der Ökonomisierung ihres Berufsfelds unter dem Vorschein einer Professionalisierung.
«Feel Your Heart Beat» hiess das Motto des «Eurovision Song Contests» im Jahr 2011 und gewonnen haben Ell & Nikki aus Aserbaidschan. DJ Antoine schrieb im selben Jahr den Song «Welcome To St. Tropez», «Swag» wird zum Wort des Jahres gekürt und in Tichau rollt der zweimillionste Panda 4x4 aus dem Werk. Nun sind an der Discounterbar die DJs Swagymagy und Panda 4x4 zu Gast. Dabei stehen weder Aserbaidschan, DJ Antoine noch der Kleinwagen im Zentrum, auch den Swag dreht hier niemand auf. Aber tanzbar soll es werden.
Pünktlich aufs Frühjahr kommt die Zürcher Rapperin Big Zis mit der EP «Béyond» zurück auf die Bühnen, musikalisch wie immer in Aufbruchsstimmung, sprachlich so radikal und rätselhaft wie es zeitgleich nur möglich ist. Die grossen Fragen werden in skurrile, verkleidete Stromwesen verwandelt, die wild durch Zeilen und Videos tanzen und reihenweise Verwirrte und Verliebte zurücklassen. Gleichzeitig zu aller Energie bleibt auch immer etwas hängen, das nur gekommen ist, um sich und alle Gestressten zu ent- spannen, und zwar nachhaltig. Und apropos Nachhaltigkeit: Wörter wie «innovativ», «dynamisch» und «kreativ», die durch Bewerbungsratgeber und Startup-Sprache giftgrün verfärbt wurden, treffen auch alle auf Big Zis zu, aber in ihrer besten Urform. Mit auf der Bühne stehen der umtriebige Ausnahmedrummer Julian Sartorius und Multiinstrumentalist Beni06, auch bekannt von Puts Marie oder Nick Porsche. Umrahmt wird der Abend von der weit durch die bassfreudige und realphysische Welt pendelnden DJane Chiri Moya.
Die DJs Wayne Champagne und Die Härte verführen mit Klängen aus allen Himmelsrichtungen zum Tanz an der langen Bar und zeigen einmal mehr die Schnittmengen zwischen Dancehall, Cumbia, Baile Funk, House und Afro zur grossen Feier der grenzenlosen Musik. Comme toujours für einen Fünfliber und bis in die frühen Morgenstunden.
Wenn die Compagnie Buffpapier und ihre Freund_innen in wunderliche Kostüme steigen und den Vorhang aufziehen, legt sich ein geheimnisvoll-nostalgischer Dunst über die ganze Spielstätte. Figuren aus anderen Welten geben sich poetisch auf den Deckel und fordern mit gescheiten Frechheiten immer wieder das Publikum heraus, sich mit dem Spiel auf der Bühne, aber eben auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Mit den Mitteln der Clownerie und Maskerade verhandelt die Compagnie immer auch die irre Gegenwart und das ist schlicht hinreissend: Die von ihnen angeworfene Zeitmaschine kann nämlich zurück und vorwärts gleichzeitig! Wir freuen uns ungemein, dass die Premiere des neuen Stücks in unserem Plüschtheater stattfindet: Ein Wrestling-Ring wird aufgebaut und niemand geringerer als der grosse Falsh Gordon – the one and only Superheld ohne Superkräfte – tritt gegen die fiesen Apocalypse Fighters an. So viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert: Mit ein bisschen Dusel gewinnt Gordon jeden Kampf. Zum Glück! Denn es geht um viel; das Schicksal eines Volkes liegt in seinen Händen.
Mit: Angela Neiman, Baptiste Eliçagaraï, Viviane Borsos, Mauro Galati, Christoph Gantert, Christophe Carrere, Leon Schaetti, Franziska Hoby, Ahmet Özyasar und Fatos Kocamaz sowie Kurt Simmons und Elias Richter von Swiss Power Wrestling Lausanne.
Regie: Fratini Stéphane
Bühnenbild: Adrian Schmid
Kostüme: Iris Betschart
Grafik: Alice Bucher
Weitere Aufführungen:
Donnerstag 14. März 2019, 20.15 Uhr
Freitag 15. März 2019, 20.15 Uhr
Samstag 16. März 2019, 20.15 Uhr
Sonntag 17. März 2019, 18.00 Uhr
Vorverkauf im Kulturbüro St.Gallen:
Wenn die Compagnie Buffpapier und ihre Freund_innen in wunderliche Kostüme steigen und den Vorhang aufziehen, legt sich ein geheimnisvoll-nostalgischer Dunst über die ganze Spielstätte. Figuren aus anderen Welten geben sich poetisch auf den Deckel und fordern mit gescheiten Frechheiten immer wieder das Publikum heraus, sich mit dem Spiel auf der Bühne, aber eben auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Mit den Mitteln der Clownerie und Maskerade verhandelt die Compagnie immer auch die irre Gegenwart und das ist schlicht hinreissend: Die von ihnen angeworfene Zeitmaschine kann nämlich zurück und vorwärts gleichzeitig! Wir freuen uns ungemein, dass die Premiere des neuen Stücks in unserem Plüschtheater stattfindet: Ein Wrestling-Ring wird aufgebaut und niemand geringerer als der grosse Falsh Gordon – the one and only Superheld ohne Superkräfte – tritt gegen die fiesen Apocalypse Fighters an. So viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert: Mit ein bisschen Dusel gewinnt Gordon jeden Kampf. Zum Glück! Denn es geht um viel; das Schicksal eines Volkes liegt in seinen Händen.
Mit: Angela Neiman, Baptiste Eliçagaraï, Viviane Borsos, Mauro Galati, Christoph Gantert, Christophe Carrere, Leon Schaetti, Franziska Hoby, Ahmet Özyasar und Fatos Kocamaz sowie Kurt Simmons und Elias Richter von Swiss Power Wrestling Lausanne.
Regie: Fratini Stéphane
Bühnenbild: Adrian Schmid
Kostüme: Iris Betschart
Grafik: Alice Bucher
Weitere Aufführungen:
Mittwoch 13. März 2019, 20.15 Uhr – Premiere
Freitag 15. März 2019, 20.15 Uhr
Samstag 16. März 2019, 20.15 Uhr
Sonntag 17. März 2019, 18.00 Uhr
Vorverkauf im Kulturbüro St.Gallen:
Wenn die Compagnie Buffpapier und ihre Freund_innen in wunderliche Kostüme steigen und den Vorhang aufziehen, legt sich ein geheimnisvoll-nostalgischer Dunst über die ganze Spielstätte. Figuren aus anderen Welten geben sich poetisch auf den Deckel und fordern mit gescheiten Frechheiten immer wieder das Publikum heraus, sich mit dem Spiel auf der Bühne, aber eben auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Mit den Mitteln der Clownerie und Maskerade verhandelt die Compagnie immer auch die irre Gegenwart und das ist schlicht hinreissend: Die von ihnen angeworfene Zeitmaschine kann nämlich zurück und vorwärts gleichzeitig! Wir freuen uns ungemein, dass die Premiere des neuen Stücks in unserem Plüschtheater stattfindet: Ein Wrestling-Ring wird aufgebaut und niemand geringerer als der grosse Falsh Gordon – the one and only Superheld ohne Superkräfte – tritt gegen die fiesen Apocalypse Fighters an. So viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert: Mit ein bisschen Dusel gewinnt Gordon jeden Kampf. Zum Glück! Denn es geht um viel; das Schicksal eines Volkes liegt in seinen Händen.
Mit: Angela Neiman, Baptiste Eliçagaraï, Viviane Borsos, Mauro Galati, Christoph Gantert, Christophe Carrere, Leon Schaetti, Franziska Hoby, Ahmet Özyasar und Fatos Kocamaz sowie Kurt Simmons und Elias Richter von Swiss Power Wrestling Lausanne.
Regie: Fratini Stéphane
Bühnenbild: Adrian Schmid
Kostüme: Iris Betschart
Grafik: Alice Bucher
Weitere Aufführungen:
Mittwoch 13. März 2019, 20.15 Uhr – Premiere
Donnerstag 14. März 2019, 20.15 Uhr
Samstag 16. März 2019, 20.15 Uhr
Sonntag 17. März 2019, 18.00 Uhr
Vorverkauf im Kulturbüro St.Gallen:
Wenn die Compagnie Buffpapier und ihre Freund_innen in wunderliche Kostüme steigen und den Vorhang aufziehen, legt sich ein geheimnisvoll-nostalgischer Dunst über die ganze Spielstätte. Figuren aus anderen Welten geben sich poetisch auf den Deckel und fordern mit gescheiten Frechheiten immer wieder das Publikum heraus, sich mit dem Spiel auf der Bühne, aber eben auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Mit den Mitteln der Clownerie und Maskerade verhandelt die Compagnie immer auch die irre Gegenwart und das ist schlicht hinreissend: Die von ihnen angeworfene Zeitmaschine kann nämlich zurück und vorwärts gleichzeitig! Wir freuen uns ungemein, dass die Premiere des neuen Stücks in unserem Plüschtheater stattfindet: Ein Wrestling-Ring wird aufgebaut und niemand geringerer als der grosse Falsh Gordon – the one and only Superheld ohne Superkräfte – tritt gegen die fiesen Apocalypse Fighters an. So viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert: Mit ein bisschen Dusel gewinnt Gordon jeden Kampf. Zum Glück! Denn es geht um viel; das Schicksal eines Volkes liegt in seinen Händen.
Mit: Angela Neiman, Baptiste Eliçagaraï, Viviane Borsos, Mauro Galati, Christoph Gantert, Christophe Carrere, Leon Schaetti, Franziska Hoby, Ahmet Özyasar und Fatos Kocamaz sowie Kurt Simmons und Elias Richter von Swiss Power Wrestling Lausanne.
Regie: Fratini Stéphane
Bühnenbild: Adrian Schmid
Kostüme: Iris Betschart
Grafik: Alice Bucher
Weitere Aufführungen:
Mittwoch 13. März 2019, 20.15 Uhr – Premiere
Donnerstag 14. März 2019, 20.15 Uhr
Freitag 15. März 2019, 20.15 Uhr
Sonntag 17. März 2019, 18.00 Uhr
Vorverkauf im Kulturbüro St.Gallen:
Wenn die Compagnie Buffpapier und ihre Freund_innen in wunderliche Kostüme steigen und den Vorhang aufziehen, legt sich ein geheimnisvoll-nostalgischer Dunst über die ganze Spielstätte. Figuren aus anderen Welten geben sich poetisch auf den Deckel und fordern mit gescheiten Frechheiten immer wieder das Publikum heraus, sich mit dem Spiel auf der Bühne, aber eben auch mit sich selber auseinanderzusetzen. Mit den Mitteln der Clownerie und Maskerade verhandelt die Compagnie immer auch die irre Gegenwart und das ist schlicht hinreissend: Die von ihnen angeworfene Zeitmaschine kann nämlich zurück und vorwärts gleichzeitig! Wir freuen uns ungemein, dass die Premiere des neuen Stücks in unserem Plüschtheater stattfindet: Ein Wrestling-Ring wird aufgebaut und niemand geringerer als der grosse Falsh Gordon – the one and only Superheld ohne Superkräfte – tritt gegen die fiesen Apocalypse Fighters an. So viel sei an dieser Stelle schon mal gespoilert: Mit ein bisschen Dusel gewinnt Gordon jeden Kampf. Zum Glück! Denn es geht um viel; das Schicksal eines Volkes liegt in seinen Händen.
Mit: Angela Neiman, Baptiste Eliçagaraï, Viviane Borsos, Mauro Galati, Christoph Gantert, Christophe Carrere, Leon Schaetti, Franziska Hoby, Ahmet Özyasar und Fatos Kocamaz sowie Kurt Simmons und Elias Richter von Swiss Power Wrestling Lausanne.
Regie: Fratini Stéphane
Bühnenbild: Adrian Schmid
Kostüme: Iris Betschart
Grafik: Alice Bucher
Weitere Aufführungen:
Mittwoch 13. März 2019, 20.15 Uhr – Premiere
Donnerstag 14. März 2019, 20.15 Uhr
Freitag 15. März 2019, 20.15 Uhr
Samstag 16. März 2019, 20.15 Uhr
Vorverkauf im Kulturbüro St.Gallen:
Die Diskussionen zu der kürzlich abgelehnten Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen haben es gezeigt: Die Frage, wie und wo wir zukünftig wohnen sollen, ist umstritten. Aus diesem Grund denken wir bei der Erfreulichen Universität im März über künftige Wohnformen nach, skizzieren Utopien und schauen dabei auch auf St.Gallen.
Alle reden von der nächsten Krise des gegenwärtigen Wirtschaftssystems. Auf jeden Fall stockt wieder einmal das Wachstum. Die ökologischen und sozialen Grenzen des Wachstums werden dagegen gerne verschwiegen, denn unser Wohn- und Lebensstil baut auf Konsum und billiges Geld. Eine sozial- und umweltverträgliche Form des Zusammenlebens hat der Autor Hans Widmer alias P. M. bereits 1983 mit seiner Utopie «bolo’bolo» präsentiert. An diesem Abend wird er anhand von Zahlen darlegen, warum das Thema aktueller denn je ist und wieso wir in ökologisch und sozial optimierten Nachbarschaften leben sollten.
Tür: 12:13 / 17:23 / 20:02
Zum nepalesischen Lautsprecherorchester, unter der Leitung von Orchesterwart Patrick Kessler, gesellt sich im März ein Streichquintett. Patricia Bosshard und Anouck Genthon mit ihren Violinen, Marie Schwab an der Viola, Soizic Lebrat am Violoncello und Patrick Kessler am Kontrabass lassen den nächsten Satz der T-Dur Komposition für Samowar, Publikum und Orchester entstehen. Die Klänge des Streichquintetts, der Teeprozedur der Besuchenden und die Geräusche des sibirischen Teekochers werden von Fabian Gutscher an der Elektronik aufgenommen und auf das Lautsprecherorchester im Raum verteilt.
Chuchchepati Orchestra feat. feat. Marie Schwab, Viola / Soizic Lebrat, Violoncello / Patricia Bosshard, Violine / Anouck Genthon, Violine / Fabian Gutscher, Live-Elektronik / Patrick Kessler, Kontrabass & Orchesterwart
Bei der Disco gegen Rassismus lautet die Parole: Raus aus unserer musikalischen Blase, rein in das gemeinsame und vergnügliche Durcheinander aus Sounds, die in der Schweiz bisher kaum eine Öffentlichkeit fanden. Der St.Galler DJ Naurasta Selecta mit palästinensischen Wurzeln legt einmal mehr Worldmusic für Geflüchtete und Ansässige, Eingeborene und Zugereiste, für Tanzfreudige jeden Alters und jedes Kontinents auf. In Zusammenarbeit mit dem CaBi Antirassismus-Treff, im Rahmen der Aktionstage gegen Rassismus.
Das Plüsch ist fein geputzt, das Parkett glänzt, die Platten drehen sich: Soul Gallen ist wieder on! Frau Ilter und die Herren Börm und Wempe lassen die Tanzschuhe über den Boden jagen, bis alle müde in den roten, bequemen Sesseln versinken. Heraus aus den Löchern, hinein in die Tanzhöhle!
Willkommen in der Pop-Messe: geheiligt werde die Schwermut, die Schönheit und der Strudel der Gedanken im gemeinsamen Ozean der Verunsicherung. Hier ist das zähflüssige Glück, beiss ab, bleib hängen. Diese Form der Atmosphärenvermittlung haben Die Heiterkeit in ihrem bisherigen Bestehen perfektioniert und auf drei Platten gebannt, ohne sich je dabei zu wiederholen. Ihr neues Album «Was passiert ist» klingt bei gleichbleibender Coolness leichter und ein bisschen weniger kühl. Sängerin Stella Sommer beweist erneut, dass sie zu den besten Zeitgeistvertexterinnen Deutschlands gehört: «Ich bin kaputt / Doch noch zu kleben / Interessiere mich für alles an jedem». In wenig Worten fasst sie weit verbreitete Befindlichkeiten zusammen und lässt sie auf einem sanften Klangteppich ins Nirvana gleiten, das vermutlich direkt hinter einem Pferdehof in Schleswig-Holstein beginnt und in einer fernen Galaxie endet. Dafür bezeichnete die österreichische Tageszeitung «Der Standard» Sommer als «Poptragödin» und «Spiegel online» krönte sie zur «Prinzessin Düsternis». Es ist der dritte Heiterkeitsbesuch im Palace, von dem Sommer schrieb: «noch immer einer der schönsten Orte der Welt» – und die Freude ist ganz gegenseitig. Hans Unstern, ebenfalls Pop-Geheimnisflüsterer der geistigen Zwischenwelt und mehrfacher Hausgast, wird mit seinem neuen Album «Diven» den Abend einleiten. Amen.
Die Diskussionen zu der kürzlich abgelehnten Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen haben es gezeigt: Die Frage, wie und wo wir zukünftig wohnen sollen, ist umstritten. Aus diesem Grund denken wir bei der Erfreulichen Universität im März über künftige Wohnformen nach, skizzieren Utopien und schauen dabei auch auf St.Gallen.
Was lebenswertes Zusammenleben in den Quartieren ausmacht und wie dies am besten erreicht werden kann, ist eine Frage, die sich nicht nur Grossstädte stellen müssen. Fernab von Standortförderung und Abwanderungszahlen werfen wir gemeinsam mit Genossenschafter_innen, Stadtvertreter_innen und Raumforscher_innen einen Blick auf gegenwärtige Wohnformen in St.Gallen und fragen uns, wie wir in Zukunft wohnen wollen.
Mit Brigitte Traber (Raumentwicklerin bei der Direktion Planung & Bau der Stadt St. Gallen), Nicola Hilti (Raumforscherin FHSG) und Jacques-Michel Conrad (Wohnbaugenossenschaft Schweiz, Geschäftsführer Regionalverband Ostschweiz). Moderation: Hans-Ruedi Beck (Raumplaner, Leitung Denkmalpflege AR)
Er ist eine äusserst sympathische Erscheinung mit seinem Wuschelkopf, dem vollhaarigen Schnauz und dem breiten Lachen im Gesicht. Die Rede ist von Helado Negro, New Yorker Sänger, Songwriter und Musikproduzent mit ecuadorianischen Wurzeln. Seit zehn Jahren werkelt er an einem beispiellosen Sound zwischen experimentellem Pop, Folk und Electronica und veröffentlichte fünf Alben und drei EPs auf Sufjan Stevens’ Label «Asthmatic Kitty Records». Dabei flog er stets unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit, was sich mit seinem kommenden Album «This is how you smile» jedoch ändern dürfte. Was musikalisch leichtfüssiger und melodiöser denn je daherkommt und Freund_innen von Sandro Perri bis Blood Orange begeistern wird, beinhaltet auch sprachliche Sprengkraft: «And we’ll light our lives on fire / Just to see if anyone will come / Rescue what’s left of me», brodelt es unter der Oberfläche im Song «Please won’t Please». Politisches und seine komplexe Identität macht Helado Negro immer wieder zum Thema, etwa wenn er im Song «Young, Latin and Proud» (2016) von seinen Erfahrungen als Latinx berichtet. Oft singt er bilingual, wechselt zwischen Englisch und Spanisch im gleichen Song. Und wer jetzt noch nicht überzeugt ist, soll sich nur mal seine warme Bariton-Stimme anhören: Die gibt einem den Rest. Willkommen in Helado Negros musikalischer Wunderwelt.
Wenn die Cow Bell scheppert ist Schluss mit Zweideutigkeit: Party! Dieses kleine Blechteil, irgendwo ans Schlagzeug geschraubt, ist so penetrant wie mitreissend. Da ist bei den Brüdern im Geiste, rund um Namensgeber und Songschreiber Nic Mauskovic, also ein packender Cumbia-Beat. Über diesem rollt ein afro-beatiger Bass, sekundiert von psychedelischen Örgeli und Gitarren und der Gesang tönt, wie wenn er sich unter einem riesigen Stein hervorkämpfen müsste, manchmal hallend wie in einer grossen Höhle. Das alles kommt nahe an die Meridian Brothers ran, ist aber nie ganz so durchgeknallt und sperrig, denn Mauskovic will nur eines: tanzen! Zur Eröffnung des Abends spielt der innovative Hackbrett-Spieler Elias Menzi. Er ist stetig auf der Suche nach der Weiterentwicklung von Klangfarben und setzt sich mit aktueller Volksmusik aus dem In- und Ausland und freier Improvisation auseinander.
13 Uhr: Jan Bachmann «Mühsam - Anarchist in Anführungsstrichen»
15 Uhr: Luva Bartulovic, Andreas Kiener und Anja Wicki vom Ampel Magazin
17 Uhr: Ulli Lust «Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein»
19 Uhr: Nadine Redlich «Ambient Comics»
20:30 Uhr: Peter Spielbauer «Alles Bürste!»
ab 22 Uhr: Zeichnungstanz Dance&Draw mit DJ die Seismolobster
In der elften Ausgabe diskutiert das St.Galler Literaturfestival Wortlaut im Palace unter dem Titel «Lechts» mit verschiedenen Künstler_innen über Comics und Graphic Novels. Der Basler Jan Bachmann wurde 2017 mit dem Comic-Förderpreis der Schweizer Städte ausgezeichnet und liest am Wortlaut aus seinem Comic «Mühsam, Anarchist in Anführungsstrichen». Die Macher_innen des Ampel Magazins geben einen Einblick in ihr Schaffen und lesen aus den gezeichneten Geschichten ihres Magazins. Ulli Lust erzählt aus ihrem autobiografischen Comic «Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein» über ihre Liebe zu zwei Männern und über die daraus folgenden Konsequenzen. Von Alltäglichem und Absurdem zeichnet die Düsseldorfer Cartoonistin Nadine Redlich und veröffentlicht diese in verschiedenen weltweit bekannten Zeitungen. Durch den Tag führen die St.Galler Comiczeichner_innen Lika Nüssli und Dario Forlin. Auch die Reihe «Laut», die sich mit Musik- und Sprechkabarett befasst, gastiert im Palace. Mit seiner programmbenennenden These «Alles Bürste!» versucht der Worttänzer und Objekttäter Peter Spielbauer die Daseinsfrage zu beantworten. Zum Abschluss lädt das Wortlaut zum Dance&Draw: Zu Musik ab Platte gestalten die Besucher_innen die Visuals, dazu stehen auf der Bühne zwei Hellraumprojektoren bereit.
Im Namen der Fürsorge wurden im 20. Jahrhundert in der Schweiz Menschen ohne Gerichtsurteil in Erziehungsheimen, Arbeits- oder Strafanstalten zwangsinterniert. Erst 1981 rückten die letzten Kantone unter dem Druck der Europäischen Menschenrechtskonvention von den «administrativen Versor- gungen» ab. Der Bund hat die Geschichte aufgearbeitet und macht vom 2. bis 7. April in St. Gallen mit einem Ausstellungspavillon halt. Im Palace zeigen Lukas Gschwend, Professor für Rechtsgeschichte und Gisela Hauss, Professorin für Soziale Arbeit, Beispiele solcher Zwangsmassnahmen und erklären, wie sie mit den rechtsstaatlichen Prinzipien im Widerspruch standen. Moderation: Hanspeter Spörri (Journalist).
Um 19 Uhr Kurzführung durch den Ausstellungspavillon beim Brunnen in der Marktgasse. In Zusammenarbeit mit der Unabhängigen Expertenkommission des Bundes zur Aufarbeitung der administrativen Versorgungen.
Ist das rote Palace-Plüsch für alle gleich rot? Oder ist es für die eine Person eigentlich blau, da Blau von klein auf als Rot benannt wurde und es nun auch von dieser Person als rot bezeichnet wird? Vielleicht empfinden ja alle die gleiche Farbe als die Schönste, sehen die Farben aber anders und haben darum verschiedene Lieblingsfarben? Könnte Gleiches auch für Klänge zutreffend sein? Wie auch immer: hin zu farbenfroher Musik beim DJ-Set von Color Passion!
Basil Kehl aka Wassily ist dem St.Galler Publikum wahrlich kein Fremder. Mit seiner Band Dachs und Solo füllte er in der letzten Saison gleich zweimal die Hütte. Eliane Sutter aka Elyn steht, oder besser gesagt sitzt normalerweise singend und alleine mit ihrem Klavier auf der Bühne. Die beiden haben sich nun zusammengetan und innert Kürze ist ihre gemeinsame EP «Thickest Water» entstanden, die im Palace an diesem Abend getauft wird. Sie vereint auf sieben Songs Elyns raue, geerdete Stimme und die verhallten, vertrackten Beats von Wassily, mit lieblichen Melodien und klirrenden Sounds zur Essenz der beiden Künstler_innen. In der ersten Singleauskopplung «Not Everything For The Wrong» schaffen sie scheinbar Gegensätzliches miteinander zu verschmelzen und erzeugen eine beklemmende Harmonie. Vielleicht ist das ja genau das, was zur heutige Zeit treffend passt: Blicken wir dem Abgrund hoffnungsvoll entgegen?
Dieses Konzert ist ausverkauft. Es sind keine Tickets mehr erhältlich!
Vor sieben Jahren spielte diese Indie-Institution im bis auf den letzten Steh- und Plüschplatz besetzten Palace. Wir freuen uns wahnsinnig, die Weilheimer erneut begrüssen zu dürfen, zumal es dieses Jahr die Band sagenhafte dreissig Jahre lang gibt und sie doch die eine oder den anderen musikalisch sozialisierten und mit ihren legendären Videos ästhetisierten und an die Kunstschule trieben. Ja, sie vergoldeten mit ihrem sechsten Album die Nullerjahre und tragen mit ihrem teils verschrobenen, aber eben immer auch sehr inklusiven und um alle Ecken gedachten Sound seit jeher dazu bei, dass sich vor ihren Bühnen immer eine bunte Schar von Indie-Kids über Electro-Nerds zu Blasmusikfreund_innen zusammenfinden. Zu dieser Offenheit passt es wunderbar, dass an diesem Abend eine Harfe die Palace-Bühne beseelt: Die Zürcher Musikerin Linda Vogel eröffnet mit ihrem kräftigen Songwriting den Abend.
«Na supi Alter! Willkommen im Boot bei dem Schwachkopf, der sicherstellen will, dass in der Brötchenschlange vor ihm ein hoch qualifizierter KI-Entwickler aus Indien steht und nicht etwa ein gerade mal geduldeter Ausländer». Das ist ein Part aus «Katakombe», dem Eröffnungslied von «More Than a Feeling», dem neuen und 13. Studioalbum von Die Goldenen Zitronen. Ein sehr schlüssiger Albumtitel, selbst wenn man um die Referenz (43-jähriger Hit der Band Boston) nicht weiss. Viel mehr geht es um diffuse Ängste, offene Lügen, mediale Kurzschlüsse, Rechtsdruck, Mauern, Egos und viele andere schwierige Fragen der aktuellen Zeit in und um Hamburg. Vielleicht kann man den Begriff Diskurs-Pop jetzt mit Komplexitäts-Punk erneuern, denn diesen einen Anspruch haben sich Punk und die Zitronen immer geteilt: Mach dein eigenes Ding, so schwierig und sperrig es auch werden wird. Kunst ist keine angenehme Atempause aus der Funktionalität, sondern soll als unermüdlicher Kampf für eine freiere Welt verstanden werden. Auch der grossen Anstrengung von linken Alles-Richtig-Machen-Wollenden wird ein Stück gewidmet, gesungen von Schwabinggrad-Ballet-Sängerin LaToya Manly-Spain. Es heisst: «Es nervt». Und apropos Kollaborationen, auch Sophia Kennedy und Peter Licht sind auf dem Album zu hören. Und jede Menge neuer Töne aus nicht immer klar zuordnungsbaren Instrumenten. Ausserdem spielt Untergrund-Deutschpunk-Urgestein Jens Rachut eine Videohauptrolle. Live kann man sich laut Pressefotos wieder auf spektakuläre Kostüme und Rollenverschlüpfungen freuen, und insgesamt ist «More Than A Feeling» ein grossartiges neues Album von dekonstruktivistischen Politpoet_innen geworden – definitiv more than a feeling.
Zur zweiten Ausgabe der Reihe Raps geht es weiter mit fein selektieren Hip-Hop-Tunes und Trap-Mixes. An diesem Abend steht neben dem St.Galler Cameo auch Smugplaydirty aus Bern hinter dem DJ-Pult und sie lassen gehypte, vergessene, anspruchsvolle und triviale Rap-Musik aus aller Welt und unterschiedlichen Zeiten laufen. Durch den Abend führt niemand geringerer als Nativ, Teil der Berner Rap-Kombo S.O.S., der mit seinem neuen Album «Baobab» «einen Mundartrap Meilenstein», wie das Blackmusic Special auf «SRF 3» meint, veröffentlichte. «I be so wichtig / Mer alli si wichtig / Aso dueni so wichtig», rappt er im Song «Sanspapier» und er darf das zu Recht meinen: Mit dem letzten Release und seinen authentisch-ehrlichen Texten über Fame, Rassismus und eigene Fehler wird er klar als Überflieger der Szene gehypt. Durch den dichten Nebel und die Dunkelheit flimmern wieder Visuals, dieses Mal lässt das Zürcher Designstudio Roli Deluxe mit bewegten Bildern Sub- und Populärkultur miteinander verschmelzen.
Dass Zoë Mc Phersons Album «String Figures» mehr ist, als eine disziplinierte Techno-Walze, wird beim Hören schnell klar. Harter und unterkühlter Maschinensound setzt die in Brüssel lebende Künstlerin sparsam und gezielt ein, sodass in ihrer Musik viel Raum entsteht, den sie mit historischen Field Recordings, polyrhythmischen Kapriolen und geisterhaften Gesängen besetzt. In den Album-Credits klingt das dann so: «Assalalaa in 6 sung by unknown, recorded somewhere in the Arctic circle» oder «Sync hoofs by two horses, recorded on Heybeliada island, Turkey». Zoë Mc Phersons Musik erkundet ein spannungsvolles Spektrum der Dualität: Traditionell vs. zeitgenössisch, organisch vs. elektronisch, historisch vs. futuristisch. Hier kollabieren und verschmelzen Welten, Geschichten und Zeiträume zu einem reichhaltigen und stimmungsvollen Kaleidoskop. Entfesselt wird dieses Kaleidoskop auch bei Zoë Mc Phersons Live- Sets, die Club-Musik, Video-Kunst und Choreographie unter einen Hut bringen. Das klingt anstrengend und verkopft, ist es aber nicht. Es ist nur so, dass der Kopf hier mittanzt. Damit reiht sich Zoë Mc Pherson in eine Gruppe von Musiker_innen ein, die uns im Palace schon immer begeisterten und für sonderbare Verrenkungen auf dem Dancefloor sorgten: Shackleton, Demdike Stare, Beatrice Dillon, Durian Brothers – und nicht zuletzt Osram, der diese Nacht hinter dem DJ-Pult begleitet.
Dieses Konzert ist ausverkauft. Es sind keine Tickets mehr Für den Freitag erhältlich – aber für Albumtaufe II am Samstag, hier
20:00 Türöffnung / 21:00 Philipp Theissohn liest geschichten vom tag denoh / 21:45 Stahlberger / Anschliessend Hari & Lutz
Ein neues Stahlberger-Album ist für die Schweizer Musikszene ein unerhörtes Ereignis und für das Palace stets das spannungsvollste und dankbarste Heimspiel: Manuel Stahlberger und seine Bandmusiker Michael Gallusser, Dominik Kesseli, Marcel Gschwend und Christian Kesseli haben das Haus seit Anfang an vielgestaltig freundschaftlich und mit diversen Formationen auf und neben der Bühne geprägt. Nun fliessen die wichtigsten eigenen Projekte ihrer Mitglieder (Bit-Tuner, Lord Kesseli And The Drums) und die auf den ersten drei Alben eingeleitete Entwicklung der Stahlberger-Band zu einem fantastischen neuen Ganzen zusammen: «Dini Zwei Wänd» ist ein unheimliches Meisterwerk elektronisch pulsierender Popmusik, zu der man gut tanzen und denken kann, der Durchzug des Unbegreiflichen und ein struber, aber auch befreiender Taumel, oder ein Alptraum mit utopischer Note, wie es im schlauen Pressetext heisst. Der Sturm, der die kleinen Kreise durcheinander wirbelt, eröffnet eben auch neue Möglichkeiten: «Alles ghört jetzt allne / Alles isch neu sortiert.» Stahlberger stellen sich neben ihre Heimat, ohne sie verlassen zu müssen. Sie lassen sie anders aussehen. Und sie lassen sie anders klingen, elektronischer als die meisten Mundartlieder jedenfalls, geerdet in griffigen Grooves, aber verschliffen und verweht in ihren abstrakten, in monatelanger Arbeit erfundenen, geschnittenen und arrangierten Sounds. So wird das Vertraute neu aufgeladen, mit neuen Tönen, neuen Gefühlen, neuen Unsicherheiten – und mit diesem sanften und immer leise erstaunten Gesang. Und man versteht: Ganz erstaunlich und unbegreifbar, das ist nicht nur die grosse globalisierte Welt da draussen; unbegreifbar und ungewischt, das ist auch die kleine Welt vor der eigenen Tür.
20:00 Türöffnung / 21:00 Philipp Theissohn liest geschichten vom tag denoh / 21:45 Stahlberger / Anschliessend Hari & Lutz
Ein neues Stahlberger-Album ist für die Schweizer Musikszene ein unerhörtes Ereignis und für das Palace stets das spannungsvollste und dankbarste Heimspiel: Manuel Stahlberger und seine Bandmusiker Michael Gallusser, Dominik Kesseli, Marcel Gschwend und Christian Kesseli haben das Haus seit Anfang an vielgestaltig freundschaftlich und mit diversen Formationen auf und neben der Bühne geprägt. Nun fliessen die wichtigsten eigenen Projekte ihrer Mitglieder (Bit-Tuner, Lord Kesseli And The Drums) und die auf den ersten drei Alben eingeleitete Entwicklung der Stahlberger-Band zu einem fantastischen neuen Ganzen zusammen: «Dini Zwei Wänd» ist ein unheimliches Meisterwerk elektronisch pulsierender Popmusik, zu der man gut tanzen und denken kann, der Durchzug des Unbegreiflichen und ein struber, aber auch befreiender Taumel, oder ein Alptraum mit utopischer Note, wie es im schlauen Pressetext heisst. Der Sturm, der die kleinen Kreise durcheinander wirbelt, eröffnet eben auch neue Möglichkeiten: «Alles ghört jetzt allne / Alles isch neu sortiert.» Stahlberger stellen sich neben ihre Heimat, ohne sie verlassen zu müssen. Sie lassen sie anders aussehen. Und sie lassen sie anders klingen, elektronischer als die meisten Mundartlieder jedenfalls, geerdet in griffigen Grooves, aber verschliffen und verweht in ihren abstrakten, in monatelanger Arbeit erfundenen, geschnittenen und arrangierten Sounds. So wird das Vertraute neu aufgeladen, mit neuen Tönen, neuen Gefühlen, neuen Unsicherheiten – und mit diesem sanften und immer leise erstaunten Gesang. Und man versteht: Ganz erstaunlich und unbegreifbar, das ist nicht nur die grosse globalisierte Welt da draussen; unbegreifbar und ungewischt, das ist auch die kleine Welt vor der eigenen Tür.
Befreiungsschlag oder Kuhhandel? Über den Steuer-AHV-Deal, der am 19. Mai zur Abstimmung kommt, gehen die Meinungen auseinander: Die einen argumentieren, dass die Schweiz in der Steuerpolitik nicht länger unter internationalem Druck steht und die AHV erst noch gestärkt wird. Die anderen befürchten steuerliche Ausfälle in den Kantonen, die durch die milde Gabe an die AHV lediglich kaschiert werden. Auch die Linke ist sich in der Frage uneins: Im Palace kommt es deshalb zu einem kontradiktorischen Podium zwischen Peter Hartmann, Kantonsrat SP, und Willi Eberle, Arbeitsgruppe Marxismus und Bewegung für den Sozialismus. Das Gespräch leitet Kaspar Surber, Redaktor bei «Die Wochenzeitung – WOZ».
Im April untersuchen Andreas Storm und Cathrin Störmer ein Feld, das in all ihren Folgen noch nie behandelt wurde: den Tanz. Gesellschaftstanz, Bühnentanz, Ausdruckstanz, egal ob zeitgenössisch, klassisch, aerobisch oder expressiv. Mit dem Extra-Teil: Texte über Tanz, wo dann «oszilliert zwischen der Existenz des Seins und der Diagonale im Raum» wird – was auch immer dies bedeuten mag.
Tür: 12:13 / 17:58 / 20:22
Wie bitte? Wer bei Chuchchepati erstmal nur Chuchichästli versteht, liegt nicht ganz falsch. Denn die beiden Wörter aus dem Nepalesischen und aus dem Schweizerdeutschen sind die einzig uns bekannten mit drei ch, und der Appenzeller Kontrabassist, Experimentalmusiker und Klangkunstvermittler Patrick Kessler bringt sie mit seinem Orchester gleichsam in Einklang. Chuchchepati heisst Horizont, ist ein Stadtteil von Kathmandu und verweist auf die Herkunft der acht grossen Lautsprecher, die im Orchester mitwirken. Zusammen mit Thomas Peter, Lionel Friedli und Hans Koch wird Kessler an diesem Abend die T-Dur Komposition für Samowar, Publikum und Orchester weiterentwickeln. Eine Besetzung, die viel verspricht: Hans Koch, einer der aufregendsten und innovativsten improvisierenden Holzbläser Europas, Lionel Friedli, ein wuchtig-anpassungsfähiger Schlagzeuger, Thomas Peter, Komponist und Laptopklangkünstler gemeinsam mit dem vielfältigen Orchesterwart Patrick Kessler. Der Konzertraum wird zum kollektiven Labor, sozusagen zum öffentlichen Chuchichästli, in dem Wechselwirkungen zwischen Orchester, Lautsprechern, Teekocher und dem Publikum geprobt werden. Die Soundinstallation ist offen begehbar und kommunikativ; die Zuhörerschaft soll aktiv mitwirken.
Chuchchepati Orchestra feat. Lionel Friedli, Drums / Thomas Peter, Live-Elektronik / Hans Koch, Reeds / Patrick Kessler, Kontrabass und Orchesterwart
Der Labelbetreiber Alex SoulBrigada und der weltenklangliebende Soul-Produzent Dubben, der soeben bei Matasuna Records seine neue Single «Jesus Boogie/ Cachaca» veröffentlichte, kommen mit Plattenkisten voller Brazil, Afro, Funk und Disco von gestern und heute bei Herr Wempe in Soul Gallen zu Besuch.
Bei Ebru Düzgün aka Ebow bleibt kein weissbrotnormativer Stein auf dem anderen. Alte Zöpfe werden zu verspielten Beats abgeschnippelt und manche Punchline fordert ihr prominentes Opfer: Nach gut 400 Jahren rächt sich beispielsweise Medusa und haut Caravaggio die Rübe ab. Überhaupt sind die «Fuckboys» von vorvorgestern: «Punanis machen harte Jungs zu zarten Flowers / Mein Baba ist ein Feminist / Deiner ist ein Weichei.» Und darauf reimt sich ihr «herzliches Beileid», wobei man sich nicht zu viel darauf einbilden sollte; Ebow fordert Toleranz und Solidarität ohne eine Fünfe grad sein zu lassen und zugleich war sogenannter Conscious Rap selten so von Ironie durchzogen. Mit ebensolcher Kraft und Lust rappt Kim Bollag aka KimBo in verschiedenen Sprachen gegen Sexismus im Alltag und insbesondere im Hip-Hop an.
DJ Kutschenfahrts Kutsche (gezogen von einer unklaren Anzahl Enten, Esel und Echsen) holpert über alle Genrelandschaften zwischen eiskaltem Techno und brodelndem Punk, fiepender Elektronik und smoothen Beats. Unterwegs werden nette Passant_innen und Tiere am Wegrand mit jodhaltigen Snacks gefüttert und zur Mitfahrt eingeladen, bis zu einer Pause auf der grossen Brache der Dehydrierung, weil alle so viel getanzt haben.
Diesen Sound hast du noch nie zu Ohren bekommen. Versprochen. Gut möglich, dass du ihn nach drei Sekunden wieder ausmachen willst. Oder du denkst, dein Gerät hat einen Schaden. Vielleicht bringst du knapp ein «what the fuck» über die Lippen und streichst dir diesen Abend fett im Konzertkalender an. Wir hoffen es! Denn Bamba Pana und Makaveli von der «Nyege Nyege Tapes»-Familie kommen ins Palace, um mit ungestümen 160 bis 200 Beats pro Minute den Dancefloor zu verstören. Halsbrecherisch türmen sich Auto-Tune-Melodien, flirrende Synths, dissonante Perkussion und hyperschnelle Beats zu einem intensiven und explosiven Etwas aufeinander. Kritiker_innen fragen: «Ist das der Sound der Zukunft oder erreicht das Streben nach Geschwindigkeit in der populären Musik einen Punkt der Absurdität?» Jedenfalls ist es das Markenzeichen des in Kampala beheimateten Labels «Nyege Nyege Tapes». Ähnlich revolutionär wie zuvor die Labels »Gqom Oh!» aus Durban oder Lissabons «Príncipe» funktioniert «Nyege Nyege» als Labor für elektronische Underground-Musik, betreibt darüber hinaus ein musikalisches Netzwerk in ganz Ostafrika und eines der renommiertesten Musikfestivals für zeitgenössische Musik in Afrika. Mit Bamba Pana & Makaveli hat sich «Nyege Nyege» dem Sisso-Kollektiv aus Dar es Salaam in Tansania angenommen. Die Sisso-Studios sind ein zentraler Knotenpunkt für MCs und Produzenten der Singeli-Szene, die sich in Tansania trotz halsbrecherischem Tempo auch im Mainstream grosser Beliebtheit erfreut.
1 Abend, 2 kinos und 4 konzerte.
Im Grunde kann ihn nichts ersetzen, den Blick bei einsetzender Dämmerung über die grün schimmernden Hügel von Eggersriet und den Bodensee. Soeben wurden im Wurststand die Lampen angezündet und die zuvor noch im Gras sitzenden Grüppchen reihen sich endlich vor der Bühne auf. Diese Szenen kennen die Besucher_innen des Sur Le Lac nur zu gut. Bevor es im August aber wieder soweit ist, steigt das kleine Festival auch dieses Jahr runter in die Stadt. Dieses Jahr steht das Vorfestivalfest unter speziellen Vorzeichen, denn es finden neben den gewohnten Konzerten im Palace auch zwei in der benachbarten Kino-Zwischennutzung ExRex statt, präsentiert von La Suisse Primitive Records. Mit dabei sind die Zürcher Floorbrothers mit schummrig-energiegeladenem 90s-Indierock, das Pop-Duo Bitter Moon aus dem Tessin, die Berliner Dream-Pop-Band Bad Hammer mit luftigen Gitarrenmelodien und eine Weltpremiere: Missue und Kaltehand spannen gemeinsam unter dem Alias Vals zusammen und spielen an diesem Abend ihr erstes gemeinsames Konzert. Zum Abschluss bringt Nuuk den Sommer mit tropischen bis trappigen Sounds auf die Plattenteller. Blaurot-samtige Vorfreude auf den spannungsvoll erwarteten Eggersrieterhöhenduft.
Alle drei Jahre vergibt die St.Galler Paul Grüninger Stiftung ihren Preis, mit denen sie Personen oder Organisationen für besonderen Mut und Menschlichkeit auszeichnet. Mit dem diesjährigen Preis will die Stiftung ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Kriminalisierung der Fluchthilfe durch die Politik und die Justiz. Der Hauptpreis geht an die Crew des Flüchtlingsschiffs Iuventa, die im Mittelmeer mehr als 14’000 Menschen aus Seenot gerettet hat. Nun wurde das Schiff in Italien beschlagnahmt, die Crew wird sich vor Gericht wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung verantworten müssen. Ebenfalls gewürdigt werden die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz und die Hilfsorganisation Mosaik. Anni Lanz hat einem notleidenden Flüchtling über die schweizerisch-italienische Grenze geholfen und wurde dafür in erster Instanz verurteilt. Mosaik unterstützt Flüchtlinge, die auf der griechischen Insel Lesbos gestrandet sind. «Mit der Auszeichnung möchte die Paul Grüninger Stiftung alle Retterinnen und Fluchthelfer ermutigen, ihre unerlässliche Arbeit fortzusetzen und dem Zynismus der europäischen Abschottung zu trotzen», schreibt die Stiftung in ihrer Begründung. «Wenn Menschen in Not sind, ist nicht die Hilfe kriminell, sondern die Passivität.» Die Festrede im Palace hält der bekannte Berliner Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck, im Anschluss an die Feier gibt es einen Film und ein Podium gegen die Kriminalisierung der Fluchthilfe.
Die letzten Jahre waren in Deutschland vom Aufstieg der AfD geprägt. In ihrem Buch «Das Netzwerk der Neuen Rechten» beschreiben die «Zeit»-Journalisten Christian Fuchs und Paul Middelhof das Milieu, aus dem die Partei entstanden ist und mit dem sie bis heute in enger Verbindung steht: die ideologischen Grundlagen, die führenden Köpfe und die wichtigsten Zeitschriften. Und natürlich geht es auch um die geheimen Finanziers, die über die Werbeagentur «Goal AG» aus der Schweiz heraus agieren. An diesem Abend stellt Christian Fuchs das Buch vor und spricht mit Kaspar Surber von «Die Wochenzeitung - WOZ» über ihre gemeinsamen Recherchen zu den Geldgebern der AfD.
Populärkultur ist eines der bewährtesten und beliebtesten sozialen Schmiermittel schlechthin: Man kann darüber reden, sie gemeinsam konsumieren und mit ihr immer älter werden. Nun gibt es mittlerweile über 100 Jahre Populärkultur-Material für die zehnte grosse Quizausgabe. Das ist gemessen an der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte angenehm überschaubar und vielleicht ein Anlass, berühmte Jubiläen der vergangenen Popkulturjahre nochmal durchzugehen – man weiss nämlich nie, was sich die Hosts und Formaterfinder Mämä Sykora und Sascha Török bei einer neuen Ausgabe alles ausgedacht haben. Sicher ist nur, dass die Fragen und Rätsel sich auch dieses Mal wieder um Musik, Film, Literatur, Kunst und Klatsch drehen werden und eine stabile Mischung aus tiefem Wissensfundus und mutigem Wagnis erfordern. Das Publikum bildet zu Beginn des Abends Teams à maximal vier Personen und am Ende gibt es Gewinner_innen in der Einzelkategorie und im Kollektiv.
Gentle Psych-Pop wurde sein Fach genannt, aber mit Etiketten kommt man beim ungemein wandelbaren kalifornischen Multiinstrumentalisten Chris Cohen nicht weit. Er hat bei Deerhoof, Cass McCombs, Ariel Pink oder Weyes Blood mitgewirkt und gleichzeitig mit seiner eigenen Band The Curtains an den Pop-Oberflächen gekratzt. Auf seinen Solo-Pfaden arbeitet er sich in den Pop-Olymp vor, wo die Songs von Brian Wilson (Beach Boys), Burt Bacharach oder Pat Metheny umherschwirren. Sein drittes, selbstbetiteltes Solo-Album ist wiederum voller einlullender Melodien voller Wärme, aber mit doppelten Böden oder feinen Bruchstellen, in denen eine unendliche Traurigkeit lauert. Manche Lieder spielen auf dem Hintergrund der längst überfälligen Trennung seiner Eltern: Im New York der 1960er-Jahre waren sie am Theater tätig und mit Künstlern wie Paul Thek befreundet, in den 70ern zogen sie nach Los Angeles, wo Cohens Vater für «Columbia Records» arbeitete, aber an seiner nur versteckt gelebten Homosexualität und Drogensucht zerbrach. Für den Sohn war das späte Outing und die Scheidung eine bittersüsse Erfahrung: «Eine grosse Last fiel von meiner Schulter. Als könnte mein eigenes Leben endlich beginnen.» Sein neues Album wirkt entsprechend befreit und beflügelt, die Gitarren, Pianos, Blas- und Streichinstrumente sind berührender denn je und live mit Band dürfte diese kalifornische Melancholie umwerfend berauschend wirken. Wir haben euch gewarnt! Für eine beschwingte Einstimmung sorgt Lucas Ufo, Franzose in Berlin und hauptberuflich Keyboarder in der Dream-Pop-Band Fenster. Mit seinem Soloprojekt World Brain liebäugelt er ironisch mit der Frühphase des Internets und schafft einen verschmitzt groovenden Weird-Pop, laut «byte.fm» irgendwo zwischen Wham! und John Maus.
Am 14. Juni ist es soweit: Endlich gibt es wieder einen Frauenstreik! 28 Jahre ist es her, dass die Frauen 1991 ihre Arbeit niederlegten. Auch wenn sich seither vieles verändert hat, so reicht allein ein Blick auf den Lohnausweis, dass die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen noch lange keine Tatsache ist: Noch immer verdienen Frauen 20 Prozent weniger als die Männer und leisten einen Grossteil der familiären Betreuungsarbeit. In ihrem Vortrag blickt die Historikerin Elisabeth Joris auf den ersten Frauenstreik zurück und schlägt den Bogen zu heute: Wie kam es zum Frauenstreik 1991 und was hat er bewirkt? Woher kommt der Schub für den bevorstehenden Frauenstreik und wie weit kann er tragen? Anschliessend Diskussion mit dem Publikum. In Kooperation mit der Denknetz-Regionalgruppe Ostschweiz.
Afrobeat, Gqom, Dancehall, Hip-Hop, Azonto, funky UK-Beats – die Londoner Produzentin Mina zählt mitunter zu dem aufregendsten was die Szene an den elektrischen Geräten gerade so hergibt! Sounds und Beats aus dem globalen Süden macht sie mit einer freudvollen Leichtigkeit zu ihren eigenen und nimmt sich unverblümt den Styles aus fernen Himmelsregionen an und schmeisst mit tanzbaren Mixes nur so um sich. Begleitet wird Mina vom ghanaischen MC Bryte, der in seiner Heimat längst zu einem der angesagtesten Sänger gezählt und weit über die Hauptstadt Accra hinaus gefeiert wird. Der Boden wird zu Basswellen, der Himmel zu energiegeladenen Clubsounds, schweisstreibend und unerklärbar, man muss es fühlen. Unterstützt werden Mina und Bryte von Dejot, einem der spannendsten Produzenten hierzulande, der unter seinen anderen Pseudonymen Filewile und Dubokaj schon veritable Hits geschrieben hat und seit gut zwanzig Jahren an seinen Sounds schraubt.
Wie das chlöpft und tätscht! Die Gitarrensägen pfeifen um die Ohren, das Gewitter schreit «Feedback, Feedback». Es rumpelt und kracht und irgendwo im Hinterzimmer hört man diese verhallte und leidende Stimme. Das St.Galler Schlagzeug-Gitarren-Duo Elio Ricca hat sich mit ihrem neuen Album «Lovely Underground» manifestiert. DIY ist, was dieser lovely Untergrund ausmacht. DIY ist, wenn man in Eigenregie ein Album aufnimmt. Und es braucht viel, sich im Untergrund der Schweizer Musikszene zu bewegen: Nonchalance, Kraft, eine Garage und Understatement. «Einfach gesagt, ist das Album ein Kunstwerk über den Kampf damit, Kunst zu machen.» schreibt «Saiten», doch das Tiefstapeln haben die BandXOst-Gewinner von 2014 nicht nötig, denn nach langem Ausprobieren haben Philip Meienhofer an den Drums und Elio Ricca an Gitarre und Gesang ein gekonntes, abwechslungsreiches und energetisches Album aufgenommen, dass an diesem Abend getauft wird. Auch nichts gegen Gitarren und Krach hat das Exil-St.Galler Trio The Harbs. Mit Bass, Gitarre, Drums und Halleffekten schwingen sie ihre Rockmusik durch die 70er-Jahre.
Berthold Seliger leitet eine der wichtigsten Konzertagenturen im deutschsprachigen Raum, mit der auch das Palace regelmässig zusammenarbeitet. Nach seinem ersten Insiderbericht «Das Geschäft mit der Musik» folgt nun eine Art Fortsetzung des Indie-Bestsellers. «Vom Imperiengeschäft» zeigt die aktuellen Entwicklungen im Konzert- und Festivalgeschäft auf, die in den letzten Jahren passiert sind. Seliger erklärt, wie das Live-Geschäft, die grossen Player in der Musikindustrie, Ticketing und Sponsoring funktionieren und beleuchtet das Thema Musikstreaming neu. Der Autor diskutiert die aktuellen Geschäftsmodelle und befasst sich mit der Rolle der Künstler_innen, Konzertbesucher_innen und Kulturarbeitenden und welche Auswirkungen die Veränderungen in der Gesellschaft auf unsere kulturelle Vielfalt haben.
Tür: 17:58 Uhr / 20:22 uhr
Das Chuchchepati-Orchester hat sich die ganze Saison über monatlich im Palace eingenistet und seine nepalesisch-schweizerische Improvisations-Komposition mit den acht grossen Lautsprechern aus Kathmandu entfaltet. Zum Saisonende wird nun ein Schlussbouquet mit hochkarätiger Besetzung angerichtet: Orchesterwart und Kontrabassist Patrick Kessler vereinigt unter dem Titel «Detox vor dem Sonnenbrand» international klingende Namen aus der freien Jazz- und Elektronikszene. Der Berner Schlagzeuger Julian Sartorius, der schon bei Co Streiff, Sophie Hunger oder Bruno Spoerri mitwirkte, erweitert seinen perkussiven Radius solo und mit eigenen Ensembles unermüdlich in alle Richtungen; dabei schafft er immer wieder neue Beats (365 Beats) oder klopft auch mal wandernd die Natur auf ihren Rhythmus ab. Die weiteren Mitwirkenden aus Mailand/Zürich und Wien haben ebenfalls mit grenzensprengender Klangforschung aufhorchen lassen: Ludwig Berger (Elektronik), audiovisueller Künstler und Musikwissenschaftler mit Arbeitsplatz im Medialab der Landschaftsarchitektur an der ETH, hat unter anderem das tiefe Dröhnen des Morteratschgletschers aufgenommen: quasi Schmelzschmerzsound. Dieter Kovacic alias Dieb 13 (oder auch Takeshi Fumimoto und Echelon) ist ein Turntablism-Impromeister, der seit Ende der 1980er-Jahre mit Abspielgeräten für Audiokassetten, Schallplatten, CDs und Harddiscs sowie deren Tonträgern experimentiert. Schliesslich reist ebenfalls aus Wien die Avantgarde-Filmerin und Live-Performerin Billy (Bettina) Roisz an, die sich auf die elektromagnetischen Signale aus Röhrenfernsehern und die Interferenz zwischen Sound und Bild spezialisiert hat. Ein einmalig vielversprechendes Quintett, das die Wechselwirkungen im kollektiven Soundlabor zwischen Orchester, Lautsprechern, Samowar-Teekocher und Publikum noch einmal auf die Spitze treibt. Und wie gesagt, für alle, die es bislang noch nicht in das Chuchchepati-Palace geschafft haben: Die Soundinstallation ist offen begehbar und kommunikativ; die Zuhörer_innenschaft kann aktiv mitwirken – und wird auf jeden Fall reich belohnt und beglückt.
Señor Pantichrist aka Mister Butler wurde zuerst mit den legendären Sixties Garage-Rock Band The Miracle Workers bekannt und landet vor 30 Jahren in Bern, wo er seitdem im Voodoo Rhythm Records Umfeld tätig ist. Er produzierte, unter anderem, mit The Super Supers die beste Schweizer Soul Single «Mama Soul». Er wuchs in den 1970er-Jahren in Kalifornien auf und verbrachte jeden Samstagnachmittag vor dem TV, um bei der angesagten Fernsehsendung «Soul Train» die neuesten Soul und Funk Songs zu hören und die dazu passenden Tanzschritte zu studieren. Die Liste der Gäste liest sich wie ein «Who’s Who» der Black Music und der Präsentator und Produzent Don Cornelius sowie die Tänzer_innen wurden ebenfalls zu Stars. Señor Pantichrist und Gastgeber Herr Wempe laden bei der letzten Ausgabe der Saison nun zu einem Soul Train Special: «Get on board to the hippest trip!»
Alle Jahre wieder trifft sich die junge Ostschweizer Musikszene beim Musig uf de Gass zum Tête-à-Tête der krachenden Gitarren, tiefen Beats und verträumten Synthesizer-Klängen. So auch im Palace, wo an diesem Abend Psych-Rock, R’n’B und Elektro-Rock zusammenkommen. Ein besonderes Augenmerk gilt Priya Ragu, die mit den Singles «Leaf High» und «Lighthouse» zwei kleine Hits gelandet hat. Geschickt und souverän bewegt sich ihre Musik zwischen Radiotauglichkeit und Tiefe, Tradition und Gegenwart. Zwei smoothe R’n’B-Tracks, die auf jeden Fall einen Platz in einer gut sortierten Sommerplaylist verdient haben. Eröffnet wird der Abend von The Solar Temple mit viel Fuzz, stampfenden Pauken, dröhnendem Bass und einer wahnwitzigen Orgel. Wer noch nicht genug von der anhaltenden Psych- und Garage-Begeisterung hat, ist hier goldrichtig. Zum Schluss bringt das Elektro-Rock-Duo Sayved mit viel Pathos und Hall auf der Stimme Bewegung auf den Dancefloor. Anschliessend gibt es ein OASG DJ-Set von Jonas Bartholdi, der seinen musikalischen Geschmack nicht schubladisieren lässt. Seit acht Jahren präsentiert er wöchentlich die neustes Singles aus unterschiedlichsten Sparten aus der ganzen Welt in seiner Sendung «Call Me Indie, Dad!» und obwohl er sich als DJ dem Vinyl versprochen hat, macht er an diesem Abend eine Ausnahme und feiert mit euch – und allfälligen Gast-DJs – das OpenAir St.Gallen 2019 inklusive vergangenen, legendären Jahren aus dem Sittertobel.
«Der Sommerhit hat eine eingängige Melodie, ist zum Tanzen geeignet, verbreitet Urlaubsstimmung, stand möglichst auf Platz eins der Charts, wird in Clubs rauf und runter gespielt...», definiert das Deutsche Marktforschungsinstitut «GfK Entertainment». Wie hat sich der Sommerhit gewandelt? Wie haben sich die Strukturen von Pop Songs im Laufe der Zeit verändert? Der Musikjournalist Benedikt Sartorius (u.a. für «Loop», «Tages-Anzeiger», «Sonntagszeitung») und die Musikerin Daniela Weinmann (Odd Beholder) diskutieren anhand von Songbeispielen weshalb wir diesen Sommer andere Hits hören als früher.
Draussen fahren ein paar Autos vorbei, manchmal die Polizei, die Glühzeit jeder Zigarette ist begrenzt. Vielleicht drückt man sie auch schneller aus, wegen dem Lied, das gerade aufgelegt wird und das man kennt, aber nicht mehr weiss woher. Der Tresen ist lang und violett, aber schwer erkennbar, wegen der Lichtverhältnisse und den daraufliegenden Unterarmen der Menschen, die auf eine Bestellung warten oder Teil langer Gespräche sind. Auch unten trifft man sich oft, zwischen den Säulen, vor der Scheibe oder am Wasserhahn. Manchmal reicht eine kurze Tonfolge und man ist in einer völlig anderen Welt. Nur der Geruch von stehengelassenem Bier auf dem Bühnenrand führt zurück ins Jetzt. Man könnte nochmal etwas bestellen, es ist schliesslich Donnerstag und noch gar nicht so spät. Die Gedanken werden langsamer und die Blutkörper schneller. Gehen wir nochmal kurz raus.
Ab 16.00 Uhr: Bar, Grill und Musik im Garten hinter dem Palace (bei guter Witterung)
Ab 21.30 Uhr: Bar und DJs im Palace
Wenn die letzten Kabel verräumt, die wichtigen Mails verschickt und die ruhephasentauglichste Gesamtraumsituation hergestellt ist, kann man nichts weiter tun, als sich zu Freund_innen und Fremden draussen an einen grossen Tisch zu setzen, dem Tageslicht beim Farbverlauf zuzusehen, während auf dem Grill etwas leise brutzelt, man an irgendwas nippt, um später, dann wenn alle satt und zufrieden sind, der Grill leer und der Himmel Schwarz geworden, hineinzugehen, hinunter auf die Tanzfläche zu den anderen, um zum Palace All-Stars-DJ-Team zu tanzen, Saisonhighlights Revue passieren zu lassen und sich die Sommerlochpläne zu erzählen, bis man irgendwann beschliesst, einen Punkt zu setzen und sich selber schlafen zu legen, wie es die Hütte anschliessend für drei Monate auch tut.
Liebe Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt St.Gallen,
Ist er Ihnen auch schon aufgefallen? Der kleine, aber feine Platz zwischen der Grabenhalle und dem Palace. Meist liegt er da, ganz unauffällig, wie im Schlaf, bedeckt von Autos, umgeben vom Rauschen der Strassen.
Nun wird alles neu. Da die Parkgarage UG25 gebaut wird, werden die Parkplätze bald Geschichte sein. Seien Sie also dabei, wenn wir Geschichte schreiben und wir den Platz am 22. Juni bereits eröffnen, ihn aus dem Schlafe erwecken und ihm neues Leben einhauchen. Wir stossen an - auf das Ende der Parkplätze.
Bis 1971 stand zwischen der Grabenhalle und dem Palace ein Schulhaus. In diesem Sinne soll auch der neue Platz ein Ort des Verweilens sein, ein Pausenhof in der pulsierenden Stadt. Denn der Platz ist zu schön, um nur darauf zu parken. Wir parken neu Ideen und Visionen auf diesem öffentlichem Raum. Damit er diesen Namen verdient, brauchen wir Sie. Voller Vorfreude möchten wir Sie einladen, der Eröffnung des neuen Platzes zwischen Grabenhalle und Palace beizuwohnen.
Sie beginnt um 15 Uhr mit Festwirtschaft und ab 16.30 geht es weiter mit Festreden, der Enthüllung eines Kunstwerkes, eine fliegende „Platzothek" und natürlich Festwirtschaft. Keine Geste ist gross genug, keine Rede zu pathetisch, um zu feiern, dass hier Neues entsteht - eine Kulturoase, eine Begegnungszone inmitten dieser rauschenden Stadt.
Ab 19.30 finden Konzerte von Rizan Said (SYR), J&L Defer (CH) und Pyrit (CH) statt. Ab 23 Uhr klingt das Fest in der Grabenhalle aus - zu Musik von AyoWa (CH).
Das Palace an den Plattenspielern und der Bar bei den «Klang - Moor - Schopfe» Gais AR.
Mehr Infos & volles Programm https://klangmoorschopfe.ch/
Only Swiss Club Show
Holpriger Kinderzimmer-Punk, samtweiche Indiepop-Perlen, agnostische Proberaum-Experimentierkonsequenzen: Im Spiel «Was wär diese Band als Tier, Farbe, Möbel, Getränk oder Fahrzeug?» wären Deerhoof auf der höchsten Schwierigkeitsstufe. Nichts ist fertig gelabelt, alles bleibt ein stetig rollendes Mobile aus gerade erst Erfundenem. Seit 25 Jahren und 14 Alben sperren sich die vier Musiker_innen aus San Francisco weder gegen Hit-Riffs noch gegen die Sperrigkeit selbst, sondern loten alles aus was Spass, Lärm, Sinn und Chaos macht. Dabei entstehen unter Umständen fröhlicher Ernst und fröhlich ernsthafte Musik-Text- Symbiosen, wie diese aus dem Lied «Learning to Apologize Effectively»: «The song is waiting for another, song / And when we saw what we were doing, wrong / We found the cause underwater, long / And then we saw what we were doing, wrong.» Ihnen zuzuhören wird nicht langweilig und ihre Liveshow erst recht nicht, da sich die Haken durch alle Ebenen der Wahrnehmung ziehen. Freuen wir uns auf «the best band in the world», wie Deerhoof von «Pitchfork» gefeiert wird. Die Eröffnung des Abends übernimmt ein vielversprechen- des Quartett aus der Romandie. Zahnfleisch wird französisch ausgesprochen und ist resublimierter Krautrock, geräuchert im Wind rund um den musikalischen Genfersee.
«Perfect match» beschreibt die Situation ganz gut, wenn DJ Fett auf die Hey Hey Bar trifft. Denn wo die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Weltmusik auf dem Dancefloor zusammenfinden, darf der grosse Mann, der mit Vorliebe kleine Platten auflegt, keinesfalls fehlen. Mit einem unverschämten Faible für die ganz grossen Reggae-, Afro-, Soul- und Discohits ist DJ Fett ein immer wieder gerne gesehener Gast im Palace und erstmals auch bei der Hey Hey Bar.
Only swiss show
Der beste aller New Yorker Anti-Folker, Punk-Beatnik und Comic-Künstler Jeffrey Lewis tourt wieder mit seiner wilden Band, die er für die neue Platte wie gewohnt umgetauft hat: The Voltage haben mit Produzent Roger Moutenot (Lou Reed, Yo La Tengo) in Nashville das Album «Bad Wiring» eingespielt (erscheint 1.11 bei Moshi Moshi Records). Seinen Song «Roll Bus Roll» sang der Palace-Chor zum Zehnjährigen, nun freute man sich auf einen stets gern gesehenen Freund des Hauses, der von der Begegnung und den Support Gigs mit David Berman (Silver Jews/Purple Mountains) im August erzählen würde. Dazu ist es nach dem Suizid Bermans nicht gekommen, aber Jeffrey Lewis wird die Erinnerung hoch halten: mit seiner Zeichnung «SilverJewsLand» aus 75 Berman-Titeln und wohl auch mit liebenswürdigen Hommagen, wie er sie schon The Fall, Crass oder The Fugs zukommen liess. Obwohl nie ganz so berühmt geworden wie sein Anti-Folk-Wegbegleiter Adam Green, hat Jeffrey Lewis acht hoch gelobte Alben, ein treues Fanpublikum und eine Reihe prominenter Verehrer: David Berman zählte Lewis’ «Sad Screaming Old Man» zu seinen liebsten Songs, Jarvis Cocker (Pulp) nennt ihn «derzeit besten Lyriker der USA» und Will Oldham meint: «Es gibt nicht viele Leute, die eine Geschichte so erzählen und Sprache in der Musik so einsetzen können wie Jeffrey Lewis.»
Wie Jeffrey Lewis ist auch der Schaffhauser GUZ ein nimmermüder Underground-Popchronist und Garage-Perlentaucher. Olifr Maurmann alias GUZ (Fred’s Freunde, Aeronauten) haut neuerdings mit der Baslerin Taranja Wu (Ruby Amp) im Duo Naked In English Class auf die Pauke: Ihr hämmernder Elektro-Blues mit Punk- und Psychedelic-Einschlag ist ein augen- und ohrenbetäubendes Trommelfeuer, das einen sofort mitreisst – mit eigenen doppelstimmigen Instant-Hits und wunderbar eigenwilligen Interpretationen von Songs der B52’s, Violent Femmes, Hüsker Dü oder Link Wray. Nun wird GUZ auf der Bühne leider fehlen: Er kann aus gesundheitlichen Gründen bis auf weiteres keine Konzerte spielen. Seinen Part in Naked In English Class übernimmt der befreundete Zürcher Gitarrist und Sänger Lukas Langenegger, der schon in vielen Bands (Aeronauten, Diebesbande, The Well u.a.) spielte und diverse Projekte in der Film- und Theaterwelt realisierte.
In den letzten Jahren waren die Betreuung und Unterbringung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen verschiedentlich von organisatorischen Veränderungen betroffen. Zum Semesterauftakt wirft die Erfreuliche Universität einen Blick auf die Situation der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden im Kanton St.Gallen.
Die professionelle Begleitung von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden hat in den vergangenen Jahren an Wichtigkeit gewonnen. Dabei stehen das sozialarbeiterisch Sinnvolle und die politischen Realitäten nicht selten in einem Spannungsverhältnis. Maren Zeller, Dozentin für Soziale Arbeit an der FH St.Gallen, hat sich intensiv mit der Betreuung von minderjährigen Asylsuchenden auseinandergesetzt. Inwieweit finden die neusten Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaften ihren Weg in die Konzepte der verantwort- lichen Organisationen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Situation im Kanton St.Gallen? Zum Einstieg bietet die Interessensgemeinschaft UMA eine kurze Einführung zur historischen Entwicklung des kantonalen Asylwesens und den aktuellen Rahmenbedingungen.
only swissgerman show
Eine wunderbare Geschichte eilt Mohamed Lamouri voraus: Seit Anfang der 2000er verschönert der algerische Sans-Papier in der Linie 2 der Pariser U-Bahn die Fahrt von Belleville nach Barbès. Mit geschultertem Keyboard und gebrochener Stimme fanden neben seinen eigenen Songs auch Covers des Idols der algerischen Jugend Cheb Hasni und Welthits wie «Billie Jean» oder «Hotel California», in herzerwärmenden arabischen Versionen, in sein Repertoire. Und die Underground-Legende eilt ihm voraus: Er wird «Chanteur de Paris» genannt, spielte in diversen prestigeträchtigen Orten Konzerte und Nebenrollen in gefeierten Filmen. Gemeinsam mit seiner neu formierten Band Groupe Mostla nahm Lamouri nun sein erstes Album «Underground Raï Love» auf, das die algerische Tradition mit stetigem Groove, verwobenen Beats, Funk- und Reggae-Anleihen, Sahara Blues und elektronischen Synthesizern ergänzt und die berührenden Balladen des Sängers zum Leben erweckt. Der Puls des Raï wird bis zur Trance erhöht, ceci est une joie! Die DJs Shatafa und Birdmask führen uns mit Musik aus der arabischen Welt von früher bis heute durch die Nacht.
in kooperation mit der Ausstellung Bricolage // wild - exotic - different, die im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen zu sehen ist.
Neue Saison, neues Rap History Semester: Die altbekannte Hausreihe kommt mit einem brandneuen Vertiefungsseminar «Hip-Hop-Labels» endlich zurück in den Palace Hörsaal. In der ersten Lektion widmen sich die Professoren Reezm und Paul Neumann vom Rap History DJ-Team «Def Jam Recordings», einem der ältesten und nach wie vor wichtigsten Labels der Welt. Eine so breite wie tiefe Zeitreise, über Run-D.M.C. und Public Enemy bis zu Rihanna und Vince Staples.
In den letzten Jahren waren die Betreuung und Unterbringung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen verschiedentlich von organisatorischen Veränderungen betroffen. Zum Semesterauftakt wirft die Erfreuliche Universität einen Blick auf die Situation der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden im Kanton St.Gallen.
Seit dem 1. Januar 2017 wird im Kanton St.Gallen die Betreuung und Unterbringung von jugendlichen Geflüchteten vom Trägerverein Integrationsprojekte (TISG) im Auftrag der Vereinigung St.Galler Gemeindepräsident_innen organisiert. Die meisten jungen Menschen werden im ehemaligen Internat «Marienburg» in Thal untergebracht. Welche Erfahrungen wurden in der Betreuung von minderjährigen Asylsuchenden im Kanton St.Gallen gemacht? Wie wird die Organisationsstruktur der Betreuung aus fachlicher und juristischer Sicht beurteilt? Wie kann die Betreuung in Zukunft gestaltet werden?
Mit Patrick Müller (Präsident TISG), Katrin Muckenfuss (Dozentin für Soziale Arbeit FHSG), Etrit Hasler (Kantonsrat) und Olivia Eugster (Juristin Rechtsberatungsstelle HEKS). Moderation: Adrian Lemmenmeier (Redaktor St.Galler Tagblatt)
Seit bereits zehn Jahren ist Soul Gallen ein stetiger Wert: Monatlich lädt Gastgeber Herr Wempe versierte Plattenleger_innen ein, um gemeinsam dieses runde Schwarz aufzulegen und Menschen zum gemeinsamen Tanzen zu animieren. Zum Start in die Jubiläumssaison kommt hoher Besuch aus Los Angeles: Greg Belson, Mitglied der 45 Live-Crew, Produzent der gefeierten Divine Disco-Reihe und weltweit gefragter DJ.
Die Meisterinnen der traurigen Musik DJ Trauerkloss und DJ Heulsuse bringen die grosse Melancholie zurück in die Hütte. Auf Bäche aus Tränen, gemeinsames Weinen und mit leerem Blick in ins Rot starren, sich in den Armen liegen oder sich selbst umarmen. Keine free Hugs, dafür free Taschentücher an der Bar. Schluchz! Schnief ! Ein Abend voller Leid und Schmerz mit den traurigsten Songs der Welt.
17:58 uhr und 20:22 uhr
Das Chuchchepati Orchestra von Kontrabassist Patrick Kessler trifft auf das Improvisationskonzept «yes, don’t panic!» von Kontrabassist Marc Jenny. Unterstützt werden sie von musikalischen Gästen und dem bereits legendären Samowar T-Pot. Acht Lautsprecher mit einer einzigartiger Klangcharakteristik bilden den oktaphonen Klangraum. In dieser Installation improvisieren Musiker_innen, welche via Tablets vernetzt sind und sich so nach demokratischen Regeln gegenseitig Spielanweisungen zuschicken. Zwei starke Ideen ergänzen sich gegenseitig und verschmelzen für einen Abend zu einem faszinierenden Gesamterlebnis. Die Musik wandert im Raum – dieser wird zur dritten Dimension und beeinflusst das Spiel und die Wahrnehmung von Musiker_innen und Publikum. Alle werden zu Expeditionsteilnehmenden, zu Forschenden auf Entdeckungsreise mit einer entspannten Tasse Tee und definitiv ohne Panik.
Patrick Kessler, Kontrabass / Marc Jenny, Kontrabass / Werner Hasler, Trompete / Alfred Vogel, Drums / Thomas Peter, Elektronik
Selten war Noise so samtig; am Ende der Nacht tigert der Bristoler DJ und Produzent Ossia zwischen seinen Platten- und Kassettendecks, sowie den mehr oder weniger kruden Effekt- und Klanggeräten umher. Er dehnt den Beat, beschleunigt den Dub: der Soundtrack einer wackligen Dystopie, die ab und zu allerfreundlichst unter dem Soundteppich hervorgrinst. Halbwegs gut gelaunte Widerständigkeit ist die Losung des Abends. Simon Grab, Produzent sorgfältiger Industrial Sounds, hat sich mit Yao Bobby zusammengetan. Der Togoer Rapper lehnt sich seit Jahren auf gegen die herrschende und immer reicher werdende Minderheit in seinem Land. Gleichzeitig macht er sich für die Überwindung kultureller Klüfte innerhalb des afrikanischen Kontinents und für die Neugier und die Verbreitung unbekannter Kunstproduktionen stark. Gemeinsam entwickeln sie einen tanzbaren Düster-Sog, der einen unweigerlich vorwärts in eine gute, in eine bessere Zukunft zieht. Dhangsha ist das Bindeglied zwischen den beiden Acts. 1993 war er bei der Gründung der wegweisenden Asian Dub Foundation mit von der Partie. Heute produziert er ruppige Synthie-Soundlandschaften über kräftigen Beats.
Energie treibt unseren Alltag und unsere Wirtschaft an – und sie birgt seit Jahrzehnten politischen Zündstoff. Denn Energieressourcen sind endlich, bergen grosse Gefahren oder verändern Landschaften über Generationen hinweg. Zusammen mit dem Verein Memoriav, der sich für das audiovisuelle Kulturgut der Schweiz einsetzt, zeigen wir anhand von historischen Bild- und Filmaufnahmen, wie sich die Energiepolitik der Schweiz in den vergangenen hundert Jahren verändert hat. Welche Visionen standen und stehen hinter den Veränderungen? Und wie begegnen wir den aktuellen Herausforderungen?
Gesprächsgäste: Claudia Friedl, Umweltnaturwissenschaftlerin, und Hanspeter Guggenbühl, Journalist. Moderation: Nathalie Baumann, Historikerin
Das Angebot ist gross: Hammerwochen im Garten- und Heimwerkermarkt, Gleitsichtgläser-Schnäppchen beim Kettenoptiker, 10% Wiedereröffnungsrabatt im Kleiderladen, «Kaufe drei, bekomme drei Piercings gratis», letzte Sommerresterampe, akuter Herbstrabatt, Bald-ist-Winter-Preisgnade, Gruppenrabatt, Einzelrabatt, Geburtstagsmenü gratis, Jubiläumswurst verbilligt und abertausend Harassen voll Traumgewinn-Etikettenrückseiten. Aber: All dieser winkenden, städtischen Discounts kommt immer noch die Discounterbar zuvor, die schillerndste aller Billigoptionen.
Die DJs Hannah und Cameo verschreiben sich abermals den unterschiedlichsten Ausprägungen des Hip-Hops und Raps: gebabbelt, gerappt, gehüstelt, gesungen und geautotuned, aus allen Regionen der Welt, von den Anfängen bis ins Hier und Jetzt. Durch den Nebel und die Dunkelheit schimmern die Visuals der Liechtensteiner Künstlerin Electric Dreama zur Verbindung des Gesehenen mit dem Gehörten.
Das Institut Neue Schweiz und das Kollektiv Ostschweiz mit Migrationsvordergrund präsentieren gemeinsam mit dem Verein Friends of INES und dem Forum für kritische Sozialarbeit St. Gallen die erste kanakische Late Night Show der Schweiz. Voller schwarzem Humor, Utopie und #DeepDiversity.
Die Moderator_innen Fatima Moumouni und Uğur Gültekin empfangen in ihrem Salon die queer-feministische Klangkünstlerin Iman Ibragic, den DJ und Musiker Leni Thilagarajah, Stadträtin Maria Pappa und Slam-Poet und Politiker Etrit Hasler. Ebenfalls mit dabei sind Tatiana Cardoso vom Ostschweizer Kollektiv mit Migrationsvordergrund und Mardoché Morris Kabengele vom Verein Friends of INES. Begleitet wird die Show von der Late Night Band und dem St. Galler Tastenkünstler Mehmet und der Ostschweizer Filmemacherin Morena Barra. Und wer will, kann sich live vor Ort im Coiffeursalon eine neue Frisur machen lassen.
Wie sehen postmigrantische Öffentlichkeiten heute aus? Welches sind die drängenden Fragen, Debatten, Positionen, Stimmen und Styles jenseits von Sachzwanglogik, Multikulti-Kommerz, populistischer Meinungsmache und Anti-Political-Correctness? Wie klingt, spricht, vibet die #NeueSchweiz?
Seit rund 20 Jahren arbeitet der Fotograf Meinrad Schade an seinem Projekt «Krieg ohne Krieg». Im Gegensatz zur klassischen Kriegsfotografie zeigt er Schauplätze, die sich in unterschiedlicher räumlicher und/oder zeitlicher Distanz zu den Kriegen befinden. Der Fokus liegt nicht auf dem eigentlichen Kriegsgeschehen, sondern auf der Frage, wie sich ein Konflikt im Alltag zeigt. Gesichter und Körper, Landschaften, Dörfer und Städte, Strassen, Plätze und Wohnzimmer, Arbeitswege und Freizeitparks, Museen, Gedenktage und Theaterbühnen: Kein Bereich des Lebens bleibt von einem Konflikt unberührt – und das für lange Zeit. Schade zeigt Fotografien aus Israel, Westjordanland, den Golanhöhen, dem Gazastreifen und aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und spricht über seine Erfahrungen, unter anderem über das Gefühl der ständigen Bedrohung der ungelösten Konflikte.
In Kooperation mit dem Haus zur Ameise
Es wird ja über allerhand wichtige Themen diskutiert vor den kommenden Wahlen: über den Klimaschutz, die Krankenkassen oder Europa. Nur die Kultur kommt wieder einmal zu kurz. Das wollen wir ändern mit einem Podium im Palace: Welche Kulturpolitik des Bundes ist nötig? Wie steht es dabei um den Stellenwert der Ostschweiz? Und überhaupt, wie entwickelt sich unsere Region? Es diskutieren die beiden Ständeräte Paul Rechsteiner (SP) und Beni Würth (CVP) sowie die Kandidat_innen Franziska Ryser (Grüne) und Pietro Vernazza (Grünliberale). Die übrigen drei Kandidaten wurden angefragt. Moderation: Corinne Riedener, Redaktorin Saiten
Im Sport prägt die Drei Volley- und Basketball und natürlich auch den Triathlon. Tick, Trick und Track haben längst bewiesen, dass sie die schlausten und gewieftesten sind und mit den drei Musketieren hat sich verfestigt, was schon lange vermutet wurde: Aller guten Dinge sind drei! Mit Wayne Champagne, Jotty und Die Härte kommt nun eine neue Dreifaltigkeit ins Spiel, nämlich jene der Connaisseurs der gepflegten Tanzmusik aus allen Ecken der Welt. Herein zur Hey Hey (Hey) Bar!
DAS Konzert ist restlos ausverkauft!
Black Sea Dahu haben einen Nerv der Zeit getroffen. Mehrere Millionen Streams und ausgedehnte Tourneen durch ganz Europa machen das mehr als deutlich. Liegt es an der zeitlosen, melancholischen Grundstimmung, die sich durch ihre Songs zieht? Oder ist es der Trost, der die erdige, tiefe Stimme der Sängerin Janine Cathrein verspricht? Wahrscheinlich eben genau das Zusammenkommen vieler solcher Elemente. Mit der in diesem Herbst erscheinenden EP «No Fire in the Sand» werden Fans denn auch nicht enttäuscht. Wie schon für ihr Debütalbum haben sich Black Sea Dahu in einem abgeschiedenen Studio in Norwegen verschanzt und mit Cello, Gitarre, Bass, Keys, Schlagwerk und mehrstimmigem Gesang einige jener sehnsüchtigen Folk-Hymnen aufgenommen, die dem Zürcher Sextett Konzerthallen beschert. Unterstützt wird es an diesem Konzertabend im Palace von Mnevis aus Beinwil am See, mit federleichtem Indie-Pop, der auf dem Dancefloor genauso gut taugt wie zum Autofahren. Apropos Beinwil, da muss man unbedingt mal hin, nicht nur wegen dem Riesenwels im Hallwilersee, dem kann man auch im Bodensee begegnen, nein, man fährt auch fast noch an Dottikon-Dintikon vorbei, und das liest sich nicht nur lustig, sondern klingt bei der Bahnhofsdurchsage einfach saugut. Dottikon-Dintikon, Dottikon-Dintikon, Dottikon-Dintikon!
Dieses Jahr wird der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, 100 Jahre alt. Das Palace, das bekanntlich über einem Eisenbahntunnel steht, war schon immer an Nah- und Fernverbindungen interessiert. Eine gute Gelegenheit, zusammen über die Geschichte und die Zukunft des öffentlichen Verkehrs nachzudenken.
Das elegante Sitterviadukt vor St.Gallen oder die Triageschiffe, die einst von Romanshorn über den Bodensee verkehrten: Die Geschichte der Ostschweiz ist auch eine der Eisenbahn und eine der Menschen, die die Strecken gebaut und betrieben haben. Die Historiker Adrian Zimmermann, Verfasser der SEV-Chronik, und Anton Heer erzählen davon.
1974 nimmt die feministische Autorin Irmtraud Morgner die klassische Roman-Form aufsehenerregend auseinander. Der damalige Bestseller «Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura» ist eine ziemlich widerborstige und in diesem Miniformat hier praktisch unzusammenfassbare Montage über den Alltag in der DDR und die Geschichte der weiblichen Hälfte der Gesellschaft. Kurz gesagt: Die Utopie, dass der «Scheisskrieg zwischen den Geschlechtern» bald zu Ende sei, zieht sich durch die 52 verarbeiteten Genres – vom Vers über die Liste bis zur Prophezeiung. 45 Jahre danach setzt sich die Autorin Annette Hug mit fünf Mitstreiterinnen zusammen, liest das Buch vor dem Hintergrund aktueller und gut hörbarer, feministischer Haltungen und Forderungen neu, diskutiert die Erkenntnisse und lässt sie in ein schmales Büchlein einfliessen: Wie viel ist von der geistreichen Radikalität Irmtraud Morgners heute noch produktiv und anregend? Entstanden sind sechs unterschiedliche Texte, die an diesem Abend von den Autorinnen Ivona Brđanović, Annette Hug und Gianna Molinari szenisch gelesen und diskutiert werden – diese Montage ist noch lange nicht fertig!
In der «Wochenzeitung – WOZ» haben Zayk einmal erklärt: «Andere geben ein Album heraus, um die Songs danach live zu spielen. Bei uns verhält es sich umgekehrt: Wir spielen einen Song so lange auf der Bühne, bis er fertig ist». Und so fühlt man sich bei einem Konzert von Zayk auch wie in einem Maschinenraum, in dem sich die Klänge von Gitarren, Bass, Schlagzeug und Synthesizer zu kompakten Einheiten auf- und wieder abbauen oder in faszinierenden rhythmischen Schlaufen verharren. Mit der Berechenbarkeit von Maschinen haben Zayk allerdings nichts zu tun. Im Gegenteil: Ihre instrumentalen, halbimprovisierten Stücke zwischen Kraut-, Garage- und Psychrock verändern sich organisch und bleiben stets ergebnisoffen. «Irgendwann kann immer auch schon heute sein, was gibt es dann zu tun?», wollen All Ship Shape auf ihrer neuen Single «Sometimes the stairs invert and rise in front of you like a concrete wall» wissen. Ein Satz, der sich die Klimajugend nicht besser hätte ausdenken können. Der Song ist eine Wucht, mitreissender Noiserock und assoziative Sprechtextzeilen ergänzen sich perfekt und wecken Vorfreude auf das neue Album «Petrichor», das im Herbst herauskommt. Wer nun denkt, dass es sich All Ship Shape nach all den Jahren in der Komfortzone gemütlich gemacht haben, liegt gewaltig falsch. Einige Umarmungen und versöhnliche Refrains vorbehalten, klingt die St.Galler Band heute schroffer denn je.
Mit glitzrig bunten Video- und Live Performances voller Spass, Provokation und Erotik dreht Ms Nina den machoiden Spiess des Reggaeton-Genres um und macht klar: Es ist durchaus möglich, sich sexy zu fühlen, anzuziehen und zu tanzen, auch ohne, dass es ein männlicher MC oder Regisseur von einem verlangt. Es ist sogar lustiger, fantasievoller und erst noch inklusiv, denn die erste Maxime ihrer Konzerte lautet: Alle sollen Spass haben und sein können, wie sie wollen, solange sie sich gegenseitig respektieren. Aufgewachsen in Argentinien und Spanien, wurde Ms Nina früh von Salsa und Cumbia beeinflusst, was sich neben harten elektronischen Beats hörbar durch ihr 2019 erschienenes Debütalbum «Perreando Por Fuera, Llorando Por Dentro» zieht. Definitiv tanzbar, auch für die, die immer behaupten, sie können nicht tanzen. Zuvor war Ms Nina in vielen anderen Feldern unterwegs, studierte Fotografie, arbeitete als Tätowiererin und war als visuelle Internet-Künstlerin im madrider Untergrund bekannt. Alles Einflüsse, die Teil ihrer heutigen Kunst sind. Venga baila con nosotras!
Dieses Jahr wird der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, 100 Jahre alt. Das Palace, das bekanntlich über einem Eisenbahntunnel steht, war schon immer an Nah- und Fernverbindungen interessiert. Eine gute Gelegenheit, zusammen über die Geschichte und die Zukunft des öffentlichen Verkehrs nachzudenken.
Der zweite Abend greift die aktuellen Debatten im öffentlichen Verkehr auf. Im Zentrum steht die Frage, wie das Personal und der SEV als grösste Verkehrsgewerkschaft damit umgehen. Es diskutieren: Ruedi Baumann, Kundenbegleiter SBB und SEV-Aktivist, Thomas Baumgartner, Direktor der Appenzeller Bahnen, Claudia Bossert, Geschäftsführerin Thurbo, und Barbara Spalinger, Vizepräsidentin des SEV.
Türöffnung: 17:58 Uhr & 20:22 Uhr
Die Reise geht weiter: Der Gaiser Orchesterwart, Kontrabassist und Klangmoor-Veranstalter Patrick Kessler entfaltet an diesem Abend mit dem elektronischen Klangkünstler Norbert Möslang und Felix Boekamp an den Turntables seine nepalesisch-schweizerische Improvisations-Komposition mit den acht grossen Lautsprechern aus Kathmandu weiter in alle möglichen Richtungen. Die Chuchchepati-Soundinstallation ist offen begehbar und kommunikativ; die Zuhörer_innenschaft kann aktiv mitwirken – in diesem einzigartigen Surround-Spielplatz, der Hören neu definiert.
Norbert Möslang, Elektronik / Felix Boekamp, Turntables / Patrick Kessler, Kontrabass & Orchesterwart
London, San Francisco, St.Petersburg, Beirut, Madrid, Dubai, Porto, Zagreb, Helsinki, Kiew, Osaka und St.Gallen. An die Turntables rund um den Globus hat es den Münchner DJ Florian Keller verschlagen, der seit den 80ern Soul-, Funk-, Disco- und Hip-Hop-Platten sammelt und Party-Reihen in seiner Heimatstadt organisiert. Bereits zum zweiten Mal folgt er nun der Einladung von Gastgeber Herr Wempe und bringt seine tanzbaren Singles nach Soul Gallen.
Was gibt es Schöneres als die schottische Depression-Core-Rocklegende im Ostschweizer Nieselherbst? «Fuck It, I Love You», rufen wir dem Arab-Strap-Gitarristen und Songwriter Malcolm Middleton mit einem seiner schwarzhumorig beseelten Solohits zu, die andern zwei verwandten Singles heissen bekanntlich «We’re All Going To Die» und «Ballad Of Fuck All». Neben seinem in den Nullerjahren viel bejubelten und 2016 reanimierten Duo mit Aidan Moffat hat Middleton seinen Wirkungskreis unter anderem mit einem Album mit dem Künstler David Shrigley und Ausflügen in den Elektropop ausgeweitet, nun ist er mit seinem jüngsten Album «Bananas» auf seinen Lieblingsspielplatz zurückgekehrt: fein instrumentierte Songs mit prächtigen, fast schon Abba-himmlischen Melodien, stets an der Schnittstelle zwischen wohlig-freundlich und bissig-böse. Middletons warmherzig packende Stimme mache noch die traurigsten Songs seltsam fröhlich, brachte es der «Guardian» auf den Punkt. Und der «Sunday Telegraph» stellt ihn gleich oben in eine Reihe mit Nick Cave, Leonard Cohen und Johnny Cash. Die besten Songtitel hatte er eh schon immer, genannt nur einen der neuen: «Love Is A Momentary Lapse In Self-Loathing».
Dieses Jahr wird der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, 100 Jahre alt. Das Palace, das bekanntlich über einem Eisenbahntunnel steht, war schon immer an Nah- und Fernverbindungen interessiert. Eine gute Gelegenheit, zusammen über die Geschichte und die Zukunft des öffentlichen Verkehrs nachzudenken.
Der dritte Abend richtet den Blick in die Zukunft. Die Zeitungen sind voll mit Visionen darüber, wie die Mobilität der Zukunft aussehen soll. Selbstfahrende Züge sind nur ein Beispiel. Welche Zukunftsvorstellungen gibt es? Welche sind realistisch? Und welche Auswirkungen haben sie auf das Verkehrspersonal heute und in Zukunft? Inputreferate und Diskussion mit Giorgio Tuti, Präsident SEV, Ruedi Blumer, Präsident VCS, Daniel Müller-Jentsch, Ökonom und Verkehrsexperte Avenir Suisse.
Überraschen tut einen bei Adam Green ja schon lange nichts mehr. Oder anders gesagt: Es gibt fast nichts, dass man diesem Tausendsassa nicht zutrauen würde. Ende der 1990er-Jahre bekannt geworden mit dem Duo Moldy Peaches, entwuchs er schnell der New Yorker Anti-Folk-Szene und legte eine Reihe funkensprühender Soloalben vor, die teils Verkaufsschlager wurden, allen voran «Gemstones» (2005). Nun will und kann Green aber viel mehr als Musik machen. Zum Beispiel Filme: Sein tragikomischer iPhone-Film «The Wrong Ferrari» wirkt laut «Rolling Stone» wie «Fellini auf Ketamin» und seine in Pappmaché-Kulissen gedrehte Märchengroteske «Aladdin» wurde als «the trippiest movie ever made» beschrieben. Zum Beispiel Bildende Kunst: Greens Malerei und Skulpturen waren schon in namhaften Museen in Amerika, Asien und Europa zu sehen, darunter in der Fondation Beyeler in Basel. Zum Beispiel die Schriftstellerei: Nach seinem zweisprachigen Gedichtband bei «Suhrkamp» hat er jüngst das Graphic Novel «War And Paradise» veröffentlicht, ein satirisches Epos über den Krieg zwischen Menschen und Maschinen mit Blitzlichtern ins Jenseits. Greens zehntes Soloalbum «Engine Of Paradise» spielt opulent darauf an, mit Gastauftritten von James Richardson (MGMT), Florence Welch und Jonathan Rado (Foxygen). Erfreulicherweise kommt Adam Green zum dritten Mal ins Palace, nach seinem legendär amüsanten und Appenzeller-schnapsberauschten Konzert (2007) und der filmisch eingebetteten «Aladdin»-Show (2016). Erwarten darf man wie gesagt fast alles, der Typ ist jedes Mal ein Ereignis.
Man muss es nicht unbedingt Cloud Rap nennen, auch wenn viele Parallelen da sind. In der Musik von Akira und P Vlex fliessen zahlreiche Stile zusammen; Latino-Vibes, R’n’B, Rap, Trap und mitunter auch Spuren klassischer Klavierharmonien. Ihre Texte sind in Spanisch, Schweizerdeutsch, Englisch und Französisch, je nachdem was gerade passt – es gibt selten ein Konzept von vornherein, alles entsteht im Freestyle-Modus und wird später zu fertigen Songs verdichtet. Die Beats dazu produziert Yanx und zu dritt haben sie vergangenes Jahr beim Berliner Label «Live From Earth» ihr erstes Mixtape «Babylon» rausgebracht. Es hört sich an wie ein langer bunter Tagtraum voller vernebelten Erscheinungen, formal verspielt, inhaltlich immer zusammengehalten von einem starken Flow und emotionaler Momentaufnahme. Makala macht deftigen Trap mit konkreten Lyrics, ist eines der grossen Westschweizer Raptalente und hatte schon einmal einen legendären Palaceauftritt als Teil der Genfer Superwak Clique im vorletzten Winter, der sich in chaotisch-euphorischer Energie entlud und das Publikum wild vor der Bühne tanzen liess. Selten sprühte solche Begeisterung über die Sprachgrenzen hinweg Funken, was in der Schweizer Musikszene bekanntlich selten ist – und auch auf Makalas Show dürfen wir gespannt sein, denn sein neuestes Soloalbum «Radio Suicide» verspricht viel. Abgerundet wird die Nacht vom Rap History DJ-Team.
«Niemals» werde man Deniz Yücel nach Deutschland ausliefern, erklärte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Frühjahr 2017. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der deutsch-türkische Journalist seit zwei Monaten im Hochsicherheitsgefängnis Silivri bei Istanbul. Die Inhaftierung des Türkei-Korrespondenten der Zeitung «Die Welt» führte in Deutschland zu einer riesigen Solidaritätsbewegung. Mit einem Protestmittel ganz nach dem Humor des Gefangenen: Autokorsos! Nun hat «Besserdeniz» über seine Zeit in der Haft ein Buch geschrieben: Gemäss Untertitel ist es eine «Geschichte über Freiheit und Freundschaft, Demokratie und Nichtsodemokratie». Er schildert, wie er das Jahr in Einzelhaft verbrachte, wie es ihm immer wieder gelang, die Überwachung zu überlisten und wie er schliesslich unter abenteuerlichen Bedingungen freigelassen wurde. Yücel zeichnet aber auch die Entwicklung der Türkei nach, vom hoffnungsvollen Aufbruch der Gezi-Revolte über den Kurdenkonflikt bis zum Putschversuch des Militärs. Mit dem Einmarsch des Erdogan-Regimes in Nordsyrien hat sich die Entwicklung weiter dramatisiert. Im Palace stellt Yücel sein Buch vor und spricht mit «Die Wochenzeitung – WOZ»-Journalistin Anna Jikhareva.
Nach Traktoren, Kühen, geschorenen Schafen, Volksmusik, Degustationsscharmüzeln und dem Volkskultur-Brimborium zurück zur Discounter-Kultur: mit Dekadance-Disco von DJ Glampagne und dem überraschendsten Discountschlager je.
EINZIGES KONZERT IN DER DEUTSCHSCHWEIZ
Die Verarbeitung einer Trennung ist individuell und persönlich: Manche ziehen sich zurück, andere preschen gleich in die nächste Beziehung und Dritte legen sich ein Haustier zu. Alexandra Levy aka Ada Lea hat die emotionalen Kurven ihrer Trennung einer romantischen Beziehung künstlerisch verarbeitet. Dabei ist ein musikalisches Tagebuch der ersten 180 Tage nach der Trennung entstanden, das Levy auf ihrem Debütalbum «what we say in privat» nun auf Conor Obersts Label «Saddle Creek» veröffentlicht hat. Es beschreibt ihre persönliche Verzweiflung, das emotionale Auf und Ab, die Suche nach dem eigenen Ich, das Verlangen nach einer Erlösung. Field Recordings, unter anderem von Winternächten in ihrer Heimatstadt Montréal, bereichern Levys wunderbare Pop-Songs und ergänzen ihre Stimme und die warme Instrumentierung. Jon Hood, die Band um die Luzerner Sängerin und Songschreiberin Joan Seiler, schwebt ähnlich melancholisch durch ihre Songs. An diesem Abend wird sie im Duo mit Schlagzeuger Dominik Meuter den Abend eröffnen.
Musikstreaming-Plattformen sind voller Konzentrationsmusik; meist sind das sogenannte Alphawaves, die ähnlich umspühlend wie Walgesang klingen. Vielleicht ergibt die Musik eine Konzentrationssteigerung, weil wir an die unendliche Weite und Einsamkeit auf offener See erinnert werden und von nichts anderem ausser dem einen oder anderen Fisch abgelenkt werden. Über kreativitätsfördernde Musik lässt sich streiten, denn wie beeinflusst welche Musik welche Ausdrucksform? Und funktioniert das Ganze auch umgekehrt? Was machen «sum nice gurltunes» von Yung Porno Büsi an den Plattentellern mit den Illustratorinnen Lika Nüssli, Julia Kubik und Luisa Zürcher an den Stiften? Und wie beeinflussen die auf die Leinwand übertragenen Zeichnungen die Musik und die Bewegungen der Tanzenden? Kreis da, Pirouette dort, Rewind hier!
Die Stadt St.Gallen lädt zur öffentlichen Kulturpreisverleihung. Mit Anerkennungs-, Förderungspreisen und Werkbeiträgen werden St.Galler Kulturschaffende aus unterschiedlichen Bereichen ausgezeichnet.
Einziges Konzert In der Deutschschweiz
Es brennt an allen Ecken und Enden und alle scheinen mit riesigen Fuck-You-All-Tafeln durch die Gegend zu rennen. Jaja, teils zu Recht. Aber teils ist es einfach bitz ungemütlich und unnötig lärmig und unfreundlich geworden – da grinst Juan Wauters und sein liebevoller und moderner Popmusik-Entwurf just im richtigen Moment um die Ecke. Das Private war schon immer politisch und zwischen den vielen idiotischen Haudraufs sind es Zärtlich- und Behutsamkeit sowieso. Und davon quellen die Gitarrenkoffer des uruguayischen Singer-Songwriters über. Immer leicht unter Watte und minimalst verpennt, tupft er seine Lyrics in eine halbwegs minimalistische Klanglandschaft, die ab und zu vielleicht mal von einer Flötenmelodie und anderen eher spitzigen Sounds durchbrochen wird. Ein wenig erdiger, aber nicht minder vorsichtig ist der Folk von Melissa Kassab. Ihr Gitarrenkoffer hat auf vielen Reisen schon so einigen Staub gefressen, aber Kassab verwandelt ihn in allerfeinsten Bio-Glitter. Ein wunderbares Gespann für einen Abend ohne Tafeln gegen alle Fuck-Yous dieser Welt.
Schmerz lass nach! DJ Die Härte bringt dich zum Weinen. Und zwar so richtig: Einen Abend lang werden die traurigsten Songs der Welt gespielt. Altbekannte Meister_innen der Schwermut kommen genauso zum Zug wie Gelegenheitsmelancholiker_innen. Mit einigen Ausnahmen werden insbesondere Songs gespielt, die zwar zu den schönsten dieser Welt gehören, aber grösstenteils aus der Öffentlichkeit verbannt wurden, weil sie den Ansprüchen des Gute-Laune-Radios, der Kaufrauschhintergrundmusik oder der euphorisierten Dancefloors nicht gerecht werden. Wir werden solidarisch leiden – Taschentücher gibt es an der Bar for free.
Die Luzernerinnen Juan und Blerim bringen gefüllte Kisten mit Platten aus aller Welt: Turkish Psych aus den 70ern, Anti-Disco aus Amerika und Bassmusik aus Frankreich. Oder dann doch Cumbia aus Holland? Die beiden Frauen spielen Musik, die nur eines möchte: Alle sollen wild und frei von allen Zwängen tanzen und über das Parkett hüpfen bis das Bett ruft!
Folgt man den neuesten Studien, hat es die Chancengerechtigkeit in der Schweiz schwer, vom Fleck zu kommen. Trotz vielfältiger Bemühungen auf allen Ebenen ist man vom Ziel, die unterschiedlichen Startchancen der Kinder auszugleichen, noch immer zu weit entfernt. Nach einem Impulsreferat zum Forschungsstand von Judith Pekarek, Studienbereichsleiterin Erziehungswissenschaften PHSG, berichten im Gespräch mit Rolf Bossart zwei vielseitig engagierte Lehrer über die aktuelle Situation und ihre Erfahrungen, Erfolge und Schwierigkeiten in den letzten rund 20 Jahren in der Stadt St.Gallen: Hanspeter Krüsi, frisch pensionierter Schulleiter des Schulhauses Heimat-Buchwald und Leiter Akademie FCO/FCSG sowie Andreas Hobi, Lehrer im Schulhaus Schönenwegen und Stadtparlamentarier Grüne.
Türöffnung: 18:11 Uhr & 20:22 Uhr
Der Weltrekord bei der Interpretation des «Hummelflugs» von Rimski-Korsakow liegt derzeit bei 53.82 Sekunden – das sind 13 Noten pro Sekunde. Das Chuchchepati Orchestra mit seinen acht Lautsprechern versucht diesen Rekord nun mit der langsamsten Interpretation des Stückes zu unterbieten. In einer installativen Konzertserie wird pro Aufführung jeweils nur ein Takt der Komposition interpretiert. Slow Motion statt Akzeleration, eine Hommage an die vom Aussterben bedrohte Welt der Insekten. Im Konzert verweben sich Feldaufnahmen der kollektiven Lebewesen mit den Instrumenten des Musikkollektivs. Es entstehen Muster, Strukturen und Flächen, welche sich gegenseitig ergänzen und befruchten. Das Chuchchepati Orchestra schwärmt aus und hebt ab im oktaphonen Raum über der blühenden Spielwiese.
Mit Patrick Kessler, Kontrabass, Elektronik, Orchesterwart und Ludwig Berger, Klangregie, Feldaufnahmen.
Diesen Abend in die Schublade «Jazz» zu stecken, wäre eine Untertreibung erster Güte. Denn weder Nadah El Shazly noch Manuel Troller lassen sich von irgendwelchen Konventionen einsperren, sondern sprengen jegliche Genre- und Klanggrenzen. Nadah El Shazly, zum ersten Mal mit Band in Europa unterwegs, entführt gekonnt traditionelle Musik in Free Jazz, schwebende Elektronik und progressiven Pop. Mit ihrer Stimme, die, wie der «Musikexpress» schreibt, «so schön und bezirzend ist, dass man damit drei Jahre alte Telefonbücher verkaufen könnte», führt sie durch die verwobenen Songs und schickt Italowestern-Gitarren, gleichwohl wie Bass-Drones und virtuose Melodien in einen Soundwald, der in den verschiedensten Farben aufblüht. Manuel Troller, wohl einer der aufregendsten Gitarristen der Schweiz, weiss genau wie El Shazly mit scheinbar unmachbaren Verbindungen aufzuwarten: Der Schnellertollermeier-Gitarrist bedient sich in seinen Solokonzerten Elementen der Minimal Music sowie afrikanischer Traditionals. Er verflicht gewaltige Rhythmik mit statischen Zuständen, was an elektronische Songstrukturen erinnert. Von fragilen Saitenklängen bis zu Orchestralem weiss Troller alles auszuloten, was sein Instrument hergibt. Ein Abend mit Gänsehaut-Garantie!
Einziges Konzert in der SChweiz
Omni, der Name und die Herkunft aus Atlanta (Georgia) lassen es nicht unbedingt vermuten, sind ein elektrisierendes Trio um Frankie Broyles (Ex-Deerhunter) und Philip Frobos (Ex-Carnivores), das wieder unerhört Lust macht auf Gitarrenmusik. Quirlig, drahtig, rastlos verspielt und groovig treibend bauen sie auf grossen End-Siebziger-Referenzen wie Television, Devo, Talking Heads oder Gang Of Four einen köstlich nervösen, keck zuckenden und mäandernden Sound, der Kopf und Körper gleichermassen anregt und in Bewegung bringt. Alles andere als ein müder Abklatsch und schon gar nicht einfach in der Post-Punk-Schublade zu versorgen. Mit den dunklen und unglücklichen Stimmungen, die so oft mit Post-Punk assoziiert werden, haben Omni nichts am Hut. Viel lieber bezeichnen sie sich als «New Wave Rock and Roll Band». Und belegen auch mit ihrem soeben erschienenen dritten Album «Networker», nunmehr auf dem legendären US-Indie-Label «Sub Pop», dass guter Pop einfach (auch) komplex sein darf. Das St.Galler Gitarren- und Schlagzeugduo Too Mad schraubt zur Eröffnung des Abends Garage-Rock-Gitarrenriffs auf harte Drumgrooves. Ab und zu mit dem Vorschlaghammer in der Hand, verlieren sie doch nie das Gespür für sanftere Flächen.
Der Tango glänzt auf und neben der Leinwand. Zu Ehren des grossartigen argentinischen Komponisten Astor Piazzolla, präsentiert das Lateinamerikanische Filmfestival Pantalla Latina exklusiv den Dokumentarfilm «Piazzolla, The Years of the Shark» Vor der Vorstellung gibt es für alle Liebhaber_innen des Tangos und des legendären Argentiniers ein Konzert im Palace.
Monica Tarcsay, Violine / Luciano Jungman, Komponist, Bandoneonist
Die einzigartige Tanznachtreihe lädt im November einen Gast aus Luzern an die Plattenteller. Miss Brownsugar tischt gemeinsam mit Gastgeber Herr Wempe ihre exzellente Auswahl an Soul, Funk, Disco- und Rap-Platten auf.
Wir essen Fleisch. Roshan Adhihetty auch. Tiere werden geschlachtet, zu Essen zubereitet und von Verbraucher_innen mit Selbstverständlichkeit eingekauft. Der Tötungsakt geschieht weit entfernt und scheint in unserer westlichen Gesellschaft verdrängt zu werden, beziehungsweise nicht von Bedeutung zu sein. Woher das Tier kam, wie es starb und in seine Einzelteile zerlegt wurde, ist selten sichtbar. Die Bilder der Fotoserien «Animal Frame» zeigen, wie sich Roshan Adhihetty an diese Problematik annähert. Er möchte mit seiner Dokumentation der sterbenden und toten Tiere nicht belehren oder im moralischen Sinne den Fleischkonsum verneinen. Vielmehr setzt er sich mit dem Sichtbarmachen eines solchen Themas auseinander und möchte die Gedanken der Betrachter_in anregen. In Kooperation mit dem Haus zur Ameise.
EINZIGES KONZERT IN DER SCHWEIZ
Den Hip-Hop-Purist_innen sind sie zu abgedreht und weird, den Gelegenheits-Rap-Fans wiederum zu klar im klassischen Hip-Hop verortet. Injury Reserve fallen zwischen Stühle und Bänke, wo sich das Trio aus Phoenix offensichtlich auch ganz wohl fühlt. Pop-Ambitionen und fieberhafte Renitenz schliessen sich hier nicht aus und so fügt sich das ungleiche Trio, bestehend aus Rapper Ritchie With a T und Stepa J. Groggs und dem Produzenten Parker Corey, breit grinsend in die Reihe prominenter Rap-Weirdos wie Brockhampton, Jpegmafia oder Slowthai ein. Xanax-Trap-Kids werden wenig begeistert sein, wer auf einfallsreichen und rastlosen Hip-Hop steht, umso mehr. Eine ähnlich offene Beziehung zu Hip-Hop pflegt die Londonerin Elheist. Sie ist definitiv keine für Kategorien und versteht es bestens, in einem Song Elemente aus vielen Sounds und Styles der englischen Clubmusik zu vereinen. R’n’B, Grime, Noise, Garage, you name it. Das klingt jederzeit zukunftsweisend. In dieser Nacht, die musikalisch in viele Richtungen weist, haben auch die kauzigen Pop-Miniaturen von Taylor Skye einen Platz.
Seit Jahren liegen rund 300 Platten im Palace Keller, DJ Set wurde die umfassende Sammlung von einem Musikliebhaber vermacht. Bis dato ist die Sammlung unerforscht – nun wird der schwarze Schatz geborgen: In einer öffentlichen Plattenlese gehen DJ Set und DJ Hans Casablanca auf eine Expedition ins musikalische Ungewisse und legen die unbekannten und noch nicht gehörten Platten auf. Auf eine wilde Tanznacht oder doch eine musikalische Grenzerfahrung, die Plattenlese wird es zeigen!
«bandXost»-Afterparty
Vor 25 Jahren endete die Apartheid mit den ersten freien Wahlen in Südafrika. Das neue demokratische Südafrika war mit der Hoffnung verbunden, die diskriminierenden und rassistischen Strukturen der Apartheid überwinden zu können. Entgegen diesen Hoffnungen sind die sozialen Ungleichheiten in Südafrika enorm. Wiederholt und jüngst im Sommer 2019 kam es zu gewaltsamen Übergriffen gegen Migrant_innen aus afrikanischen und asiatischen Ländern. Mit Mondli Hlatshwayo, ehemaligem Anti-Apartheid-Aktivist, der sich seit langem mit Problemen der Migration, Rechten der Arbeiter_innen und Bildungschancen auseinandersetzt und mit Busisiwe Diko, Aktivistin bei «Abahlali baseMjondolo», eine in Durban entstandene Bewegung gegen Vertreibungen von Slumbewohner_innen, die sich für das Recht auf Wohnen und für ein neues Landrecht in Südafrika einsetzt. Die Veransaltung findet in englischer Sprache statt.
«Was fotografierst du?» – «Alles.» «Wohin möchtest du gehen?» - «Überall hin.»
«From...To...» ist Archiv und Storyboard zugleich. Es zeigt die 2002 bis 2018 entstandene fotografische Arbeit von Jiří Makovec. Aufgenommen in Strassen, in schwach beleuchteten Gassen, bei festlichen Umzügen, auf leeren Grundstücken und überall sonst, wo er hingeht. Die Fotografien veranschaulichen den Ansatz von Jiří, der weder dokumentarisch noch fiktiv ist. Auch wenn einige seiner Bilder gestellt aussehen mögen, sind es meist zufällig festgehaltene Situationen. Innerhalb unterschiedlichster Gesellschaftsschichten, wo jede_r und alles seine zugewiesene Position zu haben scheint, überschreitet Jiřís Blick Ethnien sowie Klassen- und Altersgrenzen durch den einfachen Akt des Schauens. Die Fotografien von Jiří Makovec werden an diesem Abend grossformatig projiziert und er selbst wird genau diese Twelve-inches auflegen, die auch als Vorlage für das Buchformat und als Auslegefläche für seine 1525 Abzüge gedient haben. Gleichzeitig erscheint eine Collector's Edition mit einem nummerierten und signierten C-Print.
In einem zehntägigen künstlerischen Workshop setzen sich die Jugendlichen des Integrationskurses der GBS begleitet vom Künstler_innentandem Ann Katrin Cooper und Tobias Spori mit einem Thema, Text oder Theaterstück auseinander. Sie arbeiten acht Tage im Palace, bevor sie am neunten Tag ihre Entdeckungen vor Publikum präsentieren. Unerschrocken und mutig.
Kitsch hier, Sterne dort, Glühwein da, Samichläuse wohin das Auge reicht und schon wieder dieses nervtötende Weihnachtslied. Genau, es ist wieder Weihnachtszeit und die Konsumsuppe wird heiss gekocht. Doch an diesem ersten Donnerstag des Monats tanzen wir fernab von Weihnachtskitsch und Eierlikör mit DJ Monte Cristo und einem fremdländisch anmutenden Discounterschlager!
One Sentence. Supervisor aus Baden sind keine normale Indieband – sie sind ein mysteriöses Puzzle. Sowohl in ihrem Sound als auch im Artwork setzen sich viele Elemente zu einem neuen Ganzen zusammen. Da gibt es zum Beispiel das lustige nachgestellte Promo-Stockfoto mit fröhlichen Businessmenschen, die sich die Hände reichen. Und Musik, die gleichermassen durchzogen ist von düsterem Hall, optimistischem Drive, Experimenten und Repetition. Es geht nicht um aktuelle Hypes und Massenerreichungstricks nach Lehrbuch, sondern darum, den eigenen Klang zu finden und trotzdem immer weiter zu suchen. Auch der Titel ihres neuesten Albums «Acedia» ist mysteriös: Wie ist das gemeint? Sorglosigkeit als etwas Gutes, Befreiendes, oder doch eher Nachlässigkeit im zerstörerischen Sinn? Der mittelalterliche Begriff heisst Zweifel, Erschöpfung der Seele, ein von Innen angefaulter Glaube. Ins Heute übersetzt liesse sich Acedia als das dumpfe Unbehagen beschreiben, das dich überfallen kann, wenn du übers Wochenende nach Barcelona fliegst und auf dem Weg zur Strandbar zufällig in eine Klimademo gerätst. Die Neuenburger Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Emilie Zoé hat vergangenen Winter, zusammen mit Schlagzeuger Nicolas Pittet, «The Very Start», ihr zweites Studioalbum nach «Dead End Tape» (2016) rausgebracht. Damit ist es ihr in kurzer Zeit gelungen, einen unverwechselbaren Stil zu entwickeln. Zarter und kraftvoller Gesang mit roher Instrumentierung, einfache, eindringliche Texte und überhaupt so viele unmittelbare und authentische Gefühlsübermittlung, dass jedes Publikum, so unantastbar und cool es sich auch vornimmt zu sein, in kürzester Zeit zu einem gebannten Klumpen der Rührung und Faszination zusammen schmilzt.
Anfang 2020 erscheint mit «EXO» das siebte Solo-Album von Bit-Tuner. Der Exil-St.Galler muss dem Palace-Publikum wahrscheinlich nicht näher vorgestellt werden. Nicht wenige seiner zahlreichen Auftritte als Bit-Tuner, mit Stahlberger und Göldin sind legendär. Berühmt für gnadenlose Bässe und ausgefeilte Klangeskapaden, die auch überzeugte Antitanzende in Schwingung bringen, ist Bit-Tuner einer der meist gesehenen Gäste auf der Palace-Bühne. Nun stellt er im Palace die in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Joerg Hurschler entwickelte audiovisuelle Live-Show vor. Weitgehend während seines zweijährigen Aufenthaltes in Athen entstanden, waren die sozialen und strukturellen Umbrüche prägende Einflüsse in der Entstehung des Albums, das Bit-Tuners Schaffen entscheidend weiterentwickelt. Das nahezu beatlose Album erzählt eine Geschichte von Umbruch und Neubeginn. Joerg Hurschler erschafft vom Album inspiriert in monatelanger Arbeit eine sonderbare visuelle 3D-Welt, die er mit ätherischen Wesen bevölkert. Im Geiste eines Dokumentarfilmers erkundet er diese Welt über die Länge des Konzerts immer weiter. Es entsteht eine neue Form des cineastischen Storytellings, live vertont von Bit-Tuner. Im Anschluss an das Screening leitet die Luzerner Musikerin Belia Winnewisser mit ihrem Live-Set in die Nacht über, bevor Bit-Tuner abermals mit einem Club-Set seine Bässe in den Saal feuert. Umrahmt wird die Nacht vom Zürcher DJ Ink!
Die Produktionsweise verändert sich zur Zeit sehr rasch. Viele Menschen werden in naher Zukunft Schwierigkeiten haben, ihre Anstellungen zu behalten, weil die Tätigkeiten, die sie aufgrund ihrer Ausbildung ausüben, verschwinden. Gleichzeitig entstehen viele neue Tätigkeitsfelder, für die viele Menschen nicht qualifiziert sind. In der Schweiz sind in den letzten 20 Jahren zahlreiche Menschen in prekäre Lebensumstände geraten. Beinahe fünf Prozent der erwerbstätigen Menschen sind von Armut betroffen. Der Bundesrat erachtet das Problem als unwichtig und reduziert die Mittel zur Armutsbekämpfung. Die gängigen Ansätze der Sozialen Arbeit sind ebenfalls oft nicht hilfreich für die Betroffenen. Was aber wären gute Bedingungen für eine solidarische Politik gegen Armut? Referat von Dr. phil. Erich Otto Graf, Sozialwissenschaftler und Institutionsberater, anschliessend Diskussion.
Only Swiss Show
Mister Robert Forster aus Brisbane kurz vor Weihnachten zurück im Palace: Das ist eine besondere Freude. Der australische König des eleganten Jingle-Jangle-Pop, gewiefter Songwriter und schillernder Pop-Connaisseur, New-Wave-Szenenlegende mit den grandiosen, aber nie ganz weltberühmt gewordenen The Go-Betweens, gastierte bereits im Dezember 2015 mit seinem Album «Songs To Play» in St.Gallen: Das Solokonzert vor gut gefülltem Haus bleibt in sehr guter Erinnerung als mitreissende Show voller Momente für die sogenannte Ewigkeit, nicht zuletzt wegen Forsters Erzählungen zwischen den feinen Musikstücken. So lüftete er beispielsweise das Geheimnis seiner vielen Rain-Songs, das letztlich auf den Regen-Hits von CCR gründe. Dass der verehrte Dramatiker Eugène Ionesco Paris gern zugunsten der «Erholungsstadt» St.Gallen verliess, faszinierte Forster derart, dass er auf der Palace-Bühne eine eigene Inszenierung eines absurden Ionesco-Klassikers in Aussicht stellte. Daran könnte man ihn nun erinnern, wenn er sein neues Album «Inferno» – ja, der Titel bezieht sich auf die auch an der australischen Ostküste spürbare Klimaerwärmung – präsentiert, sowie erwartungsgemäss einige Go-Betweens-Favoriten, wie «Here Comes A City» oder «Surfing Magazines». Dies erfreulicherweise begleitet von seiner Frau Karin Bäumler an der Violine und am Mikrofon. Ansonsten hat sich seit 2015 viel getan: Forster hat seine bejubelten Memoiren über die Freundschaft mit dem 2006 jäh verstorbenen Go-Betweens-Kompagnon Grant McLennan veröffentlicht («Grant & I») und für «Domino Records» die vollständige, zweibändige Band-Anthology seit 1978 herausgegeben, dazu erschien ein fabelhafter Film («Right Here») über die Gruppe, die eigentlich den Stellenwert von R.E.M und The Smiths haben müsste; immerhin wurde in ihrer Heimatstadt Brisbane eine grosse Brücke nach ihr benannt, was Forster stets mit seiner unnachahmlich charmanten Ironie kommentiert. Sein Landsmann Nick Cave hat ihn einmal den wahrhaftigsten und sonderbarsten Poeten seiner Generation genannt. Das trifft bis heute zu – und sicher ist er der bezauberndste Musikdandy, den Australien je hervorgebracht hat. Wow, welcome back!
Was Stefanie Sargnagel, Christiane Rösinger und Denice Bourbon gemeinsam haben, abgesehen davon, dass sie alle drei begnadete Entertainerinnen sind, ist, dass es schwerfällt, sie in künstlerische Kategorien einzuordnen. Trotzdem ein Versuch: Stefanie Sargnagel ist Autorin, Cartoonistin, Hysteria-Burschenschafterin und immer wieder ein Dorn im Auge rechter Trolls und Journalisten aus dem FPÖ/ÖVP- und Kronenzeitung-Umfeld. Denn sie lässt nicht nach, diese humoristisch anzugreifen oder geschickt zu kontern, wenn sie – meistens sehr unlustig und bedrohlich – von ihnen angegriffen wird. Christiane Rösinger, bekannt geworden mit den Bands Lassie Singers und Britta, hat ein Musical über die Berliner Mietpreiskrise geschrieben, das diesen Herbst im Theater Hebbel am Ufer in Berlin aufgeführt wurde. Sie ist ausserdem Buchautorin und Galaistin der legendären Flittchenbar, gibt Deutschkurse für Geflüchtete und macht nachwievor Lieder, die auf klare und poetische Art das politische wie private Zeitgeschehen kommentieren. Denice Bourbon hostet den PCCC* Politically Correct Comedy Club – Wiens ersten queeren Comedyclub, macht Burlesque-Shows, organisiert Partys, tanzt, singt, erzählt Witze und tourt als Djane durch Wiens Clubszene. Oder, wie sie selbst sagt: «Ich mache alles, was Kunst ist, ausser malen.» Mit 37 hat sie mit «Cheers! Stories of a fabulous queer femme in action» bereits eine vorläufige Autobiografie geschrieben. Nun werden diese Superkräfte der Abendunterhaltung zum ersten Mal auf einer Bühne gebündelt. Welch Glück für die deutschsprachige Humor- und Glamourlandschaft!
Aus knapp 80 eingereichten Kurzfilmen und Clips von jungen Filmemacher_innen aus der Ostschweiz werden die Besten und Frischesten in den Kategorien U20, Ü20 und Musik-Clips auf der grossen Kinoleinwand gezeigt und von einer Fachjury ausgezeichnet. Dabei ist alles erlaubt: Animations-, Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilm.
Seit Beginn des Teilrückzugs der US-Armee aus Syrien und der «Operation Friedensquelle» am 9. Oktober hat die Türkei einen 120 Kilometer langes und über 30km breites Territorium mit den beiden Städten Tal Abyad und Sere Kaniye besetzt und damit die Syrischen Demokratischen Kräfte gezwungen, sich auf einen Deal mit Russland und dem syrischen Regime einzulassen, der eine Rückkehr der syrischen Armee an die Grenze und die Übernahme militärischer Stellungen durch die Russische Armee inkludiert. Nach dem Verlust von Afrin 2018 steht nun auch der Rest der Selbstverwaltung Nordsyriens unter massivem Druck. Über 200.000 Menschen sind erneut auf der Flucht und selbst ein von Russland mit der Türkei ausverhandelter Waffenstillstand hat nicht zur Einstellung türkischer Angriffe auf die christlich dominierte Stadt Tal Tamar geführt. Was steht mit der Bedrohung der Selbstverwaltung auf dem Spiel und wie kann zumindest ein Teil der Autonomie Nord- und Ostsyriens bewahrt werden? Dazu spricht der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger von der Universität Wien, der in den letzten Jahren regelmäßig Feldforschung in der Region betreibt und mehrere Bücher und Artikel zu den Kurd_innen in Nordsyrien veröffentlich hat.
Das Chuchchepati Orchestra (Horizont Orchester) mit Klangforscher, Kontrabassist und Orchesterwart Patrick Kessler, Pianist Fabian Müller und 3D-Manipulator und EFX-Bediener Sandro Heule wird Songs andrehen und noch weiter in die dritte Dimension schicken.«This Song Turns Me On» ist das Motto dieses Abends – die Installation der acht grossen Lautsprecher wird noch weiter in den Raum wachsen und in der Höhe ver-, ein- und wieder ausgedreht. Der bekannte Doppler-Effekt (falls doch nicht bekannt: Die Veränderung der Tonhöhe eines sich bewegendes Klangs) kann einpacken: Das Chuchchepati Orchestra bietet ein spür- und hörbares Surround-Erlebnis, das einen Schritt weiter ist.
Mit Patrick Kessler: Kontrabass, Elektronik, Orchesterwart, Fabian Müller: Piano, Synthesizer und Sandro Heule: 3D-Manipulator, EFX
Beim traditionell vorweihnächtlichen Soul Gallen laden Herr Wempe und der legendäre Soul Rabbi erneut zum Tanz. Während andere auf den Weihnachtsmann warten, spielen die beiden Herren die heissesten Soul-, Funk- und R'n'B-Tunes aus ihren Plattenkisten. Einmal mehr landet nur auf Vinyl gepresste Musik auf den Plattentellern, wenn es heisst: «Get dressed & put on your dancin' shoes!»
Irgendwo zwischen Holland und Südostasien liegt eine imaginäre tropische Insel, auf der eine Hippie-Gemeinschaft in Hasen- und Tigerkostümen wild tanzend die Gegenwart aufmischt – nichts lieber, als im Winter dorthin zu reisen und sich verführen zu lassen. Das kann man mit Yīn Yīn, der Band des Drummers Kees Berkers (Baby Galaxy) und des Gitarristen Yves Lennertz (Bounty Island) aus der holländischen Student_innenstadt Maastricht, die zu einem Aushängeschild des innovativen Genfer Labels «Bongo Joe Records» geworden ist. «Thaichedelic» nennen Yīn Yīn ihren mitreissenden Mix aus 60er- und 70er-Psych Pop, Disco, Funk und elektronischer Musik, den sie auf ihrem soeben erschienenen Album «The Rabbit That Hunts Tigers» in schillernden Klangfacetten ausbreiten. Ein phänomenales Werk, zu dem man konzentriert arbeiten, aber auch komplett ausflippen kann. Live sowieso, und am besten mit einigen scharfen Cocktails in der Birne oder wenigstens der Absicht, das Bewusstsein weit über europäische Befindlichkeiten hinaus zu erweitern. Oder um es, allez hopp, mit Yīn Yīn-Songtiteln zu sagen: «Dis kô Dis kô», «Pingpxng», «On Yīep»!
Dr. Dre, 2Pac, Snoop Dogg, Busta Rhymes, G-Unit, Eminem, 50 Cent, Pharrell Williams, Soulja Boy, Ice Cube, Kendrick Lamar, Solange, Thierra Whack, Freddie Gibbs und und und. Die Liste ehemaliger und aktuell gesignter Hip-Hop-Acts beim 1990 in Santa Monica gegründeten Label «Interscope Records» ist lang und beeindruckend. Noch länger wird sie, wenn alle Pop- und Rock-Künstler_innen und Bands drangehängt werden (des Namedroppings wegen: u.a. Madonna, The Cure, Billie Eilish), die jedoch an diesem Abend nicht im Fokus stehen sollen – denn DJ Reezm und Paul Neumann laden zu einem tanzbaren Rap History-Seminar über dieses bahnbrechende Recordlabel, das dem Westcoast-Rap endgültig zum Durchbruch verhalf.
Pünktlich zum Vakuum zwischen post-weihnächtlichem Überdruss und pre-neujährlichen Vorsätzen bringen uns Wayne Champagne, DJ Dolce und DJ Die Härte warme und tanzbare Musik aus allen Ecken der Welt! Comme toujours für einen Fünfliber und bis spät in die Nacht.
Silvester ist eigentlich nicht mehr als ein Dreimetersprungbrett. Das vergessen die meisten immer wieder. Es ist dasselbe Becken, aus dem man kam und in das man wieder springt. Aber dieses Rauskommen, Leiter hochklettern, sich ein wenig zieren und dann doch mit viel Tamtam endlich springen: Das reicht aus, um es sich als Neuland einzureden und eine Weile wie neugeboren darin zu schwimmen. Und tatsächlich wird über den Jahreswechsel manchmal das Wasser gewechselt, Rasen gemäht (es ist trotz akutem Winter ein Freibad-Bild), die Kioskbelegschaft getauscht oder der Schliesskastenschlüsseltarif erhöht. Trotzdem: Silvester ist ein Feiertag, eine Partynacht, ein grosses Zusammenkommen, auf das sich die meisten freuen, weil Übergänge immer spannend sind und Partys meistens auch. An dieser Silvesterparty gibt es zuerst ein kleines Vorspeisenbuffet an Abendunterhaltung mit Freund_innen der Kippnacht, die diverse Jahresrückblicke präsentieren, strukturiert durch Moderation, Überraschungsmomente und Zeitdruck. Später, im vom Mondschein und Scheinwerferlicht beleuchteten Wasser des 2020 wird es eine ausgelassene «All you can eat»-Orgie aus bretterbiegenden Para-Hits der üblichen verdächtigen Haus-DJs geben, und die immergleichen Sessel zum Runterkommen.