Veranstaltungsarchiv
Zum Start ins neue Jahr spielt das Houdiniexperiment Muzak fürs Kopfkino, irgendwo zwischen Krautrock, Drone und Film Scores. Wir empfehlen ausnahmsweise den Kinosessel statt den Dancefloor. Plüsch ist der bessere Pop.
Zum fünften Geburtstag von Soul Gallen drehen Herr Sigrist, Herr Möckli und Herr Wempe die Scheiben und bringen die beliebte Tanznacht mit Soul, Funk und R’n’B in Fahrt. Übrigens, neu gibt es auch einen Soul Gallen-Merchandise, nämlich eine hauseigene Slipmat für den Plattenspieler zu Hause.
Wer darf am demokratischen Prozess teilhaben? Und wo findet er statt – bloss in der Politik oder auch in der Wirtschaft? Das neue Buch von Publizist Stefan Howald handelt von den Möglichkeiten und Grenzen der zeitgenössischen Demokratie: Ausgangspunkt ist die Schweiz, doch wird diese in den internationalen Kontext gestellt. Behandelt werden unter anderem die Umsetzung von Volksinitiativen, das Stimmrecht für Ausländerinnen und Ausländer und die Prinzipien der Selbstverwaltung.
Im ehemaligen Vorführraum des Palace wird das filmische Experiment «Aber I – IV» gezeigt. Entstanden ist der Film im Rahmen des Projektes «Wallus Uteris» des Kollektivs Freunde der Serengetis «Interlaced Zebra». Zum Kollektiv, das sich dem grenzenlosen Filmemachen verschrieben hat, gehören die beiden Exil-St.Galler Florian Bachmann und Thomas Kuratli. Der Film lehnt sich an ein Gedicht von Thomas Brasch mit dem Titel «Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin». Vier verschiedene Figurenkonstellationen suchen in verlassenen und zerstörten Lebensräumen nach einer gemeinsamen Zukunft. Die Zürcher Hochschule der Künste hat eine erste Fassung des Filmes aufgrund fehlender Konsequenzen innerhalb des Werkes zurückgewiesen.
Zum ersten Mal findet das jährliche Norient Musikfilm Festival nicht nur in Bern statt, sondern zeitgleich auch in St.Gallen. Hier steht am ersten Festivalabend das erste Schweizer Konzert des aufstrebenden ägyptischen Keyboarders Islam Chipsy auf dem Programm. Mit zwei Schlagzeugern spielt er in rasender Geschwindigkeit und mit virtuoser Technik. Sein Geld verdient Islam Chipsy im Nachtclub Markez in Kairo und an Hochzeiten. Eingeleitet wird der Konzertabend mit einem Film über Klänge aus der ägyptischen Hauptstadt Kairo. „City of Sound“ ist eine musikalische Entdeckungsreise durch eine der faszinierendsten Metropolen Afrikas. An der Seite des Musikers Roman Bunka lernen wir unterschiedlichste Musiker in Kairo kennen. Beiläufig entsteht so das Portrait einer Stadt nach der arabischen Revolution.
In Anwesenheit des Regisseurs Janek Romero und des Protagonisten und Leiters des Underground-Labels „100 Copies“ Mahmoud Refat.
20.30 Uhr: City of Sounds
23.00 Uhr: Islam Chipsy
00.30 Uhr: Phil Battiekh (Sha3byton DJ Set)
1-Tagesticket: Fr. 20.- (Starticket)
2-Tagespasse: Fr. 30.- (Starticket)
Der zweite Abend des Norient-Festivals steht im Zeichen der audiovisuellen Live-Performance „Bsynthome“ des renommierten deutschen Visual-Kollektivs Transforma und des französischen Video-Künstlers Yro. „Bsynthome“ ist Werk und Werkstatt zugleich. In einer Labor-ähnlichen Bühnensituation stehen Herstellungsprozess und Ergebnis in Form von Bildern und Klängen auf der Bühne gleichberechtigt nebeneinander. Das Arrangieren von Bühnenelementen, das Justieren der Kameras und Lichter und die Animation von Objekten verschmelzen zu einer Choreografie. Danach zeigt Norient einen Dokumentarfilm über europäische 8-bit Gameboy-Musik. Die Helden der bunten Szene bauen mit der Hardware alter Spiel-Konsolen und Computer neue Musikinstrumente und spinnen so die alte Erzählung von Mensch und Maschine fort. In einer Art Cinema Vérité verfolgt der Film «Looking for the Perfect Beat» Musiker und Musikerinnen (Thundercat, Gaslamp Killer, Daedelus, etc.) bei ihrer Arbeit. Sie produzieren sympathisch-nerdige Beats und träumerisch-verschwommene Loops.
20.30 Uhr: Transforma
21.30 Uhr: Europe in 8-bits
23.30 Uhr: Looking for the Perfect Beat
1-Tagesticket: Fr. 20.- (Starticket)
2-Tagespass: Fr. 30.- (Starticket)
Das Suisse Diagonales Jazz spielt an zwei Tagen in verschiedenen Schweizer Städten Sounds aus der Jetztzeit. Gambrinus Jazz Plus und das Palace präsentieren zwei Abende, die ganz im Zeichen der jungen Schweizer Szene und ihrem freien Umgang mit Jazz stehen. Der Freiburger Pianist Florian Favre spielt am ersten Abend mit seinen zwei Komplizen an Kontrabass und Schlagzeug spontane, augenzwinkernde Musik. Das Trio Heinz Herbert wagt mit dem Debutalbum «Die Reise des Gerbiculus Starwatchers» und wild geflochtenen Klangwelten den Sprung ins Weltall, wo sie sich von Klangspuren einer Raumsonde inspirieren lassen. Stromgitarre, elektronische Klangerzeugung, Hammond-Orgel, Samples und Schlagzeug sind ihre Instrumente zur Steigerung von Gegenwart und Zukunft.
Eintritt für beide Tage: 30.- (reduziert) / 40.-
Mit Musiknoten pflegt das Westschweizer Trio That Pork eine impulsive On-Off-Beziehung. Das Trio bezieht seine musikalischen Einflüsse bei Amon Tobin, Sigur Ros und Mos Def und gibt so dem Jazz ein neues Gesicht. Die Ostschweizer Beteiligung kommt am zweiten Festivalabend mit Vier im Baum. Mit Gastmusiker Fa Ventilato tüfteln Sandro Heule am Bass, Urs Baumgartner (aka Kafi-D) an den Electronics und Carlo Lorenzi am Schlagzeug an einem collagenhaften Sound, der zwischen Melancholie und Freude schwankt.
Eintritt für beide Tage: 30.- (reduziert) / 40.-
Mit der Französischen Revolution ging die Proklamation der Menschenrechte einher. Sie wurden zum Orientierungspunkt moderner Gesellschaften und nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgeschrieben. Eva Hostettler und Kilian Meyer, die beide in Rechtswissenschaften dissertiert haben und am St.Galler Bundesverwaltungsgericht als Gerichtsschreiber arbeiten, bieten eine Einführung in die Geschichte und die heutige Bedeutung der Menschenrechte.
Laut, schrill und schräg – zum vierten Mal fordern Mämä Sykora und Sascha Török Kinogängern, TV-Glotzern, Musikkennerinnen, Comic-Fans, Klatschheftlilesern und Kunstliebhaberinnen alles ab. Das Quiz dreht sich um die grossen und kleinen Protagonisten aus 100 Jahren Populärkultur. Gefordert sind universales Wissen, mutiges Schätzen und blitzschnelles Um-die-Ecke-Denken – denn oft punkten nur die Schnellsten. Und manchmal halt auch die Lautesten.
Immer mehr europäische Produzenten arbeiten an einem Sound, der ohne Rapper auskommt, dafür aber den Beat ins Zentrum stellt. Im Epizentrum liegen die britschen Inseln, an der Speerspitze agieren Hudson Mohawke aus Glasgow und «All City Records» aus Dublin. Aus Frankreich kommen Guts und Onra, während in Deutschland die erste «Hi-Hat Club» erscheint und Robot Koch sein Beat-Unwesen treibt. Neue Alben gibt es von Edan, Doom, Gucci Mane, Mos Def, Blakroc und vielen mehr. Durch den Abend führen die Professoren DJ Reezm, Paul Neumann und MathK.
Mit beinahe callahan’scher Verschlepptheit legt der Brite Dan Michaelson mit seiner neuen Band The Coastguards ab. Seine Stimme eignete sich auch bestens zum Betonvibrieren; mit viel Bass kommt sie ganz tief aus seinem Körper. Die Musik hingegen schlägt fröhlichere Töne an. Sie ist zu lüpfig und zu präzise, als dass sich eine Winterdepression anschleichen könnte. Das Schlagzeug wird lediglich gestreichelt, Slidegitarren und Streicher geben mit spröder Herzlichkeit ebenfalls ihr bestes, damit das Americana-Lagerfeuer niemals ausgeht. Dan ist ein weiterer grossartiger Herzensbrecher auf der Palace-Bühne nach Kurt Wagner, Eleni Mandell, Bill Callahan und vielen anderen.
Im Plüsch fläzen und abdriften, dabei einen Drink schlürfen oder die Videoschnipsel beobachten. Jenseits von loungiger Coolness und guter Körperhaltung plaudern, hängen und dem Sound von Langsamst-Dub zu ausufernden Post-Rock-Ausflügen, Elektronica-Trips und Indie-Séancen lauschen; ein paar Tracks für Ausdruckstanz wird es vielleicht darunter haben, aber in den Club kann man immer noch da- vor oder danach.
Filigrane Bässe, verwaschene Synthies und hie und da finden sich in der Musik von Sekuoia auch ein Knistern, ein Piepen und zerpflückte Gesangsspuren wieder. Seine Sounds sind irgendwo zwischen Dubstep und Ambient einzuordnen. Der 21-Jährige wird bereits als «bester elektronischer Act Dänemarks» gehandelt. Die blaue Blume steht in der romantischen Literatur für Sehnsucht, Liebe und für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. In den Händen der dänischen Band mit dem entsprechenden Namen gedeiht sie bestens. Die Mittzwanziger setzen dem Symbol aus der Romantik eine hypnotische Klangcollage auf, nahezu ohne elektronische Elemente.
20.30 Uhr: Sekuoia
23.00 Uhr: Blaue Blume
mit Ralph Hug, Journalist und Historiker
Ralph Hug gibt einen Überblick über die brisante Erinnerungspolitik im heutigen Spanien: Die Aufarbeitung des Bürgerkriegs, die Suche nach den Massengräbern, die Frage nach den Namen und der Rehabilitierung der Opfer, die Kaltstellung eines unbequemen Richters, die Erinnerungspolitik der Sozialisten und der Konservativen, die Frage nach Einheit oder Zerfall von Staat und Nation.
Italien, Griechenland und Spanien: Der Süden Europas steckt in einer wirtschaftlichen und identitären Krise. Die Gründe dafür sind vielfältig und von Land zu Land auch unterschiedlich. Aber es lassen sich drei wesentliche Gemeinsamkeiten feststellen. Alle vier Länder nagen an einer schwierigen, durch Faschismus und Widerstand geprägten Geschichte. Sie profitierten von den kurzlebigen Segnungen der Euro-Millionender EU, die Korruption und Misswirtschaft beförderten und sie leiden jetzt unter der unter der Führung Deutschlands und der Banken durchgedrückten Austeritätspolitik und dem Schuldendienst. Die Erfreuliche Universität Palace wirft in diesem Zusammenhang einen Blick auf die aktuelle Situation in Spanien.
Storm und Störmer gehen, eieiei, wenn das kein gutes Omen für schlechte Erzeugnisse der Popkultur ist, in die 13. Runde. Sie präsentieren die Speerspitze unserer Konsumgesellschaft: schlechte Werbung und schlimme Produkte. Sie stel- len die unheimlichste Kinderpuppe der Welt vor, stöbern Legionen von Hollywoodstars auf, die in Japan Werbung gemacht haben und zeigen wunderbare Wahlwerbung – der FDP Luzern sei an dieser Stelle schon mal ganz herzlich gedankt.
Grosse Nacht der Elfen: Die kanadische Cellistin, Sängerin und Komponistin ist mit der Musik von Björk, den Beatles, Nirvana und Arvo Pärt aufgewachsen und hat in Montreal und New York Filmmusik studiert. Ihr feenhafter, kühl-atmosphärischer Kammerpop spielt zwischen Klassik und Elektronik und dürfte Fans von Kate Bush, Bat For Lashes, The Knife oder auch Florence And The Machine sehr gefallen. Bezaubernd auch die junge Tessinerin Nadine Carina, die auf ihrem Weg zur Elektronik-Liedermacherin vom Maggiatal nach Genf und dann Liverpool auswanderte.
Bei Herr Wempe (DJ Soulsonic) zu Gast sind die Herren Tietz (DJ Sonoflono) und Stachmann aus Basel. Star des Abends ist aber der Rec-o-gnizer. Das Gerät wird die Labels der gerade gespielten Platten in Echtzeit auf die Leinwand projizieren. Dabei zu sehen ist der Track und das Artwork mit Stickern, Flecken und persönlichen Notizen und somit die eigene Geschichte jeder Platte.
Der Nino aus Wien spielt dieses Konzert im Duo an Akustikgitarre und Piano!
Wien spielt auf der internationalen, wohlgemerkt nicht provinziellen, aber auch nicht beliebig globalisierten Landkarte des Pop eine selbstbewusste neue Rolle: Der Nino aus Wien steht in dieser Stadtlandschaft ebenbürtig neben Ja, Panik, Soap & Skin oder jüngst Wanda. Als traurig-fiebriger Clown wurde er bereits als österreichischer Conor Oberst, Jeffrey Lewis und sogar Bob Dylan bezeichnet. Er tourt nun «in kleinerem Besteck», um hauptsächlich Lieder aus dem introspektiven Albumteil «Bäume» (das 2014 im Doppel mit dem knalligen «Träume» erschien) zu spielen. Den Auftakt macht die St.Galler Mundart-Liedermacherin Denise Lier alias Lalier mit ihren wunderbar angriffigen und doch poetischen Songs.
DJ Pius Frey spielt Roots-Reggae, klassischen Dancehall, Ska, Rock Steady, Mento, Calypso und Soca mit einer Prise Zouk und Kompa. Und dazu, besonders auch in Erinnerung an den grossen Drummer und Produzenten Style Scott (Roots Radics, Dub Syndicate), der letztes Jahr ermordet wurde, starken, erdigen Dub-Reggae. Eine musikalische Reise durch Jamaica, Trinidad und Tobago, die karibische Immigration in England, sowie Haiti, Guadeloupe und Martinique.
Bohren & der Club of Gore lassen sich Zeit. Viel Zeit. Wenn die Band aus Mülheim an der Ruhr einen Ton anschlägt, dann dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie zum nächsten gelangen. An der Grenze zum Stillstand erforschen sie mit Saxofon, Vibrafon, Piano, Bass und Schlagzeug – oder in diesem Fall eher Streichzeug – sorgfältig jeden Ton und dessen Imaginationsraum. Über die Jahre der Heavy-Metal- und Hardcore-Szene entwachsen, erzeugt die Band auf ihrem achten Album «Piano Nights» abermals eine Bohren-typische, schauerlich-schöne Atmosphäre, für die man eigens die Begriffe Horror- und Doom-Jazz erfunden hat und die ihr Pendant am ehesten in Angelo Badalamentis geisterhaften Film-Scores findet. Da passt ein altes Kino hervorragend für das einzige Konzert in der Schweiz.
Der Bohren-Pianist Christoph Clöser im Gespräch mit Georg Gatsas übers Älterwerden, das neue Album und Mike Patton.
Bohren & Der Club of Gore gibt es seit Ende der Achtzigerjahre. Ihr habt euch damals in der Post-Punk- und Hardcore-Szene bewegt. 1994 habt ihr mit dem Debütalbum «Gore Motel» einen Gegenpunkt zu den musikalischen Trends gesetzt: Ein Album, auf dem die Langsamkeit zum künstlerischen Prinzip erklärt wurde. Ihr habt euch damit aus der Hardcore-Szene verabschiedet. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Wir fühlten uns in der Hardcore- Szene musikalisch und ideologisch eingeengt. Wir wollten unseren eigenen Stil entwickeln, denn immer schneller, höher und härter zu spielen, ist eine begrenzte künstlerische Einstellung und wirkt schnell albern. Wir fragten uns aber auch, was für Musik wir selber gerne hören wollen.
Spielt der Bandname auf diese Entwicklung an?
Ursprünglich hiessen wir Bohren, weil der Name exakt beschreibt, was unsere Musik macht: Sie ist wie ein Metallbohrer, der sich unermüdlich durch eine Stahlplatte fräst. Der Zusatz ist eine Hommage an die holländische, sehr langsamen Metal spielende Instrumentalband Gore. Und man muss zugeben, der Name klingt einfach sehr gut.
Bis zu eurer Kollaboration mit Mike Patton vor vier Jahren, habt ihr auf Gesang verzichtet. Wieso der Gesinnungswandel?
Nach dem Album «Dolores» wollten wir eine Art Zwischenwerk machen, das nicht nach unserem typischen Sound klingt. Wir waren offen, etwas auszuprobieren, eine Coverversion mit Gesang zum Beispiel. Die Powerballade «Catch My Heart» von Warlock eignete sich hervorragend: guter, alter German Metal. Wir fragten uns, wer das Stück singen soll. Unser Labelboss Mike Patton wollte schon längst mit uns zusammen arbeiten, aber das war uns zu nahe liegend und wir wollten einen deutschen Sänger, beispielsweise den Schlagersänger Michael Holm oder noch besser Adamo. Das hat sich aber nicht verwirklichen lassen und die Coverversion wurde durch unsere Bearbeitung immer langsamer. Wir brauchten jemanden, der mit wenig Text umgehen kann, die Töne treffen und lange halten kann. Wir griffen auf Patton zurück, der Feuer und Flamme war. Rückblickend merkten wir, dass sich der Song und die ganze «Beileid»-Platte gut in unsere Diskografie einfügten.
Kann man auf weitere Kollaborationen hoffen?
Das lässt sich nicht ausschliessen. Eine Zusammenarbeit mit einem Instrumentalisten würde uns reizen. Das steht aber momentan nicht zur Debatte; schauen wir darum, wie es in zehn Jahren aussieht, falls es uns dann noch gibt.
Wie kam das neue Album zu seinem Titel «Piano Nights»?
Wir überlegen uns zuerst, wie ein Album heissen soll, da ein guter Titel musikalisch anspornt. Vielleicht wird dieser Titel auf dem Weg zur fertigen Platte verworfen, weil die Musik ein Eigenleben entwickelt und sich von der Grundidee entfernt. Bei «Piano Nights» hatte der Name jedoch Bestand. Die Idee an dem Titel war, statt einem Fender Rhodes (elektromechanischer Klavierersatz) ein richtiges Piano zu nutzen. Das war für mich als Pianist ein Knackpunkt, denn ein richtiges Piano hat eine andere Klangfarbe und transportiert eine andere musikalische Aura. Es klingt nüchterner, ist bürgerlich konnotiert. Ein Kritiker schrieb kürzlich, «Piano Nights» klinge schwülstig. Man assoziiert mit den neuen Stücken beispielsweise eine Filmszene in einer Bar, wo sich eine Gestalt über das Piano krümmt und an den Liedern abkämpft. Mit diesem Bild sind wir einverstanden!
Ihr brecht die bürgerliche Idee von einem klassischen Pianoalbum mit der Coverfotografie.
Als wir auf die Fotografie stiessen, waren wir begeistert: Es trägt ein Geheimnis, es drückt die Stimmung unserer Musik aus. Die Aufnahme der Fotografie entstand in den frühen Siebzigerjahren, was zum Gesamtkonzept von «Piano Nights» passt: eine Schlagerplatte mit Schleichern.
«Fahr zu Hölle», «Verloren (alles)» und «Ganz leise kommt die Nacht» sind Schlagertitel?
Auf jeden Fall, ich bitte dich!
Spielt ihr live die Songs wie auf dem Album oder baut ihr sie aus, kommt es zu Improvisationen?
Ich schätze an unserer Musik, dass sie verbindlich ist. Wir machen keine Tracks, sondern Stücke auf eine bestimmte Weise, weil sie auf diese Weise am besten klingen. Deshalb gibt es bei uns keine Abschweifungen.
Ihr spielt wenige Konzerte, wieso?
Wegen ihrer Berufstätigkeit haben die meisten Bandmitglieder nicht die Zeit und Lust auf viele Auftritte. Die wenigen Shows haben auch ihr Gutes: Wir brauchen sehr viel Zeit für das Schreiben unserer Stücke und ich glaube nicht, dass man in Hotels oder auf Tour gute Alben schreibt. Wir haben sehr lange und sorgfältig an der neuen Platte gearbeitet.
Spielt auch das Alter eine Rolle?
Ja, glücklicherweise sind wir nicht mehr die Jüngsten. Ich weiss mittlerweile, warum ich Musik mache und worum es mir dabei geht. Das Verhältnis zu Ruhm und Geld hat sich vermindert. Du musst dich irgendwann entscheiden, ob du dich zum Affen machst, ob du mit Musik in erster Linie Geld verdienen willst: Und wofür du dich auch entscheidest, du musst es konsequent durchziehen.
Diese Einstellung spannt den Bogen zur Post-Hardcore-Zeit Anfang der Neunzigerjahre, als es darum ging, sich mit aller Kraft der Vermarktung zu widersetzen.
Genau, aber das muss jeder für sich selber entscheiden. Als Zwanzigjähriger hat man andere Ansichten als mit vierzig. Auch wie man mit Reaktionen, mit Erfolg oder Misserfolg umgeht unterscheidet sich. Deshalb empfinde ich es als Vorteil, dass wir schon ein bisschen älter sind.
mit David Gallusser, Schweizerischer Gewerkschaftsbund
Die südeuropäischen Länder wurden von der Krise hart getroffen. Bankencrash, Austerität, Arbeitslosigkeit haben Menschen, Gesellschaft und Wirtschaft arg gebeutelt. Weshalb ist es so weit gekommen? Entgegen gängiger Meinung taugt weder die Arbeitsmoral, noch ein angeblich liederlicher Umgang mit den Finanzen als Erklärung. David Gallusser zeigt auf, wie vielmehr Fehler in der Konstruktion des Euro bis hin zu den Spardiktaten für die Krise verantwortlich sind. Am Beispiel Spaniens verdeutlicht er, wie sich dies konkret auf die Arbeitssituation und die Bevölkerung auswirkt.
Italien, Griechenland und Spanien: Der Süden Europas steckt in einer wirtschaftlichen und identitären Krise. Die Gründe dafür sind vielfältig und von Land zu Land auch unterschiedlich. Aber es lassen sich drei wesentliche Gemeinsamkeiten feststellen. Alle vier Länder nagen an einer schwierigen, durch Faschismus und Widerstand geprägten Geschichte. Sie profitierten von den kurzlebigen Segnungen der Euro-Millionender EU, die Korruption und Misswirtschaft beförderten und sie leiden jetzt unter der unter der Führung Deutschlands und der Banken durchgedrückten Austeritätspolitik und dem Schuldendienst. Die Erfreuliche Universität Palace wirft in diesem Zusammenhang einen Blick auf die aktuelle Situation in Spanien.
Mit ihrem fabelhaft betitelten Album «When The Cellar Children See The Light Of Day» mutet einem Mirel Wagner einiges zu. Die Finnin schaut mit geradezu schmerzhaft wenig Unschärfe in glühende Abgründe und serviert diese kühl, wie die Katze einem das soeben erlegte Rotkehlchen vor die Füsse legt. Wie eine Patti Smith, die sich unter Kontrolle hat, tönt sie ein bisschen. Der Sound aber ist karg und stammt lediglich von einer vorsichtig gespielten Gitarre; hin und wieder mischt sich eine Slidegitarre, ein Piano oder ein Streichinstrument ein. Obwohl der Blueschanson von Wagner nicht so tönt, wurzelt er in einer archaischen Sumpflandschaft, schwer melancholisch, aber auch tröstlich in seiner Unmittelbarkeit; gar nicht weit weg von PJ Harvey, aber schlussendlich doch ein bisschen romantischer. Den Auftakt macht der St.Galler Singer-Songwriter Egli.
Der Mainstream interessiert ihn ebenso wenig wie Schubladen und Konventionen: Regan Farquhar aka Busdriver fordert seit vielen Jahren sich selbst und die Rapszene bis zum Äussersten. Auf seinem achten Studioalbum «Perfect Hair» springt der Rap-Surrealist mit jazzig verspielter Freiheit bis zum Weltraum und zurück; Neueinsteigern seien die Singles/Videos «Ego Death» und «Colonize The Moon» empfohlen. Nach Clipping also erneut eine Hip-Hop-Speerspitze aus Los Angeles zu Gast im Palace. Und auch der Support ist Extraklasse: Der Zürcher Musikproduzent Ster- neis hat mit seinen Beats die hiesige Hip-Hop-Szene vorangetrieben und frönt nun der hohen Kunst des Samplings für eine noch nie gehörte Filmmusik. Vor und nach den Kon- zerten legen die DJs Paul Neumann und Reezm auf.
In seinem Vortrag geht Harald Buchmann der Frage nach den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen von verschiedenen Gruppen der chinesischen Gesellschaft nach, von Staatsangestellten über Wanderarbeiter bis zu ausländischen Fachkräften (sogenannten Expats). Harald Buchmann lebt seit mehreren Jahren in China und spricht fliessend Chinesisch.
Der Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer hat einige der schönsten und klügsten Songtexte deutschsprachiger Popmusik geschrieben. Entsprechend gross waren im Januar die Erwartungen an seinen ersten Roman «Otis», und entsprechend harsch die Verrisse enttäuschter Fans, man lese etwa die glühende Abratung von FM4-Chef Martin Pieper. Was niemanden von der Lektüre und eigener Meinungsbildung abhalten mag: Die elegant ausufernde Berlin-Odyssee des Hamburger Dandys ist allein wegen ihrer eingewobenen Gegenwartsbetrachtungen und Pop-Referenzen die paar Lesestunden wert. Dabei gerät Distelmeyer ob der Spree-Metropole ins Schwärmen: «Die Herzlichkeit der Leute, das Grosszügige der Stadt, der Himmel, das Licht und die Luft. Das wollte ich einfangen und feiern.» Wohin mit dem Hass? Lass uns Liebe sein! Wir erinnern uns im Palace an die Distelmeyer-Sternstunde 2010 und freuen uns auf die musikalische Lesung, umrahmt von einem frühen Blumfeld-Fan aus unserem Hausteam, DJ Wolfman.
Lay back and listen! Im Plüsch fläzen und abdriften, dabei einen Drink schlürfen oder die Videoschnipsel beobachten. Plaudern, hängen, Karten spielen und dem Sound von Langsamst-Dub zu ausufernden otherwordly Postrock-Ausflügen, Electronica-Trips und Indie-Séancen lauschen. Auch wenn hin und wieder ein Zucken in den Beinen zu spüren ist, zum Tanzen kommt man besser ein anderes Mal ins Palace.
In Marx's "Kapital" heißt es: "Könnten die Waren sprechen, so würden sie sagen, unser Gebrauchswert mag den Menschen interessieren. Er kommt uns nicht als Dingen zu. Was uns aber dinglich zukommt, ist unser Wert. Unser eigner Verkehr als Warendinge beweist das." Die Warensprache, in der sich jede Ware einer anderen verspricht, verspricht aber immer zuviel und zuwenig. Denn das garantielose Versprechen auf zukünftigen Mehrwert ist das "Credo des Kapitals“ (Marx), dem eine uneinholbare Schuld vorausliegt. Mit dem Versprechen des Kredits ist eine eigentümliche Ökonomie der Zeit impliziert. Denn die Ökonomie des Kredits rechnet mit einem unendlichen Aufschub, in dem die Abgeltung der Schulden unendlich vertagt wird. Gezahlt wird aber trotzdem – mit der Kredibilität des Schuldners, dem Versprechen auf zukünftige Begleichung. Die aktuellen Debatten um einen Schuldenschnitt Griechenlands kreisen genau um diesen Punkt der Kredibilität des Schuldners. Die neue linke Regierung Griechenlands hat es nämlich gewagt, an diesem Versprechen und seiner zeitigenden Funktion zu rütteln. In meinem Vortrag untersuche ich diesen nicht nur ökonomischen Nexus von Versprechen, Zeitigung und Schuld(en). Erst kürzlich hat Maurizio Lazzarato in seinem Essay "Die Fabrik des verschuldeten Menschen" mit Nietzsches "Genealogie der Moral" daran erinnert, dass Schuld nicht nur ökonomisch zu lesen, sondern auch als biopolitisches Paradigma des heutigen Kapitalismus zu begreifen ist. Lazzaratos "Essay über das neoliberale Leben" radikalisiert Nietzsches Einsicht, wonach „jener moralische Hauptbegriff 'Schuld' seine Herkunft aus dem sehr materiellen Begriff ‚Schulden‘ genommen hat". In meinem Vortrag folge ich dieser Spur und konfrontiere diese Lesart mit Walter Benjamins Fragment über "Kapitalismus als Religion". Dort wird, ebenfalls mit Verweis auf Nietzsche, der Kapitalismus als neuheidnische Kult- und Schuldreligion verstanden, von der nicht Erlösung oder Entsühnung, sondern nur Zerstörung und die totale Verschuldung des Lebens zu erwarten sei. Inwiefern teilt sich also in der kapitalistischen Warensprache nicht nur ein Wert- und Kreditverhältnis, sondern auch ein ethischer und geschichtsphilosophischer „Schuldzusammenhang“ (Benjamin) mit?
Sami Khatib, war Researcher am JVE Theory dept., Maastricht, lehrte an der FU Berlin Medien- und Kulturtheorie, Autor des Titels "'Teleologie ohne Endzweck'. Walter Benjamins Entstellung des Messianischen", der Rest unter https://fu-berlin.academia.edu/SamiKhatib
Die Durian Brothers arbeiten mit modifizierten Plattenspielern, Sequenzern und Effekten. Marc Matter, Florian Meyer und Stefan Schwander erzeugen damit unebene, noisy und polyrhythmische Kraut-Woody-Trance Patterns, die stets vom offenen Geist eines Conny Planks beäugt zu werden scheinen. Die mit Hilfe diverser Gummibänder und präparierten Gegenständen erzeugten Soundloopschichtungen erzählen von einer organischen, analog-elektronifizierten Tanzmusik, die als offene, brüchige Schlaufe gedacht, von interkontinentalen Feedbacks heimgesucht wird, und den never ending Rhythm durch Vergangenheiten und Gegenwarten schleppt um im schnellen Jetzt eine Zukünftigkeit zu erzählen. «Birds and other Instruments» heisst Helena Hauffs kuratierte Veranstaltungsreihe im allseits geschätzten Hamburger Golden Pudel Club, ihre Platten bringt sie auf Actress’ Label Werk Discs und dem angesagten PAN-Label heraus. Ihre facettenreichen DJ-Sets zwischen kompromisslosem Acid-Techno, obskurem Minimal-Wave und analogem Electro bilden ein Kraftfeld über jedem Dancefloor und führen über kurz oder lang an den dunkelsten Punkt der Nacht.
Bei Herr Wempe zu Gast sind Herr Albrecht aka DJ Doublechin und Senor Armando Bulla aus Barcelona. Als Sänger der Schaffhauser Soul-Band Min King wird Herr Albrecht während seinem DJ-Set auch zum Mikrofon greifen.
Wenn Schweizer Physiker Teile vom Mond absprengen wollen, um Platz für die Bevölkerung der Erde zu schaffen, wenn Zentrifugen erschaffen werden, um den Alterungsprozess zu stoppen, wenn plötzlich die Existenz der Stadt Bielefeld in Abrede gestellt wird, dann ist es Zeit für Worst Case Szenarios. Storm und Störmer präsentieren in der vorletzten Worst-Case-Folge die schlechtesten Theorien, von Kreationismus zu Freud und zurück.
Optimo (Espacio) sind die beiden DJs, Plattensammler, Produzenten und Labelbetreiber JD Twitch und JG Wilkes, die bis 2010 während 13 Jahren zu den berühmten Optimo-Nächten im Glasgower Sub Club eingeladen haben. Dort aufgetreten sind unter vielen anderen LCD Soundsystem, Hot Chip oder Peaches. Dank 20-jähriger Erfahrung haben ihre Anything-Goes-Mixes mittlerweile Kultstatus erreicht. Das Phänomen Optimo Space kann man etwa so fassen: Man nimmt eine ausgewählte Post-Punk- oder No-Wave-Platte und editiert diese zu einem Tanzstück, meistens geschweift von elektronischen Rhythmen wie House, Techno oder Disco. Klingt einfach, aber nur dieses Duo kriegt es so konsequent hin. Mit Cio (bei Spezialmaterial), Veranstalter und DJ aus Zürich, beginnen wir die Nacht mit Kaffee und Grappa, bevor es uns auf den Dancefloor zieht.
Die «Balkan Blues Brothers» packen ein letztes Mal ihre Koffer und gehen bis Ende des Jahres mit ihrer unvergleichlichen Mischung aus Gypsy, Klezmer, Chanson und Jazz auf ihre letzten Tourneen. Bratsch sind eine der prägenden Bands, für die vor fast zwei Jahrzehnten in Frankreich der schöne Begriff der «imaginären Folklore» erfunden wurde, und sie sind geradezu ein Synonym für Musiker auf der Wanderschaft. Und zwar im realen Sinn wie im geistig-kulturellen: Was sie seit jeher mit ihren Brüdern im Geiste, mit den Roma, teilen, ist das Interesse an neuen Kulturen, daran, die Musiken, die sie auf ihren Reisen kennenlernen, aufzugreifen und zu ihrer eigenen Musik zu machen. Ihr Konzertagent und langjähriger Palace-Partner Berthold Seliger schwärmt von «einer der besten Bands, die überhaupt live zu sehen sind» und einer «der wichtigsten und liebsten Bands meiner Agentur».
Nach «Hot Love» und «Heute und danach» legt der St.Galler Punk-Chronist Lurker Grand seinen dritten Buchschinken zur Schweizer Untergrundmusik vor: «Die Not hat ein Ende – The Swiss Art Of Rock» beleuchtet die Bildsprache der hiesigen Rockszene seit den Beatbands der 60er. Nebst Vernissagen in Luzern, Zürich und Bern (in der Popmusik-Ausstellung «Oh Yeah») wird die Publikation auch in St.Gallen gefeiert. Nach einem Apéro stellen Roli Fischbacher und Robert Lzicar die Rock-Kunst mit einem Vortrag samt Plakatprojektionen, Musik und Konzertausschnitten vor. Hernach spielt die famose Berliner Garagen-Elektro-Popband Stereo Total alias Francoise Cactus und Brezel Göring. Spätestens um Mitternacht tanzen wir alle im Viereck und die «Musique Automatique» kommt zuletzt vom DJ Pius Frey, unterstützt von Live-Projektionen von Piero Gelina.
Konzert: 22 Uhr
Der Basler DJ Phil Battiekh war einer der ersten, der mit dem Highspeed-Partysound Electro-Sha’aby den Puls der Gassen Ägyptens nach Europa gebracht hat. Der billig produzierte, aufreibende und rhythmisch-vibrierende Sound mit seinen hochgepeitschten Auto-Tune-Melodien und kritisch-provokanten Texten überrollt die auf dem Partybarometer gerade beliebten, seichten Deep-House-Bubbles mit voller Wucht. Die Kairo-Nacht mit dem Konzert von Islam Chipsy findet hier eine Fortsetzung.
In seinem Kabarett-Programm erzählt Christoph Simon, Schweizermeister im Poetry Slam 2014, von seinen Freunden: von Reisebekanntschaften und Arbeitskollegen und Verliebtheiten, die zu Freundschaften geworden sind. Mit seinem freien Erzählen in Berner Mundart zeichnet er ein Bild der Freundschaft in all seiner Widersprüchlichkeit und plädiert für eine gelassene Lebensführung inmitten von sich findenden und sich auflösenden Freundschaften. Jess Jochimsen stellt sein Programm «Für die Jahreszeit zu laut» mit Texten, Dias und Songs vor. Es ist der Versuch, dem grossen Geklapper der Bescheidwisser und Tonangeber zu entkommen und dabei Haltung zu bewahren. Ein Misstrauensvotum gegen Lärmmacher aller Art. Für sein «wütendes Kabarett der leisen Töne» (taz) ist Jochimsen vielfach ausgezeichnet worden, weil es poetisch, genau und anrührend ist – und nicht zuletzt: sehr komisch.
18.00: Christoph Simon - Wahre Freunde
21:00: Jess Jochimsen - Für die Jahreszeit zu laut
Tickets: Wortlaut
Wüsste man es nicht besser, könnte man Virginia Wing für eine Reinkarnation der englischen Band Broadcast halten, so verdutzend ähnlich, jedoch nie anbiedernd, tönen die experimentellen Popsongs der Südlondoner Band. Auf ihrem Debutalbum «Measures Of Joy» tummeln sich träumerische Melodien und Soundexperimente, welche die BBC Radiophonic Workshops der 60er-Jahre beschwören. Der apathische Gesang und die Spoken-Words von Alice Merida Richards verlieren sich immer wieder beinahe in Halleffekten, nur um im nächsten Moment von einer verblüffenden musikalischen Idee abgelöst zu werden. One Sentence. Supervisors Gitarrenwände haben das Palace schon einmal in Staunen versetzt, mit der neuen Single «Diver» weichen diese aber einem poppigeren, psychedelisch-krautigen Sound.
Konzert für dich und mich: Der +1-Abend zu Ostern! Deine Begleitung ist bei den Konzerten der englischen Psychedelic-Pop-Band Virginia Wing und den badener Kraut-Shoegazern One Sentence. Supervisor unser Gast.
Elektronische Musik aus düstereren Kellerlöchern, Eigenkreationen aus verrauchten Wohnzimmern mit gezogenen Vorhängen, unbeschriftete CDRs, vergessene MP3-Files und Projektionen in der Endlosschlaufe. Labor und Nuuk spielen am Karfreitag gegen die heilige Stille an und gehen mit dem nächtlichen Tanzexperiment in die dritte Runde.
Mit Gang Starrs Guru und Rap- und Graffiti-Pionier Rammellzee sterben im Jahr 2010 gleich zwei Gallionsfiguren des Hip-Hops. Eine Verfassungsänderung hindert Wyclef Jean an der Kandidatur zur Präsidentschaftswahl in Haiti und Aloe Blaccs «I Need A Dollar» dominiert die Charts und Fernsehseriensoundtracks. Madlib veröffentlicht auf seinem eigenen Label gleich vier LPs, während die Chaostruppe OFWGKTA (Odd Future Wolf Gang Kill Them All) erstmals in Erscheinung treten. Durch den Abend führen die Professoren Johny Holiday, Shoudelistix und Paul Neumann.
In einer stimmungsvollen Reise durch Raum und Zeit legen der Musikwissenschaftler und der Getränkehändler aus Rapperswil allerhand Musik aus der drittgrössten amerikanischen Stadt auf und ergänzen diese mit selbstgemachten und gesammelten Filmausschnitten. Nach dem Wilco-Song «Via Chicago» benannt, beschallt das DJ-Team seit rund acht Jahren in mehr oder weniger regelmässigen Abständen das Palace und bis vor kurzem mit einer eigenen Sendung das Radio Stadtfilter.
«Straight from the motherland» mit Monsieur Kandji aka Mr. Magic! Herr Wempe hat Besuch aus Senegal und Soul Gallen lädt nach längerer Zeit wieder einmal zu einem Afrobeat-Special.
«A special night with Get Well Soon» verspricht uns jene Band, die 2008 im Palace ihr erstes Konzert in der Schweiz gespielt hat. Weil der Abend in guter Erinnerung blieb, haben sich beide Seiten ein Wiedertreffen gewünscht. Die Band um den am Bodensee aufgewachsenen Sänger und Multiinstrumentalisten Konstantin Gropper spielt ein Konzert in drei Sets anlässlich der 2014 veröffentlichten EPs «The Lufthansa heist», «Henry» und «Greatest Hits». Get Well Soon sind für ihren episch-orchestralen Barock-Pop mit Referenzen an die Film-, Kunst- und Literaturwelt bekannt. Die St.Galler Band Loreley & Me eröffnet den Abend mit Bluesrock und erzählt Geschichten von Vagabunden mit Gitarren und Bottlenecks, aber auch von Synthesizer-Prinzen, swingenden Stiefmüttern und verliebten Jägern.
Reden wir nicht um den heissen Brei herum: Mit Shabazz Palaces kehrt jenes Duo aus Seattle ins Palace zurück, das nebst Flying Lotus aktuell an den visionärsten und spannendsten Vorstellungen von Hip-Hop arbeitet. Auf dem aktuellen Album «Lese Majesty» «inszenieren sich Palaceer Lazaro und sein Komplize Tendai «Baba» Maraire als anonyme Schwerarbeiter im Maschinenraum eines Raumschiffes, das durch
Beni Bischofs Baseballschläger-Mobile aus seiner laufenden Ausstellung im Kunstmuseum erwacht quasi zum Leben und tanzt mit der Ghettofaust an diesem skurrilen Ball im Gin-Tonic-Rausch die Nazidelfine in Grund und Boden, word!, der alte Trashkönig Richard Luger würde Augen machen. DJ Hell himself jettet für diesen Abend extra nach St.Gallen, flankiert von den Metalheads Deaddrunk aus Frauenfeld. Für ein wenig freundlichere musikalische Stimmung in allen Ecken und Löchern des Palace sorgen DJ Stanley Jolly Fokker und Karl Nerudini & Möbius Band, derweil das rote Velo um Bischofs Bilder tanzt. Yeah, das wars noch lange nicht, aber ob die Sologitarristin oder der Tuning-Club Mittelrheintal bei dieser Installation von Bischof tatsächlich vorbeischauen, ist noch offen. Derweil: 1x Gin Tonic bitte!
Eine Nacht im Rahmen der Ausstellung von Beni Bischof im Kunstmuseum St.Gallen in Zusammenarbeit mit der Nachtschicht-Reihe.
In der Ostschweiz ist das Klima fremdenfeindlicher, rassistischer geworden wie andernorts auch. Angesichts dieser Entwicklung sind Schweigen und Resignation gefährlich. Viele Frauen und Männer empfinden grosses Unbehagen gegenüber dieser Entwicklung, fühlen sich aber im Alltag zu unsicher, um bei konkreten Vorfällen zu argumentieren oder zu intervenieren. Gerade im ländlichen Raum fehlt ihnen teilweise die Auseinandersetzung und Vernetzung mit Gleichgesinnten.
Der Roman «Die undankbare Fremde» von Irena Brežná – sie hat 2012 für diesen Roman den Schweizerischen Literaturpreis erhalten – steht im Zentrum der Lesekampagne. In verschiedenen Regionen der Kantone St. Gallen und Appenzell finden – in Zusammenarbeit mit verschiedenen lokalen Gruppen – Lesungen mit der Autorin statt. Die Teilnehmerinnen werden angeregt, im Anschluss daran Lesegruppen zu bilden und das Buch vertieft zu diskutieren.
Durch die Diskussionen über diesen Roman werden festgefahrene Bilder hinterfragt. Schweizerinnen und Schweizer werden mit Ablehnung konfrontiert und müssen sich damit auseinandersetzen und während dem Lesen auch aushalten. Durch dieses Buch, das auch provozieren will und den komplizierten Prozess des Ankommens in einer anderen Gesellschaft aus der Sicht einer Geflüchteten zeigt, müssen wir uns in diese andere Sichtweise hineinbegeben. Die Fremde will vorerst die Schweiz nicht! Sie will gar nicht hier sein! Die Schwarz-Weiss-Sicht kommt diesmal von der Seite der Migrierenden und löst sich erst im Laufe des Buches auf.
In den Roman eingeschoben berichtet Irena Brežná über eindrückliche Erfahrungen als Übersetzerin. Dabei gibt sie Einblick in die alltäglichen Probleme, mit dem sich «Fremde» in der Schweiz konfrontiert sehen und ermöglicht den Leserinnen und Lesern, sich in deren Erfahrungen einzufühlen.
Die Erfreuliche Universität Palace präsentiert im Rahmen der Lesekampagne zwei Veranstaltungen: Am Dienstag, 21. April, liest Irena Brežná aus ihrem Roman, am 28. April spricht Kijan Espahangizi unter dem Motto: «Reden wir über gesellschaftlichen Rassismus». Der Historiker vom Zentrum des Wissens an der ETH Zürich hat sich wiederholt mit pointierten Voten zur postmigrantischen Gesellschaft in die Diskussion eingemischt.
In England macht derzeit ein kurliger Geordie (Newcastle-Eingeborener) mit irrläuferisch-traumhaften Songs Furore: Richard Dawson, der so gar nicht aussieht wie der nächste nette Folk-Songwriter, war schon auf dem Wire-Cover und gab eines der längsten Quietus-Interviews überhaupt. Seine beiden wichtigsten Lieder auf dem neuen Album «Nothing Important» dauern jeweils 16 Minuten und erzählen gefährlich schlingernde Geschichten aus der Kindheit. Bei einem Künstler, der sich für ägyptische Mythologie und apokalyptische Halluzinationen ebenso interessiert wie für Fussball und natürlich Newcastle United, hinken alle Vergleiche. Am ehesten stimmt, dass Dawson den englischen Folk dekonstruiert ähnlich wie Captain Beefheart einst den amerikanischen Blues. Sein erster Auftritt in der Ostschweiz könnte eine wilde Offenbarung werden – und sicher ein einzigartiges Ereignis. Von den Abruzzen, dem Appenzell und Kalifornien herkommend, lassen Anaheim im Vorprogramm über ihren staubigen Western-Valium-Country zwei symbiotisch-sirenenhafte Stimmen kreisen.
LEIDER MÜSSEN WIR DIE HEUTIGE VERANSTALTUNG ABSAGEN - DER DJ IST KRANK!
Du erzählst mir was von wegen Hamburg rockt!
Wir brauchen einen Beat um dieses Beast zu zerstören: Zur Einstimmung auf das Konzert mit Die Sterne spielt der DJ Universal Tellerwäscher Songs von Tocotronic, Die Goldenen Zitronen, Ja, Panik, Fink, Attwenger und vielen mehr!
«Was stehst du hier schon wieder in der Gegend rum, mir scheint, du hast zu viel Zeit» singt ein Chor gleich zu Beginn des zehnten Sterne-Albums «Flucht in die Flucht». Dabei gehörte die Hamburger Band schon immer zu jenen Bands, mit denen man doch nur allzu gerne in der Gegend herumstand, aber auch immer wunderbar tanzen konnte, denn ihre Songs sind unverkennbar und haben seit eh und je eine Menge Soul (und Funk). Im Wirrwarr der Signale und auf der Suche nach Überlebensstrategien in Zeiten der Durchoptimierung aller Lebensbereiche stehen Die Sterne jedenfalls leicht schlunzig aber elegant auf der Bühne ihres Lebens. Selten dürfte man den inneren Monolog neurotischer Grossstadtmenschen zwischen Realität und Poesierausch treffender gehört haben als in «Innenstadt Illusionen», während Sänger und Gitarrist Frank Spilker in «Ihr wollt mich töten» mit Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten durch einen Ost-Western reitet. Die Sterne sind zurück und endlich im Palace zu Gast und das Pizza-Wave-Duo Snøffeltøffs macht den Auftakt.
Manchmal sagt man vertraute Sachen vor sich hin
Auf der Treppe sitzen und die Welt betrachten: Das ging noch immer am besten mit Sätzen dieser Band im Kopf. Am 25. April spielen Die Sterne im Palace.
Von Kaspar Surber
Manchmal sagt man vertraute Sachen vor sich hin, weil man nicht sicher ist, ob sie noch stimmen. Dieser Satz, der verunsichert und beruhigt zugleich, stammt aus einem Song der Hamburger Band Die Sterne. Manchmal sag ich ihn vor mich hin.
Die Sterne waren für mich zuerst eine Aufnahme auf einer Kassette. Der Mitschnitt eines Konzertes, das auf Radio FM4 ausgestrahlt worden war. Der Sender lief früher erst ab sieben Uhr abends, beginnend mit dem Signal einer Dampflokomotive. Komischer Sound zur geheimen Zeit, genau was wir suchten. Gewiss, keine Nostalgie an dieser Stelle, jeder und jede war einmal jünger und hat sich mit grossen Ohren die Welt erschlossen.
Doch Kassetten gehören in die Geschichte der Sterne. Sie erschienen als Sampler erst auf einem Label mit dem unübertroffenen Namen Fast Weltweit. Seine Adresse hatte es in der norddeutschen Kleinstadt Bad Salzufeln. Hier gaben die Sterne ihre ersten Singles heraus, lernten sich Leute wie Frank Spilker, Jochen Distelmeyer oder Bernadette La Hengst kennen. Dann brachen die meisten von ihnen nach Hamburg auf.
Die Sterne waren nie nostalgisch, suchten nicht nach dem Ursprung. Diese Band interessierte sich vielmehr für die Irritation. Nicht für die laute, verstörende, sondern für die leichtfüssige, die gerade um die Ecke biegt. Was bringt einem im Alltag aus dem Tritt oder schafft zwischen zwei Menschen eine Verbindung? Noch ein vertrauter Satz: Wo fing das an und wann, was hat dich irritiert? Was hat dich bloss so ruiniert?
Die Bands, die sich in den 1990er-Jahren in Hamburg trafen, wurden von Musikjournalisten bald als Hamburger Schule bezeichnet. Die Bezeichnung, angelehnt an die Frankfurter Kritiker der Kulturindustrie, war etwas gross und auch pauschalisierend. Und doch gab sie zumindest eine Richtung vor. Wohl unterschieden sich die Bands in ihrem Stil – vom Dandytum Blumfelds über den Agitprop der Goldenen Zitronen, von der Slackerimitation Tocotronic bis zur Countryvariante Fink und nicht vergessen: Parole Trixi! Doch verfolgten sie alle einen vergleichbaren, diskursiven Ansatz. Da käme dann wieder die Kulturindustrie ins Spiel: Das Ich, das spricht, wird im Song selbst ausgehandelt. Und bleibt aller Dekonstruktion zum Trotz politisch und zwar links.
Die Sterne in diesem Kosmos: Vielleicht immer schon etwas gelassener, erwachsener. Die älteren Kollegen, die man gerne um Rat fragt. Denn von allen Gedanken, schätze ich doch am meisten die interessanten. Die Lockerheit lag immer auch in der Musik von Frank Spilker, Thomas Wenzel und Christoph Leich. Angetrieben von der Orgel, die erst Frank Will und später Richard von der Schulenburg spielte, folgten sie dem Funk, dem Soul und dem Swing. Und blieben so auch in den Melodien und Rhythmen offen und beweglich.
Die Hamburger Bands haben sich in alle möglichen Richtungen aus dem Staub gemacht. Tocotronic wandelten ihre Lakonie in Rätselhaftigkeit. Bei den Sternen verfestigte sich die Leichtigkeit zur Eindeutigkeit. Als sähen sie die Krise voraus, hiess es auf dem Album von 2004, dekoriert mit Eigenheimen: Das Weltall ist zu weit. Und der Rest ist schon verteilt. Praktische Ratschläge zum Widerstand folgten sogleich: Pass einfach auf, dass dich niemand sieht oder wenn, lass sie dich nicht erkennen. Du solltest dich nicht zu auffällig bewegen und auf keinen Fall rennen. Hau drauf und hau ab!
Dass die Sterne in den letzten Jahren optimistischer geworden wären, lässt sich angesichts des neuen, rockigeren Albums Flucht in die Flucht nicht unbedingt behaupten. Kühl die Beschreibung aus Sicht eines Investors, der mit seinem Wagen durch die Innenstadt kreist: Was für eine Immobilienblase? Die Mehrheit will das so. Packend, als wär’s ein Western, gesungen im Duell, ein weiterer Song: Ihr wollt mich töten? Ihr findet das normal. Und dann eine Wendung, wie sie am besten immer noch diese Band kann: Legt jetzt los, macht keine Fehler. Sonst bin ich schneller.
In der Ostschweiz ist das Klima fremdenfeindlicher, rassistischer geworden wie andernorts auch. Angesichts dieser Entwicklung sind Schweigen und Resignation gefährlich. Viele Frauen und Männer empfinden grosses Unbehagen gegenüber dieser Entwicklung, fühlen sich aber im Alltag zu unsicher, um bei konkreten Vorfällen zu argumentieren oder zu intervenieren. Gerade im ländlichen Raum fehlt ihnen teilweise die Auseinandersetzung und Vernetzung mit Gleichgesinnten.
Die Erfreuliche Universität Palace präsentiert im Rahmen der Lesekampagne zwei Veranstaltungen: Am Dienstag, 21. April, liest Irena Brežná aus ihrem Roman, am 28. April spricht Kijan Espahangizi unter dem Motto: «Reden wir über gesellschaftlichen Rassismus». Der Historiker vom Zentrum des Wissens an der ETH Zürich hat sich wiederholt mit pointierten Voten zur postmigrantischen Gesellschaft in die Diskussion eingemischt.
Wie tönen die Ausserirdischen? Warum haben die Merkurbewohner keine Verwendung für irdische Philosophie? Wie konnte Lemuel Gulliver die beide Marsmonde bereits 150 Jahre vor der professionellen Astronomie entdecken? Der Literaturwissenschaftler Philipp Theisohn sucht nach Antworten in der Geschichte der ausserirdischen Phantasie und stösst auf bemerkenswerte Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Wissenschaft. Mehr noch: Das den Büchern entsteigende Universum entziffert sich ihm als Speichermedium einer virtuellen, nichtmenschlichen Kulturgeschichte. Bit-Tuner entwickelt aus den in diesem Speicher aufgefundenen Erzählungen und Bildern eigene Soundscapes und Beats, diese setzt er in jeder Live-Performance wieder neu zusammen.
Achtung! Neuer Zeitplan aus technischen Gründen:
21.00 Scarlett O'Hanna
22.00 She Keeps Bees
23.30 Matthew E. White
Bei einer derartigen Stimme kommen einem die grössten Referenzen in den Sinn: Cat Power und PJ Harvey. Bei Jessica Larrabee knorzt es in den Songs ebenfalls wunderbar an allen Ecken und Enden. Apropos: Der Blues schlägt nicht nur eine Verbindung zu den beiden genannten Kolleginnen, sondern auch zu manchem Duo, nur rauscht er bei Larrabee und ihrem Partner und Schlagzeuger Andy LaPlant besonders ausgemergelt-rockig. Blumiger fährt Matthew E. White ein: In seinem Tourbus herrscht wohl meistens ausgelassene Stimmung. Aber nicht, weil White ein oversexed Crooner wäre, vielmehr tänzelt er zum Country-Soul seiner famosen Band mit frohgemutem Organ durch die Songs und kommt schliesslich im zeitgemässen und grossen Pop an.
Der Beinahe-Kollaps der Finanzmärkte 2008, der ungebremste Klimawandel, die Zunahme sozialer Ungleichheit: Nichts scheint die Dominanz des Neoliberalismus gefährden zu können. Warum ist das so? Muss die kapitalistische Marktwirtschaft bloss reformiert oder überwunden werden? Was gibt es für Alternativen zum Kapitalismus?
Bernhard Walpen, Sozialwissenschaftler, Beat Ringger, geschäftsführender Sekretär «Denknetz»
Als Reporter und Kolumnist beim Magazin des Tagesanzeigers hat er den Sound der Nullerjahre mitgeprägt. Was wurde an den WG-Tischen gelacht, wenn er über die Schwierigkeiten schrieb, eine Gartenschere zu kaufen – oder war es ein Wagenheber? Küngs Obsession zum Detail, seine Forderung nach Qualität und Humor rangen jedenfalls dem schnöden Konsum eine (pop)kulturhistorische Ebene ab. Und immer wieder taucht in den Texten seine Frau auf. Und indirekt um sie geht es in seinem Roman «Wir kennen uns doch kaum»: Autobiografisch wohl nicht ganz wasserdicht, aber gewohnt flüssig und popkulturell erhellend, erzählt er, wie sich Moritz und Meta kennen und lieben lernten.
Im Jahr 2011 wird die Beatgeschwindigkeit heruntergeschraubt, Trap hält Einzug in den Mainstream. Das Jahr wird von Veröffentlichungen der zukünftigen Rap-Stars Kendrick Lamar, A$AP Rocky, Tyler The Creator und Action Bronson geprägt, vieles erscheint online auf Mixtapes. Durch den Abend führt das Rap History-DJ-Team zusammen mit der R.R.G.P. aus Zürich.
Allerletzte Folge! Mit Snacks und Mitternachtsüberraschungsfilmvorstellung!
Mit einer ultimativen Worst-of-Worst-Case-Folge feiern wir das Ende der Vortragsserie zu schlechter Kunst. Was haben wir gelacht und zuweilen auch leer geschluckt, wenn Storm und Störmer in den vergangenen 15 Folgen die miesesten Bücher vorgestellt, die schlechtesten Sexszenen gezeigt und die haarsträubendsten Ratgeber präsentiert haben. Nun also gibt es eine letzte geballte Ladung an Tiefpunkten dieser Reise mit vielversprechenden Akteuren wie Klaus Kinski, Paulo Coelho, Bushido, Muammar Gaddafi, David Hasselhoff, Oskar Freysinger und vielen mehr. Mit Pausensnack und einer Late-Night-Überraschungsfilmvorstellung ganz zum Schluss!
Die Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre erfreuen sich in der Schweiz – gerade unter männlichen Studenten - nach wie vor grosser Beliebtheit. Wir setzen uns an diesem Abend mit der historischen Entwicklung dieser Studienrichtungen auseinander und werfen einen Blick auf deren aktuellen, gesellschaftlichen und politischen Einfluss.
Susanne Burren, Fachhochschule Nordwestschweiz und Hanno Pahl, Universität Luzern
Nachdem sie im Herbst im Palace den Wind vertont haben, kollaborieren Patrick Kessler und Sven Bösiger mit dem New Yorker Soundtüftler Fa Ventilato aka Fuckintosh und liefern den Soundtrack zum Film «Tishe» von Viktor Kossakovski. Dieser hat während einem Jahr aus dem ersten Stock seiner Wohnung in St. Petersburg eine Strassenkreuzung gefilmt und dabei faszinierendes Strassenleben eingefangen, das von Verbrechen über Romantik bis zur amüsanten Kunst des Strassenbaus alles zu bieten hat. Im Palace stellen wir diese Perspektive nach, indem sich das Publikum auf dem Balkon befindet, der Film auf den Boden projiziert wird und die Musiker dazu spielen.
Es funkt schon länger zwischen dem Palace und dem Sur Le Lac, dem alljährlichen kleinen grossen Fest der Musik auf der Eggersrieter Höhe. Da ist es höchste Zeit, machen wir beim traditionellen Vorfestivalfest gemeinsame Sache. Beim Sur Le Lac en Ville spielen die Lausanner Electro-Pop-Band Larytta, bekannt für ihren Videoclip «Osama Obama», und Batman aus dem Rheintal, der mit einer One-Man-Lo-Fi-Wave-Show Furore macht. TNT und Soma FM bringen elektronische und gitarrenverstärkte Sounds der Stunde auf den Dancefloor. Also dann, Sur Le Lac mitenand!
Achtung: Wegen schlechtem Wetter kein Grill im Garten!
Nach der grossen Afrobeat-Sause im April sind DJ Crownpropeller – the sugar daddy of Syncopation – und DJ Rev Stoned Eye (Raunchy Rawhide Chicken) bei Herr Wempe zu Gast. Bei der letzten Folge von Soul Gallen vor der Sommerpause gibt es Early Soul, Jazz, Doo Wop und Rhythm’n’Blues auf die Ohren.
Hilft inzwischen sogar Schlager gegen das unendlich traurige Leben im Kapitalismus? Wir könnten es vielleicht glauben, wollen es aber im Konzert von Dagobert selber überprüfen. Der in Berlin zum Szenenstar gewordene Aargauer Modernschlagersänger und Bergfan Dagobert wandert auf den Gipfeln der Melancholie und greift schamlos oft in die Klischeekiste. Man kann ihn inbrünstig lieben oder nur noch den Kopf schütteln, wird aber gewiss anerkennen, was die «Jungle World» über den Schweizdeutschen schreibt: «Dagobert war nie Persiflage und schon immer mehr als der lustige Typ, auf den sich Kunstszene, Hipster und echte Schlagerfans einigen können.»
Baumeister konstruiert mit tiefen Bässen und sphärischen Melodien klingende Schlösser. Geprägt vom UK-Bass der frühen 2010er-Jahre und der zur selben Zeit immer aktiver werdenden Beatmaker-Szene in Los Angeles und Chicago, spielt Baumeister experimentellen HipHop, Dubstep, Grime und Footwork. Neben einem DJ-Set wird Baumeister an diesem Abend auch ein Live-Set mit seinen aktuellen Produktionen zum Besten geben.
Mit ihrer eigenwilligen und vorwärts gerichteten Mischung aus Garage-Rock und Blues taten sich The Gories in den späten 80er-Jahren stilprägend hervor. Sie entfesselten eine Bewegung, die ein Jahrzehnt später Bands wie die Black Lips, Ty Segall oder sogar The White Stripes hervorbrachte. Ebenso rasch, wie sie aufgetaucht ist, verschwand die Band 1992 von der Bildfläche. Die beiden Gitarristen und Sänger Dan Kroha und Mick Collins formierten später die Dirtbombs und Danny & The Darleans, welche in Jim Jarmuschs letztem Film «Only Lovers Left Alive» prominent zitiert werden. The Gories sind ein Teil der vielbedeutenden Detroiter Musikgeschichte und spielen erstmals seit den frühen 90er-Jahren wieder in der Schweiz. Den Support macht die Garage-Punkband Mystery Park.
Staatsschutz- und Geheimdienste treiben ihr Geschäft nicht nur im Staatsinnern, sondern vermehrt im supra- und internationalen Rahmen. Zusammenarbeit ist angesagt. Bürgerliche Freiheiten und Kontrolle bleiben dabei auf der Strecke. Es ist an der Zeit, über Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Gegenwehr nachzudenken.
mit Heiner Busch, Journalist
Das Podiumsgespräch des 11. Sozial- und Umweltforums in St.Gallen widmet sich angesichts der zahlreichen aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen den Fragen: Warum wird Krieg zur Perspektive? Wer profitiert und wer verliert? Im Gespräch sind Vertreterinnen und Vertreter der Gesellschaft Schweiz ohne Armee (GSoA), der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace und der Sicherheitspolitischen Kommissionen SiK, moderiert wird das Gespräch von Hans Fässler.
Killer Mike und EL-P veröffentlichen «R.A.P. Music», Frank Ocean outet sich in einem grossen Trari Trara als homosexuell und bringt das mit Bestnoten versehene Album «Channel Orange» heraus. Im Mai 2012 stirbt Adam Yauch (MCA) der Beastie Boys an Krebs. Nas ist zurück mit der LP «Life Is Good» und aus Compton besteigt der neue Rap-König Kendrick Lamar mit «good kid, m.A.A.d. city» den Thron. Durch den Abend führen die Gast-Professoren That Fucking Sara und Khaderbai zusammen mit dem Rap History DJ-Team.
Noch immer spielt sie zusammen mit ihrem Mann – dem grossartigen Gitarristen ihrer Band – an Hochzeiten in Mauretanien feine Konzerte. Seit Moura Mint Seymali letztes Jahr auf Glitterbeat ihr Album veröffentlichte und sie auf den Musik-Redaktionen vor Freude in die Hände klatschten, hat sich für die junge Griot einiges verschoben; diesen Sommer stehen auch die grossen Festivals auf dem Tourplan. Ihre Interpretation der Jahrhunderte alten maurischen Griot-Musik fürs grosse Soundsystem packt zu. Wir freuen uns schon sehr, die musikalische Reise durch Westafrika fortzusetzen, und mit ihr durch die Nacht zu tanzen.
Hinter verschlossenen Türen verhandelt eine Gruppe von 21 Staaten ein neues Freihandelsabkommen, darunter die USA, Kanada, Australien, Japan, die Europäische Union und auch die Schweiz. Die Staatengruppe nennt sich «Really Good Friends of Services» – die Verhandlungsführer haben aber vor allem die Interessen der grossen Konzerne im Sinne. Alle Dienstleistungen, insbesondere die Leistungen des Service Public sollen dem globalen Markt geöffnet werden.
mit Stefan Giger, VPOD, Barbara Gysi, Nationalrätin und Präsidentin kantonaler Gewerkschaftsbund
Salon Sonore heisst unsere neue Musikreihe mit dem gemütlichen Setting, das dazu einlädt, abseits vom Wochenendrummel im Plüschsessel zu versinken. Dabei zu hören sind Platten fürs imaginäre Kino, auf der Leinwand flimmern Filmaufnahmen und vielleicht spielt auch mal jemand auf dem Flügel. Dieses Mal präsentiert DJ Jiri Makovec einen eklektischen Mix mit Musik von Tschechien bis Brasilien. In einer Nachricht an uns beschreibt er sein Programm so:
Imagine psychogeography, where you let yourself drift within the city according to self imposed laws. Within my musical land-and cityscape, I also like to let myself wander associatively - and throughout time. Descend to legendary Roxy roller-skates nights in NY to the sound of DJ Danny Krivit and free float on a skateboard along Ariel Pinks blond hair. Sink in the couch with your eyes open to Sun Ra and tip your toe to Todd Terje. To confuse Brian Adams with Brian Ferry is like ice skating on grass...I won’t play both of them, although my mum used to breast feed me to Roxy music.
Die fünf Stahlbergers haben ihre Instrumente ausgetauscht, Sonnenbrillen aufgesetzt, schicke Schuhe angeschnallt und die Haare gerichtet. Blumen Touch machen mit Science-Fiction-Schlagerballaden und Disco-Stampfern Musik aus der Vergessenheit, für die Vergessenheit. Emotionale Popmusik ohne Tiefflieger ins musikalisch seichte oder kitschige Gewässer gibt es an diesem Abend von der St.Galler Band Fraine. Im Palace präsentiert sie ihre neue EP «Assuming Eternity». Manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Struktur entstehen Zayks psychedelische Klangwälder, in denen man sich ohne weiteres verirren kann. Intuitiv geben Gitarren, Bass, Synthesizer und Schlagzeug die Route durch Dickicht und Lichtungen vor.
20:45 ZAYK
22:15 Fraine
23:45 Blumen Touch
00.30 OpenAir St.Gallen DJ Set mit DJ Ebly
Er spielte in Kurt Viles Band Gitarre und veröffentlicht seit acht Jahren unter seinem eigenen Namen Platten. Bei Gunns eigener Band geht es ein bisschen weniger staubig zu als bei Vile – auch wenn man sich ihn ebenfalls gut auf der Bühne in irgendeiner von allen guten Geistern verlassenen Knelle aus vergangenen Zeiten vorstellen kann. Die folkigen Gitarrenklänge prasseln hier jedenfalls von allen Seiten auf einen ein und verfehlen ihre einlullende und eine leichte Trance hervorrufende Wirkung nicht. In definitiv anderen Sphären trudeln Mary Lattimore & Jeff Ziegler durch den Space: Die improvisierten Soundcollagen der Harfenspielerin und des Multiinstrumentalisten sind wie das Flimmern auf der langen Strasse, die durch Gunns Sumpflandschaft führt.
Niemand hat öfter im Palace gespielt als er: Jeffrey Lewis, der letzte Beatnik von New York City, wandelndes Musiklexikon und schlauer Charmeur, kommt diesmal mit seiner «Frauenband». Heather Wagner und Caitlin Gray legen einen wunderbaren Boden für Jeffreys psychedelisch ausufernde Lieder über Kommunismus, Urwelten, Geld, Liebe, Punk oder, haha, The Fall. Genre? Warmherziger Folk und Garage-Noise, brillant kombiniert, als wäre Woody Guthrie der Anführer von Sonic Youth. Zuletzt tourte Jeffrey mit Fat White Family und holte Peter Stampfel (Fugs, Holy Modal Rounders) aus der Versenkung.
The Peoples Republic bezeichnen ihren Stil als Death Pop. So richtig abkaufen will man ihnen das aber nicht. Am Mikrofon steht nämlich Ben Stokvis, bekannt für die herzerwärmenden Auftritte mit den inzwischen aufgelösten Thomaten und Beeren. Mit ausufernden Songs kostet seine neue Band einen klassischeren Gitarrensound aus.
Für alle FreundInnen des Hauses ein Pflichttermin!
Es heisst, die Decke des Bahntunnels unter unseren Füssen bröckle. Es sei nicht unsere Musik dafür verantwortlich, sondern das Alter der Tunneldecke. Geschnitten und weggehoben werde sie. Bevor die spektakuläre Baustelle am Blumenbergplatz zwischen Juli und August losgeht, sezieren wir zum Saisonschluss unsere Musiksammlung durcheinander und die Getränkelager werden leergetrunken. Natürlich wird auch der Grill auf unserer sicheren Raucherinsel angeworfen. Dazu gibt es haufenweise Specials für diese letzte Saisonnacht, denn wir werden bis kurz vor Türöffnung nicht wissen, wer was auflegen wird, ob Platten, Würste, CDs oder Veggie Burger. Vielleicht kommt ein Konzert dazu, eine Lesung, eine Podiumsdiskussion - oder die Decke bricht zusammen, die Hausdecke. Nun man kennt das in der Schweiz, dass mit Sicherheit zu viel Sicherheit schadet.
Programm-Telegramm: +++ Wir freuen uns, schaut la grande DJ Marcelle aus Amsterdam zum Saisonschluss vorbei +++ Zudem laden The Weaponstore & Reziprok, ansonsten für den Empfang zuständig im Palace, zum Tanzexperiment +++
Erste Führung: 16:00 Uhr, zweite Führung: 18:00 Uhr (Treffpunkt jeweils Dufourstrasse 77)
Eine Führung der St.Galler Denkmalpflege zu drei ganz unterschiedlichen Orten gesellschaftlichen Austausches, wo in den Jahrzehnten vor und nach 1900 die Nacht zum Tag wurde: Der Mangel an Konzertsälen in der Stadt St.Gallen veranlasste den Südtiroler Bauherrn Pietro Delugan 1890 zum Bau eines Konzerthauses mit Aussichtsbalkon auf dem Rosenberg. Fünf Jahre später errichtete der Architekt Wendelin Heene das Casino – auch bekannt als Katholisches Gesellenhaus – an der Rorschacherstrasse 50 (heutiges Hotel Ekkehard). Mitten in der Wirtschaftskrise wurde 1924 am Fusse des Rosenbergs das Cinema Palace errichtet. Die drei Bauten widerspiegeln verschiedene Facetten des städtischen Nachtlebens sowie die Vielfalt an Baustilen, die um 1900 in St. Gallen vorherrschte. Die etwa einstündige Führung gibt Einblicke in die Baugeschichte sowie die ursprüngliche und heutige Funktion dieser drei Gebäude.
Weitere Informationen:
http://www.nike-kultur.ch/hereinspaziertch-denkmaltage/programm-2015/detail/nc/1/vd/24928/
Freundinnen und Freunde der Nacht, am Samstag ist es soweit: Wir können im Palace die zehnte Saison eröffnen! Unsere Haus-DJs mit dem schönen Namen «Die lahmen Posaunen» blasen zum Untergang des Abendlands und spielen Sounds aus aller Welt. Neu in dieser Saison: Die Reihe «Discoparat» ersetzt «Space is the Place».
Und der erste Abend soll auch ein Bekenntnis zur Öffnung werden. Angesichts der dramatischen Situation der Flüchtlinge an den europäischen Grenzen wird der Gewinn des Eröffnungsabends dem Solidaritätshaus St.Gallen zukommen, das sich praktisch für die Flüchtlinge einsetzt. Ausserdem haben wir Anfragen in alle Himmelsrichtungen verschickt: Jeweils zur vollen Stunde werden Gruss- und Videobotschaften zur Öffnung der Grenzen vorgetragen. Europas Mauern werden fallen, an die Anemonen und Korallen: Wir freuen uns, euch zu sehen!
Das Programm der Eröffnungsbotschaften für alle Anwesenden und Ankommenden:
22.30 Uhr: Solihaus-Delegation
23:30 Uhr: Arber Bullakaj
00.30 Uhr: Dorothee Elmiger (Ton)
01.30 Uhr: Dirk von Lowtzow (Video)
Die 24-jährige Amerikanerin Mackenzie Scott, die sich nach ihrem Grossvater Torres nennt, kommt mit ihrem Grunge-Folk gerade richtig. Ihr grandioses zweites Album «Sprinter» beschreibt sie selber als eine Meditation über ihre baptistisch-konservativen Wurzeln in den Südstaaten, aber aus einer kosmischen, futuristischen Perspektive. Die spirituelle Wut erinnert an PJ Harvey und lässt wahrlich niemanden kalt, es jubelt zurecht nicht nur der NME: «Wenn es um eine Begleitung durch die emotionalen Schlachtfelder geht, ist Torres als Sängerin die erste Wahl.» Die Sängerin und Gitarristin Katie Harkin (Sky Larkin) wird gleichermassen angetrieben von einem Leben unter- wegs sowie einer starken Bindung zum Norden Englands.
«Industrial Soundtrack For The Urban Decay» dokumentiert die Herkunft der Industrial-Musik, nimmt die Zuschauer_innen mit auf eine Reise durch die pulsierenden Städte ihrer Herkunft bis hin zur amerikanischen Avantgarde-Szene. Andreas Gerth (Tied & Tickled Trio) und Florian Zimmer (Saroos) präsentieren ihr neues Projekt Driftmachine und arbeiten dazu mit drei gekoppelten Modularsystemen. Ihr Debut «Nocturnes» besticht durch hypnotische, dunkle Dub-Sequenzen und lässt uns in einen tranceartigen Zustand abtauchen. Inspiriert von Spaghetti-Western-Soundtracks vertont die Synth-Musikerin Tara Busch im Projekt I Speak Machine den Film «The Silence» von Maf Lewis.
Willkommen zurück! Die beliebte Tanz- nachtreihe startet mit Gästen aus Fribourg in die neue Saison. Die Trottles of the Dead tischen uns ihre exzellente Auswahl an Rhythm’n’Blues-, Soul- und Rock’n’Roll-Platten auf.
Weiter geht es die Stufen runter ins dunkle Kellerloch, wo Das Labor (Karawan & Reziprok) seine toxische Mi- schung aus Techno, Rap und Eigenkre- ationen zum Brodeln bringt.
Kurz bevor wir die Gegenwart eingeholt haben, mischen El-P und Killer Mike in ihrer Zusammenarbeit als Run The Jewels die Rap-Szene auf, während Trap mit A$AP Ferg, 2Chainz oder Chance The Rapper die Black-Music-Charts dominiert. Durch den Abend im Hörsaal der Palace Universität führen DJ Reezm, Paul Neumann, R.R.G.P. und MathK.
+ 1 zum Sonntagabendkonzert: Deine Begleitung bezahlt keinen Eintritt!
Maurice Louca ist ein wahrer Mastermind, wenn es um das Vermengen von Shaabi, der Strassenpopmusik Ägyp- tens, elektronischen Beats und psychedelischer Rockmusik geht. Der Musiker aus Kairo gehört zu den aufregendsten Gestalten der pulsierenden arabischen Musikszene. Der Sound? Einzigartig und immer wieder überraschend. Hier gibt es wirklich etwas zu entdecken. Louca verflechtet arabische Rhythmen, Samples von Stimmen und Töne von allerlei Instrumenten zu einem po- lyrhythmischen Trip, der live von zwei Musikern am Schlagzeug und an der Bassgitarre begleitet wird.
Die Enthüllungen des NSA-Whistleblower Edward Snowden haben uns den Zugriff der Geheimdienste auf Internetdaten drastisch vor Augen geführt. Die Geschäfte von Google/Alphabet zeigen, dass die Digitalisierung in immer neue Lebensbereiche vordringt. In der Schweiz kommt die Diskussion über Datensicherheit endlich in Fahrt: Das Parlament hat auf Initiative von SP-Ständerat Paul Rechsteiner der Einsetzung einer Kommission zur Zukunft der Datenbearbeitung und Datensicherheit zugestimmt. Mit der Revision des Nachrichtendienstgesetzes (NDG) und dem Bundesgesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Büpf) soll die Vorratsdatenspeicherung eingeführt werden, die vom obersten Schweizer Datenschutzbeauftragten Hanspeter Thür als grundrechtlich heikel beurteilt wird. Im Palace kommt es zu einem hochkarätigen Podium zum Thema: Paul Rechsteiner, Hanspeter Thür und Markus Wirrer vom St.Galler E-Commerce-Dienstleister Namics diskutieren die aktuellen Herausforderungen bezüglich Datensicherheit. Moderation: Carlos Hanimann, Journalist WOZ.
Seit längerer Zeit steht die Sozialhilfe im medialen und politischen Kreuzfeuer. Als letztes Netz schützt sie die Existenz, fördert die wirtschaftliche und persönliche Selbständigkeit sowie die soziale und berufliche Integration betroffener Personen. So trägt sie massgebend zur Wahrung des sozialen Friedens bei. Die Sektion Ostschweiz von AvenirSocial will mit dem Fachbereich Soziale Arbeit der FHS St.Gallen zukunftsfähige Wege und praxiserprobte Projekte der Sozialhilfe vorstellen und diskutieren. Die Veranstaltung möchte damit einen Beitrag zu einer sachlichen Auseinandersetzung leisten und aufzeigen, dass eine wirksame und finanzierbare Sozialhilfe keine Utopie ist, sondern mit dem entsprechenden politischen Willen realisierbar wird. Nach einem Einstiegsreferat von Thomas Knill, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FHS St.Gallen, werden zwei ausgewählte Projekte vorgestellt und diskutiert.
Heavy Rock'n'Roll-Garage: The Nightingales, Post-Punk-Legenden und John-Peel-Lieblinge aus Birmingham, spannen auch auf ihrem neusten Album «Mind Over Matter» packende Bögen von Rockabilly bis Krautrock und gelten mit gutem Grund als eine der besten Live-Bands Englands. Grossartig die Gitarren, umwerfend ihr Sänger Robert Lloyd, ein Genie in der Liga von Mark E. Smith oder Nick Cave, wuchtig speziell auch die erneuerte Rhythmusfraktion mit Schlagzeugerin Fliss Kitson (Violet Violet) und Bassist Andreas Schmid (Faust). Der passende Support kommt aus Genf: The Staches garantieren frischen Lo-Fi-Garage-Punk und sind auch in der Ostschweiz schon wohl bekannt.
Die Neo-Klassik hat mit Nils Frahm oder Max Richter schon längst die Orchesterhalle verlassen und die Clubs erreicht. Schliesslich ist der Club ein Ort der Musikentmusealisierung. Und auf diesem Platz sind die Grenzen offen. So ähnlich verhält es sich auch mit dem in Südengland geborenen und mittlerweile in Italien lebenden Komponisten Greg Haines. Bei seinem Dub-Ambient mit leichtfüssiger Dramatik handelt es sich um eine kontrollierte Halluzination. Die nächstliegenden Koordinaten können Klaus Schulze, Philip Glass oder auch Rhythm & Sound sein. Mit Piano, Synthesizern und verschiedenen Tape-Layers scheinen sogar Afrobeat und Minimal Music durchkreuzbar. Damit die Gitarren nicht zu kurz kommen, vervollständigt das St.Galler Post-Rock-Duo ENO mit seinen Ambient-Soundscapes das Abendprogramm.
So viele Menschen wie nie zuvor machen sich in diesem Jahr auf die riskante Reise über das Mittelmeer: Sie fliehen aus dem Bürgerkrieg in Syrien oder der Militärdiktatur in Eritrea und suchen Zuflucht im sicheren Europa. An diesem Abend stellen Aktivist_innen von Watch The Med Alarmphone ihre Arbeit vor. Das Alarmtelefon für Flüchtlinge in Seenot ist rund um die Uhr in Betrieb. Aktivist_innen auf beiden Seiten des Meeres informieren bei einem Alarmruf Küstenwachen und Schiffskapitäne.
Die Flüchtlingskatastrophe hat über den Sommer eine neue Betroffenheit und Hilfsbereitschaft ausgelöst. An diesem Abend soll diskutiert werden, welche neuen Aktionsformen dabei enstanden und wie daraus eine neue Asyl- und Flüchtlingspolitik entstehen kann. Mit Lukas Keller, Autonome Schule Zürich, Katharina Morawek, Kuratorin Shedhalle der Roten Fabrik, Simon Sontowski, Grenzregimeforscher am Geografischen Institut der Uni Zürich. Moderation: Kaspar Surber, Palace. Ein Abend der Erfreulichen Universität in Kollaboration mit dem Antirassismustreff Cabi.
Saundra Williams und Starr Duncan Lowe sind zwar nur wenige Häuserblöcke voneinander entfernt in der South-Bronx aufgewachsen, zu einer ersten Begegnung kam es jedoch erst Mitte der Achtziger-Jahre bei einer Open-Mic-Nacht in Harlem. Seither kreuzten sich die Wege der beiden Soul-Sängerinnen des Öfteren, wobei ein Name immer wieder eine grosse Rolle spielte: Miss Sharon Jones. Seit Mitte der Neunziger stehen sie gemeinsam mit der Soul-Diva auf der Bühne, zuletzt als Backup-Sängerinnen bei Sharon Jones’ Band The Dap-Kings. Als Duo sorgen Saun & Starr mit dem Debutalbum «Look Closer» für fabelhaften Zuwachs in der Daptone-Records-Familie. Mit ihren herzhaften Retro-Soul-Hits werden sie und ihre Band bei der Soul Gallen-Gemeinde für Entzücken sorgen.
Anschliessend Soul-Gallen-Party mit Herr Wempe und Vinylist Sir Dancealot! Eintritt: Fr. 10.-
Matinée mit den Künstlerinnen Noémi Kiss und Tanja Ostojić
Die Bewegung von Körpern über Grenzen hinweg ist heute selbstverständlich. So entstehen transnationale Räume, seien sie medial vermittelt oder real verkörpert. Doch für wen werden Räume geöffnet, für wen rigide verschlossen?
Im den Werken der serbischen Künstlerin Tanja Ostojić und der ungarischen Schriftstellerin Noémi Kiss sind diese Fragen zentral. Welche Räume sind für wen wie zugänglich, welche Machtpraxen werden dabei angewandt und welche Bedeutung hat hierbei Geschlecht?
Nach einer Einführung durch Dr. Christa Binswanger (HSG) und Dr. Scott Loren (PHSG) geben Kiss (Deutsch) und Ostojić (Englisch) Einblick in ihr Werk.
Eine Gruppe Journalist_innen mit nicht bio-deutschen Namen schiesst die «Scheisse zurück in die Umlaufbahn»: Von der taz-Redaktorin Doris Akrap moderiert, wetteifern sie an Lakonie nicht zu übertreffen darum, wer die hässlichsten, fremdenfeindlichsten und in ihrer bodenlosen Dummheit zum totlachendsten Leser_innen-Zuschriften bekommt. Kommt alle – und lacht gemeinsam mit der hochkarätigen Truppe die Rassisten und Hinterwäldlerinnen ungespitzt in den Boden!
Mit: Mely Kiyak (Zeit online), Mohamed Amjahid (Die Zeit), Hasnain Kazim (Der Spiegel), Deniz Yücel (Die Welt), Moderation: Doris Akrap
Anschliessend Tanzmusik mit DJ Naurasta!
Postmigrantisches Kabarett
von Carlos Hanimann für das Palace-Programm
Sie schreiben über die doppelte Staatsbürgerschaft und migrantische Jugendliche. Sie recherchieren über den Nazi-Terror des NSU und über die Finanzströme des IS. Sie kommentieren den politischen Alltag in Deutschland und fassen Fussballweltmeisterschaften zusammen. Sie berichten aus Flörsheim, Istanbul oder Berlin. Sie arbeiten für die taz, die Zeit und den Spiegel. Sie sind Journalist_innen.
Und wie alle Journalist_innen erhalten sie hin und wieder unfreundliche Briefe von der Leserschaft. Nur: Sie kriegen nicht dieselbe Hasspost wie die Müllers und Meiers auf den Redaktionen. Denn sie heissen Topçu, Gezer, Yücel oder Musharbash – und egal, über welches Thema sie schreiben: Die Briefe, die sie bekommen, sind allzu oft zutiefst rassistisch. «Mohammedanerweibchen», «Türkentrulla» oder «Islam-U-Boot» heisst es dann in diesen Zuschriften. Oder: «Schön, dass Sie zwischen zwei EhrenmordennochZeitfinden, eine Kolumnezuschreiben.» MancheLeser_innen beklagen sich über Rassismus und tappen selbst in die Falle: «Rassismus von einem Türken in einem fremden Land hat in meiner taz nichts verloren.» Und wieder andere würden die Journalist_innen am liebsten zurück in ihre «Heimat» schicken, ins «Fickdeppenarschland».
Die Briefe sind nicht lustig, aber die Journalist_innen, die sie erhalten, ha- ben daraus eine witzige Sache gemacht: Sie lesen sie vor versammeltem Publikum vor. Es ist ein Wettstreit der Dummheiten, ein Poetry Slam der besonderen Art. Hate Poetry haben sie die Veranstaltungsreihe genannt, auf der meist vier bis fünf Journalist_innen auftreten und sich die dümms- ten und rassistischsten Beschimpfungen um den Kopf hauen. Am Ende kürt das Publikum eine Siegerin, einen Sieger. Aber wer gewinnt, ist neben- sächlich. Wichtiger ist, dass die Autor_innen mit den Beleidigungen nicht alleine bleiben und stattdessen «die Scheisse zurück in die Umlaufbahn» schicken, wie Zeit-Reporter Yassin Musharbash einmal sagte.
Entstanden ist die Idee vor ein paar Jahren in einer bierseligen Runde. Bald darauf fand die erste Lesung im Berliner Café der taz-Redaktion statt und war ein voller Erfolg. Mittlerweile füllen die Journalist_innen Hallen in ganz Deutschland.
Geht das? Darf man das? Lachen, wenn einer schreibt: «Nette Dönerverkäufer abknallen, aber Deniz Yücel stehen lassen. Wo ist der NSU, wenn man ihn braucht?» Ja, man darf. Man soll. Unbedingt sogar, gerade wenn einem das Lachen bis- weilen im Hals stecken bleibt. Deniz Yücel, einst Redaktor bei der taz, heute Korrespondent der Welt in Istanbul, sagte in einem Interview mit der WOZ: «Ihr wollt uns erniedrigen, ihr Spackos? Wir nehmen euer Zeug, machen da- raus eine Abendshow von zwei, drei Stunden, unterhalten 300 Leute damit, und manchmal verdienen wir auch noch Geld mit eurem Scheiss.» Hate Poetry ist eine betont antirassistische Show, die sich genau darin von den mittlerweile gängig gewordenen Leserunden verunglimpfter Redak- tor_innen unterscheidet. Das macht die Lesungen zu postmigrantischem Kabarett, in dem selbstbewusst mit Klischees und Beschimpfungen ge- spielt wird, bis man sich fragt: Worüber lache ich da eigentlich?
Wer sich hin und wieder in die Kommentarspalten der Online-Newsportale verirrt, kann es mit der Angst zu tun bekommen. Da spricht der offene Hass, der blanke Rassismus, die bodenlose Dummheit. Was soll man damit anfangen? Sich ärgern? Sich wehren? Die Protagonist_innen der Hate Poetry-Reihe haben einen anderen Weg gewählt, der sich leicht anfühlt und verdammt viel Spass macht: Sie lassen die Rassist_innen rechts liegen und lachen über sie. Der Witz als Waffe – vielleicht ist das die beste Antwort auf die Einfältigkeit der selbsternannten Heimatretter_innen: Im Spott schlummert die Macht der Ohnmächtigen.
Carlos Hanimann erhält selten hasserfüllte Leserbriefe, rassistische so gut wie nie. Dafür kriegt er des öfteren verschwörungstheoretische Abhandlungen, meist verschickt in Kopie an den Bundesrat.
Erneut werden Millionen von Franken für Wahlwerbung ausgegeben, doch weiterhin weigern sich die bürgerlichen Parteien und die Wirtschaftsverbände, ihre Sponsoren offenzulegen. Die Schweiz, die sich gerne als demokratische Musterschülerin gibt, wurde deswegen wiederholt von der OECD kritisiert. Doch die Einflussnahme auf die Beratungen in Bern läuft nicht nur über die finanzielle Unterstützung. Auch der Lobbyismus spielt eine entscheidende Rolle, wie sich jüngst in der Affäre Markwalder zeigte: Durch Vermittlung der PR-Agentur Burson Marsteller lancierte die FDP-Politikerin Vorstösse für das kasachische Regime. Der langjährige Bundeshausredaktor und Buchautor Viktor Parma («Wer regiert die Schweiz?», «Die käufliche Schweiz») ist ein Kenner und Kritiker der stillen Einflussnahme.
Damn That Valley! Nein, im herrlich gebrochenen Reggae-Beat-Song der U.S. Girls ist nicht das Rheintal gemeint, sondern offensichtlich Washington D.C.. Und mit der Mehrzahl Girls gibt Meghan Remy zu verstehen, dass sie viele Stimmen und Wahrheiten vertritt. Die Frau bringt als schillerndes DIY-Gesamtkunstwerk im Labelhaus 4AD Dub und Blues, Pop und Glam atemberau- bend zusammen, wie der Guardian schreibt: «Sie ist Sleater-Kinney mit der Pop-Sensibilität der Shangri-La's.» Auf ihrem neuen Album gehe es um «Liebe und Sex, die Politik der Langeweile, Schönheitsoperationen, Gewalt und Angst», sagt Remy, «alltäglicher Kram halt.» Schlaues Understatement einer fantastischen Frau, die es faustdick hinter den Ohren hat.
Das Tanzvideo feiert Renaissance (Attwenger, Blur) und Tagel, Tair und Liron Haim sind mit ihrem hinreissenden Song «Habib Galbi» zuallervorderst im Youtube-Umzug dabei. Ihre Grosseltern emigrierten aus dem Jemen nach Israel und die drei Haim-Sisters entdeckten irgendwann die Alben, die ihre Vorfahren mitgenommen hatten. Es sind Aufnahmen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren von Frauen, die während ihrer einsamen Arbeit ihre Gefühle, für die sich niemand gross interessierte, in wunderbare Lieder fassten. A-WA (was im Arabischen so viel wie ja bedeutet) bringen diese Songs zurück in die Gegenwart und, pardon, scheissen mit ihrem hybriden Sound aus jemenitischem Volkstum, ungestümen Hip-Hop- und Off-Beats und Synthie-Kapriolen auf’s Denken in Generationen und überhaupt auf’s Ziehen von Grenzen. Wir freuen uns sehr auf diese bejahende Tanznacht.
Am Sonntag, 18. Oktober, finden in der Schweiz die Parlamentswahlen statt. Was bedeuten die Ergebnisse? Der Publizist Rolf Bossart und der Journalist Kaspar Surber laden zum offenen Gedankenaustausch ins Palace.
Im Rahmen der Jubiläumsfestwoche zur 25-jährigen Regionenpartnerschaft zwischen dem Kanton St.Gallen und dem nordtschechischen Kraj Liberec beteiligt sich das Palace mit einem tschechischen Konzertabend. Das Duo Tvrdý / Havelka ist der musikalische Zusammenschluss von Sänger und Gitarrist Václav Havelka und Produzent Martin Tvrdý. Die beiden sind sich bei der Arbeit am Soundtrack zu einem Dokumentarfilm über die Samtene Revolution über den Weg gelaufen. Gerade erst haben sie mit Björk und Caribou am renommierten Festival "Colours of Ostrava" gespielt. Mit an Trip- und Hip-Hop geschulten Beats, zurückhaltendem Gesang auf Tschechisch und elektronischen Spielereien knistert ihr Sound atmosphärisch und wohlklingend.
Im Anschluss spielt DJ Jiri Makovec einen eklektischen Mix mit Sounds von Brasilien bis Tschechien.
Vor genau fünf Jahren feierte die Rap History St.Gallen ihren Auftakt. 34 Rap-Jahre und lange Nächte sowie unzählige grossartige Tracks später folgt nun die letzte offizielle Rap-History-Folge vor der grossen Abschlussprüfung. Mit viel Hip-Hop aus Deutschland und der Wiederauferstehung der Souls of Mischief. Durch den Abend im Hörsaal der Palace Universität führen die Professoren Shoudelistix, Reezm, Paul Neumann und MathK.
Achterbahnen fürs Gemüt und Geisterbahnen für die Ohren! Das Bad Bonn Düdingen und das Palace St.Gallen laden ein zur zweitägigen Kilbi im Fall im Palace und in der Grabenhalle. Nach dem schönen Fest im letzten Jahr wer- den die musikalischen Grenzen ein zweites Mal verschoben.
Alle Infos: www.kilbi-im-fall.ch
Achterbahnen fürs Gemüt und Geisterbahnen für die Ohren! Das Bad Bonn Düdingen und das Palace St.Gallen laden ein zur zweitägigen Kilbi im Fall im Palace und in der Grabenhalle. Nach dem schönen Fest im letzten Jahr wer- den die musikalischen Grenzen ein zweites Mal verschoben.
Alle Infos: www.kilbi-im-fall.ch
Mit versteckter Kamera hat Thomas Kuban die Rechtsrockszene in Deutschland ausgespäht. In seinem Dokumentarfilm «Blut muss fliessen» geht er der Frage nach, weshalb die Rockmusik für die Naziszene eine identitätsstiftende Bedeutung hat. Der Regisseur ist zur Filmvorstellung anwesend.
Thomas Kuban hat die Rechtsrock-Szene mit versteckter Kamera ausgespäht und viel zu oft das „Blutlied“ gehört. Der Sänger grölt Gewaltparolen, die Skinheads toben und die Arme gehen hoch zum Hitlergruss: Als Thomas Kuban zum ersten Mal ein Neonazi-Konzert mit versteckter Kamera dreht, ermöglicht er Einblicke in eine Jugendszene, in die sich kaum ein Aussenstehender hineinwagt. Sechs Jahre später hat er rund vierzig Undercover-Drehs hinter sich, auch in Ländern jenseits deutscher Grenzen. Ein Lied begegnet ihm auf seiner „Konzerttournee“ immer wieder: „Blut muss fliessen knüppelhageldick, wir scheissen auf die Freiheit dieser Judenrepublik.“ Hochbrisant ist das Material, das Thomas Kuban im Lauf der Jahre zusammengetragen hat - einzigartig in Europa, wahrscheinlich sogar weltweit.
In Zusammenarbeit mit Gambrinus Jazz Plus.
Seit zwanzig Jahren ist in St.Gallen die Jazzmusik untrennbar mit dem Namen «Gambrinus» verbunden. Zum Jubiläum holen die Veranstalter_innen besonders tolle Musiker_innen in die Stadt; unter anderem Christian Scott. «Stretch Music» nennt der 32-jährige Trompeter und Komponist aus New Orleans seinen anderen Genres gegenüber offenen Sound. Und das tönt um Welten cooler als unentschiedene Fusion-Musik: Scott ist ein Meister der unprätentiösen Verwiefelung, Hip-Hop und Indie-Pop durchdringen seinen Jazz, ohne sich anzubiedern. Illustre Grössen wie Mos Def, Thom Yorke, Prince oder Solange Knowles vertrauten schon seinem Spiel. Er gilt im Übrigen auch als der Erfinder einer Technik, die es ihm ermöglicht, menschliches Flüstern nachzuahmen, und so wurde er in einschlägigen Medien bereits als «junger Stilgott» oder auch als «Initiator einer neuen Jazz-Ära» beschrieben.
Der New Yorker Christian Gibbs alias C. Gibbs hat einst bei Foetus und Modern English in die Saiten gelangt. Wie auch das Palace-Publikum inzwischen weiss, fühlt sich der charismatische Mann von Folk-Americana bis Hardrock in vielen Genres heimisch. Beim letzten Besuch hat er mit Frank Heer (Bass) und Kristin Mueller (Schlagzeug) den Saal mit einer grossartig abwechslungsreichen Rockshow zum Tanzen gebracht. Nun verspricht er ein krachendes Set einer Garagenband, die Prince, Crazy Horse, Beatles und Black Sabbath verschwörerisch vereint. Britischer, selbstverständlich, ist der Sound von Phil Hayes & The Trees: Der in Zürich lebende englische Theaterautor und Musiker Hayes hat mit Sarah Palin und Martin Prader das Album «Hooligan Postcards» eingespielt. Ehrlicher Rock'n'Roll, wie aus einem Kellerclub in Brighton.
Von Tango bis Minimal Music: Das Kammerorchester St.Gallen präsentiert beim aussergewöhnlichen Gastspiel im Palace ein abwechslungsreiches Programm mit musikalischen Einflüssen aus aller Welt. Zusammen mit dem Ostschweizer Saxofonisten Peter Lenzin wird das Streichorchester Werke von Astor Piazzolla, Duke Ellington, Malcolm Arnold, Georg Gershwin und Terry Riley zur Aufführung bringen.
Die Stadt St.Gallen überreicht die Werkbeiträge, den Anerkennungspreis und die Förderpreise für städtische Kulturschaffende. Mit Musik und einem Apéro im Anschluss an die Feier.
Anerkennungspreis 2015
Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz
Förderungspreise 2015
Heinrich Kuhn, Literatur Claudia Roemmel, Tanz Andrea Vogel, Bildende Kunst Anita Zimmermann, Bildende Kunst
Werkbeiträge 2015
Barbara Brülisauer, Bildende Kunst Theo Cowley, Bildende Kunst Jasmin Hauck, Cecilia Wretemark, David Schwindling, Tanz Stefan Ingold, Musik Marlies Pekarek, Bildende Kunst Felix Stickel, Bildende Kunst
Musik
Stefan Ingold
Seit Ende August läuft der Betrieb im Asylzentrum Riethüsli und bereits haben sich zahlreiche Leute mit den dort lebenden Flüchtlingen solidarisch gezeigt. Sie haben Kleider und Geld gespendet, haben Feste und Fussballturniere organisiert und stehen im regen Austausch mit den Menschen im Zentrum. Wenn wir bedenken wie noch vor nicht allzu langer Zeit mit Geflüchteten umgegangen wurde, wie systematisch Hetze betrieben und befördert wurde, dann ist das ein erfreulicher Wandel in der Debatte. Wir möchten jetzt jedoch einen Schritt weiterdenken. Wir fragen uns: Was kommt nach der Solidarität? Was passiert mit den Flüchtlingen, die hier in unserer Nachbarschaft leben? Behandelt die Schweiz überhaupt ihre Asylgesuche? Wenn ja, wie gross sind ihre Chancen, dass sie Asyl erhalten? Und wenn nein, wohin und mit welchen Begründungen werden Menschen zurückgeschickt? Und was sagt eigentlich die Politik dazu? Und nicht zuletzt: Was können wir tun? Wir möchten diese Fragen am Beispiel des Asylzentrums im Riethüsli diskutieren. In einem ersten Teil findet ein Gespräch mit zwei Flüchtlingen vom Zentrum statt, die über ihren Alltag und ihre Probleme hier berichten. Danach diskutieren wir mit Tilla Jacomet von der Rechtsberatungsstelle HEKS.
Die monatliche Ration Soul, Funk & R’n’B serviert von den Herren Wempe, Monsieur Delmotte, Northern Soul-Spezialist aus Biel, und Herr Tietz, dem Erfinder des Rec-O-Gnizer, einem Gerät, das die Labels der gerade gespielten Platten in Echtzeit auf die Leinwand projiziert.
Manche meinen, dass Dream Pop in den 2010er-Jahren besser gar nicht geht als in der hypnotisch fesselnden, dunkel fliessenden Version der Lower Dens aus Baltimore. Auf ihrem dritten, mitunter programmatisch betitelten Album «Escape from Evil» machen Jana Hunter und ihre Band einen Schritt weiter auf die luzide Seite des guten New Wave der 80er und Gruppen wie This Mortal Coil oder Coc- teau Twins, meint Spex und empfiehlt, reinzuspringen: «Lower Dens huschen vorsichtig und doch schüchtern auf die Tanzfläche in Richtung ausgemergelte Warpaint oder Siouxsie & The Banshees.» Zum zweiten Palace-Auftritt der schwebenden Gitarren- und Synthie-Teppiche aus der Höhle Hunters dürfen nun auch all jene kommen, die sich jahrelang grämten, beim ersten Mal gefehlt zu haben. Dream on! In ähnlich einlullenden Sphären spielen die Luzerner Gitarrenverspinnweber Dans La Tente.
An dieser Band zieht die Welt nicht ungeachtet vorbei: Mit scharfem Blick auf gesellschaftliche Zustände donnert das Atlanta-via-London-Trio Algiers mit einer Mischung aus New-Wave und Gospel wie ein Gewittersturm über die weitgehend sinnentleerte Musikwelt. So sehr sich die Band in ihren Texten vom Südstaaten-Wahnsinn, dem offenen Rassismus und dem politischen Konservatismus abwendet, so klar liegen ihre künstlerischen Einflüsse in der reichen kulturellen Geschichte des afroamerikanischen Südens der USA: In der Spiritualität von Nina Simone, im Gitarrenspiel des Delta-Blues und dem Gesang des Gospels. Aber auch ohne Marx, Public Enemy, Black Power, deutschem New-Wave und Industrial wären Algiers nicht denkbar. Ähnlich zornig und dystopisch wie die Young Fathers führen sie den musikalischen Protestzug gegen Kapitalismus und Rassismus an. Schon lange nicht mehr hat dieser so aufregend getönt!
Der Support kommt vom St.Galler Postrock- & Shoegaze-Duo Hopes & Venom. Mit viel Hall und herbstlicher Melancholie haben sie zuletzt beim Sommerfest auf der Rosenbergstrasse überzeugt.
Mit Real Estate spielte Matt Mondanile 2012 ein entzückendes Palace- Konzert (im Doppel mit Shabazz Palaces), jetzt gastiert der Gitarrist aus New Jersey erstmals mit seiner nicht minder traumhaften Zweitband Ducktails. Fein gesponnen, funkelnd geschliffen sind die Popsongs, mit denen Mondanile auf dem jüngsten Album «St.Catherine» noch einmal den amerikanischen und vor allem kalifor- nischen Traum beschwört. Eine fragile Sixties-Erinnerung für Feingeister, oder in den Worten des Ducktails-Saitenpinslers und ehemaligen Ministranten: «Ich wollte ein majestätisches Gefühl, ein religiöses; als würde man durch ein Museum gehen oder eine alte Kirche und Kunstwerke betrachten.» Schönste Fluchtmusik.
Die Berner Silver Firs haben gerade ihre EP-Trilogie abgeschlossen und bestechen durch ihr einzigartiges Zusammenspiel von luftig geschichteten Gesangsharmonien und treibenden Basslinien, die ein zuweilen rituell anmutendes Klangbild und gutgelaunte Afro-Waves hervorbringen.
Ihr Zehnjähriges hat die «schrägste und lustigste Kinderpopband der Schweiz» (Sonntags-Zeitung) mit dem legendären Orchesterleader Pepe Lienhard und seinen Horns gefeiert; die Geburtstagskonzerte haben nebst der Kinderschar auch viele Erwachsene mitgerissen. Wer die Konzerte verpasst hat, kommt zum Trost ins Palace, wenn die Jagdkapelle ihr neues Album «Jägerhitz mit Pauke und Trompete» zwar ohne Pepe-Bläser, dafür mit Oberjägermeister Marius Tschirky und seinen Jägern in bester Festlaune aufführt. Klein und Gross erliegen dem Charme und der Musikalität dieser nimmermüden St.Galler Kapelle, die Pop, Polka, Country-Rock und 70er-Disco locker zusammengebringt.
Die Erfreuliche Universität spricht mit Künstler_innen über ihre Arbeitsweisen. Den Auftakt macht Dorothee Elmiger, die für ihre «hochpolitischen» Romane kürzlich mit dem Erich-Fried- Preis ausgezeichnet wurde. Im Palace befragt sie Rolf Bossart über die Kunst, den Alltag, die Politik und das Ich.
Plattentaufe!
Was für eine Freude: Der God of Kopfnicker tauft sein neues Album. «A Bit Of Light» heisst die Doppelscheibe, und in der Tat verirrt sich bei Bit aka Marcel Gschwend ja nur selten ein unbedarfter Sonnenstrahl durch das dichte Dach aus elektronischen Beats und horrorfilmischem Donnergrollen – und wenn, dann tanzen darin bestimmt nicht nur Staubpartikel! Auf dem neuem Album sind die hoffnungsvolleren Momente, wo der Morgen graut und sich die Zom- bies zurückziehen, ein wenig besser vertreten, die Apokalypse weiter entfernt als auch schon – der Motor des Beat-Raumschiffs, das uns aus dem ganzen Schlamassel fliegt, läuft aber gewohnt präzis. An Bit-Tuners Seite für eine «extended live show» an diesem Abend stehen Göldin, Iokoi und Feldermelder. Die DJs Karawan, Guyus, und Ink! sekundieren den dreien und es gibt dem Albumtitel entsprechend eine spezielle Lichtshow – und Dominic Deville führt durch den Abend!
Prüfung: 17:00 Uhr, Eintritt frei
Rap History 2015 + Konzert: Ab 22 Uhr
In insgesamt 36 Seminaren und einigen Zusatzmodulen hat die Rap History St.Gallen in den letzten fünf Jahren die Entwicklung der Rap-Musik von 1979 bis 2014 nachgezeichnet. Zum Schluss des Studienganges gibt es eine Abschlussprüfung. Im Hörsaal der Palace Universität können die Studierenden ihr Wissen zur Geschichte des Raps unter Beweis stellen und bei Bestehen der Prüfung anlässlich der Diplomfeier im Dezember ihr Master-Zertifikat in Empfang nehmen. Zum Abschluss der Rap History-Serie präsentieren die Professoren That Fucking Sara, DJ Reezm, Paul Neumann und MathK die besten Rap-Songs des angebrochenen Jahres. Mit einem Konzert setzt eine der bemerkenswertesten Rap Crews der Schweiz, La Base & Tru Comers aus Biel, den Unterricht anschliessend in französischer Sprache fort.
Zurück in die Zukunft mit der Rap History
NACH FÜNF JAHREN UND 36 SEMINAREN ZU JE EINEM RAP-JAHR GEHT AM 28. NOVEMBER DER STUDIENGANG DER RAP HISTORY ST.GALLEN MIT EINER ABSCHLUSSPRÜFUNG UND EINEM KONZERTABEND ZU ENDE. DAMIAN HOHL VOM PALACE HAT SICH MIT DEN RAP HISTORY- DOZENTEN SASCHA KIESLINGER UND OLIVER FITZE UNTERHALTEN.
Damian: Hand aufs Herz, für welche Ära des Hip-Hops würdet ihr euch entscheiden, wenn ihr euch festlegen müsstet?
Sascha: Ende der 80er-, anfangs 90er-Jahre sind die meiner Meinung nach spannendsten Platten erschienen. Zu der Zeit habe ich auch begonnen, mich für Rap zu interessieren.
Oliver: Ich würde mich für die 80er-Jahre entscheiden. Damals ist alles extrem schnell vorwärts gegangen, vom Disco-Rap über die Drum-Machine-Elektro-Ära bis zu den ersten Samples. Und Ende 90er-Jahre kam bereits der Grundentwurf dessen, was heute noch gültig ist.
Sascha: Es gab bei der ganzen Rap History fast keinen Jahrgang, der extrem abfiel. Zwei, drei Jahre waren etwas schwächer, aber eigentlich gab es in jedem Jahr interessante Tracks.
Damian: Was stellt ihr den St.Galler Rap History-Student_innen für ein Zeugnis aus?
Sascha: Wir sehen dann bei der Prüfung, was in den Köpfen hängen geblieben ist. Wir hatten über die ganzen fünf Jahre eine relativ gute Anwesenheitsquote. Vom Prequel bis zur letzten Folge war fast jedes Seminar gut besucht.
Damian: Interessant ist ja, dass die Rap History über den Zeitraum von fünf Jahren nicht nur die Geschichte des Raps, sondern auch jene von der Veranstaltungsreihe an sich erzählt. Wie hat sich beispielsweise das Publikum während dieser Zeit verändert?
Oliver: St.Gallen hat eine sehr junge Hip Hop-Geschichte im Vergleich zu anderen Schweizer Städten. In den 80er-Jahren konntest du die Leute in der Stadt an einer Hand abzählen, während es in Zürich, Biel oder Basel bereits grosse Szenen gab. In St.Gallen gab es das nicht. Darum war ich erstaunt, dass die Leute von Anfang an dabei waren, auch die Jungen. Sascha: Bei den 80er-Jahrgängen waren auch ältere Gesichter im Publikum, während das bei den aktuellen Folgen seltener der Fall ist. Wobei das St.Galler Publikum im Vergleich zu anderen Städten durchmischter ist.
Damian: Momentan sind im Hip-Hop viele spannende musikalische Bewegungen zu beobachten, ausserdem äussern sich auffallend viele Hip-Hop-Künstler_innen in aller Deutlichkeit zu politischen Themen, gerade im Zusammenhang mit dem aufkeimenden Rassismus und der Polizeigewalt in den USA. Hip-Hop scheint wieder eine wichtigere Rolle zu spielen als noch vor zehn Jahren.
Oliver: Lange Zeit gab es nur noch Gangsters und ignoranten Rap, es wurden Zustände beschrieben, aber nicht aufgezeigt, welche anderen Optionen es noch gäbe. Es ist schön, gibt es wieder eine Balance zwischen den beiden Extremen.
Sascha: Hip-Hop wird wie in den 80er- und in den 90er-Jahren wieder zum Sprachrohr und ist in der Lage, Missstände zu dokumentieren. Weil Rap sehr textbezogen ist, werden die Entwicklungen der Welt immer einen Einfluss auf Hip-Hop haben.
Oliver: Es ist allerdings ein zweischneidiges Schwert mit dem politischen Rap. Killer Mike (Run The Jewels) etwa stört sich extrem daran, dass sein Publikum zu 95 Prozent aus weissen intellektuellen Kunststudent_innen besteht und sich seine eigenen Leute kaum dafür interessieren, was er zu sagen hat, und lieber ihre eigene Ignoranz feiern.
Sascha: Eine gewisse Zeit lang war alles überproduziert und geschniegelt. Hier gibt es eine Rückbewegung. Es kommt wieder eine gewisse Rauheit rein. Oliver: Eine musikalisch interessante Entwicklung ist das Mantra-mässige bei diesen ganzen Trap-Produktionen. Es ist ein Link zurück nach Afrika. Viele von den jungen Rappern wiederholen in einem Track immer wieder die gleichen zehn Wörter. Wie oft kann man «Versace» sagen in einem Song? Hier geht es wieder mehr um den Rhythmus als um den Inhalt. Das finde ich persönlich sehr interessant.
Damian: Wofür werden die Rap-Jahre von 2010 bis 2015 in unbestimmter Zukunft stehen?
Oliver: Ich habe diese Zeit sehr spannend gefunden, während mich die Jahre 2000 bis 2010 ziemlich langweilten. Mit dem Einbruch der Musikträgerindustrie und der Tatsache, dass man mit Musik nicht mehr viel Geld verdienen kann, begannen die Leute, wieder Musik zu produzieren, welche sie auch mögen.
Sascha: Es ist schwierig zu sagen, ob man die Vielfalt, welche man jetzt wahrnimmt, dann auch noch sieht. Heute hast du Songs, die nach den 80er-Jahren klin- gen, solche, die wie die 90er-Jahre tönen, und wiederum andere sind die Weiterentwicklung davon.
Damian: Es gibt also keinen bestimmten Sound von heute, die Geschichte von 30 Jahren schwingt stets mit. Mit Blick auf die diese Vielfältigkeit fällt eine gegenwartsbezogene Trackauswahl bei einem Rap History-Abend vermutlich schwer.
Sascha: Nicht nur das, ab 2005 war es sowieso etwas schwieriger, weil wir konsequent nur mit Vinyl auflegen, was in meinen Augen für die Rap History sehr wichtig ist. In dieser Zeit erschienen viele Mixtapes, die man nur noch übers Internet runterladen konnte. Gewisse Veröffentlichungen waren für uns also nicht erhältlich, oder wir haben sie zum Teil schon gar nicht mitbekommen.
Damian: Ende November ist die grosse Prüfung zum Master of Rap. Wie muss man sich diese vorstellen?
Sascha: Es gibt eine schriftliche Prüfung mit Hörproben, die man erkennen muss. Dazu kommen Fragen zum Basiswissen, welche für Besucher_innen der ganzen Serie kein Problem darstellen sollten. Man kann sein Wissen auch in zwei Wahlfächern testen.
Damian: Und was empfehlt ihr den Student_innen zur Prüfungsvorbereitung?
Oliver: Es gibt diverse Literatur, immer wieder neue. Wir haben von der Rap History auch eigene Maga- zine, da steht einiges drin. Es wäre schön, wenn ein paar Leute mitmachen würden, man muss dafür auch kein Rap-Guru sein.
Aus über 70 eingereichten Kurzfilmen und Clips von jungen Filmemacher_innen aus der Ostschweiz werden die besten in den Kategorien Unter20, Über20 und Musik-Clips gezeigt und ausgezeichnet.
Als Wachmacher und Ernüchterer wird Kaffee schon seit der Aufklärung geschätzt. Nur wenige Produkte beeinflussten unsere Kultur und veränderten die sozialen Räume in gleichem Masse wie der Kaffee. Als globalisiertes Gut mit kolonialer Vergangenheit steht er sinnbildlich für die Verknüpfung der Schweiz mit der Welt. Die Erfreuliche Universität widmet sich im Dezember diesem Getränk der Aufklärung.
Kaffeehäuser sind duftende Tagebücher des freien Denkens, Institutionen und Keimzellen für Utopien in den Städten und der Kaffee Geistesschärfer, Begleiter verschiedenster Lebensmomente. So beschreibt Gallus Hufenus die Ausgangslage für die Idee zum St.Galler Kaffeehaus. Schliesslich wurde hier die Kaffeehauskultur schon einmal zelebriert, vor 100 Jahren während der Stickereiblüte. Doch auch die Bohne in der Tasse erzählt ihre Geschichten. Als Nischenbesetzer kennt der Mikroröster die Herkunft seines Kaffees. Ein Teil kommt aus dem zentralperuanischen Chanchamayo-Gebiet, von der peruanisch-schweizerische Familienfarm „Tropical Mountains“ von Thomas und Gisela Schwegler. Die beiden Kaffeespezialisten erzählen von Kaffeekultur, ihren Visionen, der Arbeit auf der Plantage mit den Beschäftigten und von der Welt der Zertifizierungen.
Eine Leinwand, ein Hellraumprojektor, eine Action-Cam, ein paar Requisiten, ein Tisch, drei Stühle, der Comic «Happy!» von Grant Morrison und Darick Robertson sowie eine wortgewandte Sprecherin und zwei Sprecher bilden die Grundlagen für den zweiten Streich der Comiclesung und garantieren einen irrwitzigen Abend für alle Comicfreaks und Theaterliebhaber_innen mit Entdeckergeist! Ein Teil des Comics wird als Clip auf die Leinwand projiziert und gleichzeitig live vertont. Teile der Geschichte werden mit der Action-Cam live auf der Bühne abgefilmt oder mit Hilfe eines Hellraumprojektors erzählt. Die berührende Abendteuergeschichte dreht sich um den knallharten, gefallenen Cop Nick Sax, dessen Hartherzigkeit durch das kleine, nervige Pferdchen Happy auf die Probe gestellt wird.
Wenn sie nicht gerade im Palace auflegt, ist DJ Gingerella im Treppenhaus in Rorschach tätig. Umso mehr freuen wir uns darauf, dass sie für einmal das Palace beschallt. Mit Soul und Funk, vorwiegend aus Lateinamerika und Afrika, reisen wir in der Zeit zurück in die 60er- und 70er-Jahre.
Nichts macht einen DJ besser als eine langandauernde «Residency». Etwas was die Kölner Musikerin und DJ Lena Willikens definitiv von sich behaupten kann. Seit mehr als fünf Jahren kuratiert sie Clubnächte im sagenumwobenen Düsseldorfer Salon Des Amateurs. Auf dem Label Cómeme, das mit der schönen Eigenbeschreibung «an outsider's dance music label. Worldwide heralds of the loony beats, ritmo lunatics and self-styled electronic primitives joining in for a nightlife» auffällt, hat sie im Frühjahr ihre erste EP «Phantom Delia» herausgebracht. Die immer wieder überraschende Trackauswahl bei ihren DJ-Sets reicht von obskurem Proto-Techno über Disco bis zu Industrial Boogie und Nischen-House. Dass sie damit den richtigen Nerv trifft, zeigt die lange Liste renommierter Clubs (Golden Pudel Club, Panoramabar, Corsica Studios), die Lena Willikens DJ-Künste immer wieder in Anspruch nehmen.
Ein meditatives Abdriftkinoerlebnis! Christoph Brünggel, Benny Jaberg und Pascal Arnold steigen in verlassene, langsam ins sich zusammensackende Gebäude ein; es sind Fabriken, Keller, Wohn- und Kulturhäuser, die von Flora und Fauna in Beschlag genommen werden. Mit hochsensiblen Kameras und Mikrofonen erkunden und dokumentieren sie tags und sehr gern auch nachts diese Räume. Die quer über den Globus gesammelten (immer) schwarz-weissen Bildaufnahmen werden mit Field-Recordings und eigenen Soundkompositionen zu einer audiovisuellen Liveshow gemixt. Fast wähnt man sich unter Wasser, so geschmeidig bewegt sich die Kamera durch die Innenräume wäre da nicht der maschinelle und dynamische Sound, der das Ganze definitiv weg von Piccard in Richtung Sci-Fi hebelt.
Pedro Lehmanns Schwermut will so gar nicht zum Rheintaler Gemüt passen, wie man es sich westlich von Rorschach vorstellt. Aber die Uhr des Duos tickt in einem eigenen Takt. Ihr Konzeptalbum «Forestal» erzählt in elf Songs und Kapiteln von der Zivilisationsflucht aus der Stadt in den Wald und zum Meer. Musikalisch schaffen Pedro Lehmann mit eindringlichem Erwachsenen-Pop den Spannungsbogen zwischen Wärme und Coolness. Ein Hauch Melancholie schwingt auch bei Yes I’m Very Tired Now mit. Der St.Galler Marc Frischknecht (Junes) und seine Band lassen mit aufgeräumten Elektro-Popsongs die Nordlichter aufflackern und Tagträumerinnen und Nachttänzer ausschwärmen. Ein Ostschweizer Doppelkonzert der Extraklasse!
Oliver Thomas Johnson aka Dorian Concept startete seinen Weg zum Ninja-Tune-Vertrag und Royal-Albert-Hall-Auftritt auf der Bettkante mit Synthies improvisierend: Die Youtube-Filmchen von diesen Sessions wurden von BBC-Grössen entdeckt und irgendwann hatten seine musikalischen Mitstreiter so klangvolle Namen wie Flying Lotus oder Cinematic Orchestra. Die aktuelle Platte mag chillig sein, ist aber von einem feinen Wahnsinn durchzogen – und vielleicht erinnert sich der Wiener ja auch an seine Hip-Hop-Roots. Tja, und so wären wir beim südafrikanischen Rapper Okmalumkoolkat angelangt! Für Furore auf dem Dancefloor sorgte dieser vor drei Jahren mit dem Trio LV. Nun, auch er ist mittlerweile zwar ein bisschen beschaulicher unterwegs, wird mit seinem Buddie Wandl aber sicher heftig auf die Kwaito- und Kuduro-Tube drücken! Dieser Abend ist eine gute Adresse für Fans von unverschämten Genre-Überschreitungen, gutem Rap und wilden Dancemoves.
In Europa wurde eine Währungsunion geschaffen ohne einen Souverän. Das ist nach allen Kriterien politischer Philosophie und Ökonomie eine Fehlkonstruktion: Es gibt keinen gemeinsamen Staat, der als einheitliches Gewaltmonopol hinter dieser Währung steht. Diese spezielle Konstellation spitzt sich in einer weltweiten Krise konkret zu. Manche glauben, Deutschland übernähme jetzt diese Leerstelle des Souveräns. Wenn souveräne Macht aber bedeutet, dass der Staat über seinen Bürgern steht, regiert Deutschland nicht als Souverän über Europa, sondern als Hegemon: als der mächtigste Staat in einer Reihe von anderen Staaten. Der Wiener Philosoph Gerhard Scheit fragt in seinem Vortrag nach den Problemen der politischen Konstruktion der EU und der Währungsunion und analysiert die Lage der Profiteur_innen und der Verlierer_innen.
Ein Interview mit Robert Forster befindet sich im gedruckten monatsProgramm und hier.
Mit «Songs to Play» hat Robert Forster soeben sein erstes Album seit sieben Jahren veröffentlicht. Erst beim zweiten, dritten oder vierten Hördurchgang eröffnen sich dabei Welten, denn die Grösse der Platte liegt im Detail: in der spärlichen Instrumentierung, in der Gelassenheit und im feinen Humor, den Forster immer wieder aufblitzen lässt: «Please Don't Twitter, Let Me Imagine You». Bereits zwischen 1977 und 2006 hat der Dandy mit den The Go-Betweens bewiesen, dass Popsongs dann am meisten berühren, wenn sie elegant statt pompös sind. Die Band hat nicht nur musikalisch Masstäbe gesetzt, ihr Spiel mit Geschlechterstereotypen, ihre klugen Verweise auf Literatur und Film und ihr Style haben Heerscharen von Indie-Bands beeinflusst, die in diesen Tagen auch im Palace auf der Bühne stehen. Der plötzliche Tod von Forsters Partner Grant McLennan vor zehn Jahren hat das Ende einer Band markiert, nach der in Brisbane sogar eine Brücke benannt ist. Wir freuen uns ganz besonders, gibt Robert Forster im Palace ein exklusives Schweiz-Konzert.
Als Wachmacher und Ernüchterer wird Kaffee schon seit der Aufklärung geschätzt. Nur wenige Produkte beeinflussten unsere Kultur und veränderten die sozialen Räume in gleichem Masse wie der Kaffee. Als globalisiertes Gut mit kolonialer Vergangenheit steht er sinnbildlich für die Verknüpfung der Schweiz mit der Welt. Die Erfreuliche Universität widmet sich im Dezember diesem Getränk der Aufklärung.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts erlebt der Kaffee eine Hochblüte. In der Folge etablierte sich die exotische Bohne als kulinarisch-kulturelles Massengut. Das Fundament dieses Aufstiegs war der kolonial betriebene Plantagenbau. Was heute oft vergessen geht: Auch Schweizer Unternehmen beteiligten sich im grossen Stil an der kolonialen Maschinerie, nicht nur im Kaffeeanbau; Ostschweizer Textilien wurden in den globalen Süden exportiert, Tabak und Kautschuk importiert. Allein an der Ostküste Sumatras waren um 1900 ein Drittel der 51 Kaffee-Plantagen im Besitz von Schweizer Unternehmen. Am Beispiel von Niederländisch Ostindien spricht der Historiker Andreas Zangger über die Schweizer Beteiligung am internationalen Plantagenkapitalismus. An diesem brisanten Stück Globalgeschichte zeigt er als Kenner der kolonialen Schweiz Zusammenhänge auf und diskutiert vorherrschende Geschichtsbilder.
Der Meistertexter und Gewaltsänger Andreas Flückiger alias Endo Anaconda und sein kongenialer Gitarrist und Komponist Schifer Schafer feiern das 25-jährige Has-Bandleben; mit ihrer famosen Basler Rhythmussektion Salome Buser (Bass, Orgel) und Markus Fürst (Schlagzeug) werden sie schweisstreibend belegen, warum «Alterswild» – wie das aktuelle 15. Has-Album heisst – noch lange unter den Nägeln brennt und der Jugend in vielerlei Hinsicht das Wasser reichen kann. Dazu die bös-guten Seitenhiebe Endos und wohl der eine oder andere Brocken aus der üppig gefüllten Songschatzkiste seit 1989; wir würden nebst Klassikern wie «Znüni näh» und «Moudi» spontan «Löcher» wünschen.
Beim traditionell vorweihnächtlichen Soul Gallen trifft Gastgeber Herr Wempe auf den legendären Soul Rabbi. Diesen könnte man prompt mit dem Weihnachtsmann verwechseln, so viele Platten schleppt er jeweils mit zu seinen Auftritten. Stets in orangem Outfit, mit Schnauz und ausgefallener Vokuhila-Frisur gehört Soul Rabbi zu den gefragtesten Soul- und Funk-DJs Deutschlands.
This is not a test, this is it! Zur grossen Rap History-Abschlussparty stehen gleich sieben DJs (That Fucking Sara, E.S.I.K., Reezm, Khaderbai, Paul Neumann, La Captaine und MathK) hinter den Plattentellern und spielen sich kreuz und quer durch über 35 Jahre Rap-Geschichte. Und wie es sich für einen Diplomabend mit Abschlussball gehört, werden die «Master Of Rap»-Diplome feierlich von der Studienleitung übergeben.
Und wieder ist ein Jahr um! Und wenn dann all die Festessen verdrückt und die Tischbomben gezündet sind, finden wir uns zum grossen Tanz im Palace ein. Wie schon letzten Silvester spielt die Pamplona Grup auf. Homebase der achtköpfigen Truppe ist Baden, aber der musikalische Horizont der Band reicht weit über die Grenzen hinaus. Ihre Klezmersongs gehören mit zum Befreiendsten, was derzeit in der Schweiz gespielt wird. Eigentlich wollten sich die Pamplöner ja eine Auszeit nehmen und sich auf die Aufnahme ihres ersten Albums in London vorbereiten. Umso mehr freut es uns, machen sie für den Palace-Silvester eine Ausnahme. Wir freuen uns auf die Hits wie «Jacques», «Haschisch» und natürlich auch auf «Kater». Davor und danach legen die Lahmen Posaunen auf.