Veranstaltungsarchiv
«Tell me, where are we going, oh, what’s the future showing?» singt Marvin Gaye 1972. Mit warmem und treibendem Soul, Funk & R’n’B starten wir sogleich in die Zukunft und brechen das neue Jahr an. Zugleich feiern wir ein Jahr Soul Gallen, genau 13 Mal haben die Herren Wempe, Novak und Sanfilippo die Plattenspieler im Palace bisher in Fahrt gebracht. Get dressed and put on your dancing shoes!
AUSSERRHODEN – IN NACHBARS GARTEN
Appenzell Ausserrhoden – zum einen ist unser Nachbarkanton bekannt für die liberale Tradition und linke Freigeister: Die Ausschaffungsinitiative wurde in der Ostschweiz beispielsweise nicht nur von der Stadt St.Gallen abgelehnt, sondern auch von Trogen oder Rehetobel. Die kleine Ortschaft Wald verfügt sogar über ein Ausländerstimmrecht auf kommunaler Ebene. Appenzell Ausserrhoden – zum anderen macht der Kanton negative Schlagzeilen mit seiner Steuerpolitik: Die Gewinnsteuer für Unternehmen ist mit sechs Prozent die tiefste der Schweiz, auch hohe Vermögen werden steuerlich extrem begünstigt. Die Offroader der Steuerflüchtlinge stauen sich im Riethüsli. Wohin entwickelt sich Ausserrhoden? Und was bedeutet das für St.Gallen? Im Januar unternimmt die Erfreuliche Universität ungefragt Spaziergänge in Nachbars Garten.
Im Vorfeld seiner Ausstellung über Appenzeller Gärten, die ab März im Museum Herisau zu sehen sein wird, spricht der Gärtner und Landschaftsarchitekt Roman Hähne über seine Recherchen zur Bedeutung und Entwicklung von Appenzeller Nutzgärten sowie das Spannungsfeld zwischen traditioneller Gartenarchitektur und Gartensitzplatz, Grill und Thujahecken.
Die Botschaft von Navel – Jari Antti, Steve Valentin, Michael Christ – an alle FreundInnen der dicken Musik ist klar: We. Are. Back. Zurück mit dem lang ersehnten zweiten Album, das da heisst «Neo Noir» und am 4. Februar in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Nois-O-Lution Records (Berlin) erscheint. Drei Jahre nach dem europaweit gefeierten Paukenschlag-Debut «Frozen Souls», mit dem die Band aus dem wilden Laufental bei Basel zeigte, dass böser, brachial hämmernder Rock'n'Roll auch im verschlafenen Alpenland noch nicht tot ist. Das Palace hat nach manchen umwerfenden Navel- und Jari-Antti-Sologastspielen die Ehre der Neo-Noir-Premiere, noch vor der eigentlichen Record-Release- Show in der Kaserne Basel (11.2.). «Keine Täuschungen geplant», verspricht Navels Personal Jesus Chrigel Fisch. Wir glauben ihm aufs Wort, ähm, auf die Faust. Im Vorprogramm spielt das slowakische Girl-Rock’n’Roll-Duo Youcoco. Deren Drummerin lebt teilweise in St.Gallen und hat uns beim Konzert der Warlocks im November eine CD in die Hand gedrückt: «Wir wollen spielen». So schnell kann es gehen. Fans von The Kills und PJ Harvey aufgepasst!
Schauen, hören, staunen – und am Ende beglückt und berauscht sein von einem einzigartigen Hörfilm. Oder Sehsound. Und dies auf einer Art Schöpferthron mit Kopfhörern auf dem Säntis. Die täglichen Bilder der dort installierten Webkamera flimmern als Zeitraffer-Meteo-Filme über die Leinwand, derweil bekannte Ostschweizer Musiker einen betörenden, mitunter verstörenden Soundtrack liefern. Während das Publikum in die Sphären der tanzenden Isobaren eintaucht, die Gezeiten des Nebelmeers verfolgt und strube Wetterumwälzungen beobachtet, suchen und erfinden Norbert Möslang (Cracked everyday-electronics), Peter Lutz (Gitarren), Patrick Kessler (Kontrabass), Frank Heer (Cello) und Initiant Sven Bösiger (Trümpi, Rectronics) live hoch konzentriert und einfühlsam Töne und Geräusche, Songs und Tracks – als Solisten eines fantastischen Orchesters, das im unerhörten Zufall zu einer überirdisch spannenden Landschaftsmusik zusammenfindet. Nicht zu vergessen der Schriftsteller Peter Weber, der die Bergerfahrung als mächtigen Sprachtext einstreut und dann und wann mit dem Trümpi verstärkt. Von Gott ist übrigens auch die Rede, wenigstens von einem Bläss-Gott. Wunderbar, muss man gesehen und gehört haben.
So hart der Name, so brachial der Angriff auf die Gehörgänge als Mutanfall zum Jahresauftakt: Das avantgardistische Trio Child Abuse aus Brooklyn mit Wurzeln in San Francisco arbeitet mit unge- wöhnlicher Instrumentierung (Drums, Keyboards, Bass und Vocals) an den Schnittstellen von Death Metal und Free Jazz, aber auch von Klassik und Hardcore-Punk. Die Village Voice nennt sie eine «glorios konfrontative Band» mit einem wuchtig nihilistischen Sound, «als ob Dirty Projectors von Cannibal Corpse gefressen worden wären». Oder um noch ein paar Namen in den Schredder zu werfen: Oran Canfield, Tim Dahl und Luke Calzonetti lieben Stockhausen ebenso wie Morbid Angel, aber es darf auch Stravinsky sein und Slayer, oder Vincent Price und Bootsy Collins. Auf Empfehlung von Künstler Albert Oehlen, dessen Chucky-Motiv fürs aktuelle Palace-Banner («Avantgarde mit Anstand») von Child Abuse bereits als Albumcover verwendet wurde.
Milieu-Beobachtungen, so scharf wie die Rasierklingen, die das Koks zusammenkratzen. Kritiken, so spitz wie die Nadeln im Istanbuler Tophane-Viertel, die das Heroin in die Venen jagen. Sätze, so klar wie Tequila Blanco. Diana Dengler und Marcus Schäfer vom Theater am Tisch (und Theater St.Gallen) ackerten sich durch Jörg Fausers (1944 - 1987) journalistisches und literarisches Werk: Sie lesen von Abstürzen und aus seinem bekanntesten Krimi «Der Schneemann», von einem Besuch bei Charles Bukowski und aus seinen Briefen an Mami und Papi. Und vieles mehr! Die wahnrauschenden Gitarren von Marcel Elsener und Peter Lutz (Ex-Trapsope) begleiten sie auf dem irren filmischen Trip – bis alle im Chor den «Eckenliegerblues» singen. Im Anschluss wird der Dok-Film «Rohstoff» von Christoph Rüter über Jörg Fauser gezeigt!
AUSSERRHODEN – IN NACHBARS GARTEN
Appenzell Ausserrhoden – zum einen ist unser Nachbarkanton bekannt für die liberale Tradition und linke Freigeister: Die Ausschaffungsinitiative wurde in der Ostschweiz beispielsweise nicht nur von der Stadt St.Gallen abgelehnt, sondern auch von Trogen oder Rehetobel. Die kleine Ortschaft Wald verfügt sogar über ein Ausländerstimmrecht auf kommunaler Ebene. Appenzell Ausserrhoden – zum anderen macht der Kanton negative Schlagzeilen mit seiner Steuerpolitik: Die Gewinnsteuer für Unternehmen ist mit sechs Prozent die tiefste der Schweiz, auch hohe Vermögen werden steuerlich extrem begünstigt. Die Offroader der Steuerflüchtlinge stauen sich im Riethüsli. Wohin entwickelt sich Ausserrhoden? Und was bedeutet das für St.Gallen? Im Januar unternimmt die Erfreuliche Universität ungefragt Spaziergänge in Nachbars Garten.
Am 13. Februar stimmt Appenzell Ausserrhoden über einen Kulturlastenausgleich ab: 1,5 Millionen will der Kanton künftig an Konzert und Theater St.Gallen zahlen. Die SVP macht vehement Opposition dagegen und möchte statt der «Hochkultur» lieber die «Volkskultur» fördern. Wie wichtig ist der Kulturausgleich für St.Gallen? Was hat er zu tun mit dem Steuerdumping von Ausserrhoden? Wie steht es überhaupt um den Föderalismus? Waren wir nicht auch einmal gegen die «Hochkultur»? Eine Diskussion – die GesprächsteilnehmerInnen folgen auf der Website.
Vom Plakatevertragen zur eigenen Nachtbar-Reihe im Palace. Wir haben es immer geahnt und spätestens seit ihrem DJ-Auftritt nach dem Konzert der Warlocks sind wir uns sicher: Die DJs Gustav und Augenwasser sind ausgewiesene Spezialisten in der grossen Welt des Beats. Nun zum ersten Mal die ganze Nacht hindurch: psychedelische Abendunterhaltung mit Meilensteinen, Obskuritäten und ausreichend Stoff für tanzfreudige Beine.
Die Rap-Musik emanzipiert sich im Jahr 1982 vom simplen Covern angesagter Disco-Instrumentals und schlägt zunehmend elektronische Töne an. Das beste Beispiel für die sich ändernde Soundästhetik im Rap ist «Planet Rock» von Afrika Bambaataa And The Soulsonic Force. «Planet Rock» kann getrost als Blaupause des Electro-Funks angesehen werden und übt einen immensen Einfluss auf kommende Stile elektronischer Tanzmusik wie House, Techno, Miami Bass oder Ghetto Tech aus. Auch inhaltlich durchläuft der Rap eine Wandlung. Waren Raptexte bis anhin thematisch eine Ode an das Feiern, so werden nun vermehrt soziale Themen angesprochen. «The Message» von Grandmaster Flash And The Furious Five ist das populärste Beispiel dafür – eine schonungslose lyrische Abhandlung der Missstände im urbanen Lebensraum. Dank internationalen Touren erreicht Hip Hop 1982 auch Europa und den Rest der Welt – Rap, Graffiti, Breakdancing und Deejaying ist seither ein fester Bestandteil der globalen Subkulturen. Rock with us to the Planet Rock and party like it's 1982!
AUSSERRHODEN – IN NACHBARS GARTEN
Appenzell Ausserrhoden – zum einen ist unser Nachbarkanton bekannt für die liberale Tradition und linke Freigeister: Die Ausschaffungsinitiative wurde in der Ostschweiz beispielsweise nicht nur von der Stadt St.Gallen abgelehnt, sondern auch von Trogen oder Rehetobel. Die kleine Ortschaft Wald verfügt sogar über ein Ausländerstimmrecht auf kommunaler Ebene. Appenzell Ausserrhoden – zum anderen macht der Kanton negative Schlagzeilen mit seiner Steuerpolitik: Die Gewinnsteuer für Unternehmen ist mit sechs Prozent die tiefste der Schweiz, auch hohe Vermögen werden steuerlich extrem begünstigt. Die Offroader der Steuerflüchtlinge stauen sich im Riethüsli. Wohin entwickelt sich Ausserrhoden? Und was bedeutet das für St.Gallen? Im Januar unternimmt die Erfreuliche Universität ungefragt Spaziergänge in Nachbars Garten.
1995 wurde die Ausserrhoder Kantonalbank wegen Fehlspekulationen an die UBS verkauft. Als politische Folgen wurde Hans-Rudolf Merz in den Ständerat gewählt und die Landsgemeinde abgeschafft. Die Akten der Kantonalbank liegen noch immer bei der UBS. Was bedeutete diese «verlorene Geschichte» für die Entwicklung des Kantons? Peter Witschi ist Staatsarchivar von Ausserrhoden, Hanspeter Spörri war Mitglied im Intiatitivkomitees zur Wiedereinführung der Landsgemeinde, Kaspar Surber hat für die WOZ die Rolle von Merz beim Kantonalbank-Verkauf recherchiert.
Man munkelt, die Soul Gallen-DJs kämen vor allem wegen dem guten Essen im Restaurant Baratella nach St.Gallen. Kann gar nicht sein, denn einmal mehr umwerfend war die Stimmung am einjährigen Soul-Gallen-Jubiläum Anfang Januar. Weiter geht’s im Dreiminutentakt mit knisternden und funkelnden Soul-, Funk- und R'n'B-Klassiker. Get dressed and put on your dancing shoes.
Ein wenig Ehrfurcht, bitte: An diesem Abend wird unser Haus mal wieder zum Palast der Kontemplation, zum Tempel unendlicher Wehmut. Mit dem Songwriter Mark Kozelek gastiert nämlich ein Meistermelancholiker der zeitgenössischen US-Musik. Wer die Red House Painters liebte und auch Sun Kil Moon kennt, dem braucht man nichts mehr zu erzählen von den zauberhaft in sich ruhenden und doch sehnsuchtsvoll treibenden Songs und der berührenden Stimme Kozeleks. Allen anderen sei ins Gewissen geredet, einen vermutlich ebenso legendären Solo-Auftritt wie jene von Jason Molina und Kurt Wagner (Lambchop) auf keinen Fall zu verpassen. Den 1967 in Ohio geborenen und heute in San Francisco/Kalifornien lebenden Sänger und Gitarristen kann man auch aus Filmen wie «Almost Famous» und «Vanilla Sky» kennen. Und er gilt als Spezialist für überraschende Coverversionen, unter anderem von John Denver, AC/DC und Modest Mouse.
Noch ist es relativ ruhig um den jungen Kanadier, aber es ist zu ahnen, was da noch folgt. Mit dem dritten und selbstbenannten Album ist Tayor Kirk nämlich eine ganz besondere Platte gelungen. Im Grunde genommen ein waschechte Blues-Album, durchdrungen mit einer dunklen, aber herzhaften Atmosphäre. Die aufs minimale reduzierte Instrumentalisierung bietet der grossartigen Stimme und dem mystischen Gesang Kirks entscheidend viel Raum. Es lohnt sich, denn die Vergleiche reichen von Elvis Presley über Bill Callahan bis zu Antony. Wir sind derselben Meinung, wenn im Rec-Rec-Newsletter zur Lobeshymne angestimmt wird: «Ein phänomenales Album, ein Hauptereignis der Saison, welches zu unzähligen Assoziationen Anlass gibt und in der Melancholie angenehm kühlend wirkt. Es gibt Legionen von Singer/Songwritern seit dem Wiederaufkommen der Welle um 1995, aber Timber Timbre sticht eindeutig als Meilenstein heraus.» Wir freuen uns, das einzige Schweizer Club-Konzert anzukündigen. Ach ja, ausdrücklich nicht erwünscht sind bei dem Konzert alle Schwatzbesen. Derweil stimmen wir uns ein, denn die Zeilen gehen nimmer aus dem Kopf: «I get low low low low low low on my own».
Das Iceland Airwaves Festival in Reykjavik ist eine Wucht. An einem Wochenende findet sich das ganze innovative musikalische Schaffen von Island an einem Ort konzentriert. Die Dokumentation «Where’s The Snow» von Bowen Staines und Gunnar B. Gudbjornsson ist mittendrin in diesem einzigartigen Festival und zeigt, wie Island nach der Krise tickt. Mit Auftritten von Agent Fresco, Ólafur Arnalds, Dikta, und vielen mehr. Vorher und nachher präsentiert DJ Badrockar wiederum eine aktuelle Auswahl an nordischer Musik und Videos und anderem von Robyn, Jónsi, Moddi, FM Belfast, Junip und Steed Lord. Ein Rundumpaket für die perfekte Einstimmung zum Nordklang Festival am nächsten Wochenende.
Glassers Welt ist bunt und strahlt eine Menge Zuversicht aus. Man fühlt sich abwechslungsweise an 1001 Nacht oder Winnetou erinnert. Cameron Mesirow (alias Glasser) bringt beides auf den Dancefloor und gehört mit ihrem Debutalbum «Ring» zu den interessantesten musikalischen Neuentdeckungen vom letzten Jahr. Musikalisch findet man Glasser auf der Sonnenseite von Fever Ray oder Zola Jesus oder in nächster Nähe von Björk oder Bat For Lashes. Mesirows Mutter war Mitglieder der bekannten Bostoner Post-Punk-Band «Human Sexual Response». Sie selber wirkte bei der Entwicklung des Musikinstruments «Auerglass» mit, eine Art überdimensionale Tandem-Orgel, die nur zu zweit bedient werden kann. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: unbedingt youtuben. In einer Zeit, wo populäre Musik immer öfters ausschliesslich digital produziert wird, ist das durchaus bemerkenswert. Schade bloss, ist das Instrument viel zu gross um es auf Tour mitzubringen. Dieses Jahr bereits zum im Palace spielt Buvette. Auf seinem D.I.Y.-Hauslaben «Rowboat» hat das umtriebige Pendant zu Panda Bear aus Leysin soeben sein Debutalbum veröffentlicht. Ein buntes Feuerwerk schräger Hymnen!
Der Kulturwissenschaftler Mark Terkessidis hat das aktuellste Buch zur Migrationsdebatte vorgelegt: Sein Programm «Interkultur» fordert eine Politik, die nicht mehr von den Ankommenden und ihrer Integration ausgeht – sondern von den Anwesenden, die gemeinsam eine Kultur des Dazwischen gestalten. Realisiert werden soll sie gerade auch in den Kulturbetrieben: Sämtliche Barrieren gegenüber dem Publikum aufgrund der Herkunft sollen abgebaut werden. Es geht um eine Zukunft für alle.
Die Erfreuliche Universität wagt im Februar/März einen einmaligen Versuch: Gemeinsam mit den Palace-MitstreiterInnen, mit dem Palace-Publikum und allen weiteren Interessierten wollen wir das Buch lesen und diskutieren. Der schmale Suhrkamp-Band «Interkultur» ist günstig im Buchhandel zu erwerben. Kopien der jeweils besprochenen Kapitel liegen im Palace auf.
Wenn ein grosser Teil der BewohnerInnen einer Stadt von aussen kommt, ist der Begriff der Integration überholt. Jeder und jede hat ein Recht auf einen Ort.
Bevor MEN das Palace vor gut einem Jahr von null auf hundert in eine Tanzhütte verwandelt haben, war gar nicht sicher, ob sie von der prominenten Supportband Solange La Frange und deren Materialschlacht nicht in Grund und Boden gespielt würden. Mit grundsympathischer Lockerheit und Disco-Hits am Laufmeter waren schnell alle Zweifel weggefegt. Hier ginge es um Dance-Music im ureigensten und besten Sinn − mit Funk, Post-Punk der frühen Achtziger und Chicago-House als musikalische Orientierungspunkte. Zusammengeführt werden diese Elemente seit rund zehn Jahren von einer mehrheitlich queeren New Yorker Szene rund um Peaches, The Gossip, DFA Records, Hercules & Love Affair und anderen. Aus deren Schatten könnte die Band um JD Samson (vormals bei Le Tigre) in Kürze treten, wenn ihr Debutalbum «Talk About Body» veröffentlicht wird. MEN werden das Palace auch diesmal zum Toben bringen und gleichzeitig ihre politischen und schwul-lesbischen Anliegen kundtun. Dance and Think! Angeheizt wird mit Elektropop vom St.Galler Dance Affair.
Lena Malmborgs Hauptmerkmal ist eine kratzige Blues-Stimme. Auf ihrem dritten Album «Paris to Berlin» vereint die schwedische Sängerin Soul, Jazz, Blues und Pop. A Kid Hereafter aus Dänemark garantieren mit ihrer gut gelaunten Mischung aus Punkrock und Indie einen hohen Spassfaktor. Man stelle sich eine Mischung vor Of Montreal und, ähm, Green Day vor. Da kann es schon mal vorkommen, dass auf der Bühne Feuer gespuckt wird. Nebenan betreibt die Band um den vollbärtigen Sänger Frederik Thaae eine Spass-Grindcore-Band namens «A Kid Hereafter In The Grinding Light», der «Evil Twin» zur Hauptband, wie sie liebevoll genannt wird.
Nicht die Leute müssen sich ändern – die Institutionen müssen sich wandeln: Im Bildungswesen, im Medienbetrieb oder auch in der Kultur sollen alle Schranken, die sich auf die Herkunft beziehen, abgebaut werden.
Seit gut zehn Jahren hauen DJ Flumroc und DJ M T Dancefloor aka Saalschutz in die Tasten ihrer analogen Synthesizer und frohgemut wie gescheit auf den Putz: ab und zu auch mit angemalten Kartonschachteln als Roboter oder als Bären verkleidet. Und endlich, muss man sagen, endlich kommen sie ins Palace (dessen Haustechnikerin übrigens ebenfalls die Tourtechnikerin des Duos ist): Und auch hier wird diese Parolenmaschine stehen, wo sie immer steht, nämlich zuvorderst am Bühnenrand – hüpfend, ekstatisch, laut und immer mit gefühlten drei Ausrufezeichen hinter jeder (oft tocotronisch anmutenden) Zeile: «Mit Anführungszeichen in Anführungszeichen / und einem Konzept von grosser Dichtung / volle Kraft in keine Richtung», heisst es auf ihrer dritten und neuesten Platte «Ravepunk für eine bessere Welt». Derweil pumpen die Geräte, rattert die Trommel. Und das alles immer ausgefuchst und haargenau zwischen Kitsch und Punk, Pathos und Intelligenz eingeparkt. – Heute Abend gibt’s kein selbstversunkenes Gewackel: hüpfen, hüpfen!
Die klassische Old School Musikästhetik geht zu Ende und macht neuen Klängen Platz. Studio-Livebands werden vermehrt durch Drum-Maschines ersetzt; Oberheim DMX und Roland TR-808 heissen die bekanntesten Zaubergeräte und ein härterer, aggressiverer Sound ist die Folge. Futuristischer Electro-Funk, popularisiert durch Bambaataas «Planet Rock», oder trockener Street/Reality-Rap à la Run-D.M.C. ist die Musik der Stunde. Letztere platzen wie eine Bombe in die Szene und definieren einen rohen, ungeschliffenen «Hardcore»-Sound, der stilprägend für die nächsten drei Jahre sein wird. Sugarhill Records und Enjoy verlieren langsam ihre Vormachtsstellung und es entstehen neue Labels wie Tommy Boy, Profile, Next Plateau, Tuff City und Jeve. Diese dominieren einen grossen Teil der 80er Jahre. Break Machines' «Street Dance», Rock Steady Crews' «Hey You», Herbie Hancocks' «Rock It», Malcolm McLarens' «Buffalo Gals» sowie Grandmaster Flashs' «New York, New York» zünden weltweit in den Charts, aber den exotischsten Beitrag liefert die transkontinentale Kollaboration der Toten Hosen mit Fab 5 Freddy als The Incredible T.H. Scratchers Starring Freddy Love. Mit Charlie Ahearns' «Wild Style» und Henry Chalfants' «Style Wars» werden 1983 die zwei der wichtigsten Kultfilme veröffentlicht. Durch einen kurzen Auftritt der Rock Steady Crew in der Hollywood-Produktion «Flashdance» kommen viele Kinogänger das erste Mal in Berührung mit Breakdance. Wir starten mit dem Kultfilm «Wild Style». Direkt im Anschluss daran (ca. um 22.15 Uhr) findet der normale Unterricht statt. Durch den Unterricht führen die Professoren DJ Reezm, DJ Paul Neumann und Gastdozent DJ J.Sayne, assistiert von MathK und Captaine Zwerg. Still looking for the perfect beat – join us and get loose!
Der Kulturwissenschaftler Mark Terkessidis hat das aktuellste Buch zur Migrationsdebatte vorgelegt: Sein Programm «Interkultur» fordert eine Politik, die nicht mehr von den Ankommenden und ihrer Integration ausgeht – sondern von den Anwesenden, die gemeinsam eine Kultur des Dazwischen gestalten. Realisiert werden soll sie gerade auch in den Kulturbetrieben: Sämtliche Barrieren gegenüber dem Publikum aufgrund der Herkunft sollen abgebaut werden. Es geht um eine Zukunft für alle.
Die Erfreuliche Universität wagt im Februar/März einen einmaligen Versuch: Gemeinsam mit den Palace-MitstreiterInnen, mit dem Palace-Publikum und allen weiteren Interessierten wollen wir das Buch lesen und diskutieren. Der schmale Suhrkamp-Band «Interkultur» ist günstig im Buchhandel zu erwerben. Kopien der jeweils besprochenen Kapitel liegen im Palace auf.
Was heisst Barrierefreiheit für die Kulturinstitutionen? Welche Ansätze der Interkultur gibt es bereits in Musik, Tanz und Medien?
Unerhört, eigentlich unverschämt, diese ungeheuer selbstbewusste Joan Wasser! Sie hat uns ja schon immer gefallen, mehr oder weniger heimlich, immer auf der Hut vor der Stilpolizei. Aber nun muss es raus: Joan ist unsere Lieblings-Stilpolizistin! Unsere Gewährsleute für Musik ohne Verfallsdatum melden begeistert das gleiche: Nämlich dass die einstige Toursängerin (etwa von Rufus Wainwright) mit ihrem dritten Solo-Album und dem mit allen Wassern gewaschenen Leidenschafts-Funk der balladesken Art einen grossen Schritt nach aussen mache. «Wie lange ist sie noch ein Geheimtip?», fragt Rec-Rec-Stauffer. Und Wolfman Lutz merkt an, dass Joan im Gegensatz zu den seit einiger Zeit mit dem Begriff «New Soul» in Verbindung gebrachten Chanteusen wirklich welchen habe - Soul eben, und nicht nur geplünderten Leih-Soul aus den Sixties. Wenn schon Vergangenheit, dann könnte man sagen: Joan Wasser ist die wiedergeborene Carole King! Und die neue Platte «The Deep Field» einfach fantastisch.
Die rasante und spannende Entwicklung des Dubsteps nimmt keinen Abbruch. Junge Produzenten wie Ramdanman oder Actress geben mit Minimalismus und komplexen Rhythmen den Ton an. Musikalisch bleibt kein Stein auf dem anderen, Wobble Wobble wird definitiv in den Mainstream verabschiedet, wo damit Popsongs für den Mega-Rave aufgepumpt werden. Mit James Blake hat die Szene ihren eigenen ersten Superstar geboren. Anders als bei der Rap History oder Soul Gallen wird die Geschichte hier nicht aufbereitet sondern mitgeschrieben.
Bald ist es draussen nicht mehr so kalt und dunkel, der Frühling kommt. Soul Gallen kommt da gerade gelegen. Zeit auch für musikalische Wärme und Soul-, Funk- und R'n'B aus den Plattenkisten der Helsinki-Soulstew-DJs. Get dressed and put on your dancing shoes!
Der Kulturwissenschaftler Mark Terkessidis hat das aktuellste Buch zur Migrationsdebatte vorgelegt: Sein Programm «Interkultur» fordert eine Politik, die nicht mehr von den Ankommenden und ihrer Integration ausgeht – sondern von den Anwesenden, die gemeinsam eine Kultur des Dazwischen gestalten. Realisiert werden soll sie gerade auch in den Kulturbetrieben: Sämtliche Barrieren gegenüber dem Publikum aufgrund der Herkunft sollen abgebaut werden. Es geht um eine Zukunft für alle.
Die Erfreuliche Universität wagt im Februar/März einen einmaligen Versuch: Gemeinsam mit den Palace-MitstreiterInnen, mit dem Palace-Publikum und allen weiteren Interessierten wollen wir das Buch lesen und diskutieren. Der schmale Suhrkamp-Band «Interkultur» ist günstig im Buchhandel zu erwerben. Kopien der jeweils besprochenen Kapitel liegen im Palace auf.
In einer offenen Diskussion soll darüber gesprochen werden, wo das Palace bezüglich Interkultur steht und wie der Betrieb verändert werden könnte. Und was bedeutet das Programm für die ganze Stadt?
Aaron Funk aka Venetian Snares gehört zu den wichtigsten Vertretern im Gebiet der experimentellen elektronischen Musik und ist in einem Atemzug mit Aphex Twin oder Squarepusher nennen. Ohne den Kanadier wäre etwa das Schaffen von Clark oder Tim Exile, beide waren 2010 im Palace zu Gast, undenkbar. Zusammen mit Otto Von Schirach (2008 im Palace), gehört er zu den Innovatoren des Breakcore-Genres, das auch schon als «Zerstörung allen vorangegangenen Musikstils» bezeichnet wurde. Typisch dafür sind die schnellen und harten Breakbeats sowie die konsequente Verweigerung gegenüber dem tanzfreudigen Clubpublikum. Venetian Snares vermutlich bekanntestes Album heisst «Rossz Csillag», wo klassische Musik, Jazz und härtester Drum'n'Bass durch den Fleischwolf gezogen und auf einzigartige Weise kombiniert werden. Der kauzige Katzenliebhaber kommt für eines seiner raren Konzerte ins Palace, einziges Konzert in der Schweiz!
Whoooom: Kein Scherz, am 1. April landet Lee «Scratch» Perry auf dem Blumenbergplatz. Der King of Dub, der Prediger aus Einsiedeln, und mitunter einer der allergrössten Menschen- und Alienfreunde. Wir heissen den King zusammen mit Pius Frey bereits jetzt herzlich willkommen: Perry- und Jamaika-Kenner Frey legt Sound auf, lässt im Hintergrund eine Doku laufen, legt Texte auf: Welcome, Mister Perry!
Bevor Konono N°1 tags darauf alles durcheinander wirbeln, eine Nachtbar um im Samtsessel zu versinken mit Sophia Egerova am Flügel und eklektische Klänge aus dem Plattenarchiv von DJ Franz Friedrich. Passend zur Musik kredenzt Maître Maurus Magnus nur allerfeinsten Wein aus dem Palace-Keller.
Als Mingiedi Mawangu sein Daumenklavier an den Verstärker anschloss, dachte er wohl kaum, dass bald Björk mit ihm arbeiten will, dass Worldmusic- und Technofans Hand in Hand vor seiner Bühne in Trance fallen werden. Konono No. 1 sind Kinshasas Sensation und Garant für einen glücklichen und proppenvollen Dancefloor: Jahrhundertealte afrikanische Musiktraditionen rennen quasi mit Moondog und Jeff Mills durch die Strassen Kinshasas. Die irrsinnige Melodie des Daumenklaviers wird von treibenden Basslinien und scheppernden Beats unstoppbar nach vorne getrieben. Sein Sound klinge wie Rockmusik, hört Mawangu oft, er wisse nicht, was das sei – Rock nenne man jedenfalls in seiner Heimat eine harte Strassendroge, damit habe sein Sound aber gar nichts zu tun, der sei natürlich. Also, liebe Leute: Rock, Techno, Worldmusic, das ist alles wurscht, denn Konono No. 1 sind in the House, da gibts keine Festhalten an Kategorien, tanzen, tanzen!
Der Kulturwissenschaftler Mark Terkessidis hat das aktuellste Buch zur Migrationsdebatte vorgelegt: Sein Programm «Interkultur» fordert eine Politik, die nicht mehr von den Ankommenden und ihrer Integration ausgeht – sondern von den Anwesenden, die gemeinsam eine Kultur des Dazwischen gestalten. Realisiert werden soll sie gerade auch in den Kulturbetrieben: Sämtliche Barrieren gegenüber dem Publikum aufgrund der Herkunft sollen abgebaut werden. Es geht um eine Zukunft für alle.
Die Erfreuliche Universität wagt im Februar/März einen einmaligen Versuch: Gemeinsam mit den Palace-MitstreiterInnen, mit dem Palace-Publikum und allen weiteren Interessierten wollen wir das Buch lesen und diskutieren. Der schmale Suhrkamp-Band «Interkultur» ist günstig im Buchhandel zu erwerben. Kopien der jeweils besprochenen Kapitel liegen im Palace auf.
Die Beatific Beat Night ist mit viel Krach gut gestartet und geht in die nächste Runde, diesmal mit zwei jungen Schweizer Bands. Fai Baba aus Zürich kann man das Talent nicht abstreiten. Der Mitte-Zwanziger ist ein beneidenswert guter Songschreiber und bewegt sich locker zwischen ruhigen Folk-Songs und dröhnendem Psychedelic- Rock'n'Roll der Marke Velvet Underground oder Brian Jonestown Massacre. Mit seiner Band The Loove-Seekers spielt er sein längst überfälliges erstes Konzert im Palace. Bambi Beast aus Aarau kombinieren Altbekanntes mit Experimentellem – mit Noise Rock, Post Punk und Krautrock zielt die fünfköpfige Band genau dorthin, wo Musik hingehört: Straight to the heart! Auch sie wurden in den einschlägigen Blogs schon als «Die Neuentdeckung» herumgereicht. Unterstützt werden die beiden Bands von den DJs Augenwasser und Gustav, Beat-Spezialisten aus dem Hause Palace.
Rap wird zunehmend härter: Im Mittelpunkt der Produktionen steht die Drummachine und inhaltlich verschiebt sich der Rap Richtung Strasse. Die vierzehnjährige Roxanne Shanté erfindet mit ihrer Antwortversion auf UTFO's «Roxanne, Roxanne» quasi den Diss-Rap und startet die legendären «Roxanne Wars». Eine ganze Flut von Antwortversionen folgt. Run-D.M.C., die eigentlichen Pioniere der New School Hip Hop Bewegung, veröffentlichen ihr Debutalbum und fahren als erste Rap Gruppe LP-Gold ein. Whodini und die Fat Boys tun es ihnen gleich und liefern den Beweis, dass Rap auch das Potential hat sich auf Albumlänge zu verkaufen. An der Westküste releast das legendäre Soundsystem Uncle Jamm's Army seine ersten 12inches und die prominenten Mitglieder Egyptian Lover, Ice-T, Rodney O & Joe Cooley, DJ Pooh, Chris «The Glove» Taylor, DJ Battlecat u.a. nutzen die gewonnenen Erfahrungen als Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere als Solokünstler. Auch Hollywood möchte ein Stück vom Hip Hop Kuchen abbekommen und veröffentlicht die Filme «Beat Street» und «Breakin'», wobei vor allem letzterer eher die Note «Belanglos» verdient. Derweil grassiert das Breakdance-Fieber weltweit; selbst die deutsche Teeniezeitschrift Bravo profitiert mit den LP's «Bravo Breakdance Sensation 84, Vol. 1 & 2» vom allgemeinen Hype. Wir starten pünktlich um 21.00 Uhr mit dem Film «Beat Street», der 1984 erschienen ist. Direkt im Anschluss daran findet der normale Unterricht mit DJ Reezm, DJ Paul Neumann und Gastdozent DJ Soulsonic (Soul Gallen/Helsinki Soul Stew), assistiert von MathK und Captaine Zwerg, statt.
«They sing, they play, they check out the local wildlife - Britain's most exciting nu-folk-band is a rare breed.» So schwärmt die Londoner Times von Stornoway. Und tatsächlich ist das naturliebende Quartett, das an der Universität von Oxford zusammenfand und sich nach einem entlegenen schottischen Inselküstenort benannte, eine seltene und selten sympathische Art. Nicht oft hat man eine solch gut gelaunte, beschwingte und dann und wann mit Trompete und Violine gewürzte Mischung aus Folk, Pop und mehrstimmigen Sixties-Melodien erlebt, die wohlverstanden nicht kauzig ist und schon gar nicht blöd vereinfachend. FreundInnen von der im Palace bestens erinnerten Leisure Society, von Mumford and Sons oder auch The Coral dürfen sich auf einen herzerwärmenden Auftritt freuen. Wenn der Zoologe Brian Briggs von Enten, Fischen oder einer seltsamen neuseeländischen Sportart (im grossartigen «Zorbing») singt, live übrigens gern auch mal ohne Mikrofon, möchte man am liebsten über eine saftige Wiese springen und ein Steinmäuerchen bauen, kein Witz, uplifting at its best. Ein wenig Lebensbejahung in düsteren Zeiten kann niemandem schaden. Und wer trotzdem in die Tiefe gehen will: Der Keyboarder und Gitarrist hat den Master in russischer Literatur. Wir sagten es ja schon: eine Band von seltener Erlesenheit.
Was für ein Abend: Dub-Pionier trifft auf Nachfahren im Geiste! Hype Williams (nicht der stein- und, ähm, erfolgreiche Clipregisseur wohlverstanden) sind Inga Copeland und Roy Blunt: MeisterInnen der Verweigerung. Interviews geben sie mit verfremdeten Stimmen, Sinnfragen werden pulverisiert. Ihr Sound wummert tief unter der Oberfläche: «Klingt nach stummen RapperInnen, die nach einem Schluck Krautrock im Keller zu Dub Sex gehabt haben, um danach triefend den Record-Knopf zu drücken.» Und was soll man zu Lee «Scratch» Perry sagen, ausser, dass wir uns wahnsinnig auf den Abend freuen und auch ein bisschen nervös sind? Kenner und Fan Pius Frey (siehe Nachtbar vom 12. März!): «Mit dem im Jahre 1936 geborenen Lee ‹Scratch› Perry kommt eine wahre Reggae-Legende ins Palace. Perry kann wohl als einer der innovativsten Produzenten, Mixer und Musiker im Jamaica der sechziger und siebziger Jahre bezeichnet werden. Perry war aber auch ein Dub-Pionier, beispielsweise ‹Blackboard Jungle› in Zusammenarbeit mit King Tubby! Perry ist ein eigenartiger, unverkennbarer und exzentrischer Sänger und Kommentator, der in Einsiedeln seine zweite Heimat gefunden hat.»
Zum ersten Mal in der Geschichte von Soul Gallen ohne DJ Soulsonic oder Herr Wempe. Für bestmöglichen Ersatz ist gesorgt: Nebst Novak und Sanfilippo steht mit DJ Reezm ein ausgezeichneter DJ und Mit-Initiant der St.Galler Rap History hinter den Plattentellern. Werft euch in die Tanzschuhe und kommt in Scharen.
KULTURELLE FREIRÄUME – ZWEI ABENDE ZUR KUGL-UNTERSTÜTZUNG
Der juristische Prozess um einen möglichen Fortbestand des Kugl dauert an. Die Gruppe «Klartext» hat die politische Frage aufgeworfen, wie es überhaupt um die Förderung von kulturellen Freiräumen steht. Zwei Abende im Palace zur Diskussion und zur Unterstützung:
Wir zeigen den Film nochmals, der im Palace in der ersten Saison Premiere feierte: Akribisch verfolgten Jan Buchholz und Thomas Koller, wie sich Anfang dieses Jahrzehnts der Baggerzahn durch St.Gallen gefressen hat. Und wie gleichzeitig ein subkultureller Aufbruch einsetzte, aus dem viele der heutigen Kulturlokale entstanden sind.
In Berlin ist FiL längst Kult, hier hingegen noch ein Geheimtipp. Was gar nichts heisst, denn auch wer nicht aus Berlin kommt und einen Sinn für gröberen Humor hat, wird um diesen Abend nicht herumkommen. Einerseits ist der Ex-Punk einer der erfolgreichsten Comiczeichner Deutschlands, andererseits geniesst der Neodadaist aber auch als Kabarettist und Spassmacher einen ausgezeichneten Ruf. FiL ist ein charismatischer Politbarde, tränentreibender Pantomime und Parodist mit einer Vorliebe fürs Direkte und Grobe, einer der grössten Zwerchfellerschütterer Berlins, des deutschsprachigen Raums überhaupt. Die Titanic bescheinigte ihn als «sehr viel lustiger, als die Dutzendware, die sich in Comedyschulen zu blutleerer Professionalität schleifen lässt und eine eigene TV-Show für das Nonplusultra einer Komikerkarriere hält». Mit seiner Fil- & Sharkey-Show entwaffnet FiL sein Publikum im ironischen Dialog. Sharkey ist ein Handpuppen-Hai aus Plüsch, der es auf bissige Art versteht, mit der Schizophrenie seines Lebensspenders umzugehen – ein grosser Spass – auch für Tierfreunde. Jede Anekdote wird hier noch während des Erzählens überinterpretiert, keine Gitarrenbegleitung kommt ohne umständliche Erklärungen aus. FiL über sich selber: «Ich bin das Sprachrohr meiner Generation, zu jung für Punk, zu alt für Techno und von Anfang an desillusioniert.»
Als eine der treibenden Kräfte hinter Antipop Consortium hat Beans massgeblich zum Triumph des alternativen Hip-Hops in den Nullerjahren beigetragen. Mit verschachtelten Rhythmen, unkonventionellen Sounds und Highspeed-Rap stellten die New Yorker die gängigen Muster im Hip-Hop auf den Kopf. Danach wurde es ruhig um die Gruppe, bevor sie 2009 ein eher schwaches Album veröffentlichten. Dieses macht Beans soeben erschienenes, viertes Soloalbum aber wieder wett. Es ist ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Rap-Album und trägt die Handschrift von verschiedenen bekannten Produzenten. Darunter Clark (im Januar 2009 im Palace), Four Tet, Tobacco, Son Lux und Interpols Sam Fog. Zwei Tracks sind zudem in Zusammenarbeit mit TV On The Radio und Tortoise entstanden. «End it all» heisst das gute, auf Anticon erschienene Stück. Als Support gibt es ein exklusives Göldin- & Bit-Tuner DJ-Set. «Das gab es noch gar nie», meinte Bit-Tuner vor kurzem, da sind wir ja mal gespannt.
Mit Marc Jenny, Thomas Sonderegger und Stefan Ingold segelt man gerne ein Stück hinaus. Sieben Jahre nach ihrem Debüt präsentiert die St.Galler Band ihr neues Album «The World Is An Isle». Mit Kontrabass, Gitarre und einer kraftvollen Stimme verbinden sie Songwriter-Kunst mit melodiösem Pop. Gut die Hälfte der elf neuen Songs ist mit Cajon, Conga oder einem weichen Drumset angereichert. Co-Produziert und aufgenommen wurde das Album von Aeronauten-Sänger Olifr M. Guz, der auch der auch bei Stahlberger (Plattentaufe im April) Regie führte. Nicht zu toppen ist die schöne Geschichte die Geschichte um das Albumcover: Während einem Pubkonzert im irischen Dörfchen Leap fragen die Good Counselors einen Mann mit graumeliertem Bart, ob es ihm recht wäre, auf dem Handy des Bassisten ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen. Er hole lieber kurz die eigene Kamera, entgegnet dieser grinsend. Unverhofft haben die Counselors den Musikfotografen Fin Costello angesprochen, jenen Mann, der seit vierzig Jahren Leute wie Eric Clapton, Cat Stevens oder Pete Townshend porträtiert. Draussen in der irischen Landschaft entstanden am nächsten Tag die Aufnahmen, welche nun das Booklet schmücken.
KULTURELLE FREIRÄUME – ZWEI ABENDE ZUR KUGL-UNTERSTÜTZUNG
Der juristische Prozess um einen möglichen Fortbestand des Kugl dauert an. Die Gruppe «Klartext» hat die politische Frage aufgeworfen, wie es überhaupt um die Förderung von kulturellen Freiräumen steht. Zwei Abende im Palace zur Diskussion und zur Unterstützung:
«Mit der stetigen Suche und Verurteilung der Schuldigen geht der Widerstand vergessen, den wir leisten können», schreibt die Gruppe «Klartext», die eine Petition zum Fortbestand des Kugl lanciert hat. Der Widerstand beginnt mit der Frage, wie in der Stadt St.Gallen kultureller Freiraum gefördert wird. Sie soll gemeinsam von allen Interessierten diskutiert werden.
Vom Punk zur Neuen Deutschen Welle: Eine herzhafte Nachhilfestunde mit zahlreichen Hörbeispielen aus einer Zeit, als die Welt noch so in Ordnung war, dass sie demnächst untergehen wollte ... Frank Apunkt Schneider, Künstler und Popautor (u.a. für «testcard», «Intro», «Jungle World») hat unter dem Titel «Als die Welt noch unterging» 2007 im Ventil-Verlag die bislang umfangreichste Monographie des deutschen Punk und New Wave, der sogenannten Neuen Deutschen Welle (NDW) zwischen 1976 und 1985 vorgelegt – mit einem speziellen Augenmerk auf die Randfiguren und nicht erzählten Geschichten dieser Bewegung. Schneider liest aus seiner famosen Arbeit; der grosse Aeronaut GUZ, selber ein begnadeter Geschichtenerzähler und Sammler in Sachen Kassettenpunk, wird prächtig schrullige Sounds aus jener Zeit auflegen und vielleicht auch noch was singen. Möglicherweise kommen auch ein paar seltene (Nord-)Ostschweizer New-Wave-Ausläufer in die Kränze – man darf gespannt sein.
King of Noise trifft es eigentlich ganz gut. Seit 1979 hat Masami Akita über 200 Veröffentlichungen herausgebracht und ein ganzes Musikgenre (Japanoise) entscheidend mitgeprägt. Zweifelsohne gehört er zu den weltweit wichtigsten Vertretern der experimentellen Noise-Musik, die sich durch verzerrtes Dröhnen und Rauschen klar von musikalischen Konventionen abhebt. «Inspiriert von den verzerrten Gitarrenklängen eines Jimi Hendrix und den elektroakustischen Experimenten eines Karlheinz Stockhausen mixt Merzbow im Schlafzimmer seines Tokioter Domizils Tonträger mit dem musikalischen Charme von Düsentriebwerken.», schrieb die «Taz». Über die Jahre ergaben sich zahlreiche Kooperatoinen, unter anderen mit Mike Patton, Sunn O))) und Aphex Twin. Selbst Mark E. Smith von The Fall gehört zu seinen Fans. Nebst seinem eigenen musikalischen Schaffen gründete der Japaner zwei Labels und schrieb zahlreiche Bücher über Kunst, Avantgarde und postmoderne Kultur. Seine künstlerische Offenheit wird von unzähligen Projekten in den Bereichen Tanz, Performance, Malerei, Film und Videokunst bekräftigt. Den passenden Einstieg in den Abend bestreitet Film- und Noise-Musiker Norbert Möslang, dessen Ausstellung «bits, bots, mpgs and ppms» derzeit in der Lokremise zu sehen ist
ÖL UND ATOM AM ENDE – UND WELCHE ENERGIE IN ZUKUNFT?
Am Tag, an dem wir dieses Programm schreiben, ist in Japan das Atomkraftwerk Fukushima explodiert. Eine Stromproduktion, deren Gefährlichkeit immer bekannt war, entfaltet ihre tödliche Wirkung. Unsere geplante Energie-Reihe ist dringlicher denn je:
Die Gesellschaft, wie wir sie kennen, basiert auf billiger Energie: Die Gewinnung von Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran wird immer aufwendiger und der Klimawandel und andere Umweltprobleme zwingen uns, diese Energieträger aufzugeben. Doch wenn wir nur über alternative Formen der Energiebereitstellung diskutieren, verpassen wir die Frage, die im Kern aller Politik steht: In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?
Stahlbergers letzte Plattentaufe mit illustren Gästen und einem Klimawandelchor zählt zu den denkwürdigsten Anlässen der Palace-Geschichte. Mit gutem Grund geht drum die St.Galler Premiere von «Abghenkt» gleich an zwei Festabenden über die Bühne, und der erste ist sicher der intimere, überraschungsvollere, fan-trächtigere. Versprochen ist mindestens eine halbe Stunde Live-Musik mit Raritäten, «B-Seiten» und sonstigen Naja-Songs; und vielleicht gibts ja auch noch ein Beatles-Cover. Nebenbei legen Bandmitglieder ihre Lieblingsmusik auf, derweil das Publikum die Gelegenheit hat, die Musiker am Tschüttelikasten herauszufordern. Doch aufgepasst, die kicken im Fall im ganzen Land an Tischen wo immer sie können! Ausserdem hat man gerüchteweise von einem Band-Quiz gehört, an dem es Stahlberger- und andere Trouvaillen zu gewinnen gibt. Kurz, ein himmlischer Abend für Stahlberger-Fans und die ideale Vorbereitung für das offizielle Konzert von morgen.
Halt auf Verlangen, mit einer Stange im Heimat-Plüsch und in alter Freundschaft: Seit «Abghenkt» Anfang März erschienen ist, haben wir voll eingehängt und fast täglich ein neues Lieblingslied auf diesem wundervollen Album unserer Palace-Mitstreiter entdeckt: «Heimat», «Plug», «Stausee» ... oder doch «Abghenkt», «Baron», «Öppe d Hälfti»? Und irgendwie kommen uns die unverschämt eingängigen Radio-Raketen Immer Wieder Use und Wanderwätter bereits wie alt vertraute Schweizer Welthits vor. Umso freudig-gespannter erwarten wir nun die Live-Premiere dieser «überragenden Platte im Schweizer Mundartpop der vergangenen Jahre» (Tages-Anzeiger). Manchmal geschmeidig wie Züri West, manchmal rabauzig wie die Aeronauten oder verschroben wie Stiller Has, und dann wieder disco-bewegt à la Die Sterne, schaffen Stahlberger mittlerweile die ganz grosse Umarmung und bleiben doch unverwechselbar. Und natürlich, auch allen Zugezogenen und Weggereisten wieder einmal gesagt: St.Gall's finest! Hoffentlich mit Produzent GUZ als Gast auf der Bühne
Vor drei Jahren sind die Sängerin Mariam Wallentin und der Schlagzeuger Andreas Werliin mit dem Album «Heartcore» angetreten, als ehepäärliches Duo die Genregrenzen aufzutun und mit grossem Herz ein paar Hipstermauern einzureissen. Aber was wollten sie uns mit dem leicht cheesy Wortspiel sagen, das so nicht zum nicht ganz unkomplizierten Album passte? Naja, vielleicht gar nicht so viel, abgesehen vom Wortsinn, aber jedenfalls hat Power nichts mit Muskelmasse zu tun: Denn Wallentin und Werliin spielten mit den tribalistisch-rumpelnden Drums und einem zwischen Gesangsübungen aus der Operngarderobe, Jazz und sehr altem R’n’B pendelnden und immer warm-rauen Gesang manch Rock- oder Soulröhre ungeniert an die Wand. – Hatten aber im Handum- drehen wieder eine tröstende Ballade parat. Nicht ganz einfach fassbar, aber ziemlich phänomenal. – Und mit der aktuellen Platte «Snake» bleiben sie sich treu, stossen aber grad noch einmal ein paar Türen auf: Kunstfertigkeit trifft auf Chaos, Herzhaftigkeit auf fröhlich purzelnden Wahnsinn. – Packt man zu diesen Attributen noch Tanzbarkeit, hat man den grandiosen Support aus London: Electricity In Our Homes.
Final Fantasy hat seinen Künstlernamen abgelegt: Nun steht wieder Owen Pallett, der 32-jährige Kanadier auf der Bühne. – Meist alleine mit Geige, Effektgeräten und einer Loopmaschine. Mit diesem Maschinenpark erzeugt Pallett auch auf seiner aktuellen Platte (unterstützt von einem Orchester) den ihm so eigenen Sound: «Heartland» ist eine schwärmen- de, leicht klebrige, aber immer auch zerbrechliche Landschaft, in der die Gottheit Owen im letzten Song von seinem Geschöpf Lewis mit einem Doppelstich in die Augen erledigt wird. Bei Pallett kommt man nicht herum, ein paar Bands zu nennen – nicht als Referenz, vielmehr als Homebase, respektive Flughafen: Er war immer zur Stelle, wenn es darum ging, für Entdeckungen der Nullerjahre Streicherarrangements zu schreiben: Er arbeitete für das Queerpop-Kollektiv The Hidden Cameras, dessen sexualpolitisch aktiver Mastermind und Bandpiesacker Joel Gibb ihn nachhaltig beeinflusst hat. Pallett stand mit den quirligen und allseits bejubelten Arcade Fire auf der Bühne und strich 2009 auf dem Album «Yes» der Discoaltmeister Pet Shop Boys mit. Der Ausnahmemusiker Pallett wird vom Wiener Ausnahmemusiker Peter Brunner aka Cardiochaos unterstützt: teils verschleppte, teils hymnische, aber immer melancholische Popsongs.
ÖL UND ATOM AM ENDE – UND WELCHE ENERGIE IN ZUKUNFT?
Am Tag, an dem wir dieses Programm schreiben, ist in Japan das Atomkraftwerk Fukushima explodiert. Eine Stromproduktion, deren Gefährlichkeit immer bekannt war, entfaltet ihre tödliche Wirkung. Unsere geplante Energie-Reihe ist dringlicher denn je:
In ihrem Buch «Beherrschtes Entsetzen» hat Susan Boos das Leben in der Ukraine zehn Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl beschrieben. Zum 25. Jahrestag spricht die beste Kennerin der Schweizer Energiepolitik im Palace.
Willkommen in der quirligsten Soundbibliothek der Welt: Selten war so viel Konzentration, selten soviel einhellige Bewunderung und Begeisterung wie beim super-feinen Konzert von The Books in der ersten Palace-Saison. Jetzt kehren die beiden New Yorker Nick Zammuto und Paul de Jong mit ihrer Cut-up-Indietronic-Kiste zurück. «The Way Out», ihr viertes Album voller eigenartiger Fundstücke und subtiler Zwischentöne, landete bei namhaften Musikkritikern unter den besten des Jahres 2010. The Books seien noch einmal über sich hinausgewachsen, schrieb der verstorbene Martin Büsser, und mixten Folk-Fragmente und Vokalsamples so geschickt, dass der Hörer nicht mehr merke, welche Quellen hier analog und welche gesampelt wurden. Alles geht zusammen: Computer, Cello, Geige, Banjo – und dazu Dutzende absonderliche alte Aufnahmen von einer Ghandi-Rede bis zu frühester Radiowerbung, fluchenden Kindern oder Turn- und Yoga-Anleitungen. Einmal meint man gar Schweizerdeutsch zu hören. Oder ists Wienerisch, rückwärtsgespielt? Bei aller Experimentierfreude und vertrackten Zerfledderei gibt es sehr viel Groove und fliessende Bewegung.
1985 ist dank einer Vielzahl wegweisender Veröffentlichungen eines der prägendsten Jahre für die Entwicklung der Rapmusik: KRS-One und Scott La Rock, später bekannt als Boogie Down Productions, veröffentli- chen zusammen mit Levi 167 unter dem Pseudonym 12:41 ihre erste Single mit dem weitsichtigen Titel «Succe$$ Is The Word». Die Beastie Boys debütieren auf Def Jam mit «Rock Hard» und Doug E. Fresh gibt auf der B-Seite seines Smashs «The Show» einem bis anhin unbekannten MC namens Ricky D (aka Slick Rick) Raum. Der Track «La Di Da Di» wird zu einem der meist gesampelten Rapsongs und Slick Rick avanciert in der Folge zum Lieblingsrapper deines Lieblingsrappers. LL Cool Js Debüt-LP «Radio» beschert Def Jam die erste Platinauszeichnung – die Singleauskopplung «Rock The Bells» wird zum präferierten Werkzeug einer jeden DJ-Battleroutine fürs nächste Jahrzehnt. Edit-König Kurtis Mantronik präsentiert zusammen mit MC Tee erstmals seine einzigartigen stotternden Produktionen und nennt das Projekt Mantronix. Pete Rock erhält seine ersten Credits für seine Scratches auf E.D. Maths' «Behind Bars» und avanciert zu einem der erfolgreichsten Vertreter des Miami Bass Genres. Juan Atkins festigt nach Cybotron mit Model 500 den Ruf Detroits als Schoolly-D mit seiner Debüt-LP. Durch den Abend im Hörsaal der Palace Universität führen die Professoren Paul Neumann, Rezzm und Gastdozent CEO Müller der Rap History Zürich, assistiert von Captaine Zwerg und MathK
Des Palace liebster Alpenbit, der Bassist von Stahlbergers Band und Göldins Soundmonster, ist aus seinem New Yorker Exil zurückgekehrt: Bit-Tuner präsentiert auf seiner Frühlingstour seinen Whooomwagawaga-Sound zusammen mit Feldermelder. Zwei der fleissigsten und deepesten Elektro-Produzenten dieses Landes sind unterwegs, laden wir die Nebelmaschine schon mal auf. Den beiden geht es um Bass, Beats Hybride – und die tanzende Meute. Aber so sehr die Musik in die Beine fährt, so sehr räumt sie auch den Kopf frei für filmreife Bilder. Begleitet werden sie von DJ Nik!, der die Hip-Hop-Späne einsackt, die den beiden vom Mischpult fliegen und sich damit auf die Reise macht, bis er bei der britischen Clubmusik landet
Erstmals und einmalig, ein Battle of Soul! Dafür verantwortlich zeichnen sich der sizilianische Helsinki Soulstew-DJ Sanfilippo und die Gast-DJs Sir Dancealot und Serrahima. Erster ist auf Rhythm & Soul spezialisiert, zweiter spielt euch den Funk und dritter die bedient die Abteilung Northern Soul. Time to dance, get dressed and put on your dancing shoes!
Bei der vielbeachteten Newcomer-Liste «BBC Sounds of 2011» schaffte es der junge Engländer auf Platz vier. Es könnte also eine der erster und letzten Gelegenheiten sein, Jamie Woon im kleinen Rahmen live zu erleben. Sein vom Dubstep-Produzenten Burial co-produziertes Debut-Album «Mirrorwriting» wird den Vorschusslorbeeren denn auch gerecht. Warmer Soul- und R'n'B-Gesang treffen auf kühle Beats, Popappeal auf Bass und Effekte. Anders als der bei Vergleichen oft beigezogene Stilgenosse James Blake, der sich schamlos an fremden Material bedient und dieses teilweise stark entfremdet oder uminterpretiert, setzt Woon auf übliche Songstrukturen und seine eigene, ungekünstelte Stimme. R'n'B ist als massgeblicher Einfluss im Musikjahr 2011 nicht mehr wegzudenken und Jamie Woon trägt zu einen neuen Sound bei, der das musikalische Geschehen in den nächsten Jahren entscheidend mitprägen dürfte.
Gehört Susperia von Dario Argento zu deinen Lieblingshorrorfilmen? Dann bist du bei Esben & The Witch genau richtig. Stets in Begleitung des Gesangs von Rachel Davies, werden die post-rock ähnlichen Klanglandschaften von subtilem Horror und einer unheimlichen Stimmung getragen, Nightmare-Pop! Am ehesten bewegen sich Esben & The Witch in der musikalischen Tradition von Bands wie Young Marble Giants oder Cocteau Twins. Inhaltlich bezieht sich die Band aus Brighton auf klassische und griechische Mythen. Da ist neben der dreiköpfigen Band auf der Bühne schon auch mal eine Eulenstatue zu finden. Wem das zu viel Hokuspokus ist, der darf sich vom starken Argument überzeugen lassen, dass Esben & The Witch seit Seachange die erste englische Band ist, welche vom legendären US-Label Matador unter Vertrag genommen wurde. Im Vorprogramm spielt das New Yorker Duo Creep, bekannt für die Zusammenarbeit mit Romy von The XX.
Was für eine bunte Mischung: Vom Protestsong über Schrummel-Beat bis zum durchdeklinierten Popsong ist heute Abend alles zu haben. Angefangen bei der wunderbaren Lalier. Selten sind im heimischen Musikschaffen so deutlich-anprangernde Worte zu hören – begleitet von der klassischen Protestinstrumentierung: Gitarre und Trömmelikiste. Les Chevaux Sauvages öffnen der Wut ganz andere Ventile. Da werden die Garagentore sperrangelweit aufgerissen, Surfbretter über Vespas gehauen, aber immer schön geschaut, dass das Stooges-Plakat keinen Schaden nimmt. Und Phonodope sind ganz klar die Profis. Der Reggae-Song kommt so perfekt wie der ausufernde Chor, wie das Gitarrensolo.
Hier kommt der Soundtrack für den Sommerbeginn. Der englische Ausnahme-Produzent macht für eines seiner raren Electronic-Sets Halt im Palace. Sein gefeiertes Electronica-Album «Mind Bokeh» ist stark von Funk und Soul aber auch von French-House, Hip Hop und Folk beeinflusst. Wie Bibio die zahlreichen Einflüsse zu einem funktionierenden und pulsierendem Ganzen macht, das bleibt sein Geheimnis. Spannend ist seine Arbeit allemal, so hören viele seiner Songs an einem anderen Punkt auf, als dass sie angefangen haben. Beats werden verdreht und gebrochen, Boards of Canada treffen auf Retro-Soul. Man fühlt sich oft an das angesagte Genre Chill-Wave erinnert, zu dessen Wegbereitern Bibio gehört. Für den verspielten und loungigen Songs mögen nicht alle etwa übrig haben, aber als Soundtrack für milde Sommernächte sind sie kaum zu toppen.
Ein Satz an die Decke, den Kopf gegen die Wand! Oh ja, Ladies and Gentlemen, ein Traum wird wahr, dies ist das Rock'n'Roll-Paket des Jahres - ein furioser transatlantischer Brückenschlag zwischen linkem Punk (seit 1977, yeah!) und kanadischem Country-Surf-Folk, der mehr Whiskies getrunken hat als der gemeine Americana-Doktor erlaubt. In Zusammenarbeit mit dem Boxclub Zürich, you know wer gemeint ist! Die grossen Kapitalismuskritiker und Menschenfreunde The Mekons haben ihren Ruf als eine der weltbesten Livebands ständig vermehrt; niemand kann gleichzeitig so gemein und so unterhaltend sein, und so scharf und dann wieder butterweich. Und die mit Langford, Timms & Co. langjährig befreundeten Sadies, zungenschnalzend elegante Anzugrocker, haben uns schon einmal völlig aus dem Häuschen gebracht.
Die drei Frauen aus Tokyo haben es faustdick hinter den Ohren und stecken jede noch so prätentiöse Post-Rock-Band in den Sack. Stets instrumental, rhythmisch vertrackt und mit einem unwiderstehlichen Disco-Vibe entwickeln ihre meist über acht Minuten langen Tracks eine hypnotische Intensität. Nisennenmondais musikalischer Bastard zwischen Noise-Rock, Post-Punk und Krautrock − zwischen Sonic Youth, Boredoms, This Heat und Neu – kommt dermassen gut, dass selbst Prefuse 73 und die musikalisch nächstverwandten Battles von ihren tollen Live-Sets schwärmen. Den Auftakt bestreitet Schlagzeuger und Multi-Instrumentalist Dominik Kesseli mit einer seiner unwiderstehlichen Solo-Shows.
Ende 1984, nach dem Zusammenbruch der Breakdance-Welle, hatte man Hip Hop und Rap ausserhalb der USA als kurzfristigen Hype abgeschrieben. Dies änderte sich 1986 schlagartig – Run-D.M.C.'s «Raising Hell» und «Licensed To Ill» von den Beastie Boys entwickelten sich zu Multi-Platinum Sellern. Viele schwarze Musiker fühlen sich frustriert an das Elvis-Syndrom der 50er Jahre zurückerinnert – man nehme einen weissen Künstler mit einem schwarzen Sound und der kommerzielle Erfolg ist gesichert. Der New Yorker Produzent Marley Marl revolutioniert mit Produktionen für Eric B & Rakim (Eric B Is President), Kool G Rap & DJ Polo (It's A Demo) dank neuen und inovativen Samplingtechniken den Rap. Überhaupt setzt New York die qualitative Messlatte in diesem Jahr sehr hoch an. Die Bronx verteidigt ihren Ruf als Geburtsstätte von Hip Hop. 1986, die Golden Era des Raps beginnt. So, Do The Whop and Fight For Your Right To Party 'cuz it's a Saturday Night. Durch den Abend im Hörsaal der Palace Universität führen die Professoren Paul Neumann, und DJ Reezm, assistiert von Captaine Zwerg und MathK.
Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Wer wohnt hier? Wer darf bleiben? Wer hat Arbeit? Wer mischt die Quartiere auf? Wer darf mitbestimmen? Wie regeln wir Konflikte? Fest steht: Unser poltisches System und unser sozialer Friede sind in Gefahr, wenn wir nicht bald allen Bewohnern der Städte die gleichen Rechte garantieren. Verweigern wir diese Notwendigkeit, wird unser demokratisches System bald einer Diktatur der wenigen gleichen.
Der New Yorker Band Battles gilt ein besonderes Augenmerk, sie ist ein Schwergewicht in der Independent-Szene und spielt in der Regel auf viel grösseren Bühnen als der im Palace. Bei ihren ungeheuer wuchtigen Live-Shows tummelt sich das unterschiedlichste Publikum vor der Bühne. Vom Electronica-Fan bis zu Liebhaber von schweren Gitarren. Den Publikumsverhältnissen entsprechend lassen sich die Battles auch schwer in Worte fassen, geschweige denn in Schubladen stecken. Sie treiben mit messerschaften Gitarren, den komplexen Electronica-Sounds und Highspeed-Drums ihr ganz eigenes, innovatives Spiel: Math-Rock ist die gängigste Bezeichnung. Das neue Album Glass Drop wird mit Spannung erwartet, bekannt ist aber, dass es in Zusammenarbeit mit Elektronika-Legende Gary Newman (!), der Blone-Redhead-Sängerin Kazu Makino, und Matias Aguayo entstanden ist. Im Dezember kuratiert die Band ein ATP-Festival, eine ganz spezielle Ehre, die nur den wenigsten Bands zukommt.
Diesmal, Summer in the City – Summer in the Jungle, Soul & Funk aus der südlichen Hemisphäre. Das Palace und die Helsinki-Soulstew-DJs bitten zur letzten Soul-Nacht in der laufenden Saison. Und wenn alles nach Plan verläuft, erweist ihr auch dem klebrigen Teppich den allerletzten Tanz, bevor er über den Sommer herausgerissen wird und wir früher als euch lieb ist wieder in die Nacht hinausrufen: Get dressed and put on your dancing shoes!
«Müssen wir nicht ein Stück weit wieder lernen, die offenen Enden der Zukunft zuzulassen? Etwas nicht Abgeschlossenes zu akzeptieren? Die Weiterentwicklung der Gedanken ist mein treibendes Moment, mein Antrieb», sagt Sänger Andreas Spechtl. Genau so klingt «DMD KIU LIDT», das neue, vierte Album von Ja, Panik: Unfertig, angedeutet, offen. Von «Skizzen, die weiterreichen als ihr Horizont», schreibt die Kritik. Am besten würden sie sich erschliessen, wenn man das Album von hinten her höre. DMD KIU LIDT heisst: Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit. Das grosse Thema des Albums ist die Vereinzelung, aber: «Never mind, solang sich deine Situation in meine Richtung neigt». Ja, Panik gehört zu den Bands, mit denen das Palace eine freundschaftliche Beziehung verbindet. Mittlerweile sind sie ganz schön bekannt und berühmt. Es freut uns ausserordentlich, spielen sie auf ihrer kurzen Tour zur Verbreitung von «DMD KIU LIDT» bei uns. Und sind gespannt, wie die «Depressionsoper», so Gitarrist Thomas Schleicher, live tönt.
Pram zählten seit Jahren zu den interessantesten Bands der britischen Rockszene. Das Sextett aus Birmingham geht unbeirrt seinen eigenen Weg, weit ab von jedem kommerziellen Kalkül. Seit Anfang der 90er Jahre basteln die exzentrischen Eigenbrötler an einer völlig eigenständigen Rockmusik voller Rätsel und Geheimnis, die zwischen Elektronik, Experiment, Exotica und Wohlklang angesiedelt ist. Die ausgetüftelten Arrangements bestechen durch Farbigkeit und Ideenreichtum. Prams bizarre Klangwelt ist ein verschrobenes Panoptikum aus den unterschiedlichsten Einflüssen voll mit skurrilem englischen Charme. Dafür sorgt die visuelle Komponente. Seit ihre Sängerin Rosie Cuckston vor fünf Jahren ausgestiegen ist, machen sie instrumental weiter: als eine Art versponnene Stummfilmrockband. Filmemacher Scott Johnston liefert zu jedem Stück einen selbstgedrehten Kurzfilm oder ein ausgefeiltes visuelles Ambiente, wobei aus alten Zeichen- und Stummfilmen zitiert wird oder geisterhafte Erscheinungen über die Leinwand flimmern. Als «Dream-Pop» wurde ihre Musik schon bezeichnet. Würde es im Popbusiness mit rechten Dingen zugehen, wären sie so riesig wie Radiohead.
Ihr cool-sympathisch berauschender Auftritt mit «Alight Of Night» im Palace klang immer nach. Und noch Monate später fragte man sich: War das wirklich real, war das eben die Band, die all die Creation-Vorbilder und Garagenpunk-Psychedeliker nicht nur gut imitierte, sondern noch einmal genau dort war, vorwärts in der Sixties-Eighties-Achse, sorry: ist und sein wird. Verdammt, die besten Momente der Mary Chain, der Chills und der Pastels waren alle gleichzeitig da. Und jetzt haben diese fantastischen Crystal Stilts aus Brooklyn/NYC, eh die beste aller Crystal-Bands, ein Problem. Nicht wegen des Abgangs ihrer tollen Stehschlagzeugerin Frankie Rose (Vivian Girls), und schon gar nicht wegen der dunklen Untertöne auf ihrem packenden neuen Album «In Love With Oblivion». Sondern allein wegen des Minizweifels, ob sie tatsächlich noch einmal so gut sein würden wie beim ersten Mal. Ach, was sagen wir da! Einen schöneren Saisonabschluss können wir uns nicht vorstellen.
NEUE PALACE-REIHE!
Unter dem Titel «Revisited» besichtigt das Palace neu einmal im Monat eine künstlerische Position.
Der im April verstorbene Dichter, Fotograf, Filmer und Herausgeber Ira Cohen führte ein abenteuerliches Leben. 1961 wandte er sich vom American Way of Life ab und schiffte sich nach Tanger ein. Dort publizierte er den Underground-Bestseller «The Hashish Cookbook». Zurück in New York entwickelte er eine Zerrspiegeltechnik, mit der er den psychedelischen Kultstreifen «The Invasion of Thunderbolt Pagoda» drehte. Die nächste Dekade verbringt Cohen in Nepal ... Unter Kennern gilt Cohen als Post-Beat-Dichter ersten Ranges. Der Abend mit DJ Soulsonic, Amsel, Pablo Haller, Steve Lindauer und Florian Vetsch feiert Ira Cohens Werk und verspricht Trance pur: In Fotos und Filmen wird Cohens optisches Werk präsentiert, Gedichte werden zum Teil zweisprachig gegeben, seltene Musikaufnahmen untermalen den Fluss der Bilder und Texte.
Soul-, Funk- & R’N’B’-Klassiker mit den Helsinki-Soulstew-DJs!
Gangsta, gangsta cause thats whats sellin' – Dudley Perkins aka Declaime oder einfach Funky Dudley ist im Haus! Und er bringt die multitalentierte Georgia Anne Muldrow mit. Von Mos Def wurde die junge Produzentin und Sängerin gar mit Nina Simone und Ella Fitzgerald verglichen. Zum zweiten Mal steht Thavius Beck auf der Palace-Bühne. Das letzte Mal war er mit K-THE-I-??? da und sorgte hinter dem DJ-Pult mit seinen treibenden Sounds für eine tolle Stimmung. Wir freuen uns ganz besonders auf ihn! Und auf euch an dieser äusserst tanzbaren Saisoneröffnung!
Die Erfreuliche Universität erkundet vor den National- und Ständeratswahlen im Oktober in zwei Referaten den Zustand und die Funktionsweise der vielgelobten Schweizer Demokratie.
Die Rap History präsentiert voller Stolz eine europäische Hip-Hop-Kultfigur: Grandmaster Dee Nasty! Die erste ernstzunehmende Hip-Hop-Platte Frankreichs «Paname City Rappin» aus dem Jahr 1984 wurde von ihm produziert, seine nachfolgende Diskographie enthält das Who-Is-Who der französischen Hip-Hop-Szene. Checkt aus, wie sich der Zulu-Nation-DJ durch Juwelen der Rap Musik der Jahre 1979 bis 1986 mixt. Unterstützt wird der Grossmeister von den Rap-History-Professoren Paul Neumann und Reezm, assistiert von Captaine Zwerg und MathK.
Früher sangen Christoph & Lollo ja nur über Skispringer. Aber nach zehn Jahren wurde ihnen das zu langweilig und die beiden Liedermacher aus Wien wandten sich anderen Themen zu. Vorwiegend solchen, zu denen es auch noch keine Lieder gab. Auf ihrem neuen Album «Tschuldigung» wird dieser Plan konsequent weiter verfolgt – die elf Lieder behandeln elf brennende Themen: ein Protestlied zum Thema öffentlicher Raum, eine Verhöhnung dummer Internetposter oder ein Hit über die Angst vor dem Islam: «Weil man hört, die unterdrücken ihre Frauen, und fangen manchmal Kriege an. Sowas würden wir Christen uns nie trauen, wir aus dem Westen haben sowas nie getan.»
Die Erfreuliche Universität erkundet vor den National- und Ständeratswahlen im Oktober in zwei Referaten den Zustand und die Funktionsweise der vielgelobten Schweizer Demokratie.
Die Alben «Rettet die Wale» und «Verlass die Stadt» von Gustav waren so etwas wie Vorwegnahmen der gegenwärtigen kapitalistischen Krise. Und immer die Geschlechterordnung hinter sich lassen! Doch auf die Protest-Rolle festlegen lassen wollte sich Gustav alias Eva Jantschitsch dann doch nicht. Undogmatik is King! Die Wiener Musikerin schrieb Theatermusik, unter anderem für Kathrin Rögglas Stück «Draussen tobt die Dunkelziffer», machte Burlesken, Revuen, Solo-Shows, Ärger und viel neue Musik zwischen Vaudeville, Diskursschlager, Apokalypso und Discostampf. Wir freuen uns ausserordentlich, ist Gustav nach ihrem grossartigen Konzert von 2008 wieder da. Ihr kennt ja die Parole: «Alles renkt sich wieder ein, irgendwann geht das vorbei. Lass den Kopf nicht hängen Sweetheart, es wird alles wieder schön.»
Die 22-jährige Erika M. Anderson kriegte für ihr Album «Past Life Martyred Saints» bei Pitchfork satte 8,5Punkte und den Stempel «Best New Music» aufgedrückt. Die 22-Jährige sorgt mit ihrem angeschabtem Sound für Furore und Herzrasen. Manche reden von Retro Grunge, manche nennen ihren Sound «wasted, neurotisch und zerschossen-brüchig». Wir nennens schlicht grossartig und freuen uns auf EMAs Gitarrenwand, die gar nicht so abgefuckt ist, wie alle tun. Übrigens: Anderson veröffentlichte vor vier Jahren mit ihrer ehemaligen Band Gowns das tolle Album «Red State». Und: Im Vorprogramm spielen die drei noch jüngeren St.Gallerinnen Velvet Two Stripes, auf keinen Fall verpassen.
Mit Theo Parrish kommt einer der stilprägendsten Techno-Produzenten ins Palace – es steht eine ausschweifende Clubnacht zu erwarten. Parrish, aufgewachsen in Chicago, später nach Detroit übergesiedelt, erklärte dem Magazin «De:Bug», wie ihn die jeweiligen Szenen beeinflusst haben: «Beide Städte sind musikalisch sehr zusammengebunden und ich sehe sie irgendwie als gleichen Ort. Der grösste Unterschied ist, dass Detroit traditionell mehr auf Melodie eingestellt ist und Chicago mehr auf Rhythmus. Die Beats in Detroit sind oft komplexer, weil sie auch als andere Einheiten in der Bauweise eines Songs benutzt werden, der Beat in Chicago ist meistens einfach, sehr effektiv und sehr ansteckend.»
Diese drei Autoren berichten auf ihre je eigene Art über das Leben in diesem Land: Bänz Friedli ist dank seinen Kolumnen im Migros Magazin zum Hausmann der Nation geworden. In seinem neuen Buch «Wenn die mich nicht hätten» sind Satiren versammelt, die das Leben schreibt (14 und 15.30 Uhr). Peter Stamm erzählt von Leben, die nicht gelebt, aufgeschoben und schliesslich verpasst werden – so auch in seinem neuen Buch «Seerücken» (17 und 18 Uhr). SC Brühl-Fan Pedro Lenz schliesslich liest aus seinem heiter-melancholischen Schelmenroman «Dr Goalie bin ig», musikalisch begleitet von Christian Brantschen, dem Tastenmann von Patent Ochsner (21, 22 und 23 Uhr).
Der Australier Scott Matthew ist ein Freund der Traurigkeit und auch der Ukulele. Seine elegant arrangierten Lieder erzählen immer wieder von schmerzlichen Erfahrungen und können trotzdem leicht und subtil humorvoll sein. Der Wahl-New-Yorker, der mit Antony Hegarty oder Rufus Wainwright verglichen wird, ist mit der dritten Solo-CD unterwegs. Ein packendes Debüt-Album hat die 26-jährige Basler Sängerin und Pianistin Anna Aaron mit «Dogs In Spirit» vorgelegt. Die ehemalige Philosophiestudentin bewegt sich im leidenschaftlichen Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Horror, ihr Folk-Rock ist mitunter von wütender Schönheit.
Genau vor zwanzig Jahren veröffentlichte Station 17 ihr erstes Album. Die Band benannte sich nach dem Wohnheim 17 in Hamburg und vereint Musiker mit und ohne Handicap. Der Sound entwickelte sich Richtung elektronischen Pop, Kollaborationen mit bekannten Musikern wie Ted Gaier, Fettes Brot oder Stereo Total folgten. Station 17 erspielte sich einen exzellenten Ruf als Liveband und trat unter anderem am Hurricanefestival auf – nun präsentieren sie im Palace ihre neuste Platte «Fieber». Rizzoknor, bestehend aus den Gebrüdern Rizzo aus Zürich und ihrem Freund Knor aus Lausanne, fahren auf dem Highway der elektronischen Clubmusik, wobei sie gerne ein Ausfahrt in Richtung Rock nehmen. Tanzend in die Nacht gehts schliesslich mit DJ Supertobi aus München.
The Birth of Soul: Rhytm’n’Blues, Doo Wop & Early Soul.
Animal Collective, The Books oder Dirty Projectors: Seit seiner Eröffnung steht das Palace speziell auch für New Yorker Bands, die auf ihren Soundexkursionen die Grenzen weit ausloten und jede mögliche Zusammenarbeit suchen. Die Skeletons um den Sänger Mehlau, der auf dem sechsten Album «People» (Shinkoyo) unwahrscheinlich wahre Geschichten von traurigen Gestalten im Schatten der Wolkenkratzer erzählt, sind da vorbildhaft experimentierfreudig. «Resolutely fantastical», nannte The Wire ihre gefühlsgeladene, dramatisch versponnene Musik. Demnächst werden sie auch mit ihrem 18-Personen-Orchester Skeleton Big Band aufhorchenlassen. Aus Basel reist Marlon McNeill mit seinem magischen Drone-Soundprojekt Combineharvester an, das ebenfalls viele Grenzen von Pop bis Grindcore auslotet.
This Land Will Change – Dancemusic mit Hintergedanken.
In unserer Welt ist er immer in der Hitparade: Andreas Dorau! Von wegen Verschwende Deine Jugend, Palais Schaumburg, Die Tödliche Doris, er war ein Protagonist der ersten Stunde! Natürlich ist es dreissig Jahre her, als der Hamburger Pfarrerssohn als Schüler seinen Riesenhit «Fred vom Jupiter» hatte. Aber er hat seine Pop-Meisterschaft und den Schalk wider die «lächerliche Ernsthaftig- keit» über all die Jahre behalten – und verfeinert. Jetzt tourt er mit seinem achten Album «Todesmelodien». Man darf eine tanzwütige Show erwarten, sympathisch und herzhaft, auf der Höhe der Zeit und «weniger seltsam, als so gesagt wird». Begleitet wird Dorau von Musikern an Elektronikpulten und Schlaginstrumenten. Wir haben mit Freude gelesen: «Meine Stimme wird immer heller, obwohl ich sehr stark rauche!» Dirty Beaches aus Taiwan bietet einen Roadtrip zwischen Roy Orbison und Alan Vega, zwischen Resignation und Rebellion: Dreckig, trist und düster.
Am Dienstag, 25. Oktober, um 20.15 Uhr laden wir alle Interessierten zu einer Diskussion der Wahlergebnisse ein.
IN ZUSAMMENARBEIT MIT GAMBRINUS JAZZ PLUS
Das Palace bietet dem Jazz ein Dach über dem Kopf: Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Gambrinus Jazz Plus in dieser Saison. Und auf diesen Auftakt: Das Trio Azul führt in instrumentale Songwelten zwischen Jazz, Indie und portugiesischem Fado – eine Mischung aus mediterraner Leichtigkeit und jazziger Weltoffenheit. Azul besteht aus dem portugiesischen Kontrabassisten Carlos Bica: Seine Kompositionen führen in instrumentale Songwelten zwischen Jazz, Indie und portugiesischem Fado. Sie legen den Teppich, auf dem sich Jim Black und Frank Möbus austoben: Der deutsche Gitarrist Möbus setzte mit seiner Band «Der Rote Bereich» selbst Akzente im europäischen Jazz-Boom, der New Yorker Schlagzeuger Jim Black ist seit Jahren einer der kreativsten und meistbeschäftigsten Schlagzeuger der Downtown-Szene.
Im Jahr 1987 steht die Rap-Welt Kopf: Neue Talente und Styles werden im Sekundentakt geboren. Public Enemy debutiert, Big Daddy Kane startet durch und Boogie Down Productions legen mit «Criminal Minded» die Messlatte für nachfolgende Alben sehr hoch. Leider wird BDP's DJ und Produzent Scott La Rock als einer der ersten Hip-Hop-Stars im Herbst 1987 Opfer einer Schiesserei. Mit Paul Neumann und DJ Reezm, assistiert von Captaine Zwerg und MathK.
Ein Prost auf die Eleganz der Nachlässigkeit: Bid und Lester Square und ein wohl gehütetes Geheimnis jeder guten New-Wave-Platten- sammlung sind live zurück auf der Bühne. Mehr retrospektives Stilbewusstsein im Post-Punk als The Monochrome Set hatte damals niemand. Kein Wunder haben sie Scharen von prominenten Fans von The Smiths bis Franz Ferdinand. Vom subtilen Dandy-Pop geht es hinaus in die weite Verwirrniss: Flotation Toy Warning, die von sich behaupten, aus Polarforschern und Historikern des 19. Jahrhunderts zu bestehen, spielen ihren Sound zwischen Kammerpop und Spacerock, der an Mercury Rev, The Flaming Lips oder Air erinnert. Helden im «Sumpf» auf FM4, lange auf der Palace-Wunschliste!
Der erste Revisited-Abend zum Dichter Ira Cohen war ein gelungener Trip von New York über Tanger nach Nepal und zurück. Der zweite Abend unserer neuen Reihe, die einzelne Künstler oder Bewegungen vorstellt, führt zu den Ursprüngen des Techno: Der Journalist Daniel Ryser hat sich von Boris Blank und Dieter Meier erzählen lassen, wie Yello entstand und die Musikwelt plötzlich nach Zürich blickte. Wie es war, mit Yello-Fan Ringo Starr zu feiern und mit Shirley Bassey einen Hit zu komponieren. Im Rysers Buch kommen Moby, Afrika Bambaata, Anton Corbijn und viele andere zu Wort. «Anekdotenreich», meinte die «Tagesschau». DJ Soulsonic spielt den Sound zum Text.
Hier kommt was zusammen! Die Owiny Sigoma Band – ein grossartiges Aufeinandertreffen kenianischer und britischer Musiker – wurde mitunter vom Gorillaz-Keyborder Jesse Hackett ins Leben gerufen; Gilles Peterson, DJ und nimmermüdes Bindeglied zwischen westlicher Clubgrooves und aller anderer Gattung Musik, gibt das Debüt begeistert – «a weird collage with a great Groove» – auf seinem Label Brownswood heraus; der einzige Überlebende des Brit-Pops, Damon Albarn himself, drückt bei einigen Tracks die Keyboardtasten; und der erste Remix kommt gleich mal aus den Händen von Theo Parrish. Alle diese Namen bringen zusammen, was dieses grossartige Kollektiv ausmacht: Der geglückte Versuch, die Grenzen zwischen weisser und traditioneller schwarzer Musik auszuloten, um sie dann in einer verschwitzten und ausgelassenen Clubnacht zu pulverisieren. Unbedingt kommen und vorwärmen, der Winter könnte nämlich mal wieder hart werden.
Mit einem grossen Fest feiert das krisenerprobte, aber charakterfeste Lokalradio toxic.fm sein zehnjähriges Bestehen. Es beginnt am Nachmittag auf dem Grabenhallenparkplatz und endet in den frühen Morgenstunden im Palace und der Grabenhalle. Im Palace geben sich die Indie-Überflieger Balthazar die Ehre. Ihr Debütalbum mit dem etwas grossspurigen Namen «Applause» wurde soeben zum FM4-Album der Woche gekürt. Mit jugendlicher Leichtigkeit fegen die Belgier kreuz und quer durch die musi- kalischen Zwischenwelten der letzten zwanzig Jahre. Unterstützt werden sie von der aufstrebenden Indieband Lakeside Runners. Die vier jungen Rorschacher haben sich in Kürze zu einer der gefragtesten Bands der Region entwickelt. Mit Stadion-DJ und toxic.fm-Urgestein DJ Rafaël Zeier bleibt das Palace auch nach den Konzerten bis tief in die Nacht auf Sendung.
Aida, die Schule für fremdsprachige Frauen in St.Gallen, feiert ihr 20-Jahr-Jubiläum. Gemeinsam mit der Erfreulichen Universität lädt sie zu einem Sprachenzyklus. Er bietet Einblicke in die Geschichte, die Schrift, den Aufbau und die Anwendung der drei Sprachen Arabisch, Tigrinya und Tamilisch
Kaltehand & Natasha Waters taufen ihr Debütalbum «Pages» im Palace. Ob als Teil von Kaolin oder seit fünf Jahren mit aktuellem Projekt: Natasha Waters und Davide Rizitelli sind ein wichtiger Teil der lokalen Szene, auch wenn sich ihre musikalische Präsenz in jüngster Vergangenheit auf eine Handvoll erlesener Auftritte beschränkte. «Pages» erzählt Geschichten von langen Nächten, von starken Frauen, sonderbaren Begegnungen oder vergessenen Gefühlen, getragen von Natasha Waters einzigartiger Stimme. Musikalisch wird die Plattentaufe von Dominik Kesseli unterstützt. Das Cold-Wave-Duo Xeno & Oaklander ist beim angesagten DIY-Label Wierd Records angesiedelt, das bei der Wiederbelebung dieser in den frühen Achtzigern gepflegten Spielart von New-Wave massgeblich mitbeteiligt ist. Die Gründe für das Revival sind praktischer Natur: Gespielt wird meistens im Duo, was die Planung einfacher macht, während der Verzicht auf Schlagzeug und laute Verstärker eine direkte Auswirkung der immer restriktiver werdenden Lautstärkevorschriften für Clubs ist.
Die Musikbranche tut sich schwer mit Zomby. Der junge Londoner Produzent weigert sich, seine Anonymität preiszugeben und taucht bei angekündigten Shows regelmässig nicht auf, seien diese noch so prestigeträchtig. Wer heute nicht nach der Pfeife der Musikindustrie tanzt, ist normalerweise schnell weg vom Fenster. Nicht so Zomby. Seine Widerborstigkeit füttert das Mysterium um seine Person, zur grossen Freude von Fans und Presse, die solche Quergeister schon immer mochten. Wer die wenigen, aber teilweise sehr persönlichen Interviews mit Zomby zwischen den Zeilen liest, merkt jedoch rasch, dass hinter der Maske eine interessante Persönlichkeit stecken muss. Zombys Debütalbum «Where Were U in '92» war ein ausgeklügeltes und gefeiertes Konzeptalbum zum Techno-Jahr 1992. Mit dem kürzlich untypischerweise auf 4AD erschienen Nachfolgewerk «Dedication» überrascht Zomby ein weiteres Mal. «Mit einem Statement des Atemholens, der Ruhe und eine Ansage in Richtung derjenigen, die Bass schon seit Jahren kategorisch falsch verstehen», so das Musikmagazin De:Bug. Irgendwo zwischen dem, was nach Dubstep kommen könnte und dem Erbe von Electronica-Pionieren wie Boards of Canada oder Aphex Twin. Das macht ihm so schnell keiner nach. Zomby ist sowohl Vergangenheit als auch Zukunft.
Aida, die Schule für fremdsprachige Frauen in St.Gallen, feiert ihr 20-Jahr-Jubiläum. Gemeinsam mit der Erfreulichen Universität lädt sie zu einem Sprachenzyklus. Er bietet Einblicke in die Geschichte, die Schrift, den Aufbau und die Anwendung der drei Sprachen Arabisch, Tigrinya und Tamilisch
Im vergangenen Mai ging das fünfte Secondo-Theaterfestival über die Bühne. Die vier besten Theatergruppen werden nun zusammen auf Theatertournee durch die Schweiz geschickt. Mit Ernsthaftigkeit, Humor und Selbstironie präsentieren die vorwiegend jugendlichen Darstellenden dem Publikum viele eigene Erfahrungen und Überlegungen. So dreht sich im Stück «was heisst denn hier fremd?» einer Theatergruppe aus Basel alles um die Frage, ob es eine Frage der Perspektive sei, wer oder was fremd ist. Die Gruppe Obini aus Biel beschäftigt sich im Stück «A ceux qui naîtront après nous» aus der Sicht von Frauen mit Themen der Identität und Integration sowie Rassismus und Gewalt. Nelly Winterhalders Stück «Ene mene muh», gespielt von der Theatergruppe St.Gallen/Oslo, thematisiert auf mehreren Ebenen die täglich stattfindende Ausgrenzung von Aussenseitern. Mit viel Humor stellt die Theatergruppe Manjemas aus Zürich den Migrationsquartier-Krimi «Pfäfflis Patatli Kurier» vor.
Nein, die Geschichte des Souls ist nicht einzig und allein auf hübsche, kratzige Vinyl-Platten gepresst. Und weil die Schweizer im Verwalten amerikanischer Schätze schon immer besonders gut waren, hat sie nicht nur DJs mit seltenen Original-Singles, sondern auch erstklassige Soul-Bands vorzuweisen. Wir freuen uns, mit den Fonxionaires aus Biel bei Soul Gallen erstmals eine Liveband zu Gast zu haben. Und was für eine: Der erste, soeben erschienene Longplayer der Fonxionaires ist ein Ticket für die Zeitreise in die goldene Motown-Ära, als der Blues noch Dreck unter den Nägeln hatte und «Jazz» unter Jungen und Wilden noch nicht als Schimpfwort galt. Was die Bläserfraktion aus ihren Instrumenten pustet, klingt in furiosen Momenten, als hätte der Punk das Notenlesen gelernt. Als Rhythmus-Fraktion rumpelt ein felsenfestes Rock’n’Roll-Bollwerk. Über den Soundteppich schmiegt sich eine Stimme, die sich in vier Buchstaben zusam- menfassen lässt: S-O-U-L. Gehören tut sie Brandy Butler, die in der Peripherie Philadelphias aufgezogen wurde; jede Zeile schwarz und bittersüss wie italienischer Espresso. Erzählen tun sie von ewiger Liebe, die vielleicht doch nur bis zum Sonnenaufgang dauert. Von zu viel Gin in zugequalmten Kellerlöchern. Schön, so etwas, in der Zeit von Nulltoleranz und Rauchverbot. Vor und nach dem Konzert die Soul Gallen-DJs.
Aida, die Schule für fremdsprachige Frauen in St.Gallen, feiert ihr 20-Jahr-Jubiläum. Gemeinsam mit der Erfreulichen Universität lädt sie zu einem Sprachenzyklus. Er bietet Einblicke in die Geschichte, die Schrift, den Aufbau und die Anwendung der drei Sprachen Arabisch, Tigrinya und Tamilisch.
Big Daddy Kane macht auf seinem Smash «Ain't No Half Steppin» klar, dass 1988 keine halben Schritte gemacht werden. Public Enemys zweite LP «It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back» verdient an dieser Stelle eigentlich mindestens hundert Zeilen Lobhudelei. Das Gleiche könnte man auch über «Critical Beatdown» von den Ultramagnetic MC's sagen. Beides erste grosse Klassiker der New School Ära. An der Westküste veröffentlichen NWA mit «Straight Outta Compton» eine der Blaupausen des aufkommenden Gangster Rap Genres. In England definieren Asher D & Daddy Freddy die Schnittstelle Reggae-Hip Hop mit «Ragamuffin Hip Hop» auf ihre ganz eigene Weise. Die Crazy Force Crew aus Luzern veröffentlicht mit «No Time» die erste ernstzunehmende Schweizer Rapproduktion. Durch den Abend im Hörsaal Palace führen die Professoren Paul Neumann, Reezm und die Gastdozenten That Fucking Sara (Berlin) und Soulsonic der Rap History Zürich, assistiert von Captaine Zwerg und MathK.
Mit Garage-Rock, Coveraufnahmen von The Sonics und einem Videoclip von Schockfilmer Chris Cunningham hat alles angefangen. Vergleicht man ein Bandfoto der Horrors von 2005 mit jenem vom heute, ist die Band jedoch nicht wiederzuerkennen. Mit dem zweiten Album «Primary Colours» ist es um die NME-Lieblinge geschehen. Aus den Horror-Garage-Rockern wurden Post-Punker. Fortan dominieren psychedelische Gitarrenflächen im Geiste von Spacemen 3, Faris Badwans Gesang erinnert stark an Echo & The Bunnymen. Das kürzlich erschienene dritte Album «Skying» schliesst daran an und liefert einen Hit nach dem andern. Kein Wunder, kletterte das Album in den britischen Album-Charts bis auf Platz fünf. Das erinnert an die Achtziger als gute Musik auch «top of pops» war. Innert Kürze wurde aus den gruftigen Horrors eine der grössten Bands im ganzen Zirkus um das Post-Punk- /New-Wave-Revival. Mit ihrem Hardcore-Punk erinnert die Support-Band Cerebral Ballzy aus New York wunderbar an die Bad Brains.
Bald ist es schon wieder soweit – und die hinreissenden Low schrammen wirklich grad haarscharf am Advent vorbei mit ihrem Palace-Konzert: Diesbezüglich darf Dylan getrost vergessen werden, denn eines der allerbesten Weihnachtsalben haben ebendiese miteinander verheirateten Mimi Parker und Alan Sparhawk aka Low 1999 aufgenommen. Die beiden (er an der Gitarre, sie stehend am Schlagzeug) und ihre wechselnden Bassisten schleppen seit 1993 wunderbar verpennt, aber alles andere als nachlässig, die Akkorde hinter sich her und machen mit ihrer beständig wummernden Langsamkeit die (Pop-)Räume sperrangelweit auf. Und wer um himmelswillen eröffnet sein neuntes Album («C'mon» auf Sub Pop) schon mit einem an jubilierendem Pathos schwerlich zu übertreffenden Song und den Zeilen «Try to sleep / Don't look at the camera / Try to sleep / But then you never wake up»? Eben!
Anders als im harten Detroit oder im hippen New York wirkt der musikalische Charakter von Chicago zwangloser. Oft war die Stadt am Lake Michigan Durchgangsplatz für popkulturelle Entwicklungen: Der Jazz machte hier einen ersten wichtigen Zwischenhalt und viel später wurde hier der House erfunden; heute ist beides weit verbreitet und oft stark entfremdet. Nirgendwo sonst trifft Indie so unverkrampft auf Jazz oder Avantgarde auf Gitarrenmusik und umgekehrt. – Bands wie Tortoise, The Sea and Cake oder schon viel früher das Art Ensemble Of Chicago belegen das. Via Chicago – das ist eine Nacht mit Musik und Bild aus und über diese faszinierende Stadt hinaus.
Angefangen hat es ganz unspektakulär in einer Wohnung in Brooklyn. Dort machte Peter Silberman Musik gegen die persönliche Krise. Nachdem er 2009 mit Freunden das Album «Hospice» eingespielt und selber veröffentlicht hatte, ging es schnell. Die Platte fand den Weg in praktisch alle Bestenlisten des Jahres und «The Guardian» meinte: «Somehow, the lighter Hospice gets, the heavier it hits». Das trifft es auf den Punkt: Der sehnsüchtige Falsett-Gesang Peter Silbermans, die wenigen Akkorde, eine tieftraurige Grundstimmung und aus dem Post-Rock bekannte Songstrukturen haben es uns angetan. Im vergangenen Sommer folgte das Album «Burst Apart», das von der Presse wiederum gefeiert wurde. Es ist etwas optimistischer ausgefallen, begleitet uns durch den Winter und gehört direkt neben Bon Iver ins Plattenregal. Wir freuen uns, das einzige Schweizer Clubkonzert nach dem gefeierten Auftritt am For Noise Festival anzusagen!
«Wir leben in einer Welt, in der die Finanzmächte immer grösser werden und sich die Regierungen abmelden. Nicht mehr wir haben das letzte Wort.» Stéphane Hessel steht mit seinem Büchlein «Empört euch» für eine Demokratiebewegung von Nordafrika über Europa bis in die USA. Nach der offenen Diskussion «Nach den Wahlen», lädt die Erfreuliche Universität an diesem Abend alle Interessierten zu einer Diskussion über die Demokratiebewegung und die Wirtschaftskrise ein.
DJ Fett is back! Das will gefeiert werden, denn der Berliner bringt die rohe Essenz des Funks auch ohne Turntableistentricks auf den Dancefloor und muss sich deshalb von jedem Schnösel als «Scheiss-DJ» dissen lassen. DJ Fett hangelt sich durch einen gutabgehangenen Set von knusprigen Soul-Singles, seltsamen Beats, ekstatischem Jazz und relaxtem Reggae, um dann irgendwann in den frühen Morgenstunden bei der evangelischen Akademie Tutzing («Danke für diesen guten Morgen») zu landen. Oder in anderen Worten: «DJ Fett is a notorious hifi-killer, ladies' man and lila aunebär hailing from the stinkin' city of berlin.»
Nein, zu den Grossen gehört Pat Jordache noch nicht. Aber sein vor kurzem auf Constellation Records erschienenes Debüt-Album «Future Songs» ist vielversprechend: eine tolle Ansammlung rumpliger Popsongs mit stark an TV On The Radio erinnerndem Gesang. Man könnte die Musik der Band auch als typisch für Montreal bezeichnen, der Stadt, die schon Arcade Fire oder Wolf Parade oder eben Constellation Records hervorgebracht hat. Bevor Pat Jordache seine eigene Band gründete, spielte er zusammen mit Merrill Garbus von Tune-Yards in der Band Sister Suvi und war Gitarrist bei den Islands. Gerade erst hat er Tune-Yards auf deren ausverkaufter US-Tour als Support begleitet. Nach mehreren Veröffentlichungen auf dem Vorzeigelabel Drag City erschien im vergangenen Mai Bachelorettes selbstbetiteltes Album auf dem Souterrain Transmissions Label, dem Zuhause von Cocorosie und Zola Jesus. Ob Dream Pop oder Psychedelic Computerfolk, eines ist klar: Annabel Alpers aka Bachelorette aus Auckland, Neuseeland, versteht es, tolle Songs in ausgefeilte Arrangements zu verpacken und erschafft eine aufregende Welt aus warmen Analog-Synth-Flächen, pulsierenden Beats und Gesangsharmonien, in der man sich nur zu gern verlieren möchte.
Ueli Mäder ist Professor für Soziologie an der Universität Basel und an der Hochschule für Soziale Arbeit. In seinem Vortrag referiert er aus seiner aktuellen Studie über den Wert der Freiwilligenarbeit: Freiwillige Arbeit ergänzt sozialstaatliche Einrichtungen und fördert den sozialen Zusammenhalt, sie bewegt sich weg vom Altruismus und hin zur solidarischen Zivilcourage.
Yalla! Yalla! Wir sassen über unseren Habibi-Tellern, wollten gerade die Gabel mit Humus und Falafel in den Mund schieben, da sprang einer auf und rief, was habt ihr gesagt, Omar Suleiman kommt nach St.Gallen? Die Aufregung änderte schnell die Richtung, als geklärt war, dass nicht der ägyptische Geheimdienstchef, sondern der syrische Hochzeitssänger und Partytiger in der Stadt sein wird. Über 500 Live- und Studio-Alben von ihm sind im Umlauf. Ein Grossteil davon wurde quasi als Bootleg auf Hochzeiten aufgenommen, auf Kassette gezogen und weiterverkauft. Souleyman und sein Keyboarder Rizan Sa’id jagen syrischen Dabke und irakische Choubi-Musik durchs Keyboard und das schon lange nicht mehr zur ausschliesslichen Freude syrischer Hochzeitsgesellschaften. Mittlerweile tanzen sie nämlich auch in Barcelona (Sonar-Festival), Minehaed (Souleyman wurde von Caribou ans All Tomorrow’s Parties-Festival eingeladen), Island (Björk bestellte einen Remix) und anderen vorwärts gerichteter Musik verschriebenen Orten zum pumpenden und jedem Dancefloor schmeichelnden Sound Souleymans. Wir freuen uns so kurz vor Weihnachten ausserordentlich auf dieses Fest. Darum: unbedingt alle kommen! Yalla! Yalla!
Fast wöchentlich schwappt von den britischen Inseln eine Flut impulsgebender Veröffentlichungen englischer Bass-Musik auf das europäische Festland hinüber. In der von Männern dominierten Szene gehört die 27-jährige Produzentin Ikonika zu den Produktivsten. Gross geworden auf dem für Dubstep massgebenden Londoner Label Hyperdub, bringt Sara Abdel Hamid ihre Platten inzwischen zusammen mit Optimum auf ihrem eigenen Label Hum + Buzz heraus. Die Londonerin mit philippinischer Mutter und ägyptischem Vater verbindet taktübergreifende und sukzessiv aufgereihte Wirbelmelodien, sowie klare Basslinien mit G-Funk und Afro, mit Gameboy und englischer Bass-Musik. Für ihr 2009 erschienenes Debutalbum «Contact, Love, Want, Have» fand das «Fact-Magazine» die Worte: «thrilling, beautiful, melancholy, funky and triumphant.»
mit Thomas Diener (Pro Senectute), Martina Merz-Staerkle (FH Fachbereich Gesundheit), Reinhold Harringer (Zeitbörse), Bernhard Lippuner (Insieme) und Rolf Steiner (Caritas). Moderation: Sabine Bianchi.
Kurz vor Weihnachten ein Geheimtipp der besonderen Art: ein schrill-fröhlicher Revisited-Abend rund um die britische TV-Serie The Mighty Boosh. Hierzulande weitgehend unbekannt, in Grossbritannien die Kultserie schlechthin. Das Comedy-Duo Noel Fielding und Julian Barratt spinnen die abstrusesten Geschichten um den selbstverliebten, aber gutherzigen Trend- setter Vince Noir und den Jazz-verrückten Eigenbrötler Howard Moon, die sich in irrwitzigen Episoden in immer neue Abenteuer und Zeitreisen verstricken lassen. Dabei treffen sie nicht nur auf zahlreiche skurrile Figuren, sondern spielen sich auch durch die ganze Geschichte der populären Musik: Von Jazz-Fusion über Funk, Punk und Metal bis zu Goth und Electronica entgeht kaum ein Musikstil den liebevoll-absurden Parodien von Barratt und Fielding. The Booshcasters präsentieren Ausschnitte aus der TV-Serie, viel schräge Musik von der Insel und davor eine kurze Bilderfolge zur Einführung.
Beim Christbaum schmücken den «Christmas Song» der Jackson 5 und beim Gänse stopfen Steve Wonders «What Christmas means to me» hören, ja, das gehört irgendwie dazu. So kommt das Soul-Gallen Christmas-Special nicht von ungefähr, denn passender könnten die Festtage können kaum eingefeiert wer- den. Spätestens wenn Herr Wempe aka Soulsonic, Herr Dörrer aka Alex Soulbrigada und Herr Fitze aka DJ Reezm ganz speziell für alle Exil-St.GallerInnen und Weihnachtsrück- kehrer «I want to come home for Christmas» von Marvin Gaye zücken, ist es um den Vorweihnachtsstress geschehen.
«1989 the number, another summer (get down), sound of the funky drummer» – die Boombox von Radio Raheem in Spike Lees Film «Do The Right Thing» (mit Samuel L. Jackson, Danny Aiello, u.v.a.) hat Public Enemys «Fight The Power» auf Dauerrotation und katapultiert die Leadsingle ihres dritten Albums zur Revolutionshymne des Jahres. Eben- falls auf Def Jam veröffentlicht 3rd Bass, die LP «The Cactus Album». Der Track «Gas Face» featured einen jungen Rapper names Zev Love X (KMD), der sich Jahre später unter dem Namen MF Doom zum Held aller Untergrund-Rap-Liebhaber mausern wird. Eine beinahe unüberblickbare Reihe von stilbildenden Alben erscheint 1989: Beastie Boys «Paul's Boutique», Jungle Brothers «Done By The Forces Of Nature», De La Soul «3 Feet High And Rising», Gang Starrs Debüt «No More Mr. Nice Guy», EPMD's Zweitling «Unfinished Business». Chubb Rock macht mit «And The Winner Is» augenzwinkernd auf die fehlende Vertretung schwarzer Künstler an den Grammy-Verleihungen auf- merksam. Wir starten mit Spike Lees Film «Do The Right Thing», der 1989 erschienen ist. Direkt im Anschluss daran findet der normale Unterricht mit DJ Reezm, DJ Paul Neumann, assistiert von MathK und Captaine Zwerg, statt.