Veranstaltungsarchiv
C86? Call it Cassette or Class of 1986: Das NME-Tape C86 mit den spannendsten Bands der englischen Independent Labels hat das Genre des Indie-Pop definiert. Grund genug, den 30-jährigen Sampler zu feiern: Neben bekannten und verkannten Indie-Bands der 80er werden deren Einflüsse wie Psychedelia, Garage und Rock gespielt, aber auch ihre Nachfolger in der Gegenwart. DJ Boiled Stanley und DJ Mighty Mess, beides Rorschacher, haben als Fanzine-Schreiber, Musiker, Konzertveranstalter oder Labelmacher die Ostschweizer Szene mitgeprägt und u.a. Indie-Bands wie The Wedding Present, Wolfhounds, My Bloody Valentine oder Teenage Fanclub nach St.Gallen geholt. Indie bedeutet ihnen bis heute nicht nur Fanschwärmerei, sondern auch eine Lebenshaltung. Mit den Hits und Raritäten aus ihren unerschöpflichen Plattensammlungen laden sie zum Palace-Jahresauftakt auf die Tanzfläche ein, untermalt mit Bildern und Filmausschnitten. In diesem Sinne: Get ready to feeling strange again. Dream! Pop! Disco!
20:00 Uhr: Don’t Think I’ve Forgotten – Cambodia’s Lost Rock and Roll
105', John Pirozzi, USA 2014, Regisseur anwesend
Rock’n’Roll, einst hoffnungsvoller Ausdruck von Kambodschas Jugend, wurde unter der totalitären Herrschaft der Roten Khmer (1975–1979) verboten und brutal unterdrückt. Bewegende Interviews mit Überlebenden und historische Dokumente erinnern an die Zeiten der Rock’n’Roll-Blüte in den sechziger und frühen siebziger Jahren und an die darauffolgende brutale Verfolgung und Ermordung zahlreicher Musikerinnen und Sänger. Wunderbare Musik, traumatische Lebensgeschichten.
22:00 Uhr: Monsterman
85', Antti Haase, Finnland 2014, Regisseur anwesend
Vor fünf Jahren gewann die finnische Heavy-Metal-Band Lordi den Eurovision Song Contest, und die Pop-Welt rieb sich ungläubig die Augen. Heute hat die Band mit den furchteinflössenden Monstermasken Tausende von Euro Schulden. Monsterman, der Leadsänger, versteckt sich noch immer hinter der Maske und versucht, den Respekt der Metal-Community zu gewinnen. Tragikomisches Porträt eines Jungen, der ein Monster werden wollte. Und nun für immer Lordi ist.
20:30 Uhr: Akounak Tedalat Taha Tazoughai
85', Christopher Kirkley, USA/Niger 2015
Der erste Spielfilm in Tamashek, der Sprache der Tuareg, begleitet einen jungen Gitarristen im Niger, der sich gegen alle Widrigkeiten der Welt durchsetzen will. Ein eigenwilliges Remake von Purple Rain des Popmusikers Prince – allerdings ohne das Wort Purpur, denn das gibt es nicht in Tamashek: «Blauer Regen, mit wenig Rot darin», so heisst der Streifen. Gefi lmt von Christopher Kirkley (vom Label Sahelsounds), in Agadez, mitten in der Wüste.
22:30 Uhr: Beats of the Antonov
68', Hajooj Kuka, Sudan/Südafrika 2014
Die Musiker schlafen nicht, weil der Antonov-Bomber kommt. Seit Jahren fliegt die sudanesische Luftwaff e Angriff e auf die Dörfer in den Nuba-Bergen im Süden des Sudans. Um sich abzulenken, spielen die Musikerinnen und Musiker die ganze Nacht durch, und ihre Musik vermischt sich mit dem Lärm des Krieges. Zwei Jahre lang lebte der Regisseur mit den Frauen, Männern und Kindern in der Region. Eine eindringliche Langzeitbeobachtung über die Bedeutung von Musik und Krieg.
Anschliessend zum Filmprogramm, Eintritt frei:
Discoparat Spezial: Farewell David Bowie
DJ Franz Friedrich spielt nach dem Norient-Filmprogramm während drei Stunden die besten Songs von David Bowie: Seine grössten Hits für die Ewigkeit, die schönsten Covers und Überraschungen aus seinen zahlreichen Kollaborationen.
20:30 Uhr: Ghost Diamond
60', Chris Saunders, Südafrika 2015, Regisseur anwesend, Q&A mit Georg Gatsas im Anschluss an den Film
Der Fotograf und Videokünstler Chris Saunders hat Musikvideos für den Shangaan-Electro-Star Nozinja (Warp Records) und den visionären Popkünstler Okmalumkoolkat produziert. In St.Gallen stellt er aktuelle Musikvideos aus Südafrika vor und präsentiert seinen ersten Kurzfilm. Ein audiovisuelles Kunstwerk, das die hypnotisierenden Tänze der Performerin Manthe Ribane mit Elementen aus den Mythologien Japans und der Zulu kreuzt.
21:45 Uhr: Indie Goes Hi-Tech
60', Adam Harper, UK, Q&A mit Georg Gatsas im Anschluss an die Präsentation
Subkulturelle Musik klang bisher oft roh, warm und etwas retro. Der neue Internet-Underground zelebriert mit Hi-Tech und Kitsch nun aber das Gegenteil. Und anstatt den Kapitalismus zu kritisieren, führt er ihn ad absurdum. Der renommierte Popjournalist Adam Harper ist der Flugbegleiter dieser neuen Undergroundbewegungen. Er führt durch seine Auswahl aktueller experimenteller und postdigitaler Musikvideos. Visionen einer neuen Welt!
Live ab 23:00 Uhr:
Okzharp feat. Manthe Ribane (Hyperdub Südafrika/UK)
Minimalistische Elektronika, Texte in der lokalen Sprache Tshwana und Bilder aus Johannesburg: Das offerieren die drei Südafrikaner – der Produzent Okzharp aka LV, die Sängerin und Tänzerin Manthe Ribane und der Fotograf und Videokünstler Chris Saunders – bei ihrem ersten Auftritt in der Schweiz. Die Sounds sind beim Dreh zum Kurzfi lm Ghost Diamond (20:30) entstanden. Ihre neueste EP Dumela 113 steht im Katalog vom Label Hyperdub.
Danny L Harle (PC Music / Columbia Records UK)
PC Music aus London spaltet die Pop-Geister wie kaum ein anderes Label. Fans hören PC-Music-Tracks als Persifl agen auf unsere Konsumgesellschaft und somit als Punk der Gegenwart. Kritiker empfinden die Kitschexperimente als das Schlimmste, was der Clubmusik widerfahren konnte. Norient stellt den kontroversen PC-Music-Shooting-Star Danny L Harle deshalb hinters DJ-Pult: Wir erwarten hochgepeitschte Girlie-Stimmen und Eurodance-Synthesizer-Melodien, mal zu überspitzten Popsongs arrangiert, mal zu wirren experimentellen Tracks voller Tempowechsel, Soundeffekten und Dissonanzen. Harle stellt auch Tracks seiner neuesten EP vor, die beim Majorlabel Columbia Records erschienen ist. Ist das der Punk der Gegenwart?
Naafi: Zutzut + Paul Marmota (Mexiko)
Zutzut und Paul Marmota, zwei Produzenten und DJs des aufstrebenden Naafi-Kollektivs und Labels aus Mexiko City, mischen am Norient Musikfi lm Festival Versatzstücke aus so unterschiedlichen Stilen wie Latin Bass, Staycore, House, Reggaeton oder Juke zu einer eigenständigen Clubmusik. Willkommen in der Welt der neuen mexikanischen Elektronika!
Zum sage und schreibe sechsjährigen Geburtstag kommt ein besonderer Gast nach St.Gallen. Der Londoner DJ und Label-Betreiber Nik Weston hat seit Mitte der 90er-Jahre mehr als 100 Platten herausgebracht und in über 30 Ländern aufgelegt. Da kann man sich ohne grosse Mühe vorstellen, dass er bei Soul Gallen eine grossartige Auswahl an Soul, Afro-Boogie und Latin-Funk aus dem Hut zaubert.
Schaffhausen Calling! So rufen Guz und seine Aeronauten auf ihrem 2015er-Album «Heinz». Die Message ist schnell klar: Es geht im 23. Bandjahr frisch und frech wie eh und je zur Sache, und der Glaube an den «grossen Durchbruch im kommenden Jahr» ist ungebrochen. Den hymnischen Hit «Ottos kleine Hardcore-Band», smart angelehnt an den weltberühmten «Passenger» von Iggy Pop, können wir längst auswendig. Ebenso wie «Hey Fettsack!». Von wegen: Diese Band ist ein Fitnesskeller, seine schweisstreibenden Geräte und Triebfedern heissen Punkrock, Ska, Northern Soul und Raubaukendisco. Keine Verschnaufpause! Und aber viel Selbstironie, wie man weiss, neuerdings werden sogar Block- und Querflöten ausgepackt. Im Palace spielen die Aeronauten rechtzeitig zum Kinostart ihres Bandgeschichtenfilms und mit Support der liebenswürdig-giftigen Zürcher Jungpunks Rharbarber, die das Motto des Abends liefern: Unkraut vergeht nicht!
In seinem neuen Buch fordert der Kulturvermittler Berthold Seliger die Abschaffung des gebührenfinanzierten Fernsehens in Deutschland: Das Geschäftsmodell habe sich überlebt, das Programm von ARD und ZDF sei noch schlechter als es früher schon war. Profitieren würden einzig die Parteien und die Werbetreibenden. Seligers Fazit: «Staatsfernsehen ist Opium für das Volk.» Seine Analyse präsentiert er als lockeren Vortrag mit vielen bewegten Bildern aus der trostlosen Fernsehrealität. Mit seinem letzten Buch «Das Geschäft mit der Musik» hat der Betreiber einer legendären Konzertagentur für Furore gesorgt. An diesem Abend dürfte Seliger im Palace ein etwas steiferer Wind entgegenwehen: Unter den Palace-Mitstreiter_innen gibt es einige, die von einer Privatisierung des Fernsehens, wie sie in der Schweiz von rechtslibertären Kräften gefordert wird, wenig halten. Umso besser für einen kontroversen Abend!
Mit seiner Geige tanzt Tobias Preisig in der Schweizer Jazzszene ganz schön aus der Reihe. Frei von Zielvorgaben nimmt er das Instrument aus dem vertrauten Umfeld und musiziert in Grenzbereichen. Als Jazz will der umtriebige Zürcher seine Musik auch gar nicht verstanden haben. Sein drittes Album «Drifting» hat ihm international viel Beachtung eingebracht. Der Guardian lobt den «dark and hard-grooving group sound» des Quartetts und die NZZ streicht die «raumergreifenden Stimmungsbilder» heraus, welche eine «hypnotische Stimmung erzeugen». Auf der Bühne entführt uns Preisig unterstützt von Stefan Aeby am Piano, André Pousaz am Bass und Michi Stulz in eine faszinierend neue Klangwelt der Geige.
Das Ostschweizer Plattenlabel «La Suisse Primitive» feiert die Veröffentlichung ihrer Kompilation «La Suisse Primitive – tendencies in the contemporary Swiss underground music scene». Die Platte bietet einen eigenwilligen Überblick über das musikalische und kreative Schaffen von Garage-Bands aus Kreuzlingen und St.Gallen über Genf bis Lugano. Sie verbindet eine auffallende Ähnlichkeit in den «ways of doing». Zum Abschluss einer Release-Reise durch die Schweiz spielen die auf dem Sampler vertretenen Bands Augenwasser, Björn Magnusson & The Cold Fiction, Shady & The Vamp und Batman im Palace. In der Form einer fiktiven Radio-Show mit Text und Ton führt Wicked Wiggler durch einen Abend, der ganz im Zeichen des aussergewöhnlichen Samplers steht.
Das ist keine hundskommune Tanznacht, ist doch die Keimzelle der alternativen Kairoter Clubszene zu Gast. Nach gefeierten Auftritten in der Schweiz merkten die sechs Mitglieder des Kairo-Is-Koming-Kollektivs vor einigen Jahren, dass sie sich in ihrer Heimatstadt ihre eigene Szene formen müssen: Alle machten nämlich mal die Erfahrung, dass sie in Kairo irgendein Partyveranstalter irgendwann auf die Seite genommen hat und meinte, die Leute würden ihre Auslegung von elektronischer Musik nicht verstehen. Sie betreiben darum – nebst dem Produzieren eigener Musik – ein Label, einen Club und eine Akademie für Musikproduktion, um dem heimischen, oft leicht zu verdauenden Sound einen Schub in die Zukunft zu verschaffen; und dem Regime kulturpolitischen Widerstand zu leisten. Stilistisch darf von dieser speziellen Clubnacht wohl mehr als die Summe der Kollektivmitglieder erwartet werden – ein schweisstreibendes Fest von atmosphärisch-feingliedrig bis wummernd-technoid.
Inputreferat von Dr. Eduard Gnesa, Sonderbotschafter für internationale Migrationszusammenarbeit, EDA. Anschliessend Podiumsdiskussion mit Regierungsratskandidaten. Welche Verantwortung und welche Aufgaben muss die Politik eines Grenzkantons beim Thema Flüchtlinge und Migration übernehmen und gestalten? Moderation: Kaspar Surber.
Mit dieser Musik würde man gern einer windgepeitschten Küste entlang fahren, bis man eine etwas unheimliche Grossstadt erreichte: Girls Names aus dem nordirischen Belfast spielen einen treibenden, zuweilen hymnischen, doch immer wieder gebrochenen Postpunk mit Anklängen von Sonic Youth oder Wire. Ihr drittes Album «Arms Around A Vision» versteht die Band als «Liebesbrief an die europäische Eleganz» – sprich italienischen Futurismus, russischen Konstruktivismus, die Düsseldorfer Künstlergruppe Zero und das Berlin von Bowie und den Neubauten. Eine elitäre Attacke von unten, wie sie zu verstehen geben: «Ihr könnt uns nicht verarschen, weil wir nichts zu verlieren haben.» Den Abend eröffnet Girls-Names-Gitarrist Philip Quinn mit Gross Net - brutal düstere Electronic Body Music, die an Cold Wave und Throbbing Gristle anknüpft.
Hinter Le1f steckt Khalif Diouf. Er ist in Manhatten aufgewachsen, wo er Ballet und Modern Dance studiert hat. Das ist erst einmal die Oberfläche dieser prächtigen Person. Seine träge und schroffe Queerness verfilzt ständig die Oberfläche unserer markttauglichen Gendervereinnahmung: «The fabric of my life is a sexy fucking textile.» Die konsequent provozierte Oberfläche in seiner Performanz und sein rasend lasziver Rap schaffen ein musikalisches Konglomerat, in dem homophobe und genderstatische Popkultur leichtfüssig annektiert und wunderschön pervertiert wird. Das ist politische Unterhaltung in Form und Farbe. Als Konsequenz dieser Nacht fügen wir Rap mit experimenteller Electronica zusammen: Lotic ist DJ und Produzent aus Berlin-via-Houston, seine hybriden DJ-Sets sind düster und haben direkte körperliche Einwirkungen. Der Titel seiner aktuellen EP «Heterocetera» schliesst den thematischen Kreis dieser Nacht. Ginger Boss und Asian Eyez vom Zürcher «House Of Mixed Emotions» sind stets am Puls der Zeit und begleiten diese Nacht mit Future Bass, R’n’B und Techno.
Am 28. Februar 2016 wird national über eine zweite Gotthardröhre abgestimmt – und in der Stadt St.Gallen über einen Autobahnanschluss auf dem Güterbahnhofareal. Auf Mehrverkehr wird mit mehr Strassen reagiert. Anlass, sich Gedanken über den Umgang mit der Mobilität zu machen: Wie sieht eine zukunftsgerichtete Verkehrsplanung aus? Welche Lehren müssen in der Stadt St.Gallen aus früheren Autobahnprojekten (Splügenanschluss in St.Fiden und gescheiterte Südumfahrung) gezogen werden? Und wohin soll sich die Verkehrspolitik der kommenden Jahre bewegen?
Mobilität und Stadtverkehr: Wo geht die Reise hin?
Am ersten Dienstag referiert Klaus Zweibrücken, Verkehrsplaner und Dozent an der Fachhochschule Rapperswil, über den Umgang mit dem Verkehr in der Stadt, über Herausforderungen und Möglichkeiten.
Zuguterletzt, die Schildkröte im Palace! Tortoise erklangen 2006 programmatisch am Eröffnungsabend unseres Konzerthauses: der grandiose 20-Minuten-Song «Djed» von «Millions Now Living Will Never Die». Zehn gute Jahre später spielt das famose Quintett aus Chicago endlich leibhaftig im Palace, auf Tour mit ihrem vielfarbig funkelnden neuen Album «The Catastrophist». Die Multi-Instrumentalisten Dan Bitney, John Herndon, Doug McCombs, John McEntire und Jeff Parker verbinden seit 25 Jahren wie niemand sonst Jazz, Rock, Dub, Kraut, elektronische und minimalistische Sounds und begründeten das (von ihnen nie geliebte) Genre «Postrock». Lieber sprechen sie von einer «progressive experimental music with pop sensibilities», die live zum Bersten spielfreudig und schlicht umwerfend ist: hypnotisch, raffiniert, explosiv, orchestral. Als Support sind langjährige Freunde an Bord: Sam Prekop (The Sea And Cake) spielt ein Solo-Elektronik-Set und Little Tornados drehen Schlaufen im Wind.
Befeuert vom britischen Rave-Hype und Krautrock hat die englische Band Spacemen 3 Space-Rock und Shoegaze mitgeprägt. Während Jason Pierce nach der Bandauflösung 1991 mit Spiritualized berühmt geworden ist, entwickelte Pete Kember aka Sonic Boom den kompromisslos minimalistischen Sound seiner ehemaligen Band weiter, produzierte Panda Bears «Tomboy» und arbeitete u.a. mit My Bloody Valentines Kevin Shields oder der Electronica-Pionierin Delia Derbyshire zusammen. Wie der Name vermuten lässt, verfolgt sein Solo-Projekt «Experimental Audio Research» einen offen-experimentellen Ansatz mit manipulierten Synthesizer-Klängen im Zentrum des Geschehens. Die minutenlangen, repetitiven Stücke erzeugen hypnotische Wirkungen und öffnen ungeahnte Räume. Einer Art Drone-Zermonie mit einem modularen Synthesizer gleichen die Konzerte des Basler Grafikers und Musikers Papiro, der stilistische Grenzen ebenso respektlos behandelt wie musikalische Trends.
Von der Autobahnausfahrt St.Fiden über die gescheiterte Südumfahrung bis zur bevorstehenden Güterbahnhofabstimmung
In den 80er-Jahren erhitzte die Verkehrspolitik die Gemüter in der Stadt St.Gallen besonders: Der das Quartier St.Fiden teilende Splügenanschluss wurde ohne vorgängige Volksbefragung realisiert, während die Südumfahrung, welche einen Teil der Altstadt zerstört hätte, von einer eigentlichen Volksbewegung verhindert werden konnte. Nun wird am 28. Ferbruar mit der Abstimmung über die Güterbahnhofinitiative über eine weitere verkehrspolitische Weichenstellung entschieden.
René Hornung im Gespräch mit engangierten Leuten von damals und heute: Wo sind die Parallelen, wo die Unterschiede - und welche Lehren werden aus der Vergangenheit gezogen?
Luca van Grinsvens Kurzfilm «Afterhour», der im Rahmen des ZHdK Bachelor Seminars «Horrorshorts» entstanden ist, wird nach der Ausstrahlung im Schweizer Fernsehen auf der Leinwand im Palace ein erstes Mal öffentlich vorgeführt. Das Duo Labor rundet die durch den Film erzeugte Angst mit Rhythmen und sonischen Flächen aus ihrer Plattensammlung ab.
Vor etwas mehr als zwei Jahren berichteten wir an dieser Stelle betrübt über den Bühnenabschied von Silvan «Thehollowman» Lassauer. Nun freuen wir uns sehr, dass der grossartige Electro-Noir-Komponist wieder in seinen Berliner Maschinenraum gestiegen ist, die Synthesizer angeworfen hat und im Palace mit einem neuen Album eine kleine Tour beginnt. Spielen wird er den fiktiven Soundtrack «Walking Ghost Phase», der in diesem Frühjahr veröffentlicht werden soll und sich fernab vom Dancefloor nicht gross um eine Einteilung in ein Genre schert. Die sehr hohen und dunklen Keyboardwände und die unvergesslichen Melodien visualisiert Lassauer mit zusammenhängenden Videoclips.
Der Partydampfer Soul Gallen ist ein weiteres Mal auf Kurs. Herr Wempe, Herr Cannone und Herr Hollenstein manövrieren uns durch die letzten 50 Jahre Black Music, von Rhythm’n’Blues über Soul und Funk bis Disco und mit Abstechern in die Karibik und nach Afrika. Put them on, your dancing shoes!
Die Sängerin Margrét Ran, der Saxophonist Andri Már und der Gitarrist Ólafur Alexander sind ernsthafte junge Musikschaffende. Keine Ironie verengt die von Bass, Gitarre und Synthesizer aufgemachten Räume, in denen das Echo hallt und sich weit, weit hinten die Töne des Saxophons breitmachen. Live bricht der mitgebrachte Drummer die coole Romantik von Vök zwar ein wenig auf, den verträumten Schwebezustand, der den Songs zugrunde liegt, mag er aber nicht komplett zu erden – zum Glück!
Düsterer Pop mit einem modernen Touch: Die tiefe Stimme von Peter Wangel kombiniert mit Songs voller Synthies, Gitarren und programmierten Beats haben Dänemark im Sturm erobert. Ihren ersten Auftritt hatten Peter Wangel und Kasper Ejlerskov Leonhardt aber an einem Festival in Südkorea. Diesen März wollen die Dänen ihre erste Platte veröffentlichen.
Das Mobilitätskonzept der Stadt St.Gallen: wie sieht die verkehrspolitische Zukunft in Wirklichkeit aus?
In der Stadt St.Gallen wird heute im Stadtparlament über ein neues Verkehrskonzept entschieden. Stadtrat Peter Jans stellt das Konzept vor und erläutert die Überlegungen des Stadtrates. Anschliessend: Diskussion über den Umgang mit dem Verkehr in der Stadt St.Gallen heute und in Zukunft mit Andreas Dudli (FDP) und Peter Olibet (SP). Moderation: René Hornung.
Max Rieger, Kevin Kuhn und Julian Knoth von Die Nerven sind in den Vororten von Stuttgart aufgewachsen und unglaublich jung. In ihrer distanzlosen Verweigerung irgendwo zwischen Grunge und Punk achten sie wenig auf musikgeschichtliche Kontinuität. Das zuletzt erschienene Album «Out» ist auf dem geschichtsträchtigen Label Glitterhouse Records erschienen und zeigt auf dem Cover mit zwei Händen und einem geometrischen schwarzen Etwas dazwischen eine unterkühlte Version von Michelangelos «Die Erschaffung des Adams». Die Band ist erst seit 2012 unterwegs und bereits in aller Munde. Ihre politischen Inhalte richten sich gegen (und vielleicht auch an) ihre Generation, die in einer langweiligen, gleichförmigen Geschwindigkeit gegen innen rennt. Solange das Neonlichtgefühl das europäische Leben bestimmt, sollte man vielleicht mit dem musikalischen Widerstand der 80er-Jahre weitermachen, so wie es die Die Nerven tun: Mit einer reflexiven Impulsivität ohne Schnickschnack und ohne Dosenbier. Wenn das nicht Punk ist.
Hey, wir eröffnen eine neue Bar! Welcome to the Abgrund. Immer am letzten Wochenende des Monats ab 23 Uhr. No bye-byes anymore, baby. Welcome to the wourld! Ja genau, our world. Bitte nun sich alle zu nahe treten. Es wird aufgelegt und eingelegt, Schweiss und Bierflecken aus Marokko, Eritrea, Cambodia, Ohio, Kolumbien und sogar Europa. Stay untuned!
Auf der Suche nach einer anderen, kritischen Sozialen Arbeit fragt die Erfreuliche Universität nach dem Einfluss von sozialen Bewegungen auf die Ausgestaltung und Praxis von Sozialer Arbeit. Denn am Rand der professionellen Sozialarbeit und Sozialpädagogik sind immer wieder kritische und politische Initiativen zu beobachten, welche andere Formen der Unterstützung suchen und praktizieren.
Solidarische Professionalität: Was hiess das früher, was könnte es heute heissen? Der Historiker Ruedi Epple geht an diesem Abend den Spuren einer anderen Sozialen Arbeit nach. An den Beispielen des Settlements «Ulme», der «Konferenz für sozialistische Wohlfahrtspflege», des «Solothurner Frühlings» sowie der «Sans-Papier-Bewegung» zeigt er auf, was diese Ansätze einer anderen Sozialarbeit jeweils unter einer solidarischen Professionalität verstanden. Was ist aus heutiger Sicht von ihren Überlegungen zu halten? Können sie die Praxis und Theorien der Sozialen Arbeit nach wie vor inspirieren?
Bereits seit 2008 reist ein australischer Cyborg namens Anklepants aka Dr. Reecard Farché mit selbstgebauten elektronischen Instrumenten, verstimmten Menschen- und Tierstimmen, Synths, Gitarre, Oud-Laute und Field Recordings durch die Welt. Zu sprechen gibt aber vor allem seine animatronische Penis-Maske, ohne die er sich seinem Publikum nicht zeigt. Mit dem langen fleischigen Rüssel macht er Plüschmaskenlachnummer Cro den Platz um die geschmackloseste Maske in der Musikwelt streitig. Wer sind eigentlich die Narren hier? Dada-Disco? Knallharte Beats gespickt mit Mahraganat steuert in dieser Nacht der aufkommende ägyptische MC und Produzent Rozzma bei. Nach diesen zwei Live-Auftritten wird mit DJ Phil Battiekh und DJ Lord Soft diese getanzte Bassverwirrung durch köstlichen toxischen Digestif noch richtig rund verdaut.
Wenn man gerne auf fremden Planeten spazieren gehen würde, aber kein Geld hat für Raumfahrt-Funktionskleidung, dann sollte man stattdessen Konzerte von Lord Kesseli & The Drums besuchen. Dominik Kesseli und Michael Gallusser, auch bekannt aus der Stahlberger-Band, haben sich erneut zusammengetan und endlich ihr erstes Album aufgenommen. Sie besitzen die einmalige Fähigkeit, mit fein verwobenen Synthiesträngen, präzis verschleppten Beats und sehr viel Gefühl jeden Kopf dorthin zu spielen, wo er sich in verschwommenen Tagträumen hin wünscht. Wer wissen will, wie sich synthetische Science-Fiction anfühlt, soll zur Plattentaufe kommen. Eröffnet wird der Abend von Emilie Zoé, Singer-Songwriterin mit einem Winter voll neuer Lieder im Gepäck, sowie Lou Ees, die das organische Palace-Innere mit wundersamen Möbeln aus Dream-Pop und Lavagestein füllen wird.
Auf der Suche nach einer anderen, kritischen Sozialen Arbeit fragt die Erfreuliche Universität nach dem Einfluss von sozialen Bewegungen auf die Ausgestaltung und Praxis von Sozialer Arbeit. Denn am Rand der professionellen Sozialarbeit und Sozialpädagogik sind immer wieder kritische und politische Initiativen zu beobachten, welche andere Formen der Unterstützung suchen und praktizieren.
Der Planet 13 ist ein selbstorganisiertes Projekt von Armutsbetroffenen für Armutsbetroffene und befindet sich in Kleinbasel, vis-à-vis des städtischen Sozialamts. Im Treffpunkt werden Computerkurse angeboten und die «Uni von Unten» durchgeführt. Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen bringen sich hier regelmässig in die gesellschaftliche Debatte ein. Der Planet 13 ist ein Beispiel selbstorganisierten Widerstands und einer sozialen Bewegung von unten. Zusammen mit Christoph Ditzler, Projektleiter von Planet 13, stellen wir an diesem Abend die Frage, wie sich eine kritische Soziale Arbeit in die Debatte um soziale Emanzipation einbringen und sich in dieser positionieren kann.
«Als das Internet in die Welt kam, wollte das Selbst Frau oder Gott werden. Heute hat sich die Lust an der Wandlung hinter einen Gartenzaun zurückgezogen und fordert ihr Recht.» Mit seinem dritten Buch besucht uns der Hamburger Künstler Hans-Christian Dany zum dritten Mal. Seine neuste Prosa ist anekdotisch, synthetisch und synästhetisch und liest sich wie ein umarmendes Tagebuch. Andererseits weist es eine umfassende Systemkritik gegenüber dem Westen auf. Es stellt sich gegen die ewige Prognostik, die uns die Zukunft verunmöglicht, und gegen eine männliche Bequemlichkeit. Es entlarvt vermeintliche Beschleunigungsalternativen, bestens aufgezeigt am Beispiel des Kasinos, und beschreibt den Humanismus als überholt oder zumindest missbraucht. Ein psychedelischer Trip durch breite Referenzen mit sehr schönen Formulierungen.
Lorik Visoka im Gespräch mit Hans-Christian Dany anlässlich der Lesung am Mittwoch, 9. März.
Lieber Hans-Christian Dany, am 9. März besuchst du uns bereits zum dritten Mal. Grund für unsere Einladungen waren folgende Titel: "Speed. Eine Gesellschaft auf Droge", "Morgen werde ich Idiot. Kybernetik und Kontrollgesellschaft" und "Schneller als die Sonne. Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft", deine letzte Publikation. Wenn man deine Buchtitel der Reihe nach liest, wirkt das sehr stimmig. Im Zentrum stehen dabei Kybernetik, Geschwindigkeit und Zukunft. Wie kam es dazu?
In meiner Kindheit waren diese Versprechen der Moderne noch vital. Die Erwachsenen sausten in der Concorde um die Welt, flogen zum Mond und glaubten, Roboter würden einen von der Arbeit befreien. Die Zukunft schien ein riesiger Projektionsraum, in dem grosses Kino lief. Mitte der Siebzigerjahre bekam die Fahrt einen Knick. Alles verlangsamte sich und die Leinwand begann sich zu verdunkeln. Heute dreht es sich auf der Stelle im Kreis und wir verwechseln die Nervosität des Internet und halb gare Innovationen mit hohem Tempo. Geschwindigkeit ist einfach aufregend, Nervosität meist nur anstrengend. Ich sehne mich nicht nach der Moderne zurück, möchte aber raus aus ihrem starren Wurmfortsatz, in dem wir derzeit überleben. In den Büchern schreibe ich meine Suche nach Fluchtlinien mit. Hinter ihrer Abfolge steckt kein Plan, sondern eine Suchbewegung.
Mit der letzten Bucherscheinung konzentrierst du dich auf eine Zukunft. Welche genau?
Eine Zukunft, die nicht mehr durch das, was wir aus der Vergangenheit wissen, gefiltert wird. Ein Fortschreiten, das sich in das Unbekannte fallen lässt, statt es immer wieder zugunsten des Vertrauten und dadurch Kontrollierbaren abzuweisen. Fortschritt nicht als mehr vom Gleichen oder die Katastrophe. Ich glaube, es gibt eine Alternative zum Kapitalismus. Gerade ihre scheinbare Unvorstellbarkeit sollte man als das Grossartige daran begreifen.
Mit der Verbildlichung des Sozialen durch eine homöostatische Maschine zeigst du durch verschiedene Beispiele auf, wie sich Innovation verlangsame und alles zum "rasenden Stillstand" führe. Wie sieht ein rasender Stillstand aus?
Ich habe den Stillstand am Roulette-Tisch begriffen. Bei diesem verführerischen Spiel, das zwar im Minutentakt durch den Fall der Kugel eine unabsehbare Zukunft herstellt, bei dem aber seit über dreihundert Jahren alles bleibt, wie es war. Der Zufall, der sich entfalten könnte, wird durch den Vorteil der Bank ökonomisch ausgebremst. Für deren Selbsterhalt wird sich einfach nicht mehr weiterbewegt.
Das Buch enthält verschiedene Verweise auf Fiktionsliteratur und Wissenschaften sowie Alltagsbeobachtungen. Im Mittelpunkt stehen Technologie und Humanismus. Du meinst, in der Verkopplung der heutigen Anwendung der Technologie und des Humanismus müsse man den Humanismus verlassen und zu etwas anderem hinübertreten. In Zeiten der ökonomischen Angst scheint ein solcher Vorschlag fast eskapistisch. Weswegen trotzdem?
Sun Ra erklärte schon vor fünfzig Jahren, im Humanismus habe ihn nichts anderes als seine Unterdrückung zu erwarten, weshalb er sich in einen Ausserirdischen verwandelte. Mittlerweile haben skeptischere Wissenschaftler_innen festgestellt, dass unser humanistisches Wissen zwar eine interessante Form von Selbstbespiegelung ist, aber wenig über unsere Umwelt aussagt.
Welche Bedeutung haben Big Data und die Quantenphysik?
Big Data wirkt wie ein technologischer Ersatz für Religion. Gottes regelnde Hand soll durch die Prognose ersetzt werden. Ein bizarrer Rückschritt, nachdem die Quantenphysik vor hundert Jahren bewiesen hat, dass sich der Lauf der Dinge nicht berechnen lässt.
Welche Rollen könnten aus deinen Überlegungen Kunst, Politik und Musik heute noch spielen?
In Kunst, Musik und Science Fiction liegt ein riesiges Potenzial, um die gegenwärtigen Sackgassen zu verlassen.
Steht es mit dem Golden Pudel Club in Hamburg wirklich so schlimm, wie einige Medien behaupten?
Der Pudel hat gebrannt, ist aber nicht abgebrannt. Die Nachrufe sind wohl eher das Wunschkonzert bestimmter Interessen. Der Wiederaufbau wird viele Freunde brauchen, hat aber schon begonnen.
Der Münchner DJ Thomas Bohnet hat sich durch und durch französischer Musik verschrieben. Mit seiner Partyreihe «Tour de France» ist er regelmässig in Musikclubs in München, Berlin und Düsseldorf zu Gast, nun führt ihn die nächste Etappe nach St.Gallen. Der Name ist Programm: Quer durch alle Genres spielt Bohnet französische und frankophone Musik zum Tanzen, von Partyklassikern bis zum Geheimtipp, von Gainsbourg bis Manu Chao.
Im Rahmen des Ausstellungsprojekts «Fotografie und Oral History zur italienischen Migration» des Vereins Ricordi e Stima sind Roberto Guerra und Musiker Henrik Kairies mit «Dreimal die Nabelschnur um den Hals» zu Gast im Palace. Die Show ist eine theatralische Auseinandersetzung mit Guerras persönlicher Geschichte, die sie anhand bekannter Covers und eigener Songs erzählen. Das Stück des Schweizer Theater- und Fernsehschauspielers mit italienischen Wurzeln feiert im Palace die Premiere.
Reduzierter Eintrittspreis für Schüler_innen, Student_innen und Pensionierte
Mit Ghostpoets Musik möchte man im Regen durch die dunklen Strassen Londons streifen und ausharren, bis der Morgen anbricht. Erkennen kann man seine atmosphärischen Songs am charismatisch-melancholischen Sprechgesang, mit dem der in London lebende Sohn nigerianischer und dominikanischer Einwanderer_innen das Palace-Publikum vor knapp drei Jahren schon einmal begeistert hat. Oder wie die Spex festhält: «Sollte es daran irgendwelche Zweifel geben: Hier ist sie, die offizielle Bewerbung für den delikatesten Film-Noir-Soundtrack dieser Tage». Einflüsse aus Trip Hop, Soul und Indie prägen Ghostpoets aktuelles Album «Shedding Skin», das er mit prominenten Gästen wie Paul Smith (Maximo Park) oder Nadine Shah eingespielt hat und mit seiner Band im Palace präsentieren wird. Mit Loops und Effektgeräten und einem Sound, der an Postrock erinnert, eröffnet Silentbass den Abend.
Vom 17. bis zum 19. März 2016 finden die Poetry Slam Schweizermeisterschaften in der Grabenhalle, dem Palace und der Tonhalle in St.Gallen statt. Die erfolgreichsten Slampoet_innen des Jahres treffen beim Saisonhöhepunkt aufeinander und ermitteln in den Kategorien U20, Team und Einzel die Schweizermeister_innen 2016.
Im Halbfinale 2 treten dreizehn der besten Schweizer Slampoetinnen und Poeten gegeneinander an, das Publikum bestimmt, wer es ins Finale schafft, das anschliessend den krönenden Abschluss der Schweizermeisterschaften 2016 bildet.
Elia Schmitter (Flawil) - Fatima Moumouni (Zürich) - Fehmi Taner (Bern) - Kilian Ziegler (Olten) - Martina Hügi (Winterthur) - Micha de Roo (Basel) - Olga Lakritz (Berlin) - Patrick Armbruster (Winterthur) - Peter Heiniger (Oberfrittenbach) - Phibi Reichling (Zürich) - Raphael Kaufmann (Bichelsee) - Remo Zumstein (Schliern b. Köniz) - Richi Küttel (St.Gallen)
Dieses Mal zu Gast bei Soul Gallen: DJ Marc Hype vom Label Dusty Donuts. Gerüchten zufolge reist der Berliner mit 45 Koffern voll mit Soul- und Funk-Singles an. Der frühere Hip-Hop-DJ und Mitorganisator der Rap History in Berlin wird auch die Herzen all jener höher schlagen lassen, die bereits an Rap-History-Entzugserscheinungen leiden.
Norbert Möslang crackt weiter! Bekannt geworden ist der St.Galler Improvisationsmusiker durch seine Klangerfindungen mit geknackten elektronischen Alltagsgegenständen, aber auch durch seine preisgekrönte Musik für die Filme von Peter Liechti. Mit einem abendfüllenden Programm tauft der 2014 für den Schweizer Musikpreis nominierte Geigenbauer im Palace seine neue Single, die kürzlich zusammen mit Wendy Gondeln auf dem Label «Meeuw Muzak» erschienen ist. Hinter Wendy Gondeln steckt der Künstler Albert Oehlen, der 2011 die Flagge der Erfreulichen Uni gestaltet hat und an diesem Abend gemeinsam mit Möslang für ein Live-Set auf der Bühne steht, während Labelmacher Jos Moers Schallplatten auflegt. In einem zweiten Block nehmen die DJs Maximhouse, Beatnik und Karawan mit gespenstischem House und verkapptem Techno Kurs in Richtung Dancefloor.
Wie weiter mit dem Klanghaus und der Kultur? Einen Tag vor dem Klanghaus-Nein hat das Parlament auch die kantonalen Kulturausgaben eingefroren. Wie kam es dazu? Fehlt der Kultur eine politische Lobby? Was treibt die Kultursparer von rechts an? Oder mangelt es an politischem Engagement der Kulturschaffenden? Auf Einladung von Palace und Saiten diskutieren Peter Roth, Klanghaus Initiant, Katrin Meier, Leiterin Amt für Kultur, Etrit Hasler, SP-Kantonsrat und Slammer, Michael Götte, SVP-Kantonsrat und – hoffentlich – ein aufgerütteltes Publikum. Moderation: Peter Surber, Redaktor Saiten.
«Grundsätzlich eignet sich jedes Lebensmittel als Instrument, doch bei einem Apfel lässt sich einfach kein so weites Tonspektrum erzielen wie bei einer Gurke» erklären die Gemüsestrompioniere Christian Fischer und Michiko Hanawa von der Elektropopband Tim & Puma Mimi. Die beiden sammeln Steine und Klingeltöne zwischen Europa und Japan, flechten mantraartige Kinderliedpassagen in fluoreszierende Steeldrum-Klänge oder elektrisierte Gurken und schleifen das alles hernach im Studio zu leuchtenden Kleinoden. Dabei heraus kommen simple, quere und charmante Melodien irgendwo zwischen Laborexperiment, Himbeersirup und moderner Clubmusik. Ein Kick-Off für den akustischen Frühling, den die beiden als Mitwirkende des Stadttheater-Tanzstücks «Frühlings Erwachen» in St.Gallen verbringen. Elektronischer Glitch-Punk-Dub gibt es dazu von Kid Schurke, Sounddesign-Remix-Maschinenwunderkind aus Zürich.
Lee Perry total am Karfreitag! Fünf Jahre nach dem unvergesslichen Konzert von Lee «Scratch» Perry zeigen wir den Film «Lee Scratch Perry’s Vision of Paradise» von Volker Schaner. Für das Projekt hat er den in Einsiedeln lebenden Dub- und Reggae-Pionier während 15 Jahren begleitet. Der Film ist mehr märchenhafte Dokumentation als Biografie, voll von Überraschungen, Poesie, Humor und Einblicken in Lee Perrys einzigartige Geisteswelt. Anschliessend spürt DJ Pius Frey Lee Perry musikalisch nach: als Produzent, Komponist und Aufnahmetalent; als Dub-Creator und Musik-Erfinder, sowie als Sänger, Poet und Wortartist. Auf den Plattenteller kommt auch Artverwandtes vom Label On-U Sound mit Adrian Sherwood und Ariwa mit Mad Professor.
Filmbeginn: 21:30 Uhr
Zum Lachen aufs Dach und zum Tanzen in den Keller, wo wir uns bei der Hey Hey Bar ein zweites Mal tanzend auf den Füssen rumtreten, während die Bar im Takt die Drinks ausschüttet. Zu Gast ist DJ NORIENTho mit aufregenden Sounds von New Wave Dabké aus Syrien bis zu knüppelharten Kwaito-Beats aus Südafrika.
Laurie Penny ist eine der wichtigsten Stimmen des jungen Feminismus. Nach ihren Büchern «Unspeakable Things» und «Meat Market» legt die britische Autorin nun zum ersten Mal Literatur vor, feministische Science Fiction-Fantasy vom Feinsten. In «Babys machen und andere Storys» spielt Laurie Penny mit Rollenbildern und erzählt mit beissendem Humor, wie Menschen in Zukunft miteinander umgehen könnten, wenn sich der Turbokapitalismus fortsetzt. Im Palace sind Laurie Pennys Stories auf Deutsch zu hören, dazu gibt es ein Gespräch der Historikerin Natascha Wey mit der Autorin auf Englisch.
Bereits zum 8. Mal finden die Literaturtage Wortlaut in St.Gallen statt. Von szenischer Lesung über Rap-Slam bis zur literarischen Stadtführung und Bild-Text-fusionen – das Programm bleibt vielfältig kompakt. Der Comic-Schwerpunkt verlagert sich dieses Jahr von der Stiftsbibliothek ins Palace. Über den Nachmittag verteilt zeigen vier formal wie inhaltlich sehr verschiedene Zeichner_innen ihre neusten Bände, im Abendprogramm gibt’s zwei Mal Einmann-Kabarett mit Thomas Breuer und Bernd Gieseking. Danach Nacht mit offenem Saal für alle Tänzer_innen und freier Bühne für Zeichnungen aller Hände, unterstützt von DJ Nikon und einem Hellraumprojektor.
12:00 - 12:45: Isabel Peterhans: Yallabyebye, Bloggeschichten aus Jerusalem
14:00 - 14:45 Uhr: Matthias Gnehm - Die kopierte Stadt
16:00 - 16:45 Uhr: Kai Pfeiffer - Bei Gefallen auch mehr...
18:00 - 18:45 Uhr: Mawil - Kinderland
20:00 - 21:30 Uhr: Thomas Breuer - Kabarett Sauvignon: (fast) alles über Wein
22:00 - 23:30 Uhr: Bernd Gieseking - Finne Dich Selbst! Kabarett ins Land der Rentiere
00:00 - 02.00 Uhr: DJ Nikon und Zeichnungsjam
Texte übers Schreiben, Songs übers Singen und Gespräche übers Reden sind mit der Zeit fast alle mühsam. Zu viel Teighülle, zu wenig Füllung. Schummrige Déjà-vus und zurück bleibt ein schales Gefühl. Bei einem Theater über das Theater ist das anders, weil Theater an sich schon inkonsistent vielfältig ist. Eine Multimedia-Ballontraube, festgemacht nur am groben Raster Bühne/Publikum respektive Spieler_in/Zuschauer_in. In diesem Ein-Spieler-Stück werden die Grenzen von Sinn und Realität untersucht, wird in der Geschichte gestochert und hinter die Vorhänge geblickt. Der Mythos Theater wird auf den Prüfstand gestellt, beleuchtet und beschallt. Die Gestaltung dieses Abends liegt in den Händen von Sven Gey (Spiel und Regie) und Leonid Koller (Regie). Livemusik gibt’s von Valentin Hebel und Jan Schwinning, Video von Kristian Breitenbach.
Regie/Konzept: Sven Gey, Leonid Koller
Spiel: Sven Gey
Musik: Valentin Hebel, Jan Schwinning
Video: Kristian Breitenbach
Reduzierte Tickets für Schüler_innen, Student_innen, Senior_innen, AV- und IV-Bezüger_innen und Theaterangehörige
Die Angaben zu seinem Geburtstag widersprechen sich. In Chicago soll er zur Welt gekommen sein und ein ungnädiger Lebenslauf beginnt, der vorerst 2012 in einem wunderbaren ersten Album gipfelt. Aber der Soulsänger, der die Sollbruchstelle zwischen sich und einem typischen gesellschaftlichen Leben mal in tobende, mal in zarte Songs packt, windet sich aus dem wohlklingenden Plattenvertrag. Die Bezeichnung als «Robert Johnson des 21. Jahrhunderts» ist ihm zu viel; er nennt sich lieber Nobody. Mittlerweile sind die Kritiker zum nächsten so genannten Outsider weitergezogen, Beals Verzweiflung aber ist geblieben und verfestigt sich in einer Schlaflosigkeit – diesem elend-einsamen Zustand hat er sein neues, dem Drone zugewandtes Album gewidmet: «He had only ever wanted to make lullabies», schreibt die Plattenfirma.
Mr. Nobody
Von Marco Kamber
Runterschlucken und Still sein gibt schnell chronisches Bauchweh. Und Immer schön raus damit graues Haar. Nun weiss man hier und heute nicht genau, was nun schlimmer sein soll. Innere Zerknirschung oder rissige Fassade? Willis Earl Beal würde wohl den Zwischenweg empfehlen: Die Selbstauflösung. Das Implodieren. Verträge zerreissen, Schlüssel abgeben, Selbermachen. Er kennt das zu gut - was in einer schmuckvoll erzählbaren Künstlerbiografie resultiert, die man hier schön aufschreiben könnte. Doch nein, so einfach mögen wir es nicht. Wir müssen erst woanders durch. Ehrensache, lieber Willis Earl Beal.
Gar nicht gut ging es dem jungen Amerikaner, jetzt 30, als er gemacht hat, was er uns am 6. April zeigen wird. Und wie aufwühlend muss es sein, dieses Wiederkauen da oben auf der Bühne dann, wenn er es uns zeigt? Die Rede ist von seinem Album «Noctunes».
Es ist eine in Musik umgemünzte Sammlung vom Einzigen, was noch da war. Damals, wenn eigentlich der Schlaf in seinem tristen Geist das ewige Denken hätte ablösen müssen. Spät in der Nacht, wenn die Lichter rundherum längst aus waren und es nur noch bei ihm in der Küche brannte. Und im Herz – und sowieso im ganzen Körper. Dieses leicht ziehende Brennen, das auf die Schnelle nur mit Mitteln zu löschen war, die es am nächsten Tag noch stärker flackern lassen. Das Brennen muss von alleine aufhören, sagt man. Erst, wenn nur noch zwei, drei kalte Rauchschwaden aufsteigen, dann ist’s wieder okay.
Dann, wenn man sich vielleicht auch mal kurz in den Zynismus verirrt, wie Beal beim Song «Love is all around» – obwohl eigentlich weit und breit nichts mehr von Love da ist. Und dennoch ist es ein Highlight auf seiner Platte. Denn wie gesagt: Es geht ihm ja um die Auflösung im nichts. Die Tarnkleider überziehen, die eine Musterung haben, die einen an den meisten Ecken nicht auffliegen lässt. Der Tarnanzug nimmt dann irgendwann von alleine das Muster jener Ecke an, wo man sich in der Zeit des Vakuums am meisten aufhält. Und dann ist’s wieder okay.
Sagte sich vielleicht auch Beal, als er das letzte Stück von «Noctunes» schrieb: «Stay over» hat das seltsame Wort «anew» drin, welches im Vergleich zum Rest des Albums ganz schön überpegelt. Im Falsett spritzt es wie ein Feuerwerk über die sonst eher düstere, monotone Stimmung des wundersam grauen Schleiers von Musik. «anew!», aber diesmal ganz ohne zynisch zu sein, sondern mit echter Hoffnung.
Aber eigentlich findet der nomade Beal das unbequeme Vorhergehende, die einsame, kalte Nacht vor dem gelben Sonnenaufgang, wohl interessanter. Und aus seiner Feder klingt es auch echter, das schnörkellose Besingen der Krise. Beals Nächte ohne Schlaf zeugen von den rotierenden Gedanken um seine langsam zerbröckelnde Liebesbeziehung. Demütigung und Eingeständnisse wechseln sich rasend schnell ab, oszillieren miteinander. Verletzung und Lust sind auch ganz nahe beisammen, obwohl es die letzten zwei Gefühle sind, die sich zusammen im gleichen Raum befinden dürften. Ungefilterter kann man das psychotische Biest namens Liebeskummer gar nicht in eine Musikplatte fliessen lassen.
Beal hatte offensichtlich keine Scheu davor, es mit höchster Konzentration zu tun. Er singt ungeschmückt über seine Krise, über jederfraus und jedermanns Krise. Die Krise – ein Begriff, der durch seine ständige Verwendung so bedeutungsleer wird wie eine leere Sandwichverpackung. Aber eigentlich geht es bei Krise doch um die Hälfte des Sandwichs, das man gestern nicht mehr mochte und heute aber schon leicht labbrig ist, sodass man keinen Appetit mehr hat drauf. Und weil man’s ja aufbewahrt hat, will man’s dann auch nicht wegschmeissen. Dann bleibt es eben noch ein bisschen da. Die Krise also: Wenn Altes noch nicht gehen will und das Neue noch nicht kommen mag.
So irgendwie fühlt sich «Noctunes» in der Summe an. Lang ausgedehnte Stücke, die nie zu viel von einem wollen. Flimmernde Synthesizer lassen die düster-blauen Soundteppiche manchmal dezent funkeln, und hier und da gibt es ein paar unaufdringliche Streicher. Der langsame Takt wird von Drumcomputern geschlagen. Ja, man befindet sich in dieser Musik auch in einer endlosen, durchwachten Nacht.
Oder eben: in der Krise. Die Krise als Zwischenmoment. An den überklimatisierten Flughäfen des Lebens rumhängen – ohne ein Ticket irgendwohin. Eine art Unort, wenn man denn so will. Wo sich Beal schon immer wohl fühlte, um jetzt doch auf seinen Werdegang zu kommen. Für Beal bedeuteten diese Unorte vor allem: kein Label (schon gar kein grosses) und auch keinen festen Wohnort (nicht mal eine Wohnung).
Der Mann, der in Chicago zur Welt kam, zog nach dem Rausschmiss aus der Armee nach Albuquerque, New Mexico. Ohne Plan und ohne Geld. Trockene, warme Nächte verbrachte er in Hotels, wenn er als Portier arbeitete. Sonst schlief er im Freien, hatte nichts.
Auch kein Label. Aber viele Ideen für Lieder. Er nahm sie mit einem Kassettenrekorder auf, mit billigen Flohmarkt-Gitarren und Abfallkübel-Trommeln. Das alles brannte er dann auf CDs und verteilte sie überall in der Stadt, mit einer Notiz versehen: Telefonnummer, «please call me». Weil die Musil so gut war, klingelte sein Telefon dann immer öfter. Auch ohne, dass er einen Computer besass, landeten seine Lieder irgendwann im Internet. Und irgendwann war auch mal Damon Albarn am Apparat, oder Cat Power, die ihn dann auch gefeatured hat, als er kurzzeitig bei XL Recordings war. Wo er aber sofort wieder kündete, ohne die geplanten fünf alben rauszubringen.
Willis Earl Beal, einer, der also nirgendwo ist, aber dennoch immer mehr hier als so viele andere. Und eben am 6. April dann, hier oben auf der Bühne.
Die Demokraten geben sich kollegial: «Feel the Bern!» oder «Hillary for America!» heissen ihre Slogans. Die Republikaner klingen bedeutungsschwer: «Make America Great Again!» (Trump) oder «Reigniting the Promise of America» (Cruz) lauten die Parolen. Die USA erleben einen der populistischen und teuersten Wahlkämpfe aller Zeiten. Doch wo steht die amerikanische Gesellschaft, nach acht Jahren Präsidentschaft von Barack Obama – begleitet von NSA-Skandal, Drohnen-Angriffen und rassistischer Gewalt, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und sozialem Ausbau?
Der Gedanke des Frontiers, der beständigen Landnahme, zählt zum US-amerikanischen Gründungsmythos. Migrationsexpertin Bonnie Honig von der Brown University in Rhode Island geht in ihrem Vortrag der Frage nach, welchen politisch-philosophischen Status Land grundsätzlich besitzt. Aus demokratietheoretischer Perspektive untersucht sie, welche Rolle der Arbeit bei der Erschliessung von Land und insbesondere bei der Hervorbringung von öffentlichen Gütern zukommt – und inwiefern diese als Voraussetzung von Würde, Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft gelten kann. Vor dem Hintergrund von Hannah Arendts Hauptwerk «Vita activa oder Vom tätigen Leben» bezieht Honig auch literarische Texte wie Kafkas «Schloss» und historische Beispiele wie die Staatsgründung Israels mit ein und problematisiert damit die Praxis von Landvermessung und Landnahme. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Es werden kurze Zusammenfassungen auf Deutsch angeboten.
(In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Philsophie der Universität St. Gallen)
ለይታዊ ትልሂት
Wir übergeben das musikalische Geschick dieses Abends an Palace-Gäste, deren Sound in der Schweiz bisher keine Öffentlichkeit findet. Junge Eritreer_innen stellen ihre liebsten Songs und Hits aus ihrer Heimat vor. Wir freuen uns auf eine Smartphone- und Youtube-Disco irgendwo auf den Koordinatien zwischen St.Gallen und Asmara.
«Schwere Knochen» heisst das zu taufende Album vielversprechend und auf der Bühne wird es ziemlich eng, denn das Pirmin Baumgartner Orchester ist auf achtzehn Mitglieder angewachsen. Und das weiss ja der Hinterletzte: Mehr ist manchmal eben auch mehr. Entsprechend saftig kommt auch der Sound daher, nur schon der siebenköpfige Bläsersatz schiebt das Gefüge von eindringlichem Text und wackeren Beats voran. Dazu kommt ein tanzbarer Bass. Unterstützt wird das Orchester vom Duo Elio Ricca, das sich in einem ziemlich psychedelischen Bluesrock-Ding austobt. Die Klammer um den Abend macht der Hey-Hey-Bar-Resident DJ Wayne Champagne.
Die Demokraten geben sich kollegial: «Feel the Bern!» oder «Hillary for America!» heissen ihre Slogans. Die Republikaner klingen bedeutungsschwer: «Make America Great Again!» (Trump) oder «Reigniting the Promise of America» (Cruz) lauten die Parolen. Die USA erleben einen der populistischen und teuersten Wahlkämpfe aller Zeiten. Doch wo steht die amerikanische Gesellschaft, nach acht Jahren Präsidentschaft von Barack Obama – begleitet von NSA-Skandal, Drohnen-Angriffen und rassistischer Gewalt, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und sozialem Ausbau?
Chicago wird derzeit erschüttert von den Nachwehen eines Mordes eines weissen Polizisten an einem schwarzen Teenager. Dutzende Polizist_innen waren in die Vertuschung involviert, und der Bürgermeister bezahlte der Familie des Opfers fünf Millionen Dollar Schweigegeld. Daniel Ryser reiste nach Chicago, um den Fall nachzuzeichnen. Er sprach mit den Männern, die den Skandal aufdeckten, und mit jungen und alten Aktivist_innen der schwarzen Community in der gewalttätigsten und korruptesten Stadt der Vereinigten Staaten. Der strukturelle Rassismus, sagen sie, ist trotz Obama nicht verschwunden. Lesung mit Auszügen aus Gesprächen, die Ryser vor Ort führte, sowie Exkurse in die Stadt, die der Welt den 1. Mai brachte, mit Texten von Upton Sinclair, Studs Terkel und Mike Royko. Dazu: Kurzfilme und aktueller Chicago-Rap sowie aktuelles Interviewmaterial der «Weather Underground» – einer Gruppe, die in den Siebzigern von Chicago aus die Regierung stürzen wollte.
Willkommen in der wunderbaren und furchterregenden Welt von Protomartyr! Für einmal kann eine (halb)junge amerikanische Band mit einem Albumtitel von The Fall angekündigt werden und dürfen Vergleichsnamen wie Wire, Pere Ubu oder Wipers sein. Mit drei Alben, zuletzt «The Agent Intellect», haben Sänger Joe Casey und seine drei wesentlich jüngeren Musiker einen atemberaubend zeitgemässen Postpunk-Entwurf aus dem traurigen Schutt ihrer Herkunftsmetropole Detroit geschlagen. Auf der Basis eines verstörend treibenden, noisigen Sounds voller Wirbel, Schleusen, Leerstellen und zittriger Spannungen singt oder besser erzählt Casey lakonisch launig oder auch zornig skandierend von heimtückischen Erinnerungen, falschen Versprechen und jenseitigen Wendungen in einer unheimlichen Welt. Keinerlei Retro-Getue, keine Posen und Tricks, sondern wahrhaftiges Ringen um Bewusstseinsstromstösse und Perspektiven, hoch und heilig versprochen, ohne Scheiss! Die St.Galler Band All Ship Shape hat sich seit ihrer Rückkehr aus Berlin aus der psychedelischen Traumwolke befreit und wagt einen Neustart. Ihr Sound ist jetzt druckvoller, härter und wuchtiger, die Tracks zielen direkt in die Gegenwart junger städtischer Existenzen.
Kreisky sind eine typische Wiener Band. Ihr aufsässiger Sänger Franz Adrian Wenzl provoziert verdächtig wie Jarvis Cocker, nur eben viel grantiger und weniger melodiös. Die vierköpfige Gruppe spielt einen konsequenten, rotzig minimalen, österreichischen Indierock und gibt seit bald elf Jahren Konzerte im deutschsprachigen Raum. Was ein Thomas Bernhard vielleicht alles ernst meinte, ist in Wenzls Texten absolute Programmatik. «[Wir] sind gegen etwas, weil jemand anders dafür ist.» Einmal kein Austropop, sondern vielleicht Asthmapop? Der Support dieses Abends ist dagegen freundlicher. Dominik Huber alias Friend aus Zürich führt sein erstes Album auf, das von einer Leichtigkeit aus hundert Melodien, reichen Rhythmen und einer vielseitigen Stimme durchströmt ist.
Die Konzerte finden im Rahmen der dreitägigen Vortrags- und Podiumsreihe «After Pop? Massen, Medien, Konsum im 21. Jahrhundert» der Universität St.Gallen statt.
Soul Gallen tankt Sonnenstunden für den Sommer: Mit Afro-Beat, Rocksteady und Cumbia führt die musikalische Exkursion unter der Leitung von Herrn Wempe, Senor Calor und Soul Koffi von Afrika über die Karibik nach Südamerika.
Die Demokraten geben sich kollegial: «Feel the Bern!» oder «Hillary for America!» heissen ihre Slogans. Die Republikaner klingen bedeutungsschwer: «Make America Great Again!» (Trump) oder «Reigniting the Promise of America» (Cruz) lauten die Parolen. Die USA erleben einen der populistischen und teuersten Wahlkämpfe aller Zeiten. Doch wo steht die amerikanische Gesellschaft, nach acht Jahren Präsidentschaft von Barack Obama – begleitet von NSA-Skandal, Drohnen-Angriffen und rassistischer Gewalt, zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und sozialem Ausbau?
In seinem 2001 veröffentlichten Buch «Unter Amerikanern. Eine Lebensart wird besichtigt» stellt Dieter Thomä überraschende Beobachtungen zur US-amerikanischen Gesellschaft und ihres von Mobilität und Selbstverwirklichung geprägten «Way of Life» an. Im Palace wird der Philosophieprofessor der Universität St.Gallen hinterfragen, welche Thesen seines Buches er heute noch aufrecht erhalten würde und welche nicht. Im Gespräch mit dem Journalisten Marcel Elsener diskutiert er über die Hassliebe, die viele zum mächtigsten Land der Welt hegen.
Peter Liechtis «Dedications», bis zum 22. Mai im Kulturraum am Klosterplatz zu sehen, tauchen für einen Abend im Palace auf. Nicht mit dem Fragment gebliebenen «letzten Material» des vor zwei Jahren verstorbenen St.Galler Filmemachers, sondern mit jenem sagenhaften Werk von 2005, das den 30-tägigen Musikmarathon von Koch-Schütz-Studer in 70 Minuten Film verdichtet hat. Ein musikalisches Abenteuer wird unter der Regie von Liechti und seiner Cutterin Tanja Stöcklin zum filmischen Kammerstück – «ein mitreissendes und hervorragend montiertes Amalgan aus Live-Musik, Clubambiente und Musikergesprächen» (SRF). Im Anschluss daran spielen die drei furiosen Improvisatoren und Klanginszenierer Hans Koch (Bassklarinette, Saxophon, Elektronik), Martin Schütz (Cello, Elektronik) und Fredy Studer (Schlagzeug) sowie ihr Soundman Daniel Schneider ein Konzert.
Film: 19:00 Uhr
Konzert: 20:30 Uhr
Local Bass Movement lässt die Bassmusik in der Ostschweiz wieder lauter tönen. JD & nice nine, Snes und Rumble machen Drum’n’Bass und spielen hochgradig Tanzbares von soulig-liquid bis knüppeldüster, so lange der Bass wummert und die Snaredrum vorwärts peitscht. Dabei präsentieren sie immer auch ihre eigenen Drum'n'Bass-Tracks. Für ihre Remixes verwenden sie mit Vorliebe Stimmen aus der Region. So hört man plötzlich den St.Galler Rapper E.S.I.K. reimen, oder Manuel Stahlberger wettert im Bassgewitter gegen die Wirtschaft.
Das irische Duo Lakker, bestehend aus den Produzenten Arad und Eomac, streift mit seinen elektronischen Liveshows über alle Eisgeflechte und Metalloberflächen. Angesiedelt beim verlässlichen Label R&S Records und seit den 2000ern unterwegs, befinden sie sich auf einer gemeinsamen Soundsuche mit Raime, Boards Of Canada, Aphex Twin oder gar Burial. In so einer Dunkelheit kommt man selbstverständlich ohne Visuals nicht aus. Vom Dröhnen nun zum Dreschen: La Vie C’est Facile, zwei Cousins aus Biel, nehmen es mit ihrer Banlieue-Affinität weniger asketisch, dafür aber hedonistischer. Mit ihrem Future Bass und Grime steht der Schweiss im Mittelpunkt ihrer ausschweifenden DJ-Show. Und mit dem Zürcher DJ Uhuruku und unserem Haus-DJ Karawan wird die Nacht schön dark umrahmt.
Arthur Cravan wurde 1887 in Lausanne geboren, zuletzt gesehen hat man ihn 1918 in Puerto angel in Mexiko. Verbürgt ist, dass er um 1900 das Nobel-Internat am Rosenberg in St.Gallen besuchte. Wenig später machte er sich in Paris einen namen als Hochstapler, Schlangenbeschwörer und Preisboxer. Seine Subkultur-Zeitschrift «Maintenant» verteilte er von einem Gemüsekarren. Cravan machte sich in angriffslustigen Texte über die etablierten Kunstsalons lustig und provozierte die stickige Welt der Pariser Literaturszene. In seinen wenigen Texten, die jetzt bei Edition Nautilus neu aufgelegt werden, fand er eine eigene, grossmäulige, naive und doch zärtliche Sprache. Dada, bevor es Dada gab! HF Coltello spürt dem König der verkrachten Existenzen an diesem abend in Songs an Gitarre und Mikrophon nach, Wolfgang Bortlik liest seine Texte.
Es ist ein bisschen, als ob sich Stefan Heuss und Norbert Möslang in einem Brockenhaus getroffen hätten, um eine neue Spielart von Jazz auszuhecken: Bastien baut aus Papier, Meccano-Spielzeug und alten, aus allen Ecken der Welt zusammengetragenen Instrumenten wunderbare Maschinen, die, einmal in Gang gesetzt, elegant stolpernde und höchstens in Gedanken tanzbare Beats produzieren. Zu diesem schlurfenden Arrangement spielt er Trompete und projiziert an die Wand seinen Roboter, der auf eine unperfekte und sich selbst nicht so ernst nehmende Zukunft verweist, die leider nie eintreffen wird.
Eine Buchtaufe voller wilder Geschichten und irrwitziger Melodien: Im neuen Wälzer «Heute Ruhetag» erzählt der Berner Menschenversand-Autor, Filmer, Performer und Theaterzampano Matto Kämpf («Tierweg 1», «Kanton Afrika», «Trampeltier of Love») aus seinem selbstverständlich ruhelosen Universum. Darin haben eine gruselige Familienchronik, Lieder, Dialoge, Weihnachtsstories und Redewendungen aus aller Welt ebenso Platz wie der Tagesablauf von Wladimir Putin, weniger bekannte Verschwörungstheorien, interessante Grabinschriften und unsorgfältig übersetzte Filmtitel. Unweit dieses "illustrierten Sammelsuriums" spielt die trashige Musik von Kämpfs Freunden, den knallharten Zorros. Das Markenzeichen der drei glorreichen Rächer Olifr M. Guz, Reverend Beatman und Patrick Abt ist das Covern aus der Erinnerung – eine schamlose Flunkerei, ganz im Sinn von Alpenkalb Kämpf.
Hey hier unten! Kommt gefälligst zurück. Kommt her, ihr beknackten Junggesellen, ihr Schweblerinnen und Neblerinnen, ihr Zweiflerinnen und Abschweifler, ihr Retter und Verlierer, ihr Gewinnerinnen, ihr Machos und Freaks und Geeks, ihr schlechten und guten Dandies, ihr Vorlauten und Nachtlauten. Irgendwo stand mal «Schlafen ist Kommerz» und die Musik ist unser Herz, und das wird dein Lebensvers. Ganz im Sinne von Goetz: «Komm her, Sternschnuppe» – Stay in touch and bring a torch.
Am diesjährigen HSG-Symposium ist auch Frontex-Direktor Fabrice Leggeri zu Gast. Die EU-Grenzschutzagentur steht häufig im Zentrum der Kritik am europäischen Grenzregime. Gleichzeitig ist wenig darüber bekannt, wie Frontex konkret arbeitet und warum genau es für die tausenden Toten an Europas Grenzen verantwortlich zu machen ist. Simon Sontowski, der an der Universität Zürich zur technologischen Entwicklung des Grenzregimes forscht, schaut an diesem Abend hinter die Kulissen von Frontex. Er zeichnet nach, wie sich die Agentur in den letzten zehn Jahren zu einer Vorreiterin im Kampf gegen Migrant_innen und Flüchtende entwickelt hat. Gleichzeitig verdeutlicht er aber auch, warum Frontex oftmals ohnmächtiger ist, als vielfach angenommen.
Entweder haben sich die Trottles of the Dead bei Gastgeber Herr Wempe besonders gut eingeschleimt oder sie spielen einfach die besten Rock’n’Roll- und Soul-Kracher weit und breit. Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison sind die beiden Herren mit primitiver Tanzmusik aus den 50er- und 60er-Jahren bei Soul Gallen zu Gast.
Achtung: früh kommen lohnt sich, Soul Gallen dauert heute ausnahmsweise nur bis 02:00 Uhr!
Monat für Monat tanzen sich bei Soul Gallen Soul- und Funk-Fans die Nächte um die Ohren. Woher die Begeisterung? Welche Geschichten schreibt Soul Gallen und wie kam es überhaupt dazu? Der Palace-Programmverantwortliche Damian Hohl hat bei Soul Gallens Chef-DJ Klemens Wempe nachgefragt.
Soul Gallen hat sich in den vergangenen sechs Jahren zu einer der grössten Soul-Partyreihe der Schweiz entwickelt. Wie erklärst du dir dieses Phänomen?
Es ist tatsächlich unglaublich, jeden Monat 400 bis 500 Gäste zu erleben, welche zu Soul, Funk, Rhythm’n’Blues, Afro-Beat und Latin tanzen. Das Palace bietet einfach einen wunderbaren Rahmen und es hat sich wohl weit herumgesprochen, was für eine gute Stimmung an Soul Gallen herrscht.
Erinnerst du dich, wie Soul Gallen entstanden ist?
Im Winter 2009 hast du mich gefragt, ob ich nach dem Konzert von The Heavy im Palace Soul auflegen mag, da ich dies bereits im Zürcher Helsinki Klub mit zwei Kollegen regelmässig tat. Da der Abend gleich sehr gut ankam, sind wir wiedergekommen und seit dem Januar 2010 mache ich das mit grosser Freude. Zuerst mit meinen Kollegen vom «Helsinki Soulstew» und inzwischen mit wechselnden Gast-DJs aus dem In- und Ausland.
In den vergangenen Jahren hast du unzählige Abende im Palace verbracht und einiges erlebt. Gibt es Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Es war grossartig, Lee Fields sowie Shaun & Starr auf und hinter der Bühne zu erleben und zu spüren, mit welcher Energie und Freude sie nach all den Jahren immer noch auftreten. Es hat mich neulich auch sehr gefreut, als ein junger Gast erzählte, dass er sich wegen Soul Gallen einen Plattenspieler angeschafft hat und jetzt Schallplatten kauft.
Du wurdest von Soul Gallen-Gästen auch schon auf der Strasse erkannt. Sie möchten sicher gerne wissen, was du tagsüber so unternimmst in der Stadt.
Bei Yesterday’s Music und im Klang und Kleid nach neuen Platten suchen sowie im Baratella gut essen.
Soul hat durch das Aufkommen von Künstlern wie Leon Bridges und anderen in den letzten Jahren ein Revival erlebt. Wie beurteilst du als Experte diese Entwicklung? Wird hier nur konserviert oder nimmst du auch neuartige Bewegungen wahr?
Anderson Paak ist einer der wenigen zeitgenössischen Soulkünstler, der es meiner Meinung nach schafft, neue Soulmusik zu produzieren, ohne in die Neo Soul-Falle zu tappen. Andererseits sind Leon Bridges oder Amy Winehouse mit ihrem klassischen Ansatz nur schon deshalb gut, weil sie bei einigen neuen Leuten das Interesse für Soul Musik wecken.
Du bist Mitbetreiber des Plattenladens OOR-Records in Zürich. Welche Musik hört Herr Wempe, wenn er nicht gerade Soul- oder Funk-Platten auflegt?
Jazz, Dub, Soundtracks, ...
Viele Besucher_innen kommen zum Tanzen zu Soul Gallen. Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Soul und Funk ihre grosse Zeit viele Jahre vor der heute etablierten elektronischen Tanzmusik hatten?
Die Rhythmen und Melodien aus Soul und Funk sind zeitlos und werden ja auch immer wieder gerne für aktuelle Musik gesampelt.
Wenn du nur fünf Tracks zur nächsten Soul Gallen-Party mitnehmen dürftest, welche wären es?
Das wechselt jedes Mal, heute fallen mir diese Songs ein: Etta James «Seven Day Fool», Nolan Porter «If I Only Could Be Sure», Lennie Hibbert «Soul Shack», The Coasters «Three Cool Cats», James Hunter «Six Talkin’ Bout My Love».
Erfreuliches Heimspiel: Marcus Schäfer, Schauspieler im Ensemble des Theaters St.Gallen und Mitglied von Theater am Tisch, widmet seine neuste Text-Bild-Sound-Collage nach Jörg Fauser und Heiner Müller nun dem 2013 verstorbenen Frankfurter Schriftsteller Peter Kurzeck. In dessen tausendseitigem Roman «Vorabend» erzählen gut fünfzig Seiten vom «Weltbild der Igel». Wunderbar bildhaft, geerdet und sperrig, und schön langsam gegen die vorbeirasende Zeit. Es ist eine Familienproduktion: Marcus Schäfer liest Kurzecks Igel-Betrachtungen, Tine Edel und Sohn Jurek haben Motive und Stimmungen filmisch umgesetzt, und Willi Häne steuert den passenden Soundtrack bei. «Mit diesen Texten im Kopf sieht man plötzlich alles viel intensiver», sagt Häne. Genauso darf sich das Publikum berühren und verzaubern lassen.
Diese Band hat uns Jeffrey Lewis ans Herz gelegt – und wir haben sie sofort ins Herz geschlossen. Der Kanadier Mathias Kom sprechsingt – oder rappt schon fast – mit seiner Bariton-Stimme schwarzhumorige und scharfsinnige Texte; die treibenden Songs mit Folk-, Pop- und Indie-Rockeinschlag eignen sich trotzdem sehr wohl zum Tanzen. Freund_innen von The Wave Pictures oder Adam Green können hier nicht widerstehen. Ausserdem straft Ariel Sharratt alle Vorurteile gegenüber Saxophon und Klarinette (yeah!) in einer Rockband Lügen. Man höre «Grown-ups», «Amateur Rappers» oder jüngst «Fuck The Government, I Love You» und «Men Without Hats», alles mitreissende Hits, sehr catchy und doch nie simpel. Lobeshymnen für ihr neues Album «Immaterial World» erntet Nadja Zela mit ihrem intensiven, kratzigen, hartgesottenen und gespenstischen Bluesrock, kein geringerer als Sam Mumenthaler schreibt: «Die Zürcherin Nadja Zela ist eine der glaubwürdigsten Stimmen der Schweizer Musikszene.»
Dachs (neu mit zwei statt drei Köpfen) haben, anstatt den Winter über schlafend im Bau zu bleiben, wie andere Waldtiere es pflegen, eine neue EP ans Tageslicht gebracht. «Büzle» heisst sie, und sie glänzt in vollem Farbspektrum, egal in welchem Licht betrachtet. Zu hören gibt es samtweiche Elektropop-Schaumkronen, auf denen sich allerlei Boote und Möwen tummeln, und Geschichten vom Kleinstadtleben, von Sehnsüchten, Liebe und Fussball. Aus der Region, für die Welt. Ebenfalls aus diesem Kosmos der melancholisch-zuckrigen Blumenwälder stammend und trotzdem ganz anders sind Don’t kill the Beast aus Basel. Präzise und sehr poetisch sind sowohl ihre Texte als auch der Klang. Ausserdem zu Gast ist Sensu, virtuose Beat-Produzentin aus Baden, die ein Live-Set zum Besten geben wird. Abschliessend gibt es akustisch-knusprige Häppchenteller von Gigolo Romantico.
Im Historischen Museum St.Gallen ist derzeit die Ausstellung «Ricordi e stima» (Erinnerungen und Wertschätzung) zu sehen. Sie erinnert an die Immigration von Italiener_innen in der Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie unter prekären Lebensbedingungen, gemeinsam mit Saisonniers aus Spanien und Ex-Jugoslawien, den Wohlstand unseres Landes ermöglicht. Am ersten von zwei Abenden im Palace zur Ausstellung wird es um aktuelle Netzwerke von Migrant_innen gehen. Yolanda Candela Noguera, David Garcia und Maria Collado stellen den Verein Marea Granate vor, ein länderübergreifendes Netz von spanischen Auswanderer_innen.
Das international erfolgreiche Ostschweizer Jazztrio Rosset Meyer Geier hat vom Verein Gambrinus Jazz Plus eine «Carte Blanche» für vier Konzerte erhalten. Nach den ersten drei Konzerten mit jeweils unterschiedlichem Programm spielen sie im Palace das Abschlusskonzert der Reihe. Im Programm «Electric» tauscht Josquin Rosset den Flügel gegen ein Fender Rhodes Piano und Gabriel Meyer zupft an den Saiten eines E-Basses. Das passt zur Offenheit des Ostschweizer Trios, das sich auf der Bühne ohne Worte versteht.
Letztes Jahr spielten Markus Binder und Hans-Peter Falkner mit ihrem neuen Album gerade mal ein Konzert hierzulande. Nun sind sie glücklicherweise für einen Nachschlag nochmals unterwegs und bringen tolle Miniaturen mit, wie jene über den Japaner, der in Wien eine niedrige Mauer runterpurzelt, oder die tolle Interpretation des R.E.M.-Endzeit-Gassenhauers «It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)». Attwenger hauen mit Ziehharmonika und Schlagzeug wunderbare politische Songs zwischen Dada, Punk und Gstanzl auf den Tanzboden. Attwenger sind thematisch nach wie vor hochaktuell, mit sprachlich pointierten und musikalisch knappen Songs zum Beispiel zur allgegenwärtigen Überwachung und dem Einfamilienhüsli-Wahn oder wie sagen sie es grad selber: «Wir waren von Anfang an darauf aus, mit dem Pfeil ins Schwarze zu treffen und nicht mit Granaten ins Blaue zu ballern.»
«Eine Stadt braucht mindestens ein grosses Gewässer, sonst ist es keine richtige Stadt» lautet eine verbreitete Meinung von sowohl neidischen Landstreifenbewohner_innen als auch stolzer Kinder «echter Städte». Da man an den geografischen Grundfesten nicht rütteln kann, bleibt es an der Kultur hängen, zumindest temporäre Flüsse und Seen heranzuziehen – oder wie beim Sur Le Lac den schönen Ausblick darauf. Am diesjährigen Vorfreude-zum-Sur-Le-Lac-Fest-Abend kann folgendes Trans-See-Szenario bestaunt werden: Lexx pflanzt Disco-, Dub-, House- und Elektro-Gewächs in die Uferböschung, auf das man darin tanze, Christallin verlegt auf der Wiese Decken aus ambientösem Perkussions-Feingewebe, um sich präkomatös zu verlieben, und Gazillas verhängen funkelnde Lichterketten, zünden Fackeln an und setzen diese zusammen mit Riffs auf kleine Flosse und lassen sie treiben, bis sie als kleine Punkte im Nachthimmel verschwinden.
28 STunden am Stück: Mo. 16.5., 20 Uhr bis Di. 17.5. 24.00 Uhr
Eintritt: Einzeleintritt: Fr. 5.- 28-Stunden-Eintritt: Fr. 10.- Soli-Eintritt: Fr. 15.-
Kafi, Gipfeli, O-Saft & Satie für 8 Stutz Dienstag, 17. Mai, 7 - 9 Uhr
Zum 150. Geburtstag von Erik Satie bringt das Institut für Angewandte Pataphysik (I'PA) in Zusammenarbeit mit dem Palace Saties Stück Vexations in vollem Umfang auf die Bühne. Die Aufführung beginnt am Montagabend und endet am Dienstag um Mitternacht. Während den 28 Stunden wird das Piano durch verschiedene musikalische Beiträge ergänzt oder abgelöst. So werden Patrick Kessler und Marc Jenny mit weiteren Kontrabassist_innen um 3 Uhr morgens die «Bässe der Nacht» erklingen lassen. Gleich anschliessend starten wir mit einem Streicher_innen-Trio in den Tag und bereits am Montagabend singt eine Sopranistin. Weitere Auftritte sind in bereits in Planung, die Bühne ist jedoch auch offen für spontane Interventionen.
Das Palace als Ort des Geschehens vereint Reminiszenzen an Erik Saties Wirkungsstätten in einem Raum: Es kann Theaterbühne, Konzertsaal, Cabaret und Bar zugleich sein. Die Komposition gilt als das erste bekannte Experiment der totalen, organisierten Chromatik und der kontinuierlichen, unaufgelösten Dissonanz. Alle paar Jahre wurde dieses Stück von den gewagtesten Musikern, wie etwa John Cage, in verschiedenster Weise aufgeführt. Es wird nach Partitur gespielt, als Orientierungshilfe der 26 bpm dient dabei ein optisches Metronom. Leichte Schwankungen im Tempo sind zu erwarten, sollten aber die Gesamtdauer von 28 Stunden nicht wesentlich beeinflussen. Der Flügel wird ergänzt durch eine ElorgEl, eine elektrische Orgel aus den 60er-Jahren. Als Verweis auf Saties Schaffen für Orchester wird die Bühne auch für andere Instrumente offen sein, Beiträge aus den Sparten Gesang und Text sowie performative Interventionen sind erwünscht. Um jegliche Art von billigem Klamauk zu vermeiden, ist eine eingehende Beschäftigung mit dem Stoff Voraussetzung. Wie Satie selbst sagt: «Um dieses Motiv achthundertvierzig Mal zu spielen, wird es gut sein, sich darauf vorzubereiten, und zwar in grösster Stille, mit ernster Regungslo- sigkeit.» Trotzdem soll durchaus Platz für Unerwartetes bleiben – eine Herangehensweise an die Vexations, bei der es sich um eine Weltpremiere handeln dürfte, welche wohl nicht nur unter Kenner_innen der modernen Klassik etwas Aufmerksamkeit erregen wird. Zu erwarten sind 28 Stunden, in denen Erik Saties Mantra der absoluten Liebe die Frage in den Raum stellt, ob der Qual ihrer hypothetischen Unmöglichkeit nun mit Ernst oder mit Humor zu begegnen sei. Oder mit beidem.
Mit (in zufälliger Reihenfolge) Josquin Rosset (Piano), Bobby Moor (Piano), Stella Locher (Piano), Sonja Egger (Piano), Daniel Danielo (Piano), Jonas Senn (Piano), Dela Hüttner (Sopran), Tamara Hostettler (Querflöte/Traverso), Sarah Bislin (Violine), Matthias Denk (Violine), Julia Herkert (Viola), Sebastian Bill (Violoncello), Patrick Kessler (Kontrabass), Marc Jenny (Kontrabass), Thomas Karrer (Kamera), Carlo Lorenzi (Melodic drums), Monique Rosset (Violine), Peter Dürst (Violine), Raffaela Gerhartl (Bandoneon), Patric Schweizer (Bass od. Gitarre), Stefan Gschwend (Gitarre), Kuno Schuler (Gitarre), Hospiz zur Faulheit (auf Mission), Madame Psychosis (Aphorismensuche), Matthias Albold (Text), Ekk Lory (Entr'acte), Martin Amstutz (Inspizienz, Bandoneon) und vielen anderen.
28 STunden am Stück: Mo. 16.5., 20 Uhr bis Di. 17.5. 24.00 Uhr
Eintritt: Einzeleintritt: Fr. 5.- 28-Stunden-Eintritt: Fr. 10.- Soli-Eintritt: Fr. 15.-
Kafi, Gipfeli, O-Saft & Satie für 8 Stutz Dienstag, 17. Mai, 7 - 9 Uhr
Zum 150. Geburtstag von Erik Satie bringt das Institut für Angewandte Pataphysik (I'PA) in Zusammenarbeit mit dem Palace Saties Stück Vexations in vollem Umfang auf die Bühne. Die Aufführung beginnt am Montagabend und endet am Dienstag um Mitternacht. Während den 28 Stunden wird das Piano durch verschiedene musikalische Beiträge ergänzt oder abgelöst. So werden Patrick Kessler und Marc Jenny mit weiteren Kontrabassist_innen um 3 Uhr morgens die «Bässe der Nacht» erklingen lassen. Gleich anschliessend starten wir mit einem Streicher_innen-Trio in den Tag und bereits am Montagabend singt eine Sopranistin. Weitere Auftritte sind in bereits in Planung, die Bühne ist jedoch auch offen für spontane Interventionen.
Das Palace als Ort des Geschehens vereint Reminiszenzen an Erik Saties Wirkungsstätten in einem Raum: Es kann Theaterbühne, Konzertsaal, Cabaret und Bar zugleich sein. Die Komposition gilt als das erste bekannte Experiment der totalen, organisierten Chromatik und der kontinuierlichen, unaufgelösten Dissonanz. Alle paar Jahre wurde dieses Stück von den gewagtesten Musikern, wie etwa John Cage, in verschiedenster Weise aufgeführt. Es wird nach Partitur gespielt, als Orientierungshilfe der 26 bpm dient dabei ein optisches Metronom. Leichte Schwankungen im Tempo sind zu erwarten, sollten aber die Gesamtdauer von 28 Stunden nicht wesentlich beeinflussen. Der Flügel wird ergänzt durch eine ElorgEl, eine elektrische Orgel aus den 60er-Jahren. Als Verweis auf Saties Schaffen für Orchester wird die Bühne auch für andere Instrumente offen sein, Beiträge aus den Sparten Gesang und Text sowie performative Interventionen sind erwünscht. Um jegliche Art von billigem Klamauk zu vermeiden, ist eine eingehende Beschäftigung mit dem Stoff Voraussetzung. Wie Satie selbst sagt: «Um dieses Motiv achthundertvierzig Mal zu spielen, wird es gut sein, sich darauf vorzubereiten, und zwar in grösster Stille, mit ernster Regungslo- sigkeit.» Trotzdem soll durchaus Platz für Unerwartetes bleiben – eine Herangehensweise an die Vexations, bei der es sich um eine Weltpremiere handeln dürfte, welche wohl nicht nur unter Kenner_innen der modernen Klassik etwas Aufmerksamkeit erregen wird. Zu erwarten sind 28 Stunden, in denen Erik Saties Mantra der absoluten Liebe die Frage in den Raum stellt, ob der Qual ihrer hypothetischen Unmöglichkeit nun mit Ernst oder mit Humor zu begegnen sei. Oder mit beidem.
Mit (in zufälliger Reihenfolge) Josquin Rosset (Piano), Bobby Moor (Piano), Stella Locher (Piano), Sonja Egger (Piano), Daniel Danielo (Piano), Jonas Senn (Piano), Dela Hüttner (Sopran), Tamara Hostettler (Querflöte/Traverso), Sarah Bislin (Violine), Matthias Denk (Violine), Julia Herkert (Viola), Sebastian Bill (Violoncello), Patrick Kessler (Kontrabass), Marc Jenny (Kontrabass), Thomas Karrer (Kamera), Carlo Lorenzi (Melodic drums), Monique Rosset (Violine), Peter Dürst (Violine), Raffaela Gerhartl (Bandoneon), Patric Schweizer (Bass od. Gitarre), Stefan Gschwend (Gitarre), Kuno Schuler (Gitarre), Hospiz zur Faulheit (auf Mission), Madame Psychosis (Aphorismensuche), Matthias Albold (Text), Ekk Lory (Entr'acte), Martin Amstutz (Inspizienz, Bandoneon) und vielen anderen.
Im Zeitalter von Big Data hinterlassen wir überall digitale Spuren. Die automatische Datensammlung erlaubt, Personen zu klassifizieren und ihr Verhalten vorauszusagen: Der «gläserne Mensch» ist in greifbare Nähe gerückt. Lässt sich gegen die totale Durchsichtigkeit der Bürger_innen und Konsument_innen Widerstand leisten? Der Kulturphilosoph Emmanuel Alloa unterhält sich mit zwei Akteuren der gegenwärtigen kritischen Medienkunst: dem neuseeländischen Künstler Julian Oliver und dem Künstlerkollektiv Mediengruppe Bitnik. Talkrunde in Deutsch und Englisch.
Beim gemütlichen Setting von Salon Sonore kann man abseits vom Wochenendrummel im Plüschsessel versinken und der Musik fürs imaginäre Kino lauschen. Im Dimmlicht spielen van Grinsven & Bodenmann Sounds ab Scheiben und Schirmen, die über weite Flächen und durch fremde Gewässer gleiten.
Ausverkauft
Selten war ein Konzertabend im nunmehr zehnjährigen Palace so früh und schnell ausverkauft wie dieser: Der grosse Gothic-Americana-Crooner Mark Lanegan (Screaming Trees, Queens Of The Stone Age, Twilight Singers)und sein britischer Kollege Duke Garwood (den er über Isobel Campbell kennenlernte) sorgen mit akustischer Gitarre und eindringlicher Stimme dafür, dass das Funeral-Blues-Lagerfeuer niemals ausgeht. Eine intime Begegnung mit einer legendären Figur der Seattle-Rockszene und eine ebenbürtige Verneigung vor dunklen Seelentröstern wie Leonard Cohen, Johnny Cash und Jeffrey Lee Pierce (Gun Club). Mark Lanegan selber sagt über seine oftmals düsteren Songs: «Ich finde meinen Frieden und durchaus auch so etwas wie Glück oder Trost in Songs, die andere als sehr dunkel empfinden würden.»
Das Konzert ist ausverkauft. Es sind keine weiteren Tickets erhältlich!
Es ist paradox: Die politische Debatte ist geprägt vom Thema Migration. Gleichzeitig fand im letzten Jahr eine historische Debatte über Schweizer Mythen statt, in der die Migrant_innen und ihr Beitrag zur Geschichte aussen vor blieben. Gianno d’Amato, Professor für Migration und Citizenship Studies, spricht am zweiten Abend zur Ausstellung «Ricordi e stima» zur Frage, wie die Erinnerung der Migrant_ innen in den schweizerischen Institutionen und in der allgemeinen Geschichte ihren Platz bekommen können.
«Expedition 27»: Unter diesem Titel soll im Jahr 2027 zum ersten Mal eine Landessausstellung in der Ostschweiz stattfinden. Sie will von Bühnen im Appenzell über einen städtischen Kreuzungspunkt in St.Gallen-Winkeln bis an die Ufer des Bodensees die Ostschweiz neu erkunden. Die ganze Schweiz und das benachbarte Ausland sollen zu diesem Fest willkommen geheissen werden. Am 5. Juni 2016 wird in St.Gallen über einen Planungskredit für die Expo abgestimmt. Gemeinsam mit den Kantonen Thurgau und Appenzell will sich unser Kanton beim Bund um die Austragung einer Expo bewerben. Vorerst geht es nur um einen Planungskredit von fünf Millionen Franken. Damit sollen in den nächsten Jahren die Machbarkeit und die finanziellen Kosten einer Expo abgeklärt werden. Dennoch gibt es bereits heute Opposition dagegen. Das Projekt sei unnötig und zu teuer.
Im Palace diskutieren die beiden St.Galler StänderätInnen Karin Keller-Suter (FDP) und Paul Rechsteiner (SP) über das Projekt. So, wie sie in Bern die Interessen St.Gallens vertreten, kennen sie gleichzeitig die Wahrnehmung der Ostschweiz im Rest des Landes. Was halten sie von der «Expedition 27»? Welche Impulse könnte eine Expo bringen? Welche Rolle kommt dabei der Kultur zu? Welche politischen Schritte müssten nach einer erfolgreichen Abstimmung in Bern folgen? Mit welchen strukturellen Problemen kämpft die Ostschweiz generell, und welche Chancen für die Zukunft besitzt der Landesteil? Darüber diskutieren die beiden StänderätInnen mit Andri Rostetter, Leiter der Ostschweiz-Redaktion beim St.Galler Tagblatt, und anschliessend mit dem Publikum.
«Vom Rand in die Mitte» – ein lesenswertes Plädoyer von Paul Rechsteiner zur Expo 2027 ist im Kulturmagazin Saiten erschienen: hier.
Das diesjährige Sufo-Podium widmet sich der Frage nach einer sozialen Schweiz. Im Zentrum der Diskussion stehen die Grundideen der Sozialversicherungen, der Sozialwerke sowie private und staatliche Programme in der Entwicklungszusammenarbeit.
Wir wissen es langsam. Die Sahara war nie eine Wüste. In der Musik des Tuareg-Blues tönt sie viel eher wie ein langer Fluss. Als musikalische Begleiter der berühmten Band Tinariwen streifen Imarhan gelassener durch die städtische Realität der Tuareg. Ruhig, flächig und introspektiv spielen und singen die fünf jungen Männer aus Südalgerien über Sorge und Fürsorge. Mit ihren Lederjacken schwingt der Funk immer wieder mit. Ja, den Kummer zwischen Südalgerien und Nordmali sieht man. Bei dieser Jugend hört man ihn aber viel mehr. Das erste und selbstbetitelte Album ist Ende April passend auf dem sympathischen Label City Slang erschienen.
Jaja, I see the darkness. Alles flimmert immer noch. Der Keller gebiert immer noch Sachen. Diese Drinks, die unpassendsten Musik- und Menschenübergänge und diese Bierflaschen, Bierflaschen, überall Bierflaschen. Das ist bestimmt ein Systemfehler. Tanzen wir sie einfach weg. Wenn schon «Dance the ECB», dann auch «Dance die HSG».
Tanzen im globalen Irrenhaus - Das Motherland Soundsystem spielt basslastige Beat Musik aus den globalen Nischen: Kuduro, Electro Chaabi, Gqom, Cumbia Electronica, Baile Funk, Afrohouse... kurz: Alles was im musikalischen Untergrund heissläuft. Der Mashup wird live angereichert mit den Vocals von MC AMAD (A Man Attacking Demons). Die ganze Suppe wird in guter Dubmanier mit Sound Effects vermischt, bis die tropische Soundwall dein Herz und deinen Hintern vibrieren lässt.
Vor drei Jahren gab die Londoner Band Fat White Family im Palace eines ihrer ersten Schweizer Konzerte: ein verstörend fesselnder Auftritt und ein irrwitziges Versprechen für die Zukunft. Das hat die «schäbigste, befremdlichste und fieseste englische Gitarrenband» (The Quietus) fürwahr gehalten: Mit ihrem räudigen Mix aus kaputtem Rockabilly, Post-Punk, Sixties-Psychedelic und unverschämten Glam-Pop-Versatzstücken haben die sechs Flegel mit ihrem Album «Champagne Holocaust» seither die halbe Welt erobert. Die provokativen Texte («Goodbye Goebbels») und die Auftritte mit entblösstem Geschlecht, in tuntigen Strümpfen oder auch schon mit Schweineköpfen attackieren jederzeit das neue Biedermeier und die rechtslastige Politik in England und anderen Westländern. Ein bitter nötiger Aufschrei, oder wie ihr Sänger Lias Saoudi sagt: «Dass wir als schockierend dargestellt werden, zeigt nur, wie belanglos rundum alles geworden ist.» Das zweite Fat-Whites-Album «Songs for Our Mothers» hinterlässt «das Gefühl, man befinde sich mit Iggy Pop, Donna Summer und den New York Dolls in der versifften Küche einer Krautrock-Kommune 1973» (Hanspeter Künzler). Aber ohne Retro-Wohligkeit, sondern grausam gegenwärtig! Elias Augenwasser (Roy & the Devil’s Motorcycle) eröffnet den Abend mit einem psychedelischen Solo-Set: dream forever!
Zum Saisonschluss von Soul Gallen gibt es ein Northern Soul- und Modern Soul-Special mit Emel Ilter und Henning Boogaloo vom Not Too Young Soul Weekender/Swiss Soul Club. Das Phänomen des Northern Souls begann Ende der 60er-Jahre im Norden Englands, wo die weisse Arbeiterklasse nächtelang (Allnighter) oder sogar das ganze Wochenende (Weekender) zu schwarzer Soul-Musik tanzte.
Monat für Monat tanzen sich bei Soul Gallen Soul- und Funk-Fans die Nächte um die Ohren. Woher die Begeisterung? Welche Geschichten schreibt Soul Gallen und wie kam es überhaupt dazu? Der Palace-Programmverantwortliche Damian Hohl hat bei Soul Gallens Chef-DJ Klemens Wempe nachgefragt.
Soul Gallen hat sich in den vergangenen sechs Jahren zu einer der grössten Soul-Partyreihe der Schweiz entwickelt. Wie erklärst du dir dieses Phänomen?
Es ist tatsächlich unglaublich, jeden Monat 400 bis 500 Gäste zu erleben, welche zu Soul, Funk, Rhythm’n’Blues, Afro-Beat und Latin tanzen. Das Palace bietet einfach einen wunderbaren Rahmen und es hat sich wohl weit herumgesprochen, was für eine gute Stimmung an Soul Gallen herrscht.
Erinnerst du dich, wie Soul Gallen entstanden ist?
Im Winter 2009 hast du mich gefragt, ob ich nach dem Konzert von The Heavy im Palace Soul auflegen mag, da ich dies bereits im Zürcher Helsinki Klub mit zwei Kollegen regelmässig tat. Da der Abend gleich sehr gut ankam, sind wir wiedergekommen und seit dem Januar 2010 mache ich das mit grosser Freude. Zuerst mit meinen Kollegen vom «Helsinki Soulstew» und inzwischen mit wechselnden Gast-DJs aus dem In- und Ausland.
In den vergangenen Jahren hast du unzählige Abende im Palace verbracht und einiges erlebt. Gibt es Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Es war grossartig, Lee Fields sowie Shaun & Starr auf und hinter der Bühne zu erleben und zu spüren, mit welcher Energie und Freude sie nach all den Jahren immer noch auftreten. Es hat mich neulich auch sehr gefreut, als ein junger Gast erzählte, dass er sich wegen Soul Gallen einen Plattenspieler angeschafft hat und jetzt Schallplatten kauft.
Du wurdest von Soul Gallen-Gästen auch schon auf der Strasse erkannt. Sie möchten sicher gerne wissen, was du tagsüber so unternimmst in der Stadt.
Bei Yesterday’s Music und im Klang und Kleid nach neuen Platten suchen sowie im Baratella gut essen.
Soul hat durch das Aufkommen von Künstlern wie Leon Bridges und anderen in den letzten Jahren ein Revival erlebt. Wie beurteilst du als Experte diese Entwicklung? Wird hier nur konserviert oder nimmst du auch neuartige Bewegungen wahr?
Anderson Paak ist einer der wenigen zeitgenössischen Soulkünstler, der es meiner Meinung nach schafft, neue Soulmusik zu produzieren, ohne in die Neo Soul-Falle zu tappen. Andererseits sind Leon Bridges oder Amy Winehouse mit ihrem klassischen Ansatz nur schon deshalb gut, weil sie bei einigen neuen Leuten das Interesse für Soul Musik wecken.
Du bist Mitbetreiber des Plattenladens OOR-Records in Zürich. Welche Musik hört Herr Wempe, wenn er nicht gerade Soul- oder Funk-Platten auflegt?
Jazz, Dub, Soundtracks, ...
Viele Besucher_innen kommen zum Tanzen zu Soul Gallen. Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Soul und Funk ihre grosse Zeit viele Jahre vor der heute etablierten elektronischen Tanzmusik hatten?
Die Rhythmen und Melodien aus Soul und Funk sind zeitlos und werden ja auch immer wieder gerne für aktuelle Musik gesampelt.
Wenn du nur fünf Tracks zur nächsten Soul Gallen-Party mitnehmen dürftest, welche wären es?
Das wechselt jedes Mal, heute fallen mir diese Songs ein: Etta James «Seven Day Fool», Nolan Porter «If I Only Could Be Sure», Lennie Hibbert «Soul Shack», The Coasters «Three Cool Cats», James Hunter «Six Talkin’ Bout My Love».
Ein weiteres Mal wird ein Wochenende lang lokale Genredichte in raumfüllende Quader verschweisst, in die Gassen und Clubs und Bars gestellt und dort, sobald das Saallicht aus und die Scheinwerfer an, zart und liebevoll wieder ausgepackt. Parrot to the Moon klingen nach warmen analogen Synthesizern und verstrahlt-freudiger Roadrip-Energie. Das St.Kitts Royal Orchestra bietet eine facettenreiche Auswahl von ausgeklügeltem Elektro-Pop bis hin zu in Düsterness ausschweifenden Überraschungen. Catalyst schlussendlich – als jüngste und neuste Band des Abends – spielen mit nostalgischer Neugierde Grunge und Rock’n’Roll der 80er-Jahre, mit explosiven Drums und geladenen Gitarrenriffs.
Nach den Konzerten macht DJ Badrockar einen Streifzug durch das Programm des Openairs und gräbt die eine oder andere Trouvaille von früheren Ausgaben aus.
Auf dem neuen und mittlerweile zehnten Album des Kanadiers Dan Bejar und seiner Band Destroyer ist das Hemd noch weisser und einen Knopf weiter offen, als es bei «Kaputt» schon war. Mehr Pop im davidbowie’schen Sinn geht wohl nicht und es ist überwältigend, was aus dem von Pavement und anderen Indie-Helden beeinflussten (ebenfalls wunderbaren) Destroyer-Gestolper von Ende der Neunzigerjahre wurde – ein Musical des Theater St.Gallen wirkt dagegen wie eine Underground-Produktion. Obwohl: Auch wenn dieser Sound mit Streicher- und Saxophon-Arrangements so gross ist, dass Kreuzfahrtschiffe dazu super Ballett tanzen könnten, kriegt Bejar immer wieder die Kurve und bleibt nie im Schmalz stecken, denn hinter dem auf Hochglanz polierten Parkett geht es runter in seelische Tiefen. Und dann ist da noch diese bemerkenswerte Singstimme, die einem samtig wie ein Kater um die Beine streicht, aber bestimmt zünftig zuhauen kann. Im Vorprogramm erinnert der Gitarrist und Sänger Ryley Walker an Folk-Rock-Helden der 70er-Jahre.
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten + Tippspiel +
15:00 Uhr: Türkei - Kroatien
18:00 Uhr: Polen - Nordirland
21:00 Uhr: Deutschland - Ukraine
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Spanien - Tschechien
18:00 Uhr: Irland - Schweden
21:00 Uhr: Belgien - Italien
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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18:00 Uhr: Österreich - Ungarn
21:00 Uhr: Portugal - Island
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Russland - Slowakei
18:00 Uhr: Rumänien - Schweiz > kommentiert vom Adrenalin-Team
21:00 Uhr: Frankreich - Albanien
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: England - Wales
18:00 Uhr: Ukraine - Nordirland
21:00 Uhr: Deutschland - Polen (ZDF-Übertragung)
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Italien - Schweden
18:00 Uhr: Tschechien - Kroatien
21:00 Uhr: Spanien - Türkei
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Belgien - Irland
18:00 Uhr: Island - Ungarn
21:00 Uhr: Portugal - Österreich
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
Türöffnung: 20 Uhr. Ab 20 Uhr mit grill im Garten.
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten +Tippspiel +
21:00 Uhr: Schweiz - Frankreich
21:00 Uhr: Rumänien - Albanien
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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21:00 Uhr: Slowakei - England
21:00 Uhr: Russland - Wales
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten +Tippspiel +
18:00 Uhr: Ukraine - Polen
18:00 Uhr: Nordirland - Deutschland
21:00 Uhr: Kroatien - Spanien
21:00 Uhr: Tschechien - Türkei
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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18:00 Uhr: Ungarn - Portugal
18:00 Uhr: Island - Österreich
21:00 Uhr: Italien - Irland
21:00 Uhr: Schweden - Belgien
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Achtelfinal 1
18:00 Uhr: Achtelfinal 2
21:00 Uhr: Achtelfinal 3
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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15:00 Uhr: Achtelfinal 4
18:00 Uhr: Achtelfinal 5
21:00 Uhr: Achtelfinal 6
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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18:00 Uhr: Achtelfinal 7
21:00 Uhr: Achtelfinal 8
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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21:00 Uhr: Viertelfinal 1
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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21:00 Uhr: Viertelfinal 2
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten +Tippspiel +
21:00 Uhr: Viertelfinal 3
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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Viertelfinal 4
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten +Tippspiel +
21:00 Uhr: Halbfinal 1
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
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21:00 Uhr: Halbfinal 2
Palace und Adrenalin zeigen: EM 2016 France
+ Alle Spiele ab dem 12. Juni + Live-Kommentar + Grosse Leinwand + Freier Eintritt + Grill im Garten +Tippspiel +
21.00 Uhr: Final
Zum Saisonstart spielt Frankie Cosmos mit ihrer Band auf. Die charmanten Song-Skizzen der New Yorkerin entziehen sich trotz Pop-Appeal jeglicher Mainstream-Tauglichkeit. Das Schlagzeug scheppert auf dem neuen Album «Next Thing» sympathisch, die Töne hängen hin und wieder etwas schief, die cheapen Synthie-Klänge halten sich angenehm zurück. Darunter verstecken sich aber grosse Melodien, die immer wieder durch den Lo-Fi-Instrumentenwald hindurchschimmern. Da ist es wenig erstaunlich, hat sich die 21-jährige Musikerin als Jeffrey Lewis-Fan geoutet hat. Als zweite Band präsentiert das Zürcher Duo J&L Defer, Disco Dooms Anita Rufer und Gabriele De Mario, seine Free-Pop-Abenteuer.
Ein Abend für Europa mit einem Vortrag (20:15 Uhr) von Raul Zelik zu europäischen Autonomiebewegungen und einem Konzert (22 Uhr) mit der Band Inside the Baxter Building zu den Aufnahmen des Films «Europe, she loves», der ab dem 29. September im Kinok St.Gallen läuft.
Nicht nur die EU steht nach dem Brexit vor der Zerreissprobe, auch diverse Nationalstaaten haben mit Absetzbewegungen zu kämpfen. Die Ankündigung Schottlands, aus der britischen Union auszutreten und als selbständiger Staat der EU beizutreten, steht nicht allein. Mit Spanien, Belgien, Italien und der Ukraine sind weitere Staaten instabil. Sind Autonomiebewegungen innerhalb von Nationalstaaten gefährliche Zerfallserscheinungen oder können sie gar zu einem emanzipatorischen «Europa der Regionen» beitragen? Raul Zelik ist Politikwissenschaftler, Journalist und Schriftsteller in Berlin.
25’000 km im Auto brachten die Macher von «Europe, she loves» hinter sich; abseits der Metropolen erforschten sie die Ränder Europas, von Sevilla nach Dublin über Tallinn bis nach Thessaloniki. Auf der Suche nach dem magischen Moment, den unbekannten Landschaften und geheimnisvollen Lichtspielen in der Ferne, fanden sie eine Welt, die sie so nicht erwarten konnten. Aus diesen vielschichtigen Bildern, die nur teilweise im Film ihren Platz fanden, haben Jan Gassmann, Fabian Gutscher, Ramon Giger und Roland von Tessin eine visuelle Partitur erstellt, welche die Band Inside the Baxter Building mit ihren Klängen zum Leben erwecken wird. Wie die Kamera scheinbar schwerelos durch die Landschaft gleitet, ist auch die Musik dieses elektroakustischen Trios von langsamer aber steter Veränderung geprägt. In ihren Improvisationen schaffen sie Soundscapes, die sich aus einzelnen Ideen zu raffinierten Klangskulpturen entwickeln, und den Boden für feine Melodielinien bieten.
Das Filmkonzert beginnt um 22 Uhr, Eintritt 10 Franken.
Auch Soul Gallen darf nicht fehlen, wenn das Palace nach der Sommerpause wieder in Fahrt kommt. Die Herren Wempe, Jacques und Martinelli bescheren uns einen harmonischen Saisonstart mit Sweet Soul. Oder wie Herr Wempe meint: «Mit Soul-Musik zum Weltfrieden».
BORN FREE – but still fighting for rights. Malaika Wa Azania (Südafrika) im Gespräch mit Monika Schärer
Malaika Wa Azania, 1991 in Soweto geboren, gehört zur jungen Generation Südafrikas, die nach Ende der Apartheid aufgewachsen ist. Doch wo steht die «Regenbogennation» 22 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen? Wie fühlt es sich für eine junge schwarze Frau aus einer Township an, den Raum zu betreten, der vormals Weißen vorbehalten war? In ihrem Buch «Born Free» erzählt sie ihre persönliche und zugleich sehr politische Geschichte. Nach einer kurzen Lesung (Deutsch/Englisch) und einem Gespräch mit der Journalistin Monika Schärer (Englisch) berichtet Joachim Merz von Solidar Suisse in einem zweiten Teil über die Arbeit in Südafrika.
Die Lesereise wird ermöglicht durch finanzielle Unterstützung von Solidar Suisse und Südkulturfonds. In Zusammenarbeit mit dem Rotpunktverlag.
Wäre «Metá Metá» ein gängiger Ausruf, müsste es entweder eine intellektuelle Verzweiflung oder einen Ansporn für eine gelassene Körperbewegung oder beides verheissen. Metá Metá ist aber eine Band, bestehend aus fünf vielseitigen und musikalisch hochproduktiven Köpfen. Angesiedelt in der afrikanisch-brasilianischen Musikszene von São Paolo und beteiligt an etlichen Kollaborationen und Unterstützungen, treten sie auch an internationalen Festivals auf. Ihre Musik bewegt sich von orchestraler Avant-Garde zu Jazz und Samba, und zwischen Afro-Beat und einem offenen Punk hin und her. Das dritte und aktuelle Album «MM3» bringt jedoch eine in sich fliessende und wütendere Dynamik. Heisst das nun Fusion, Inklusion oder Befreiung? Auf jeden Fall klingt das schön laut und passenderweise bedeutet «Metá Metá» in der afrikanischen Sprache Yoruba so viel wie «drei auf einmal».
24 Stunden am Stück +++ Mit Musik und Texten +++ Überall im Haus vom Orchestergraben bis zum Backstage +++ Mit Essen und Bässen +++ Leuchtkastenprozession +++ Palace-Chor +++ Büchsenwerfen +++ Schüga Dome +++ u.v.m.
Neben, hinter, unter der Bühne. Alle Zeiten unter Vorbehalt.
Das Projekt "10 Jahre Palace - Gastrecht" wird unterstützt durch:
Damir Skenderovic im Gespräch mit Anna Jikhareva
Es kriselt in Europa: Zuerst die Staatsschulden- und Eurokrise, dann eine selbstgemachte «Flüchtlingskrise». Der Brexit stellt die europäische Integration grundsätzlich in Frage. Noch Anfang der 90er-Jahre träumte die EU bei der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrags von einer immer engeren Gemeinschaft, einer «ever closer union». Und tatsächlich schien das europäische Projekt lange Zeit nur eine Richtung zu kennen: vorwärts. Was ist geschehen, dass heute Rechtspopulist_innen die Europäische Union als Feindbild des Nationalstaats verteufeln? Dass auch die Linke sie weniger als Friedensprojekt denn als neoliberales Konstrukt empfindet? Fällt die EU auseinander – oder schafft sie eine Wandlung?
Geert Wilders, Viktor Orbán, Marine Le Pen, Nigel Farage oder Christoph Blocher: Die Führungsfiguren der europäischen Rechten strotzen vor Selbstvertrauen. Ihr wachsender politischer Einfluss und die Angriffe auf die Säulen der Rechtsstaatlichkeit stellen dabei einen Kulminationspunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung dar. Damir Skenderovic, Professor für Zeitgeschichte an der Uni Fribourg, untersucht seit Jahren die Geschichte rechtspopulistischer Bewegungen. Im Gespräch mit WOZ-Redaktorin Anna Jikhareva ergründet er die Entwicklungslinien des europäischen Rechtspopulismus und dessen Einfluss auf die europäische Integration.
Weiter geht es mit der Synthetik, vielseitig erforscht und gefeiert: Die filmische Retrospektive für das englische Label Ghost Box, das sich mit einer imaginären Vergangenheit beschäftigt, ist eine eigentümliche Mischung aus Kinderfernsehen, 1960-U-Bahn-Animation und Op-Art-Mandalas. Anschliessend erforscht die italienische Komponistin und Interpretin Caterina Barbieri die Musik durch die Technik der Repetition. Danach spielt die umtriebige Performerin Iokoi einen Dialog mit Gesang und Synthesizern, begleitet von der hypnotischen Videokunst von Aria. Nite Jewel untersucht das Thema des Alleinseins in einer überfüllten und separierten Welt, live zu dritt und mit einer Armee von Synthesizern und einer eigenwilligen Pop-Leichtigkeit ausgestattet. Dazwischen und zum Schluss begleitet DJ Karawan in unserer Ecke die Nacht mit noch mehr elektronischen Klängen.
Am Samstag zieht das A-Synth dann weiter in die Grabenhalle, hier findet ihr das Programm.
Sie sagen: «Am Ende trifft es immer die unten.» Und dann sagen andere: «In den Anfängen haben sie sich nur unten getroffen.» Also bleiben wir wieder mal da unten, um irgendetwas davon zu verstehen. Das Tropical Continent Soundsystem spielt Voodoo House, Global Bass, Ritual Electronica, Psychedelic Deepness, Gondwana Dance. Man kann es nicht erklären, man muss es fühlen.
Podium mit Cédric Wermuth und Lukas Reimann
Es kriselt in Europa: Zuerst die Staatsschulden- und Eurokrise, dann eine selbstgemachte «Flüchtlingskrise». Der Brexit stellt die europäische Integration grundsätzlich in Frage. Noch Anfang der 90er-Jahre träumte die EU bei der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrags von einer immer engeren Gemeinschaft, einer «ever closer union». Und tatsächlich schien das europäische Projekt lange Zeit nur eine Richtung zu kennen: vorwärts. Was ist geschehen, dass heute Rechtspopulist_innen die Europäische Union als Feindbild des Nationalstaats verteufeln? Dass auch die Linke sie weniger als Friedensprojekt denn als neoliberales Konstrukt empfindet? Fällt die EU auseinander – oder schafft sie eine Wandlung?
Mit der Annahme der Masseneinwanderungs-initiative hat die Schweizer Stimmbevölkerung das Verhältnis zur EU in Frage gestellt: Wird die Personenfreizügigkeit beibehalten – oder sind die Bilateralen am Ende? Welche Vorstellungen haben Politiker_innen, um einen Weg aus dieser blockierten Situation zu finden? Es diskutieren Cédric Wermuth, Nationalrat SP, und Lukas Reimann, Nationalrat SVP.
The Dwarfs of East Agouza bringen uns hypnotisierende Krautklänge aus Kairo. Die Songs ihrer Debüt-Platte «Bes», die im April bei Nawa Records erschien, klingen nach einer Wanderung durch eine halluzinogen verzerrte Zukunftswüste. Roboter tauchen auf nordafrikanischen Marktplätzen auf und nicken die Köpfe zu den Schlagzeug-Loops von Maurice Louca und der treibenden, westafrikanisch gefärbten Freejazz-Gitarre von Sam Shalabi. Kennengelernt hat sich das Trio (am Bass Alan Bishop von Sun City Girls) bereits 2012. Als Nachbarn im Agouza Distrikt begannen die Musiker ihre improvisatorischen Erkundungen. Wie Maurice Louca von den Dwarfs war auch Zuli, der zweite Künstler des Abends, bereits vergangene Saison im Palace zu Gast. Ebenfalls aus der ägyptischen Hauptstadt stammend und ebenfalls Multiinstrumentalist, wird Zuli mit düsteren elektronischen Beats und als eine Art Showmaster seinen breiten musikalischen Fächer aufschlagen. Seit fast zehn Jahren zählt er zu den prominenten Figuren der ägyptischen Untergrundszene.
Oh la la, in diesem Büdchen arbeiten mittlerweile ziemlich abgebrühte Zeitgenossen: Buvette ist erstmals mit einer Band unterwegs und mit ein bisschen Euphorie und ein bisschen Übermüdung ist beim Song «Room Without A View» eine Ahnung Gorillaz-Beat zu hören und die Stimme, etwa John Watts und überhaupt New Wave? Wie auch immer, das tönt nach einer ganz grossen musikalischen Vorahnung! Durch denselben Sternennebel, aber einen Zacken artifizieller fliegt das Duo Oy. Die beiden besingen und beklickern eine neue Heimat: «A New Planet Is Born.» Auch hier meint man, wie bei Buvette ziemlich alte Musik zu hören, die einen verdammt zeitgenössischen Hut trägt. Der Bass blubbert fast schon unbedarft vor sich hin, dieses sanfte Drum und dann der Keyboard-Hook, bämm!
N.A.A.F.I. ist ein junges Label und verbreitet sich offensiv als noch diffuse Marke. Entstanden aus einem bescheidenen Kleiderladen, steht der Begriff heute immer mehr für ein neues Clubmusik-Bewusstsein der ambitionierten Szene von Mexico City. Statt dem Kleiderladen gibt es heute Clubveranstaltungen, in denen immer mehr Produzent_innen zusammenkommen und Genres wie Grime, Reggaeton, Kuduro, Ballroom House oder Tribal offen aufmischen. Die noch lose Gruppe beschäftigt sich stets mit Trends, historischer Identität, Kolonialismus und Hybridität. Wie das alles musikalisch klingen könnte, werden uns drei Kernköpfe dieser Bande in dieser Nacht aufzeigen – Mexican Jihad, Fausto Bahia und Lao. Takahide Higuchi alias Foodman, straight from Japan, spielt vorher seine eigenartigen Formen von Footwork, Juke House, Techno, Ambient und Pop.
Nehmt ihm bloss den Appenzeller weg! In der Region St.Gallen-Rorschach hat eine grosse Fangemeinde zwiespältige Erinnerungen an das New Yorker Multitalent Adam Green und seine zuweilen schnapsberauschten Konzerte. Nun hat sich der schlaue Anti-Folk-Bewegungsanführer und Popdichter, der einige ohrwurmige Hits hatte, nach allerhand Kasperlikapriolen und Drogenabstürzen neu erfunden. Adam Greens neuestes Werk ist die Verfilmung des Tausendundeine-Nacht-Klassikers «Aladdin» als zeitgenössischer LSD-Trip in Pappmaché-Kulissen und mit namhaften Freunden wie Macaulay Culkin, Francesco Clemente oder Devendra Banhart. Selbstverständlich stammt auch der Soundtrack vom alchemistischen Meister und ist gleichzeitig Greens neuntes Studioalbum. Fantastische Ironie-Weltklasse.
Der diesmalige Soul-Gallen-Gast kommt aus Philadelphia, eine Stadt, die bekannt ist für ihre Cheesesteaks und die formidable DJ-Szene. Seit fast 25 Jahren ist Skeme Richards bereits als DJ und Produzent unterwegs, unter anderem als Teil der berüchtigten Rock Steady Crew. Bei ihm auf dem Plattenteller landet alles von Funk & Soul, Classics bis Hip Hop und Breaks.
Der Autor und Historiker Stefan Keller sammelt alte Bilder und Dokumente. Er kauft sie auf Flohmärkten, bei Auktionen, im Brockenhaus, er findet sie in den Alben seiner Vorfahren oder in Bibliotheken. Dann recherchiert er die Bedeutung dieser Dokumente und macht daraus eine Geschichte. Es sind historisch-literarische Bildlegenden, die Keller schreibt, mit Lücken und Auslassungen, mit subjektiven Ergänzungen und Ungewissheiten: Werden diese Männer, die in Ketten zwischen Soldaten laufen, wirklich zu ihrer Erschiessung geführt? Gehört diese goldene Uhr mit der silbernen Kette vielleicht dem Knecht Ernst Nägeli, der nach Amerika auswandern wollte und stattdessen im Appenzellischen starb? Und wie und warum floh jener Russe 1917 in einem Stoffboot über den Bodensee? Ein Abend mit vielen Bildern – und ebenso vielen Legenden. Die Vernissage findet in Zusammenarbeit mit Saiten, der WOZ und der Buchhandlung Comedia statt.
Whitneys Songs erinnern an Vorstädte, wo die Verliebten an schulfreien Tagen im Laub liegen, sich zur heissen Schokolade im Holzbistro treffen und dann ganz, ganz sanft, aber nicht frei von etwas Melancholie Liebe machen. «Light Upon the Lake» ist das erste Album der Band, die vom singenden Schlagzeuger Julian Ehrlich (ehemals Unknown Mortal Orchestra) und dem Gitarristen Max Kakacek gegründet wurde. Es versammelt zehn unwiderstehlich mitreissende Popsongs, irgendwo zwischen Erinnerungen an Americana, Slacker-Rock und Soul. Auch Julia Jacklin aus den Blue Mountains sagt, ihre Musik handle vom Erwachsenwerden: «I thought it was going to be a heartbreak record» meint sie, «But in hindsight I see it’s about hitting 24 and thinking, What the fuck am I doing?». Ihre Musikvideos wirken wie Wes Anderson-Filme, aber man sollte Jacklins Bewusstsein für Nostalgie nicht missverstehen, sie will nicht zurück. Für Freunde von Angel Olsen und Sharon Van Etten.
Abgehangene Cumbia-Fetzen wehen durch den psychedelischen Sound der beiden maskierten peruanischen Produzenten, DJs und visuellen Gestalter: Dengue Dengue Dengue aus Lima begannen vor sechs Jahren, kolumbianische Tanzmusik mit elektronischen Beats gemischt in die Welt hinauszutragen, und gleichzeitig nahm ihr Sound verschiedenste Einflüsse ebendieser in sich auf und machte tausend Fässer musikalischer Anleihen nach überall hin auf. Dengue meint auf Peruanisch übrigens so viel wie „die Lust zu feiern“, mit dem Virus hat das nichts zu tun. Für dieses Midtempo-Feuerwerk hat es im Keller leider keinen Platz und die Hey Hey Bar zügelt zur Ausnahme rauf in den Saal.
«Go go go on!», das neuste Album von Frantic, ist eine trotz tripple «Go» mehr freundliche als gehässige Aufforderung zum Weitermachen in jeglicher Hinsicht. Die fünfköpfige Band aus Wil steht seit bald 20 Jahren auf der Bühne und veröffentlicht hiermit ihr siebtes Studioalbum. Die Songs sind feingliedrig geschmiedete und zart arrangierte Wesen aus Pop, Folk und Indie. Auf dem vorab veröffentlichten Video zu «Sparkling Star» sieht man gezeichnete Liebende und Tanzende irgendwo zwischen Weltall und Tiefsee, es ist weich und warm, man möchte sich mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht auf eine Plüschdecke legen und davontreiben.
Grosses Sonntagskonzert für FreundInnen von Calexico, Giant Sand, Bon Iver, Replacements oder auch Tom Waits – eine magisch berührende Verbindung aus augenwässernden Country-Balladen und antreibenden Rockkrachern. Richmond Fontaine aus Portland, Oregon, befinden sich nach 22 Jahren Bandexistenz und 11 wunderbaren Alben, zuletzt " auf Abschiedstournee durch Europa. Nach ausverkauften Konzerten in Grossbritannien und Skandinavien kommten sie nun nach St.Gallen, um ihr mitreissendes Good-bye-Set aus den besten Songs ihrer Karriere zu spielen. Im Zentrum steht der Songwriter und Sänger Willy Vlautin, der seine berührenden Geschichten von verlorenen Seelen auf der Schattenseite des amerikanischen Traums auch in Buchform erzählt. Mittlerweile vier von der Kritik gefeierte Romane sind es, zwei davon wurden bereits verfilmt, "Leon On Pete" soeben mit Steve Buscemi und Chloe Sevigny. Zur wachsenden Fangemeinde Vlautins zählen Namen wie "The Wire"-Drehbuchschreiber George Pelecanos oder die Schweizer Autoren Pedro Lenz und Milo Rau. Also: einmalige Chance im Bodenseeraum, Willy Vlautin und Richmond Fontaine live zu erleben!
Eintritt kann selber bestimmt werden: 15.- / 20.- / 25.-
Die Geschichte der Band Ja, Panik dauert fast gleich lange wie die des Palace und spätestens 2008 begegneten wir uns erstmals. Damals war die Wiener Band mit ihrem Album «The Taste and the Money» zu Besuch in St.Gallen: Die Gitarren überschlugen sich bei Hits wie «Thomas sagt» oder «Marathon» und das Publikum applaudierte begeistert. Dass sich aus dieser Begegnung eine Freundschaft entwickelte, hat wohl auch damit zu tun, dass wir eine ähnliche Sicht auf die Welt teilen: Für den alten Widerstand, bis hin zur Renitenz, aber bitte im neuen Glanz! Immer wieder kehrten Ja, Panik zurück. Mit ihrem zornigen Abgesang auf den Kapitalismus und seine Traurigkeit («DMD KIU LIDT») oder zuletzt mit dem von Dreampop, Funk und Wave beleuchteten Tagtraum von der Grenzüberschreitung («Libertatia»). Es freut uns ausserordentlich, Ja, Panik als zweiten Gast in unserer Jubiläumsreihe eine Carte Blanche zu erteilen. Die Gruppe wird auf alle Fälle ihr Buch «Futur II» vorlesen, in dem sie ihre eigene Geschichte erkundet: Schlagzeuger Sebastian Janata und Bassist Stefan Pabst begaben sich dafür in die Ja, PanikArchive, Keyboarderin Laura Landergott interviewte für die Bandgeschichte prägende Persönlichkeiten. Die Resultate der Recherchen unterzog Songwriter Andreas Spechtl täglich einer strengen Prüfung. So entstand eine Geschichte im Futur II, verfasst also in der Zeitform der vollendeten Zukunft: Nicht Ja, Panik stehen im Mittelpunkt, sondern die Erinnerung selbst. Was Ja, Panik neben dem Buch mit ihrem Gastrecht machen, steht noch offen. Bei einem Besuch in der Homebase in Berlin meinte Andreas Spechtl kürzlich bloss im besten Futur II: «Wenn sich das Gastrecht verwirkt haben wird, werden wir alle geblieben sein!»
Fernab der Musikmetropole London hat sich im Celtic Fringe (Schottland, Irland, Wales) schon lange eine eigene Poptradition etabliert. Im kleinen Wales ist im Gefolge der Super Furry Animals und Gorky's Zygotic Mynci eine alternative Musikszene aufgeblüht, die sich durch eine ge meinsame Haltung der Selbster mächtigung und des Austauschs auszeichnet. Besonders schön zeigt sich dies bei Cate Timothy alias Cate Le Bon und Stephen Black alias Sweet Baboo. Nebst Gemeinschaftsprojekten mit Gruff Rhys und White Fence' Tim Presley (Le Bon) ist Stephen Black auch Bassist in Cate Le Bons Band – und so an diesem Abend gleich zwei Mal zu hören. Schon beim ersten Auftritt von Cate Le Bon im Palace konnte man bestaunen, wie ihre kristallklare, mit walisisch gefärbter Intonation eingesetzte Stimme und ihr kantiges, an Velvet Underground erinnerndes Gitarrenspiel sich zu einem eigenwilligen Ganzen verbanden. Nun darf man sich auf ihr viertes Album «Crab Days» freuen und auf herrlich schräge Songs wie «Wonderful» oder «I'm a Dirty Attic». Sweet Baboo verspricht perfekt arrangierte Indie-Pop-Balladen mit brüchiger Stimme; Black singt Liebeslieder mit neckisch skurrilen Texten (wie über die Morsezeichen und den binären Code der Liebe) und bezeugt darin immer wieder seine Liebe zur Popmusik, etwa in diesen Zeilen: «Daniel Johnston has written hundreds of great tunes and I’ve got six. So I guess there’s some catching up to do to tell you that I love you.»
Die Songstrukturen folgen keiner Linie. Sie fallen eher kaskadenhaft hinunter und der Ausgang bleibt offen. Beat und Stimme sind stets clean und genau, sie erhalten eine gleichberechtigte Dosis Aufmerksamkeit. Maschine und Gesang flirten und der Dancefloor fühlte sich noch nie so leicht und freundlich an. Anscheinend kann man so was als zeitgenössischen oder elektronischen R&B bezeichnen. Die Kanadierin Jessy Lanza, die in der Vergangenheit eher einen akademischen Zugang zur Musik hatte, beherrscht diese Form. Bereits zum zweiten Mal produzierte die fast 30-Jährige bei Hyperdub, immer wieder arbeitet sie mit Jeremy Greenspan, der einen Junior-Boys-Hälfte, zusammen. Wir hören gewiss nicht zum letzten Mal von ihr. Davor spielt eine nicht minder klassisch geschulte Musikerin einen vielseitigen Synth-Pop, springend zwischen R&B, Downtempo, Trip-Hop und Eurodance. Olga Bell, geboren in Moskau, aufgewachsen in Alaska und heute wohnhaft in Brooklyn, singt in einem düsteren Ton. Doch ihre Musik bleibt verspielt, schliesslich ist sie ein Bandmitglied der Dirty Projectors. Wie es scheint, kann man das Wochenende mit diesen zwei Frauen nicht gemütlicher ausklingen lassen.
Nach drei Jahren Unterbruch ist der schweizfranzösische Trompeter mit seinem Quartett und einem neuen Schlagzeuger zurück auf der Bühne. «Doni Doni» heisst das neue Album, was in Mali so viel wie «Schritt für Schritt» bedeutet. Dort hat Truffaz mit der Sängerin Rokia Traoré und dem Rapper Oxmo Puccino zusammengearbeitet. Es sind vielleicht keine revolutionären Schritte, die Truffaz in seiner Karriere macht, aber er setzt sie sicher zwischen die verschiedensten Genres von Hip-Hop und Lounge über Electronica, zu Cool Jazz, Fusion, Soul und Funk. Schön, dass durch Gambrinus Jazz Plus dieser grosse Trompeter im Palace zu hören ist.
In einer Künstler_innenwohnung irgendwo in Ridgewood, New York, hängt ein hölzernes Kassettengestell an der Wand. Im Gestell steckt eine Kassette, die ist besonders schön. Auf ihrem Rücken steht «Plaza». Die Musik auf der Kassette klingt wie ein sehr, sehr guter Traum. Die Band, die die Musik gemacht hat, heisst Quilt und ist gerade auf Tour mit ihrem dritten Album. Mit unüberhörbaren 60er-Anleihen und einem Faible für psychedelischen Dreampop schüttelt das Quartett aus Boston verführerische Ohrwürmer aus dem Ärmel. Das einzige Schweizer Konzert diesen Herbst spielen sie im Palace. Eröffnet wird der Abend von Borderline Symphony aus Zürich, die von ihrem Label Ikarus Records als unpoppige Popband für Lo-Fi-Fans beschrieben werden.
Statt Frühenglisch endlich Spätfranzösisch! Zu vorgerückter Stunde verwandelt sich DJ Wolfman in DJ Loup-Garou. Chanteusen ausser Atem und emigrierte Barden prägen diesen Abend mit französischer Musik im gemütlichen Setting. Nach seiner hohen Taxi-Rechnung gefragt, meinte le Grand Serge Gainsbourg einmal: «Im Leben muss man sich zwischen dem Autofahren und dem Alkohol entscheiden.» Charmanter kann Tristesse kaum klingen.
Erfreuliche Universität Spezial in Zusammenarbeit mit dem CaBi-Antirassismustreff
Eine Delegation bestehend aus Balthasar Glättli, Nationalrat Grüne, Bernadette Bachmann, ehemalige Kantonsrätin SP St.Gallen, Andreas Fagetti, WOZ-Redaktor und der Aktivistin Gülsen Celikkol ist im Oktober 2016 nach Diyarbakir und Umgebung gereist, hat ein Flüchtlingslager besucht und mit vielen Nichtregierungsorganisationen und PolitikerInnen gesprochen. An der Palace-Matinee berichten zwei Mitglieder der Delegation, Gülsen Celikkol und Andreas Fagetti, über diese Reise.
Im zweiten Teil sollte Idris Baluken, Vizefraktionspäsident der HDP, über die neuste Situation in der Türkei berichten. In der Nacht vom 3. auf den 4. November 2016 wurde er mit dem Präsidenten der HPD Selahattin Demirtas und weiteren ParlamentarierInnen verhaftet. An seiner Stelle wird nun Demir Celik, ehemaliger HDP-Parlamentsabgeordneter und seit Juli 2016 in der Schweiz, über die aktuelle Lage, die Repressionen gegenüber der kurdischen Bevölkerung, gegenüber PolitikerInnen, den Medien und anderen demokratischen Kräften informieren.
Anschliessend Diskussion.
«Wenn wir begreifen wollen, wie das Land am Bodensee zu einem geistlichen Treffpunkt Europas wurde, müssen wir es nicht als das Ferienparadies betrachten, das heute vor uns liegt, sondern als die Wildnis, die vor 1400 Jahren den ersten Mönchen vorschwebte. Sie kamen von weit her, aus Irland und Frankreich, und was sie suchten, war keine Heimat, sondern ein Exil, in dem sie mit Gott und ihrer Seele allein sein konnten. Hier fanden sie einen unheimlichen See; über ihm Stürme und Nebel, und in seiner Tiefe Wasserteufel. Und sie fanden einen Urwald ohne Wege, in den Ebenen Bären und Schlangen, auf den Bergen Wetterhexen.» Das schreibt Arno Borst über die Herangehensweise zu seinen Forschungen über die Mönche, die sich im Mittelalter am Bodensee ansiedelten. Sein Werk «Mönche am Bodensee», das 1978 erschien, wurde zu einem Klassiker. Arno Borst zählte zu den wichtigsten Mediävisten seiner Zeit, seine Vorlesungen an der damals frisch gegründeten Reformuniversität Konstanz waren ein Publikumsrenner. Im nebligen November zieht sich die Erfreuliche Universität ins Kloster zurück. An zwei Gesprächs- und Leseabenden diskutieren wir das Werk von Arno Borst – und finden im besten Fall im Mittelalter einen neuen, überraschenden Blick auf den Bodensee als Wildnis und Zentrum der Welt.
Am ersten Abend: EinMal um den Bodensee
Dem Thurgauer Libellen-Verlag ist es zu verdanken, dass das Buch «Mönche am Bodensee» 2010 neu herausgegeben wurde. Stefan Keller spricht mit dem Verleger Ekkehard Faude über Arno Borst und sein Werk, dessen Bedeutung für das Verständnis der Geschichte und des Bodenseeraumes – sowie über die engagierte Libellen-Verlagstätigkeit.
Die städtische Kulturpolitik gab in letzter Zeit wenig zu reden. Ob die Bedürfnisse der Kulturschaffenden sowie des Publikums tatsächlich erfüllt sind, will vor den Stadtratswahlen vom 27. November ein Podiumsgespräch der Erfreulichen Universität im Palace klären. Die amtierende Stadträtin Patrizia Adam (CVP) und Herausfordererin Maria Pappa (SP) diskutieren über die Frage, welchen Stellenwert die Kultur für sie im städtischen Alltag hat und wie sie die Kultur weiter fördern wollen. Welche politischen Konzepte und welche finanziellen Mittel sind dafür nötig? Und welche Rolle kommt der Baupolitik und der Stadtplanung für ein vielfätiges Kulturleben zu, etwa für Ateliers oder Zwischennutzungen? Auch drei Kulturschaffende bringen an diesem Abend ihre Sicht ein: Die Künstlerin und Modedesignerin Iris Betschart, der Künstler Josef Felix Müller sowie Palace-Vorstandsmitglied Hans-Ruedi Beck schildern, wo sie die grössten Herausforderungen bei ihrer Arbeit sowie in der Kulturpolitik sehen. Moderiert wird das Gespräch vom Journalisten René Hornung.
Ein Mal im Jahr kommen zwei Ärzte aus Europa nach Havanna und führen dort auf Initiative von Fidel Castros Nichte kostenlos geschlechtsangleichende Operationen durch. Der Dokumentarfilm «Transit Havanna» zeigt, wie die Protagonist_innen Malú, Odette und Juani für einen anderen Körper kämpfen und am Wendepunkt ihres Lebens stehen. Die Ereignisse stehen immer auch unter dem brisanten Aspekt der politischen und gesellschaftlichen Öffnung Kubas. Der preisgekrönte Film von Daniel Abma taucht in die kubanische Gesellschaft ein und zeigt aus dem Blickwinkel der LGBT-Community und fern von Klischees, wie Kuba heute tickt. Im Anschluss wird an einem Podium in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Aids- und Sexualitätsfragen St.Gallen diskutiert.
Podiumsteilnehmer_innen: Daniel Abma (Regisseur), Myshelle Baeriswyl (Dr. phil. Psychologin & Sexualpädagogin, Fachstelle für Aids und Sexualfragen) Moderatorin: Corinne Riedener (Journalistin, Saiten)
10 Jahre Palace, ein halbes Jahrhundert Herr Wempe, bald sieben Jahre Soul Gallen und es gibt noch immer kein Halten. The soul train is running und er bringt interessante Gäste ins Palace. Vom deutschen Bodenseeufer reist Alex SoulBrigada (Matasuna Records) mit einem Sack voll Vinylplatten an, aus Biel kommt DJ Foxhound.
Die Heiterkeit hat mit einem grossen Wurf schlingernd Fahrt aufgenommen und schwört der Nullbockigkeit ab. Ein bisschen. Stella Sommers Stimme hat an Kraft zugelegt, fliegt aber glücklicherweise noch immer melián- und rösingermässig meilenweit unter dem Rockröhrenradar. Das ahnungsvolle Gewabber der Instrumente hat sich in fragmentiert-perlende und ooh, ja, irgendwie abgehangen-hymnische Musik aufgelöst – und immer wieder verbünden sich Sommers Mitmusikerinnen zu einer Art wunderschönem Antibefindlichkeits-Chörchen. Und hoffentlich schmeissen sie hernach auch in der neuen Besetzung wieder die Palacebar! Auch bei der New Yorkerin Weyes Blood, ehemals Mitglied von Jackie-O Motherfucker, ist die Stimme das tragende Element, aber noch ein bisschen bergbachiger und getragener als bei Sommer – passend zu ihrem die Zukunft verheissenden Folk-Sound.
Der Zeitplan:
20:00 Uhr: Türöffnung
21:00 Uhr: Tomaga
22:00 Uhr: Beak>
Abtauchen, wegdriften, zerfliessen: Festivalgänger_innen schwärmen schon länger von Beaks hypnotischem Klangfluss. Der Portishead-Musiker und gefragte Produzent Geoff Barrow hat sich mit seinem Trio einem organischen Kraut-Post-Rock verschrieben, der Can und Neu! ebenso anklingen lässt wie Wire und This Heat. Eine unerhört treibende Melancholie-Soundwalze, die in ihren düstereren Momenten an den Dark Ambient von John Carpenter erinnert. Mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboards und intuitivem Gesang erzeugen die drei Bristoler repetitive Klangmuster, die sich auch hervorragend als Filmmusik eignen, wie ihr aktueller Soundtrack zu «Couple In A Hole» bezeugt, dem Film von Tom Green über ein schottisches Paar, das in einem Erdloch in den französischen Pyrenäen lebt. In einer benachbarten Garage bastelt die Rhythmus-Sektion der Londoner Psych-Rockband The Oscillation, Valentina Margaletti und Tom Relleen, mit Tomaga an einer monumentalen Mixtur aus Industrial, Noise, Psychedelia und Electro-Jazz. Beides Bands, die auf ihrem Klangtrip Grenzen sprengen, um wachträumerisch letztlich den Verstand zu schärfen.
Krieg, Flucht und Verfolgung zwingen derzeit sehr viele Menschen, ihre Heimat zu verlassen und das Erlebte in der Fremde zu verarbeiten. Die traumatischen Erfahrungen dieser Menschen beeinflussen das Leben nach der Ankunft in der Schweiz massgeblich. Der Film «Kein Kinderspiel» zeigt anhand von vier Geschichten die Auswirkungen von Krieg, Flucht und Verfolgung auf die zweite Generation von Flüchtlingen. Den Umgang mit traumatischen Erfahrungen diskutieren im Anschluss an die Filmvorführung Dr. med. Ulrich Schoch, Claudia Hörler, Psychologin FSP, sowie Sabri und Bexhet Aliu, Vertreter_ innen der ersten und zweiten Generation von Flüchtlingen.
«Wenn wir begreifen wollen, wie das Land am Bodensee zu einem geistlichen Treffpunkt Europas wurde, müssen wir es nicht als das Ferienparadies betrachten, das heute vor uns liegt, sondern als die Wildnis, die vor 1400 Jahren den ersten Mönchen vorschwebte. Sie kamen von weit her, aus Irland und Frankreich, und was sie suchten, war keine Heimat, sondern ein Exil, in dem sie mit Gott und ihrer Seele allein sein konnten. Hier fanden sie einen unheimlichen See; über ihm Stürme und Nebel, und in seiner Tiefe Wasserteufel. Und sie fanden einen Urwald ohne Wege, in den Ebenen Bären und Schlangen, auf den Bergen Wetterhexen.» Das schreibt Arno Borst über die Herangehensweise zu seinen Forschungen über die Mönche, die sich im Mittelalter am Bodensee ansiedelten. Sein Werk «Mönche am Bodensee», das 1978 erschien, wurde zu einem Klassiker. Arno Borst zählte zu den wichtigsten Mediävisten seiner Zeit, seine Vorlesungen an der damals frisch gegründeten Reformuniversität Konstanz waren ein Publikumsrenner. Im nebligen November zieht sich die Erfreuliche Universität ins Kloster zurück. An zwei Gesprächs- und Leseabenden diskutieren wir das Werk von Arno Borst – und finden im besten Fall im Mittelalter einen neuen, überraschenden Blick auf den Bodensee als Wildnis und Zentrum der Welt.
Von Gallus bis zu Hermann dem Lahmen, von Walahfrid bis zu den Kartäusern: In einem gemeinsamen Gespräch unterhalten sich die Schriftstellerin Annette Hug und der Theologe Rolf Bossart über ihre Lieblingspassagen aus dem Werk von Arno Borst. Und erötern, was sie heute noch damit anfangen können. Moderiert wird das Gespräch von Stefan Keller.
«Achtung, sorry, sorry, entschuldigt. Wo denn? Ich seh nichts. Nein, ich bin am Tanzen. Wer? Passt schon. Nicht das Gleiche. Du weisst schon. Draussen. Mega schön. Drinnen. Draussen. Und dann??? Drinnen. So drei DJs, noch nie gesehen.» SoulBrigada, Querbeat und Chris Secundo entführen das Publikum mit Klängen aus Südamerika, treibenden Grooves der Karibik, polyrhythmischem Sound aus Afrika und mitreissenden Beats aus dem Orient in tolle Klangwelten und lassen sie dort zappeln.
In Zusammenarbeit mit der Rap History St.Gallen
Endlich wieder mal Hip-Hop im Haus. Die Rap History präsentiert Sam Baker alias Samiyam, Multiinstrumentalist aus Michigan und guter Freund von Flying Lotus. Im März ist von diesem Mann bei Stones Throw Records ein neues Werk erschienen. Auf «Animals Have Feelings » finden sich neben einer Mehrzahl von instrumentalen Stücken drei Tracks mit Gastkünstlern. Action Bronson und Jeremiah Jae sind zu hören und der umtriebige Earl Sweatshirt mit dem tollen Stück «Mirror». Im Youtube-Video «What's In My Bag?» packt Sweatshirt mit Samiyam übrigens ein paar wertvolle Kulturtipps aus. Wir freuen uns auf den raren Live-Auftritt von Samiyam und auf den zweiten Gast The Dawn aus St.Gallen, welcher den Abend mit Nintendo-Bonuslevel-Musik aufgemischten 90er-Jahre-Hip-Hop-Beats bereichern wird.
Wenn man sich ein wenig mit der westafrikanischen musikalischen Strömung beschäftigt, die unter dem andächtigen Namen Highlife bekannt ist, kommt man nicht über die spätkoloniale Geschichte hinweg. Highlife erzählt exemplarisch die Musikalität einer wurzellosen Entwicklung, es sei denn, ganze vier Kontinente bilden irgendeine Wurzel. Die vielfachen Arpeggio-Gitarren, die Jazzhörner, der Afro-Beat und der an Soul anmutende Gesang transportieren die kollektive DNA einer überkommenden Euphorie, die die Sorge auf eine Weise nie ganz verdeckt. Einer der bekanntesten Vertreter_innen ist der ghanaische Sänger Pat Thomas, der seit mehr als 45 Jahren unter verschiedenen Bandnamen tourt und Musik produziert. Zuhause wischen Agona, Accra, London, Berlin und für eine längere Zeit irgend- wo in Kanada, nachdem ein Coup d’état Ende der 70er-Jahre die ghanaische Clubkultur unter- drückte hatte, pflegt Thomas bis heute eine enge Freundschaft und Koproduktion mit der Afro-Funk-Legende Ebo Taylor, der uns vor paar Jahren auch hier besuchte, sowie mit der Afro-Beat-Legende Tony Allen, dem innovativen Perkussionisten von Fela Kuti. Für das letzte Album, 2015 auf dem verlässlichen Satelliten Strut Records erschienen, hat Pat Thomas einige seiner Klassiker aus den 80ern neu arrangiert und mit neuen Kompositionen ergänzt. Und irgendwo höre man in diesem Highlife auch Kuba, aber diesbezüglich fehlt uns leider gerade ein Musikethnologe oder eine Musikwissenschaftlerin. Vielleicht taucht dann eine auf – oder wir finden es anders heraus.
Aus über 82 eingereichten Kurz- filmen und Clips von jungen Filmemacher_innen aus der Ostschweiz werden die besten in den Kategorien U20, Ü20 und Musik- clips im Palace gezeigt und von einer Fachjury ausgezeichnet.
Plötzlich ist einer da. Niemand weiss, woher er gekommen ist. Er scheint keinen Namen zu haben, kein Vorleben, kann weder schreiben noch sprechen und versteht keine der Fragen, die man ihm stellt. Ein solcher Mensch ist einst auf Alp Selun im Obertoggenburg aufgetaucht. Von diesem Johannes Seluner und den vielen Geschichten um seine Person erzählt Rea Brändle in ihrem Buch. Dabei ist sie auf kontroverse Themen gestossen: Armenhäuser im 19. Jahrhundert, Umgang mit Heimatlosen, Fabulierlust, Mythenbildungen, Eugenik, Knochenvermessung und neuste DNA-Analysen.
Der wunderbare kleine Palaceflügel kriegt endlich wieder Besuch vom Pianisten und Weltschnellstfinger Lubomyr Melnyk. Als der Erfinder der Continuous Piano Music vor drei Jahren zum ersten Mal im Palace aufgetreten ist, wob er in seine Ansagen der Stücke mitunter polarisierende Statements ein. Klassische Musik und eine politische Haltung kommen bei Melnyk aufs Allerschönste zusammen. Mittlerweile lebt der Pianist, Komponist und studierte Philosoph in Schweden, spielt für das Label Sony und das Weltgeschehen hat sich alles andere als zu Gunsten von Menschen wie Lubomyr Melnyk gewendet, die gegen soziale Kälte, Gewalt und – so pathetisch es klingt – für eine bessere, von Liebe erfüllte Welt anspielen. Der von ihm entwickelte Piano-Sound schwappt in fortwährenden, aus Klangmustern geformten Kaskaden in den Publikumsraum, ist aber keineswegs gefällig! Denn wie sagt dieser hinreissende Musiker so schön: Er wolle nicht, wie so viele Pianist_innen, in der Komposition versinken, er erwecke seine Finger zum Leben!
Wenn sich ein 21-jähriger Rapper Ocean Wisdom nennt, muss er entweder einiges auf dem Kasten oder einen ausgeprägten britischen Humor haben. Der talentierte MC aus Brighton, der auf diesen Namen hört, hat natürlich beides. «Fuck bench pressing, I cover my food in french dressing» rappt er auf dem Debutalbum «Chaos '93», das so viel Beachtung verdient hätte, wie Ocean Worte in einem Satz unterbringt. Ocean Wisdoms verbale Hyperaktivität wird von einem musikalischen Feuerwerk untermauert, das die Gene des britischen Hip Hops in all seinen Transformationen von Grime bis Trip Hop in sich trägt. Gleichwohl hat man es mit lupenreinem Hip Hop zu tun, Firlefanz sucht man in den Tracks des jungen MCs verge- bens, die satten Beats sind oft einzig von ein paar bedrohlichen und minimalistischen Sounds umgeben. Damit passt er ausge- zeichnet ins Repertoire des renommierten Labels High Focus, das den englischen Hip Hop der letzten Jahre mit Veröffentlichungen von Fliptrix bis Dirty Dike mitgeprägt hat. Von Oceans wizard skills wird man noch einiges hören; umso mehr freuen wir uns auf sein erstes Konzert in der Deutschschweiz!
Zum sechsten Mal fordern Mämä Sykora und Sascha Török Kino- gängerinnen, TV-Glotzern, Musikkennerinnen, Comic-Fans, Klatschheftlileserinnen und Kunstliebhabern alles ab. Das Quiz dreht sich um die grossen und kleinen Protagonist_innen aus 100 Jahren Populärkultur. Gefordert sind universales Wissen, mutiges Schätzen und blitzschnelles Um-die-Ecke-Denken – denn oft punkten nur die Schnellsten. Und manchmal halt auch die Lautesten.
Das Jahr 2016 gehört politisch wohl zu den turbulentesten, das viele erlebt haben: von der Durchsetzungsinitiative zum Brexit, vom Militärputsch in der Türkei zur Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA. Das Team der Erfreulichen Universität versucht in einem ernsthaft-sarkastischen Jahresrückblick, die Welt zu ordnen: Was ist da draussen eigentlich los? Wo führt das alles noch hin? Natürlich kommen auch der Sport (Fussball-EM) und das Lokale (St.Galler Stadtratswahlen) nicht zu kurz.
Der zweite Hip-Hop-Knaller Ende dieses Jahres wirft die landläufige Meinung von Rap mit einem saumässig geschmeidigen Knochenbrecher-Flow, Schmollmund und fett aufgetragener Wimperntusche über den heteronormativen Haufen. Rappte der aus einer Kleinstadt in New Jersey stammende Rashard Bradshaw auf der letzten Veröffentlichung noch vor allem über Pimmel, hat er sein lyrisches Terrain auf «Hedonist» über ziemlich grossartigen Beats ein bisschen ausgeweitet. Viele Re- den von einer derzeitigen Weichenstellung im in den letzten Jahren durch innovative Veröffentlichungen eh schon auffallenden Hip-Hop; Cakes Da Killa ist bei diesem Umbruch zuvorderst dabei, um ziemlich zweideutig und hot an den Hebeln zu hantieren und die Wende einzuleiten. Diese Chance keinesfalls verpassen: Denn dieser krasse Kuchen hüpft vermutlich nächstens mit einem fetten Grinsen in die Gärten seiner Mainstream-Kollegas und wird dort lasziv dancend einigen Landschaden anrichten!
Beim traditionell vorweihnächtlichen Soul Gallen trifft Gastgeber Herr Wempe auf den legendären Soul Rabbi. Diesen könnte man prompt mit dem Samichlaus verwechseln, so viele Platten schleppt er jeweils mit zu seinen Auftritten. Der Kölner gehört zu den gefragtesten Soul- und Funk-DJs Deutschlands und steht seit den 90er-Jahren hinter den Plattentellern.
Wenn ein junger Musiker aus Wien kommt, im Dialekt über Huren, Junkies, Tschocherl und Alimente singt und dabei aussieht wie ein Szeneoriginal aus den 70ern, ist es natürlich schwer, ihn nicht sofort als reanimiertes Klischee einer abgesteckten Kammerspielwelt abzutun. Musikkritiker_innen des deutschen Sprachraums sind sich uneinig, ob sie nun entspannt tief in diese dunklen Truhen vergangener Austropopheld_innen und zu Referenzen zur neuzeitlich wienerischen Lederjackenpopularität greifen sollen, oder doch lieber versuchen wollen, eigene Worte zu finden. Es ist im Grunde völlig egal, wie viele Klischees man aufzählt, weil Voodoo Jürgens sie locker und spätestens, nachdem man mehr als den einen Hit gehört hat, ausdrückt, und zwar so authentisch wie Gittis versoffener Ex spät nachts seine Tschick im Beisl ums Eck. Auch musikalisch sind die 13 Geschichten aus „Ansa Woar“ sehr inhaltskongruent, mal nur mit Schrammelgitarre und mal mit ganzer Voodoo-Zirkus-Swing-Dandyness-Bestattungs- und Akkordeonstragik-Begleitband. Spätestens bei „Tulln“ wird einem, erst recht, wenn man selbst aus einem Ostschweizer Kaff kommt, abwechselnd zum Lachen und Weinen vor lauter mitten ins Herz getroffener, Wundbenzin-getränkter Nostalgie an Vorortkindheit zwischen Zuckerbude und Kadaverfabrik.
Ein Spritzer Schweiss trifft dich mitten ins rechte Auge. Aber es ist dir egal. Du schaust zu den anderen tanzenden Köpfen im grossen Saal und sie sind blutgefüllt. Irgendwie riecht es nach Fieber – aber es ist ein gutes. Hey, es sind Alma Negra aus Basel, die mit einem wilden Gebräu aus Afro House, Tribaltechno und ein paar Tropfen Latin Sounds um sich schmeissen und dir die auf- kommende Wintergrippe aus den Poren treiben. Hey, jemand, der schon ein Acht-Stunden-Set mit Acid Pauli hinter sich hat, muss es ja wissen.
Eintritt frei wählbar: Fr. 15.- / 20.- /25.-
New York City! Amerikanische Einwandererstadt par excellence und multiethnisches Gegenbild zum weissschimmligen Trumpland. New York City, yeah, aber auch hallo Balgach, Flawil oder Haiti, das schreit dieses neuerliche Gastrecht zum Palace-Zehnjährigen, selbstverständlich mit gutem Recht: New York City war am Blumenbergplatz immer wieder präsent, schon die erste Band in the house kam von da (Grizzly Bear), und manche New Yorker (wie Jeffrey Lewis) gastierten so viele Male, dass wir gar nicht mehr mitgezählt haben. Nun bringt der gute alte Palace-Bekannte Fa Ventilato alias Klangtüftler Fuckintosh, Italoschweizer mit Rheintaler Wurzeln und seit 20 Jahren in Brooklyn wohnhaft, eine schillernde New Yorker Bande ins Haus und lässt sie zu Weihnachten aus dem Moment heraus eine experimentelle St.Galler Märchensuppe aus Klängen und Geschichten kochen: Trudi Gerster steht quasi als Taufgotte eines internationalen Melting Pots aus Jazzmusikern, Soundkünstlerinnen, Wortakrobaten und Multimedia-Performerinnen. Gemeinsam geht es auf eine improvisierte Reise in unbekannte Soundscapes, auf der Suche nach einem bio-digitalen Jazz und den Verheissungen der Zukunft – tatsächlich ist sogar eine Tarot-Wahrsagerin mit von der Partie.
Gastgeber Ventilato zieht als Manipulator von CDs und Geräuschaufnahmen die Fäden für eine namhafte transatlantische Gästemusiker_innenschar: Aus der Schweiz sind sein Schwager Carlo Lorenzi (Schlagzeug) und Ramon Landolt (Keyboards, Kurzweil-Sampler) am Start, beides umtriebige Innovatoren der Ostschweizer Jazzszene. Aus New York kommt Val Opielski mit ihrer Doppelhalsgitarre ins Spiel; die Multiinstrumentalistin probt in ihrer Heimatstadt derzeit Bassläufe für ein Comeback der legendären Postpunkband The Bush Tetras und tritt mit der Jeffrey-Lewis-Drummerin Heather Wagner noch im Duo Psxo auf. Ventilato und Opielski fanden unter anderem in einer verrückten New Yorker Aufführung von John Cages Sinfonie für zwölf Radios zusammen. Auch mit dem aus Haiti stammenden Ron Jean-Gilles alias Tis Nuttly hat Ventilato schon mehrfach gespielt. Der Bartender im legendären East-Village-Club Nublu ergreift zuweilen spontan das Mikro für kreolische Rap-Interventionen, dazu ist er DJ und Digitalkünstler. Die New Yorker Stromkreise schliessen Ursula Scherrer und Michaela Müller, aus Schaffhausen respektive Rorschach ausgewanderte visuelle Künstlerinnen: Scherrer untermalt die Musik mit Videoprojektionen ihrer Performances, Müller zeichnet live mögliche Szenen eines Animationsfilms. Achter im Bunde ist der St.Galler Musiker Christian Nobel, der als DJ Deed auflegt und eine Gerstensuppe serviert, und die neunte Mitwirkende ist wie gesagt die sagenumwobene Tarotkarten-Erzählerin Eva.
Gastrecht-Bühne frei für eine funkelnde Improvisationskiste, mit kosmisch guter Energie, die wir nach diesem niederschmetternden Jahr ja alle brauchen. „Es gibt keine schlechte Musik, nur schlechte Momente“, lautet ein Credo von Fa Ventilato; vom Publikum wird lediglich Offenheit und Neugier erwartet. Nur keine Berührungsängste: In der Dämmerung kommt alles märchenhaft gut. Und wenn wir noch einen Wunsch frei hätten, wäre es aus aktuellem Anlass eine frei improvisierte Coverversion von James Blood Ulmers „Are You Glad To Be In America?“ Wie wütend oder witzig die Antwort auch immer ausfällt, wir sind trudigerstamässig gespannt.
Eintritt frei wählbar: Fr. 15.- / 20.- /25.-
New York City! Amerikanische Einwandererstadt par excellence und multiethnisches Gegenbild zum weissschimmligen Trumpland. New York City, yeah, aber auch hallo Balgach, Flawil oder Haiti, das schreit dieses neuerliche Gastrecht zum Palace-Zehnjährigen, selbstverständlich mit gutem Recht: New York City war am Blumenbergplatz immer wieder präsent, schon die erste Band in the house kam von da (Grizzly Bear), und manche New Yorker (wie Jeffrey Lewis) gastierten so viele Male, dass wir gar nicht mehr mitgezählt haben. Nun bringt der gute alte Palace-Bekannte Fa Ventilato alias Klangtüftler Fuckintosh, Italoschweizer mit Rheintaler Wurzeln und seit 20 Jahren in Brooklyn wohnhaft, eine schillernde New Yorker Bande ins Haus und lässt sie zu Weihnachten aus dem Moment heraus eine experimentelle St.Galler Märchensuppe aus Klängen und Geschichten kochen: Trudi Gerster steht quasi als Taufgotte eines internationalen Melting Pots aus Jazzmusikern, Soundkünstlerinnen, Wortakrobaten und Multimedia-Performerinnen. Gemeinsam geht es auf eine improvisierte Reise in unbekannte Soundscapes, auf der Suche nach einem bio-digitalen Jazz und den Verheissungen der Zukunft – tatsächlich ist sogar eine Tarot-Wahrsagerin mit von der Partie.
Gastgeber Ventilato zieht als Manipulator von CDs und Geräuschaufnahmen die Fäden für eine namhafte transatlantische Gästemusiker_innenschar: Aus der Schweiz sind sein Schwager Carlo Lorenzi (Schlagzeug) und Ramon Landolt (Keyboards, Kurzweil-Sampler) am Start, beides umtriebige Innovatoren der Ostschweizer Jazzszene. Aus New York kommt Val Opielski mit ihrer Doppelhalsgitarre ins Spiel; die Multiinstrumentalistin probt in ihrer Heimatstadt derzeit Bassläufe für ein Comeback der legendären Postpunkband The Bush Tetras und tritt mit der Jeffrey-Lewis-Drummerin Heather Wagner noch im Duo Psxo auf. Ventilato und Opielski fanden unter anderem in einer verrückten New Yorker Aufführung von John Cages Sinfonie für zwölf Radios zusammen. Auch mit dem aus Haiti stammenden Ron Jean-Gilles alias Tis Nuttly hat Ventilato schon mehrfach gespielt. Der Bartender im legendären East-Village-Club Nublu ergreift zuweilen spontan das Mikro für kreolische Rap-Interventionen, dazu ist er DJ und Digitalkünstler. Die New Yorker Stromkreise schliessen Ursula Scherrer und Michaela Müller, aus Schaffhausen respektive Rorschach ausgewanderte visuelle Künstlerinnen: Scherrer untermalt die Musik mit Videoprojektionen ihrer Performances, Müller zeichnet live mögliche Szenen eines Animationsfilms. Achter im Bunde ist der St.Galler Musiker Christian Nobel, der als DJ Deed auflegt und eine Gerstensuppe serviert, und die neunte Mitwirkende ist wie gesagt die sagenumwobene Tarotkarten-Erzählerin Eva.
Gastrecht-Bühne frei für eine funkelnde Improvisationskiste, mit kosmisch guter Energie, die wir nach diesem niederschmetternden Jahr ja alle brauchen. „Es gibt keine schlechte Musik, nur schlechte Momente“, lautet ein Credo von Fa Ventilato; vom Publikum wird lediglich Offenheit und Neugier erwartet. Nur keine Berührungsängste: In der Dämmerung kommt alles märchenhaft gut. Und wenn wir noch einen Wunsch frei hätten, wäre es aus aktuellem Anlass eine frei improvisierte Coverversion von James Blood Ulmers „Are You Glad To Be In America?“ Wie wütend oder witzig die Antwort auch immer ausfällt, wir sind trudigerstamässig gespannt.
Während sich das Mühleggtobel in eine mächtige Eisfront verwandelt, die ganze Stadt nach Glühwein und Raclette riecht und die Fische in den Weihern immer langsamer schwimmen, die postweihnächtlichen Rabattläden leergekauft, Bäuche mit Lindorkugeln gefüllt und Familien-, Firmen- und Jahres-Essen aneinandervorbeikoordiniert werden – während alles noch mal gefriert, bevor es schmilzt – wird das Palaceinnere, organisch rot und warm wie egal in welchem Monat, für Silvester vorbereitet. Zum dritten Mal spielt die Pamplona Grup, weil Sie in allen Silvesterband-wünschenswerten Disziplinen (und auch sonst) brilliert, und weil Tradition in kleinen Dosen etwas Schönes ist. „Hoi“ heisst das Debüt und ist ein feingliedriges Hochseilgerüst aus Holz, Blech, Saiten und wild bepflanzter Assoziationsbrache. So tanzbar wie sitzbar, so virtuos wie soghaft, so zart wie karg, eine Wabe aus Aussenräumen, in denen ein angerosteter 4-Tonnen-Bagger in einem Seidengeschäft steht, den man sich unbedingt mehrmals anschauen sollte.